Gastautor: Fffaultier
Korruption findet trotz einer funktionierenden Justiz statt. Nicht auf operativer Ebene, d.h. bloß nicht versuchen, dem Verkehrspolizisten ein paar Scheine für schnelles Vergessen zuzustecken. Jedoch werden in höherer Position gerne Entscheidungshilfen entgegengenommen. So stürzt mitunter ein Kaufhaus ein, weil beim teuren Stahlbeton gespart worden ist oder ein großes Unglück wie der Untergang der Fähre Sewol, bei dem 300 Menschen aufgrund Überladung und illegaler Umbauten starben, geschieht. Die Genehmigungen lagen natürlich vor.
Behörden arbeiten schnell und ohne Terminvergabe. Am Einlass steht ein Automat, an dem man sich mittels Fingerabdruck identifiziert und sein Anliegen eingibt. Wenige Minuten später wird man an den Schalter gerufen, wo sich der Mitarbeiter zunächst für die Wartezeit entschuldigt und dann die benötigten Dokumente wie Aufenthalts- oder Wohnbescheinigung zur Verfügung stellt bzw. gemeinsam ausfüllt. Komplizierte Dinge wie das Ausstellen eines neuen Reisepasses sind innerhalb einer Woche erledigt.
Ähnlich sieht es bei Ärzten aus. Man geht einfach hin und wird rasch ohne ausgemachten Termin behandelt, wie es bis in die 1980er Jahre in Deutschland üblich war. Alle koreanischen Bürger sind automatisch krankenversichert und müssen pro Arztbesuch weniger als 10 € Zuzahlung leisten. Zu beachten ist, dass die obligatorische steuerfinanzierte Krankenversicherung nicht alle medizinisch benötigten Eingriffe abdeckt und eine Zusatzversicherung daher dringend empfohlen wird. Qualitativ ist die Versorgung exzellent und orientiert sich am US-amerikanischen Vorbild bezüglich des Einsatzes modernster Technik.
Der Umgang mit Corona ist von Staat und Bevölkerung sehr restriktiv gehandhabt worden. Im Jahr 2020 war es praktisch unmöglich einzureisen. Im Jahre 2021 reichte nicht das übliche Touristenvisum, das es bei Einreise gibt, sondern man musste Gründe wie eine zwingend erforderliche Geschäftsreise oder Familienbesuch nachweisen, um vor der Reise ein Visum zu bekommen. Als Belohnung dafür musste man dann nicht nur drinnen, sondern auch noch draußen Maske tragen. Seit 2022 geht es wieder mit Visum bei Einreise, wobei 2022 noch ein Coronatest Pflicht war. Die Maskenpflicht drinnen galt noch 2022 und wurde danach aufgehoben. Masken waren und sind in der Erkältungssaison immer noch verbreitet.
Die Anreise im Sommer 2022 verlief meinerseits besonders ereignisreich. Der PCR-Test durfte am Tag vor der Abreise durchgeführt werden und war positiv, sodass ich nicht hätte reisen dürfen. Stattdessen kam eine Mail vom Gesundheitsamt voller Rechtschreibfehler, die sich beim nochmaligen Lesen als gendergerechte Sprache entpuppt hat und besagte, ich hätte mich zwei Wochen zuhause einzuschließen, um die Menschheit nicht zu gefährden.
Getreu der Devise „wer misst, misst Mist“ habe ich auch mangels jeglicher Symptome dem Ergebnis misstraut. Bestärkt wurde meine Skepsis durch den testnehmenden Pizzafahrer, der zwischendurch die Teststäbe an der Probestelle anfasste und sich in der Nase bohrte, ohne die Latexhandschuhe zu wechseln. Also am morgen des Abflugtages ab zum Antigentest, der negativ ausfiel. Das Ergebnis war ein entspannter Sommerurlaub statt zwei Wochen in Quarantäne eingesperrt zuhause zu sitzen. Der obligatorische PCR-Test nach Einreise war negativ und Symptome gab es auch keine. Ansonsten hätte ich zwei Wochen mit Bier auf dem Sofa verbringen dürfen.
Im Sommer fällt auf, wie sehr insbesondere die Frauen wert auf helle Haut legen. Neben Sonnencreme finden Handschuhe und Schirme Anwendung als Sonnenschutz. Hautaufheller sind ein beliebtes Kosmetikprodukt. Das schöne Land muss selbstverständlich verteidigt werden. Männer müssen zwei Jahre zum Militär, während Frauen freigestellt sind. Die Gleichberechtigung lässt hier stark zu wünschen übrig. Der freundlich lächelnde Führer nördlich der Grenze macht gelegentlich etwas Alarm, indem Raketen ins japanische Meer geschossen werden oder Müll an Ballons über die Grenzanlage geschickt werden. Wie in der DDR bzw. der UDSSR handelt es sich beim nordkoreanischen Kuchenliebhaber um einen rationalen Führer, was bedingt, dass die Kriegsgefahr real minimal ist. Ohnehin würden die nordkoreanischen Menschenwellen im Falle eines Vorstoßes spätestens am ersten Kaufhaus zum Stehen kommen, sobald die bösen materialistischen Errungenschaften des Westens vor den Augen der treuen, sozialistischen Kämpfer auftauchen. Die im Land stationierten amerikanischen Soldaten, die im Kriegsfall eingreifen sollen, sind bei der Bevölkerung ähnlich beliebt wie Fußpilz.
Die Einkommen gehen deutlich weiter auseinander, so werden Spezialisten gut bezahlt, während es im Niedriglohnsektor gerade so zum Leben langt. Einfache Arbeiter in der Automobilindustrie verdienen ca. 25.000 € pro Jahr brutto. Ein Chemieingenieur mit acht Jahren Berufserfahrung verdient 65.000 € pro Jahr brutto. Der durchschnittliche Arzt mit einigen Jahren Berufserfahrung kann sich mit 180.000 € pro Jahr brutto glücklich schätzen.
Die Einkommenssteuer ist gestaffelt, sodass je nach Lohnbereich von 6 % bis zu 45 % (ab 612.000 €) fällig werden. Bei einem Jahresbruttoverdienst von 100.000 € werden Steuern von 29 % fällig, die die Basiskrankenversicherung bereits abdecken. Dies entspricht Netto 71.000 € pro Jahr. In Deutschland verbleiben dem Arbeitnehmer 58.600 € pro Jahr und zusätzlich das Versprechen auf eine – gemäß Norbert Blüm – sichere Rente. Digitalisierung und Automatisierung sind die Mittel, die gegen den demographischen Wandel Anwendung finden. Importierte Fachkräfte gibt es nur wenige z.B. von den Philippinen.
Die stattliche Rente beträgt ca. 5 % des Arbeitseinkommens, d.h. man sollte besser selbst vorsorgen, denn die öffentlichen Sozialabgaben sind die niedrigsten aller OECD-Länder bezogen auf das BIP. Es fließt also nicht Milch und Honig, aber Arbeit lohnt sich noch.
Die Holzklasserückreise habe ich mir mit Schlaftabletten erträglich gestaltet. Den längeren Aufenthalt beim Umstieg habe ich mit einem zusätzlich gebuchten Loungeaufenthalt angenehm verbringen können. Diese Option kann ich nur weiterempfehlen, da sich die Kosten dafür meist bereits rechnen, wenn man auf ein Essen in den Flughafenrestaurants verzichtet und stattdessen das Buffet und die Getränke in der Lounge leert, um es sich anschließend auf den Polstermöbeln bis zum Abflug bequem zu machen.
Zur Erlangung einer Aufenthaltserlaubnis für nicht koreanische Staatsbürger gibt es mehrere Möglichkeiten. Der werte Hater kann sein Geld benutzen, um eine Aufenthaltserlaubnis zu erlangen. Dazu kann entweder eine Immobilie im Wert von mindestens 500 Millionen Won erworben werden oder eine vergleichbare Summe ist in geschäftliche Tätigkeiten zu investieren. Wer als Highperformer eine Arbeitsstelle ergattert, bekommt ein Arbeitsvisum. Da Arbeit bekanntlich anstrengend ist bleibt für mittellose Hater noch die Chance durch Heirat mit einem südkoreanischen Staatsbürger eine Aufenthaltsgenehmigung zu ergattern. Die letztgenannte Möglichkeit stellt selbstverständlich das Nonplusultra für die gepeinigte Leserschaft des Männermagazins dar.
Bezüglich Auswandern verweise ich gerne darauf, dass der natürliche Lebensraum des Menschen dort ist, wo man sich klimatisch ganzjährig ohne Kleidung im Freien bewegen könnte, ohne sich unwohl zu fühlen. Das trifft auf Südkorea leider nicht zu. Dennoch ist Auswandern eine Option für meine Zukunft, wenn das Arbeitsleben vorbei ist und man die Sprache beherrscht. Je nach Entwicklung in Deutschland kann dies auch kurzfristig vorgezogen werden.
Kim Jong Un nördlich der Grenze bereitet mir bei Weitem weniger Angst als die kriegslüsternen Versager in Berlin und Brüssel. Die deutsche Rente – sofern es diese dann noch gibt – wird ohne Abschläge an in Südkorea wohnende Personen ausgezahlt. Dies ist eine Folge der koreanischen Gastarbeiter, die meist als Bergleute und Krankenschwestern gearbeitet haben, die mittlerweile Ihren Lebensabend in der Heimat verbringen. Die Rente lässt sich in Südkorea auch besser mit Dividendeneinnahmen aufbessern, da diese für dort wohnhafte Personen lediglich 15,4 % statt aktuell 26,375 % in Deutschland beträgt. Die Unterschiede der Kulturen stellen selbst für gebürtige Koreaner, die lange in Deutschland gelebt haben, eine harte Umstellung dar.
Denkt immer daran, dass reinrassige deutsche Arier im asiatischen Ausland als Kanacken wahrgenommen werden!
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