Gastautor: Strandläufer

Das Männermagazin wurde seinerzeit auf Basis eines Standard Content Management Systems (CMS) in höchstem Maße individuell nach den Wünschen des Gründers von seinem Neffen entwickelt und ist seit dem Frühjahr 2012 nahezu unverändert im Dauereinsatz. Individualität hat bei einer Standardsoftware jedoch immer einen hohen Preis, weil Updates dadurch sehr aufwändig bis praktisch unmöglich werden. Deshalb wurden sie auch nie ernsthaft in Betracht gezogen.

Eigentlich könnte das System noch viele weitere Jahre treue Dienste leisten, doch senkte sich über dem Männermagazin ein bedrohliches technisches Damoklesschwert namens PHP. Das CMS-System, in der vom Hersteller schon lange nicht mehr unterstützten Version 2, funktioniert nur bis PHP-Version 5.6. Wenn der Provider PHP 5.6 nicht mehr bereitstellt, dann wäre dies unweigerlich das Ende des Männermagazins.

Auch den aktuellen Machern des Männermagazins war dieses Problem bekannt und sie suchten lange und mit großem Aufwand nach einem Ausweg, leider erfolglos. Andere CMS-Produkte wie WordPress erfüllten die Anforderungen nicht annähernd und ein Update auf die aktuelle Version 4.7 des verwendeten CMS-Systems war ohne tiefgreifende Systemkenntnisse wegen der zahlreichen komplexen Modifikationen an Design und Funktionalität und der grundlegenden strukturellen Unterschiede der beiden CMS-Versionen aussichtslos. Zusätzlich sind Profikenntnisse in JavaScript, HTML sowie bei der Stylesheet-Programmierung erforderlich und Leute mit diesen Fähigkeiten wachsen nicht auf Bäumen.

Zu Beginn meines Berufslebens in der IT lernte ich autodidaktisch das Programmieren in heute längst vergessenen Programmiersprachen wie Basic, Fortran, dBase und Clipper, später bis zu meinem Ruhestand arbeitete ich als Software Architekt, der Softwareentwicklern in fernen Ländern oft mühsam erklären musste, was sie anhand meiner Systemarchitektur zu programmieren haben. Nachdem das Thema der durch künstliche Intelligenz (KI) gestützten Programmierung immer mehr in aller Munde ist, erweckte es vor kurzem auch mein Interesse. So abonnierte ich eine auf das Entwickeln von Programmquellcode spezialisierte KI namens claude.ai für erschwingliche 200 € pro Jahr und begann damit zu arbeiten.

Mein erstes Übungsprojekt war für eine Firma mit Betriebstankstelle, deren Tankautomat per Rest-API Schnittstelle, an deren neues Cloud ERP-System angebunden werden musste, um Betankungsdaten wie bisher in Echtzeit, nun aber eben an das neue ERP-System zu übertragen. Was sich so einfach anhört, ist ziemlich komplex. Die Datenvielfalt und die Plausibilitäten sind deutlich umfangreicher als bisher und fehlerhafte Übertragungen müssen vermieden bzw. automatisch identifiziert, protokolliert und korrigiert werden. Immerhin geht es da um viel Geld und vor allem um Steuern. Da dürfen keine Fehler passieren.

Mithilfe von claude.ai entschied ich mich für Python als Programmiersprache und innerhalb weniger Stunden war die voll funktionsfähige und dokumentierte Rest-API Schnittstelle fertiggestellt. Python Code kann ich zwar ansatzweise verstehen, selbst aber keine einzige funktionsfähige Zeile programmieren. Der Entwicklungsprozess mit der KI war iterativ, d.h. ich beschrieb claude.ai, was ich benötigte und bekam innerhalb von Sekunden das fertige Ergebnis geliefert, welches ich dann jeweils funktional testete und im Wechselspiel mit claude.ai nach und nach bis zur finalen Reife optimierte.

Im Grunde ist es dasselbe Verfahren, wie mit einem menschlichen Softwareentwickler, nur dass die KI die deutsche Sprache in muttersprachlicher Qualität beherrscht, nie Feierabend macht, nie müde wird, kein nervendes Weib zu Hause hat, nicht krank oder im Urlaub ist, auch am Wochenende arbeitet und weder Lohn plus Lohnnebenkosten, noch Bereitstellung von Arbeitsplatz und Firmenwagen erfordert.

Doch muss die KI ein Weib sein, weil sie nicht abwarten kann, bis eine mehrteilige Aufgabe vollständig an sie kommuniziert ist. Bereits nach dem ersten Teil begann sie in Unkenntnis der restlichen Informationen zu antworten, obwohl ich einleitend ausdrücklich darum gebeten habe zu warten, bis ich alle Teile vollständig übermittelt habe, was sie mir auch zusicherte. Das ist übel, denn so lange die KI plappert, kann ich keine weiteren Informationen übermitteln. Also typisch Frau, solange sie labert, kommt er nicht zu Wort. Das sollte man unbedingt ändern.

Nach der im Ergebnis rundum positiven Erfahrung mit meinem ersten Projekt suchte ich nach einer neuen Herausforderung und da kam mir das Männermagazin in den Sinn. Kann claude.ai das Männermagazin mitsamt seinen Nebengleisen wie Disqus in die neue CMS-Version integrieren? Versuch macht klug und schon ging es los.

Nach zwei Stunden war bereits ein erster basisfunktionaler Prototyp im bisherigen Design fertig und nach insgesamt 20 Stunden intensivem Sparring mit claude.ai war das Männermagazin mit seiner vollen Funktionalität und Pracht in der neuen CMS-Version einsatzbereit. Nebenbei wurden auch noch einige Designänderungen, Fehlerbehebungen und Funktionsverbesserungen realisiert. Mit konventioneller menschlicher Softwareentwicklung hätte es Monate gedauert, mit entsprechend hohen Kosten.

Mit claude.ai wäre es eigentlich sogar in der halben Zeit gegangen, doch gibt es da ein paar unangenehme Nutzungslimits. So ist ein Kommunikationsstrang in meiner pro Version limitiert auf 200.000 Zeichen. Mit Erreichen dieses Limits ist der Kommunikationsstrang unwiderruflich tot, d.h. man hat zwar noch Zugriff auf die von claude.ai erarbeiteten Ergebnisse, aber es kann mit dem Strang weder weitergearbeitet noch in einem neuen Strang darauf referenziert werden. Ein neuer Kommunikationsstrang beginnt praktisch von Neuem und man muss mit seinen einführenden Erklärungen jedes Mal wieder bei Adam und Eva anfangen. Deshalb muss das Projekt von vornherein in kleinere Teilprojekte untergliedert werden, für die diese 200.000 Zeichen jeweils ausreichend sind. Darüber hinaus gibt es ein Limit bei der Anzahl an neuen Kommunikationssträngen innerhalb fünf Stunden, d.h. der Neustrangzähler wird alle fünf Stunden zurückgesetzt und man kann bei Erreichen der Höchstanzahl an neuen Strängen erst danach wieder weiterarbeiten. Es dürfen also nicht zu viele neue und auch nicht zu lange Kommunikationsstränge sein, um einigermaßen geschmeidig vorwärtszukommen. Ich kann mir kaum vorstellen, was man mit claude.ai leisten könnte, wenn diese Limitierungen wegfallen würden und man darüber hinaus auf andere Stränge referenzieren könnte.

Beeindruckend sind die vielfältigen und gleichzeitig qualitativ hochwertigen Fähigkeiten von claude.ai. Das ist wirklich der Wahnsinn. Egal welches Betriebssystem, egal welche Systemumgebung, egal welche Programmiersprache, claude.ai beherrscht alles perfekt und fehlerfrei bis ins optimierte Detail. Selbst bei nur einer Programmiersprache würde ein Mensch Jahre benötigen, sie so umfassend zu erlernen, von regelmäßigen Fortbildungen, um auf dem Laufenden zu bleiben, ganz zu schweigen. Ich bin davon überzeugt, dass die KI menschliche Programmierer innerhalb kürzester Zeit vollständig ersetzen wird. Der Bedarf an Software Architekten und Functional Consultants wird hingegen zunehmen, um die KI einerseits mit der möglichen hohen Geschwindigkeit zu füttern und andererseits die im Sekundentakt gelieferten Ergebnisse verarbeiten zu können.

Im Ergebnis hat die KI das Männermagazin gerettet. Freuen wir uns auf viele weitere Jahre treue Dienste für die Freien Männer!

Anmerkung von Pancho

Strandläufer hat uns auf das aktuelle Kirby 4.7.2 verholfen, was genau richtig war, denn es ist die akutelle stable Version.
In dem Zusammenhang habe ich den Host-Server angepasst, das MM in der aktuellen Version in einem Unterverzeichnis übertragen, so dass wir ab sofort Testinstanzen in eigenen Unterordnern realisieren können, das auch gleich ausgenutzt und eine Testinstanz aufgebaut und dort das MM auf Kirby 4.8.0 mit dem als optimal empfolenen PHP 8.2 angehoben. 4.8.0 soll nahe an der kommenden 5.x sein, für die ich demnächst auch eine Testinstanz aufbauen werde. Ob das Upgrade so einfach geht, wie auf 4.8.0, weiß ich nicht, hoffe aber das Beste.
Wer mithelfen und künftige Versionen testen möchte, der melde sich per eMail an kontakt(at)das-maennermagazin.com

Wir dürfen nicht wieder so den Anschluss verlieren, dass ein Upgrade unmöglich erscheint.



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