Der Krankebruder fährt zur Arbeit
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Gastautor: Marone
Um den Missverständnissen zuvorzukommen, sei zuerst gesagt, dass ein wahrer Pfleger immer auch die Sichtweise einer Kollegin opportunistisch einnehmen kann, um das Spiel zu überleben. Trotz der Kritik an anderen Männern wird er immer auf deren Seite sein. Nicht jeder kann oder möchte das Spiel erkennen und das gilt es zu verhindern. Wahre Gleichwertigkeit erfolgt auch durch Akzeptanz der Dinge und nicht durch Abgrenzung. Jeder sehnt sich nach Liebe, Sex oder schönen Ärschen. Alles andere ist pathologisch und Selbstverarsche und darf nicht toleriert werden. Ein wahrer Pfleger hat erkannt, dass auch die eigenen Ansprüche und Ansichten zur Rollenverteilung bezüglich der Frauen zu negativen Verhaltensweisen führen werden und somit der Kreislauf immer nach unten geht. Wie erwähnt ist es unerklärlich, wie sich ein Mann freiwillig in die Versorgerrolle begibt. Wer sich über Unterhaltszahlungen beschwert, sollte gleichzeitig auch so ehrlich sein und sein eigenes Rollenverständnis bezüglich des Geldes überdenken. Wer nur ein Betthüpfer will, braucht sich auf jeden Fall nicht zu wundern. Dass die Gesetze zur Unterhaltspflicht klar zulasten von Männern gehen, dürfte jedem klar sein und diese gehören definitiv geändert. Solange aber ein Mann den Versorger einnimmt, wird es weiter gehen. Die Bier- und Pharmaindustrie wird es freuen sowie den Kapitalismus, als die Römer den Zinseszins erfanden.
Im Kern geht es immer um das Geld, Versorgen und möglichst viel Freizeit. Es muss anstrengend sein, jeden Morgen im Park zu sitzen und sich mit den anderen Leidensgenossinnen über das harte Arbeitsleben in Teilzeit zu unterhalten. Heute gönne ich mir auf jeden Fall den teuren Bio-Latte, der Alte zahlt sowieso oder anders ausgedrückt: Der Mann kämpft im Krieg, während Frau shoppen geht.
05:30, der Wecker klingelt. Lieber nochmal wegdrücken, Zähneputzen reicht ja. Rational nicht zu erklären, warum man sich für den Gelderwerb in einem Krankenhaus noch aufhübschen soll. Es muss die Biologie sein. Wenn auch vergleichsweise niedrig, kann man jederzeit kündigen, die Dramen und Damen hinter sich lassen und meist nahtlos im Spital der Wahl arbeiten. Dank der Realitäten in diesem Beruf, wird man mittlerweile sogar noch mit einem Extrabonus belohnt, nicht zu verwechseln mit dem Glauben an die Jungfrauen nach dem Ableben, erfunden in den Gebirgsuniversitäten dieser Welt. Der wahre Pfleger weiss, dass es nicht die Bedingungen sind, sondern die unsäglichen Dramen, die sich jeden Tag dort abspielen.
Der Gehalt könnte auf jeden Fall schon längst höher sein. Die Kolleginnen rätseln immer noch, warum das nicht so ist. Dass Menschen sterben, stundenlang liegen oder Schmerzen haben, ist grösstenteils Nebensache. Ab und zu weist ein Gremium oder Skandal darauf hin. In der Praxis geht es eher um Kaffee und Kuchen. Einen wahren Pfleger kann die wollige Dame auf dem Podest der Demonstration oder Talkshow nicht verarschen. So drehen Sie sich seit Jahrzehnten im Kreis und verweisen auf das böse Patriarchat in den Managementebenen.
05:45, schnell aufstehen und zum Bus laufen. Durch die unverschämt hohen Parkgebühren spart man Geld und entgeht dem Anblick, wenn eine Kollegin wieder versucht in ein Parkhaus zu fahren, ganz zu schweigen vom Stau davor, wenn diese wieder nicht das Prinzip einer Einbahnstrasse verstanden hat und völlig überfordert das Lenkrad kurbelt. Diese Kollegin wird mit höchster Wahrscheinlichkeit heute jemanden anderen dafür büssen lassen. Die ganz Clevere wird zeitgleich gemütlich im SUV vor dem Kindergarten vorfahren, um sich danach der Körperstraffung zu widmen. Dass es hier natürlich nicht um das Klammern an Versorgung und Geld handelt, glaubt wahrscheinlich nicht mal der eigene Ehemann. Hoffentlich.
An der Bushaltestelle angekommen warten schon die ersten Kolleginnen, um in das Spital gekarrt zu werden. Gebückte Haltung, wenig sprechend, teilweise aufgehübscht. Unerklärlich, warum man um
06:00 morgens schon mit hohen Schuhen durch die Gegend laufen muss. Die, die das nicht tun, werden spätestens bei der Arbeit durch die engere Klamottenauswahl oder Tangafarbe auffallen. Hier gilt es zu unterscheiden: So breit wie hoch bedeutet Gefahr durch Frust und nicht Gönnen. Ansehnlich bedeutet erst einmal einen schönen Anblick, sofern man nicht darauf einsteigt. Beides führt aber immer in die Katastrophe. Die Atombombe hingegen war von den Serien im TV so überzeugt, dass sie diesen Beruf gewählt hat. Jahre später wurde dann klar, dass es nichts wird. Wer diese zum Platzen bringt, kann am selben Tag kündigen oder hoffen, dass sie noch einen netten Mann Online kennenlernt.
Als dann endlich der Bus ankommt und sich die Türe öffnet, sitzt Siggi gut gelaunt am Steuer. Er hat schon lange kapiert, dass er nur fahren muss und nicht aussteigen. Dem Pfleger eröffnet sich ein Bild des Grauens. Hinten haben sich die Putzfrauen gesammelt, um lautstark in einer unbekannten Sprache zu diskutieren. Ist besser so. Geht wohl wieder um irgendeinen Mann, der tags zuvor nicht pariert hat und jetzt besoffen im Bett liegt. Tja Macho bestellt und erhalten.
Weiter vorne stehen die jüngeren Schwestern, noch naiv und unschuldig wirkend, während die älteren natürlich auf einem Sitzplatz sitzen. Wer nicht Platz macht, wird spätestens auf der Arbeit dafür Platt gemacht. Wenn das Opfer auf einer anderen Station ist, findet sich immer eine Stellvertreterin oder ein Horst. Damit wäre auch gleichermassen alles zu Frauen in Führungspositionen gesagt. Hinterhältig, Rehaugen, immer Figur betont und jederzeit bereit zuzuschlagen. Wenn der Anblick würfelförmig daherkommt, ist es mindestens der Vorbau, der ins Auge stechen wird. Irgendein Trottel springt immer darauf an. Wer bereits hier so naiv war und geglaubt hatte, Frauen seien in irgendeiner Weise sozialer, wird ziemlich auf die Schnauze fallen. Einen wahren Pfleger kann man nicht verarschen.
Im Bus angekommen macht man sich spätestens jetzt seine Kopfhörer in die Ohren, um den Gesprächen über die Ehemänner und bösen Ärzte nicht anhören zu müssen. Die Situation ist explosiv und kann jederzeit eskalieren. Ein wahrer Pfleger weiss, dass das nur Humbug ist und die erwähnten Ehemänner meist Zahltrottel sind und die Chance bei einem Arzt sofort ergriffen werden wird. Tina hat damit auch schon viel Erfahrung. Als Stationsmatratze wähnte sie sich schon des Öfteren im Glück. Zurück blieb aber immer nur die Michael Kors Tasche, die irgendein Trottel bezahlt hatte. Es gibt halt immer dumme Männer, die das System am Laufen halten werden. Die wenigen Einhörner im Bus sind daran zu erkennen, dass sie ebenfalls Kopfhörer im Ohr haben. Kann man nur hoffen, dass nicht der Podcast über die sexuelle Freiheit von Frauen läuft oder das Kauderwelsch über die angeblich permanent anzüglichen Männer. Am Ende ist es immer der Macho, damit wäre der Podcast zusammengefasst. Gerne wird auch hier erwähnt, dass die Wahl des schwarzen Tangas unter der weissen Hose nur Zufall ist und absolut nichts mit einer sexuellen Belästigung an Männern zu tun hat. Ein wahrer Pfleger weiss, gebückt wird sich nach oben immer. An der Klinik angekommen, beginnt der Trauermarsch. Ein kluger Pfleger läuft jetzt ganz hinten, um einerseits nicht im Fokus zu sein und dann, wie die natürlich nur wegen der an Yoga interessierten Männer, zu glotzen. Ein wahrer Pfleger weiss, dass man ab und zu loslassen muss und es nicht möglich ist, jederzeit die Realitäten vor Augen zu haben. Nur im Moment des schwach Werdens sollten diese immer präsent sein. Sonst geht es einem wie der Yoga Mann: Ich kann mir absolut nicht erklären, warum da wieder Geld abgebucht wird.
Schnell in die Umkleide. Alessandro ist auch schon da, super. Er wird mir heute die Weiber vom Hals halten und drei Wochen später nicht mehr wissen, wie er die ganzen hilflosen Wesen wieder losbekommt. Bei Frauen oft beliebt, auf längerer Sicht aber ein absoluter Zahltrottel. Ein wahrer Pfleger ist immer froh, so einen Kollegen zu haben ...
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