Gastautor: P.

Die Geburtenzahlen waren gut zwei Jahrzehnte lang ein Thema, das oft in der öffentlichen Diskussion Deutschlands auftauchte. Beklagt wurde immer, dass sie zu niedrig seien, einen Bevölkerungsrückgang in einem so dicht besiedelten Land hält man für undenkbar. Seit mehreren Jahren ist jedoch keine Rede mehr von den Geburtenzahlen: Die Politiker haben entschieden, einfach die heimische Bevölkerung mittels Einwanderung in die Minderheit zu bringen, in der Hoffnung, damit das Problem durch ein anderes zu ersetzen. Seither kommt kaum mehr ein Satz mit abgehobenen Plattitüden über die Frage, was eigentlich die Bevölkerung daran hindert, Kinder zu bekommen und ob das zu verbessern wäre, wenige fragen noch danach, es geht vorwiegend nur noch um die Ersetzung der „Geburtenversager“.

Mehr noch: Wenn es denn einmal um Kinder und Geburten ging und geht, stehen bei dieser Frage immer und ausschließlich Frauen im Mittelpunkt. Die Rezepte für mehr Geburten richteten sich konsequenterweise auch immer an Frauen. Sauteure staatliche Totalbetreuung wurde flächendeckend immer mehr ausgeweitet; explizit Frauen sollten „ihre“ Kinder gleich wieder abgeben können und die Freiheit haben, sich in einem edlen Beruf zu verheizen, so die Idee für mehr Geburten. Rentenpunkte wurden den Eltern für Kinder versprochen und im Zweifelsfall aber immer der Mutter zugeordnet. Das sehr kinderunfreundliche Steuerrecht wurde mit Kindergeld maskiert. Elternzeiten wurden ausgeweitet. Eine Vielzahl von Geldflüssen wurde installiert: Kinderzuschlag, Elterngeld, bei Trennungen Unterhaltsvorschuss sowie Kindesunterhalt samt immer mehr Mehrbedarfen und Betreuungsunterhalt in immer extremerer Höhe. Gleichzeitig koppelte Staat und Rechtswesen das Kind wie im Jahre 1950 streng an die Mutter, sodass sich diese Geldflüsse vor allem Richtung Frauen ergießen. Frauen die absolute Freiheit zu verschaffen, sich je nach Laune für oder gegen Kinder zu entscheiden hatte 80 Jahre absolute Priorität, alle reproduktiven Rechte werden auf Frauen konzentriert und bezahlt – Abtreibungen ebenso wie teure Fruchtbarkeitsbehandlungen. Dass all diese Maßnahmen dann das Gegenteil bewirkten und die Geburtenrate unten blieb, hat man geflissentlich ausgeblendet. Erfolgskontrolle? Null. Wozu? Es ging immer nur um Polit-Ideologiegebrüll, nicht darum, nachweisbare Ziele zu erreichen. Männer? Die haben einfach da zu sein, zu parieren und zu bezahlen; ihr Sexualtrieb und ihre extrem eingeschränkten Möglichkeiten einer Verhütung als Zeugungsgarant wird als feste Größe vorausgesetzt.

Das ist auch im Ausland meistens so. Die Konzentration auf Frauen findet sogar besonders stark in Ländern statt, die stärker als „rechts“ und „nationalistisch“ gelten. Russland zahlt riesige Geldprämien pro Kind an Mütter, verschont sie bei Straffälligkeit, Ungarn verspricht Steuerfreiheit für Mütter. Jede Ideologie projiziert ihre eigenen Ideen in die Gründe, warum die Geburtenrate gering ist und wie sie erhöht werden könne. US-Konservative sehen zum Beispiel einen zu kleinen Pool an akzeptablen Männern, Frauen, denen Männer nicht gut genug sind, Frauen (nicht Männer) mit Karriere statt Kindern: https://amgreatness.com/2025/04/02/can-we-fix-our-demographic-doom-loop/ Das Unterhalts- und Familienrecht interessiert diese Leute nicht bei ihren Begründungen. Andere Erklärungen sind hormonell wirksame Stoffe in unseren Lebensmitteln und im Wasser, die Fruchtbarkeit und Libido von Männern und Frauen gleichermaßen beeinträchtigt haben. Oder die Möglichkeit, dass die sozialen Medien eine junge Generation hervorgebracht haben, die isoliert und sozial verkümmert ist und der es an Intimität mangelt. Bis zu einem gewissen Grad sind all diese Erklärungen plausibel, aber sie ignorieren gegenteilige Fakten: In allen Ländern gibt es heute viele Subkulturen und Regionen, für die keiner dieser Gründe in annähernd gleichem Maße zutrifft. Was tun diese Subkulturen, was wir nicht mehr tun? Und hier tauchen wir in Themen und Theorien ein, deren Äußerung man seine Karriere und seinen politischen Selbstmord riskieren kann.

In Europa und bei den Nachbarn differieren die Geburtenraten durchaus kräftig. Höhere Werte erreichen Länder wie Island, Irland, Montenegro, Kosovo, Zypern. Weit unten liegen Italien, Spanien, Litauen, Bosnien, Polen. Dieser Blick aufs Ausland enthüllt interessante Zusammenhänge. Höhere Geburtenraten scheinen auf zwei Polen zu liegen: Entweder es sind stabile Gesellschaften, in denen Einwanderer nicht bestimmend sind, in denen weit mehr Gleichberechtigung stattfindet als die notorische Männerverachtung in den meisten anderen Ländern, egal ob sie konservativ oder progressiv begründet ist. Dort finden die meisten Geburten auch ohne Eheschließung der Eltern statt. Oder es sind Länder, in denen Männer noch stärker eine Familienoberhauptposition haben und noch mehr von einer althergebrachten Gesellschaftsstruktur übrig ist; dort wird auch mehr geheiratet. Das vermindert sich aber überall. Dazwischen herrscht ein Loch, in dem die geburtenarmen Länder sitzen: Sie sind losgegangen, aber nirgends angekommen, verirrt auf dem Weg und abgesoffen in einem geheiligten Gynozentrismus .

Island ist ein interessanter Fall: Die Geburtenrate schwankt auch langfristig kaum, sie ist langjährig im Schnitt knapp bestandserhaltend – immerhin! Anders als von außen wahrgenommen, ist es eine Gesellschaft, in der man nahe beisammen wohnt. Weit mehr als die Hälfte aller Isländer wohnt in der Hauptstadt oder nahe dran. Emotional sind sie sehr entspannt; in den weltweiten Erhebungen zum persönlichen Glück dürfen sich die Isländer zu den glücklichsten Leuten der Erde zählen. Da wenig geheiratet wird, spielt der Unterhalt an Erwachsene eine geringe Rolle. Isländische Frauen unterhalten sich viel stärker selbst als Frauen in Deutschland, die ohne oder mit wenigen Kindern gerne in bequemer Teilzeit hängenbleiben. In Deutschland wird nach einer Trennung die gemeinsame Weiterbetreuung der Kinder im Wechselmodell heftig von Frauenlobbys bekämpft: In Island sind es vor allem Frauen, die die Doppelresidenz fordern. Kein Wunder: Die Kinder sind in Deutschland Kriegsgewinn und Garant für Geldflüsse; liefert der Staat nicht die Regeln und Werkzeuge dafür, dann bleibt Arbeit und Engagement übrig, die man für Kinder aufwenden muss und das teilt man sehr gerne auf.

Weitere islandspezifische Punkte kommen dazu. Das Land hat einen vergleichsweise entspannten, bedarfsorientierten Wohnungsmarkt. Kommen Kinder, kommt die größere Wohnung. Der Arbeitsmarkt ist ebenso entspannt, Einkommensungleichheiten mäßig, die Beschäftigungsquote extrem hoch – bereits bei Jugendlichen –, die Arbeitslosigkeit gering. Bürostellen haben einen hohen Anteil mit Telearbeit, schon vor Corona – 35 % sind einen oder mehrere Tage pro Woche online statt im Büro. Der Lebensstil ist einerseits ohne Stress, andererseits aber aktivierend, niemals faul. Die Lebenserwartung ist eine der höchsten weltweit. Was durchaus auch Auswirkungen auf Kinder hat: Aktive Großeltern sind ein wichtiger Faktor, sie helfen bei Erziehung und Betreuung. In Island können sie das, während vor allem Großväter im besten Deutschland, in dem man gut und gerne lebt, um Jahre früher krank oder tot sind.

Auch in Deutschland gibt es Regionen, die auffallend überdurchschnittliche Geburtenraten haben. Einige liegen in Niedersachsen: die Landkreise Gifhorn, Cloppenburg, Vechta, Wittmund. Es sind ausschließlich ländlich geprägte, weitläufige Kreise. Die gepriesenen hohen staatlichen Betreuungsangebote spielen dort eine geringe Rolle, aber sie haben vergleichsweise günstige Wohnungen, wenig Stress, vor allem keinen Dichtestress, wenig Parallelgesellschaften, häufig nahe Großeltern, weniger soziale Spannungen, stabile lokale Netzwerke. Richtig gut verdient wird dort eher nicht, die Einkommen zeigen aber eine geringere Spreizung. Man kommt dort besser mit kleinerem Einkommen klar. Das gilt für alle Regionen. In Bayern hat der Kreis Neustadt an der Waldnaab die höchste Geburtenrate, in Baden-Württemberg der Landkreis Tuttlingen.

So gut wie alle Punkte habe ich selbst drastisch erlebt. Das Familienrecht sorgte dafür, dass mein erstes Kind plus Trennung einen Zusammenbruch verursachte: gnadenlose Unterhaltsforderungen für Kind und Ex, Sorgerecht und gemeinsame Betreuung verweigert, die selbständige Tätigkeit ging den Bach hinunter, der Rückweg in die Lohnabhängigkeit versperrt oder nur noch auf Niveau eines Supermarktangestellten, der alles über den nach § 850d ZPO pfändungsfreien Teil seiner Einkünfte auf Jahre abzugeben hat. Normalerweise wäre dadurch Schluss gewesen mit weiteren Kindern – danke, lieber Staat, für diese tatkräftige Vaterschaftsverhinderung. Ich entschied mich für das Gegenteil. Das nächste Kind mit der nächsten Dame kam, wir zogen in die Nähe der Großeltern im Speckgürtel, die uns auch unterstützten; selbst hätten wir dort keine normale Miete finanzieren können. Die meisten Menschen hätten weitere Kinder hinausgeschoben, bis endlich höheres Einkommen da ist, oder es dabei belassen. Wir zogen weit weg, ländlicher. Gezwungenermaßen, denn der Beruf der Dame erforderte es und wir hatten Druck zum Verdienst und zum Wohnraum. Meine Unterhaltsschulden waren bereits unbezahlbar geworden. Doch auch in der Zielgemeinde stieg der Druck weiter an. Die helfenden Großeltern fielen weg, aus der zunächst als Übergang gedachten Wohnung kamen wir nicht hinaus; die eingetretene Hochdruckzuwanderung fraß Wohnraum, Druck kam jetzt auch im teuren Neubaumarkt, weil Leute aus der nächsten Großstadt vor dem neuen „Stadtbild“ in Scharen Richtung umliegende Gemeinden flohen. Wir suchten jahrelang: kaufen, mieten, bauen. Rationale Menschen hätten weitere Kinder – na, was wohl? – aufgegeben oder hinausgeschoben, meist bis zum St.-Nimmerleinstag. Wir nicht und hingen schließlich mit vier Kindern in der 70-Quadratmeter-Mietwohnung im Sechsfamilienblock, Originalfenster von 1968, Bad von 1968, alte Ölheizung, eine Elektroinstallation, bei der schon ein Staubsauger die Sicherung regelmäßig hinaus donnerte, Hausbewohnernachbarn, die uns schon anmachten, wenn der Kinderwagen bloß zum Hereintragen des Kindes an der Tür stand. Raus kamen wir da erst, weil ich viele soziale Beziehungen zu Alteingesessenen knüpfte und wir über viel Vitamin B an eine Hütte kamen, die nach Totalrenovierung mit viel Eigenleistung unser neues Heim wurde – auch eng, aber machbar. Die Wohnstraße dort zeigte noch einige andere Familien: keine mit weniger als drei Kindern. Sobald der Wohnungsdruck weg war, bekamen die Leute offenbar durchaus Kinder. Völlig egal, wie die staatliche Betreuung lief und völlig egal, wie viel Kindergeld es gibt. Die Wohnung war immer Faktor Nummer eins. Bei uns danach die aufgezwungenen Altlasten: Unterhaltsrecht mit de facto unverjährbaren Schulden sowie unmögliche laufende Pflichten.

Uns fehlte vielleicht auch die Sozialisierung in einer Lehmhütte bei zwölf Monaten Wärme im Jahr. Dann hätten wir es besser ausgehalten, die Kinder auf die Straße zu schicken, ruhige Plätze für Hausaufgaben und Bildung für unwichtig zu halten, sie vor Bildschirmen zu betäuben und entstehende Probleme auf Dritte abzuwälzen – Amt bezahle. Heizung auf, Rechnung ans Amt. Kinder spinnen? – Extrabetreuung, Familienhilfe, Zusatzklassen, Jugendhilfe, Amt bezahle. Der Nebenjob dazu schwarz, Einnahmen steuerfrei. Amt nix wisse.

Was ist das Fazit? Keine dieser Erfahrungen und Erkenntnisse ist Geheimwissenschaft, sie sind alltägliche Realität für Millionen. Empirisch eindeutig belegt ist: Steigende Mieten/Wohnkosten führen zu sinkender Geburtenrate. Familien gründen korreliert stark mit dem Vorhandensein von ausreichend Wohnraum und Großelternnähe. Die heimische Bevölkerung aber damit bis aufs Blut zu drangsalieren und ganz bewusst die geschilderten Probleme aktiv zu erzeugen, indem zum Beispiel die niedrigste Eigentumsquote Europas akzeptiert wird, gleichzeitig der Wohnungsmarkt mit Millionen Neubürgern geflutet wird, die dafür steuergeldfinanzierte Leistungen erhalten, ein kaputtes Familienrecht ein gutes halbes Jahrhundert aufrechtzuerhalten, wie ein Landser in Stalingrad die Stellung hält, weil hinter ihm nichts mehr ist, während ringsum und er selber alles in die Katastrophe läuft – das ist schon eine einzigartige Leistung. Die Realitätsverleugnung ist so groß, dass man fragen muss: Ist das Absicht? Ausrottung durch hohe Mieten und Wohnungsnot? Sicher ist: Die Lust am Untergang – sie ist sehr deutsch.



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