Gastautor: Pancho
Echt jetzt? Das Piepsen ist laut und eindringlich. Bin total durch, will nur noch schlafen, da ich seit Reiseantritt kaum geschlafen habe. Warum auch immer: trotz BC und wirklich bequeme Sitze, ich habe im Flieger nicht schlafen können. Angekommen war die Laune hoch, die Müdigkeit vergessen und alles bestens. In den letzten 48h hatte ich kaum Schlaf und bin gerade endlich zur Ruhe gekommen, es hilft aber nichts, ich muss klären, was los ist, also aufgestanden, kurz aus meiner Koje raus, das Piepsen kommt aus meiner Koje. Bravo, ich ahne was. Bevor wir den Zwischenfall mit dem anderen Boot hatten, war ich ja dabei das Boot zu inspizieren. Unter meiner Koje ist eine kleine Schalttafel mit drei großen Drehschaltern und genau dort kommt das Piepsen her.
Ich glaube es nicht, ahne aber, was los ist. Taschenlampe in die Hand genommen, zur großen Schalttafel hin, alles ausgeschaltet – nicht, dass es jetzt wichtig wäre, aber gut, dass unsere Positionslichter solarbetrieben und unabhängig vom Bordnetz sind –, Taschenlampe an, zurück in meine Koje, die drei Schalter umgelegt, das Piepsen hört auf. Schalter wieder an, es piepst nicht. Verstanden, es ist klar, was los ist, muss nur noch die Konsequenzen davon checken. Ein kurzer Blick auf den Voltmeter an der großen Schalttafel bestätigt es: 9,x Volt. Nicht gut, also zum Führerdeck und probieren. Ein Motor startet noch, der andere nicht mehr. Bravo. Die Batterien sind leer. Kurz nachgedacht, Boot voller Luxus, Verbraucher ohne Ende wie zwei Kühlschränke, Eismaschine, Wasserkocher, usw. Trotz langer Fahrt mit Motor nach Patong ist das Bordnetz zusammengebrochen. Bestätigt, was sich immer mehr zeigt, das Boot ist top, aber eben mehr Schein, als Sein. Die Basics sind nicht gepflegt, die Batterien vermutlich noch Original und somit rund sieben Jahre alt.
Zum Verständis: Das Boot verfügt über drei Batterien. Je eine Starterbatterie für die beiden Motoren plus eine für das Boardnetz. Sie sind zusammengeschaltet, sodass der Boardverbrauch ohne Motor von den drei Batterien versorgt wird. Wird zu viel verbraucht, sind auch die Starterbatterien leer und die Motoren starten nicht mehr.
Lasse den Motor, der sich gerade noch starten ließ, noch eine Weile laufen und versuche den anderen Motor zu starten, was nicht klappt. Nichtmal der Anlasser zuckt. Bin kein Elektro-Techniker, die Lichtmaschine reicht aber offenbar nicht aus, um den zweiten Motor zu starten.
Arschlecken, ich mag nicht mehr, Motor aus, ab in die Kiste. Es ist keine Notsituation, das Boot direkt vor dem Strand gut festgemacht – habe ich nochmal kontrolliert –, also genug für heute. Den besten Kumpel kontaktiere ich nicht, der soll den Abend genießen. Der macht garantiert gerade nette Sachen und das werde ich ihm nicht vermiesen. Die schlechten Neuigkeiten können auch bis morgen warten.
Am nächsten Morgen wache ich gegen Mittag auf. Der Kumpel hat schon mehrere Nachrichten geschickt und fragt, wo ich bleibe, macht sich aber keine Sorgen. Das Boot ist noch da und er weiß, dass ich kaum geschlafen habe. Nach dem Aufstehen mache ich mir erstmal einen Kaffee. Herd ist Gasbetrieben, das klappt also noch. Bin entspannt, ja, wir haben das nächste Problem, aber nichts verglichen mit dem Kampf vom Vortag und auch das wird sich lösen lassen.
Kumpel schreibt, hat schon Pläne, will weiterziehen aber vorher noch das mit dem Ankern klären. Schreibe zurück, „Vergiss’ das alles, Batterien am Ende, Motoren starten nicht mehr. Komme gleich rüber.“ Seine Reaktion ist erwartungsgemäß: „WAS????!!!!!“. Ich: „Locker, bin gleich da“. Lasse das Dinghy runter, fahre rüber – es sind keine 50 m – und mache es an einem Baum fest. Kumpel ist schon da gewesen und half, wir müssten das Dinghy ein Stück tragen, denn es fehlt der Anker für’s Dinghy. Wie war das mit den fehlenden, sicherheitsrelevanten Sachen? Wieder was für die Liste.
In Ruhe die Lage besprochen. Er: „Geht wirklich nichts mehr?“, ich: „Die Lichter, Voltmeter zeigt 9,x an, sonst nichts. Jetzt erstmal frühstücken“. Frühstückzeit ist längst rum, also bestelle ich mir ein Thunfisch-Sandwich und lasse es mir schmecken. Sieht nach wenig aus, war aber echt lecker. Es ist der Zeitpunkt, wo der Gast endlich glänzen kann. Er ist studierter Elektro-Techniker, es wird ohne Ende gefachsimpelt, ich höre nur halb zu und genieße mein Sandwich.
Kumpel zieht los, sucht den Hotelmanager, erklärt ihm das Problem und der sagt, dass er eine Batterie zum Überbrücken organisiert. Der Gast rechnet derweil … Wir müssen die Motoren, je nach Ladegerät, wohl mindestens 10h laufen lassen, um die Batterien zu laden. Der Manager sagt, dass er sich sofort darum kümmert und die Batterie in einer Stunde da sei. Kurz überschlagen, wir kommen heute nicht mehr weg, also die Zimmer um eine weitere Nacht verlängert. Ist jetzt so, alles entspannt. Wetter ist top und auf Ko Yao Yai ist es echt nett. Mein Handy ist fast leer, das Hotel hat SUPs, die man kostenlos nutzen kann, also damit zum Boot rüber, neben Ladegerät noch ein paar Sachen geholt und zurück. Macht Laune auf dem SUP. Zurück sitzen wir am Strand, lassen es uns bei Cocktails gut gehen und beobachten das Geschehen.
Eine traumhafte Maus und ihr Stecher sind mit SUPs unterwegs. Sie ein Ass, er komplett unbeholfen und fällt schon sitzend ständig ins Wasser. Wir beobachten weiter. Sie ist von ihrem Macker gelangweilt, er stellt sich echt an und sie fängt an sowas wie Yoga auf dem SUP zu machen. U.a. macht sie darauf einen Handstand und macht dabei eine echt gute Figur. Alleine das Zusehen macht ein bisschen horny. Ihr Bikini könnte nicht knapper sein und sie hat den perfekten Körper. Rrrrrr :)
Die Stunde ist längst rum, von der Batterie keine Spur. Animiert von der Maus schnappe ich mir erneut einen SUP und drehe ein paar Runden. Macht Laune, das Wetter ist top, das Meer ruhig, einfach nur schön. Ein riesiger Fischschwarm schwimmt direkt am Strand und lockt die Menschen an, die staunend zusehen.
Bin erschöpft, brauche Pause. Obwohl ich lange geschlafen habe, bin ich immer noch müde, also lege mich auf eine Liege des Hotels und schlafe augenblicklich ein. Als ich aufwache – habe wohl Stunden geschlafen – vermeldet der Kumpel, dass die Batterie kam, er und Gast auf dem Boot waren, überbrückt hätten und die Motoren laufen. Prima, das wäre eingetütet, ich will eine Massage. Kumpel und Gast haben einen Sonnenbrand von der Fahrt hierher. Wie das? Sie waren doch geschützt, weil meist unter Deck. Ich habe das Boot doch stundenlang nach Patong gesteuert. Egal, wir sind uns einig, Massage steht an. Sie wollen eine kühlende Aloe vera Massage, ich brauche was, das meinen geschundenen Körper entspannt. Ab in die City … heißt die Hauptstraße entlang, falls man sie überhaupt so nennen kann und prompt fündig geworden. Es gibt mehrere Massagesalons, alle seriös, eines hat es uns angetan und bietet alles an, was wir möchten. Gesagt, getan, für ein paar Baht werden wir ausgiebig massiert und mir geht es deutlich besser. War schmerzhaft, die mitgebrachten Knoten sind aber weg.
Kurze Lagebesprechung: Kumpel hat heute Bock auf Fleisch. Schnell ist entschieden, das Santhiya wird es und wir lassen es krachen. Die können das und haben auch Wagyu und so endet der Abend mit einem hervorragendem Abendessen mit allem drum und dran. Im Santhyia bestellt man normalerweise alles per App, was aber nur geht, wenn man ein Zimmer gebucht hat. Das habe ich am Tag vorher schon an der Kasse geklärt, wir bekommen also wieder einen sehr aufmerksamen jungen Mann zugeordnet, der sich um uns kümmert und unsere Bestellungen umgehend ausführt. Das Abendessen ist mit über 17k Baht (umgerechnet rund 450 Euro) heftig, aber jeden Cent wert.
Wie am Tag zuvor mache ich mich anschließend mit dem Dinghy auf den Weg zum Boot und die beiden anderen ins Hotel. Am Boot angekommen, rechne ich kurz nach: Motoren laufen seit knapp 10h, ich gebe ihnen noch etwas mehr Zeit. Im Leerlauf sind sie nicht laut und ich bin in Stimmung, also mit Bier bewaffnet in meine Koje und eine COL Maus angerufen, die ebenfalls in Laune ist. Es wird ein Fest und dauert locker 3h. Müde und happy schalte ich die Motoren aus. Hm, das Wetter verschlechtert sich. Deutlich. Die Wellen werden größer, also kurz kontrolliert, ja, die Boje hält, ab in die Heia.
Am nächsten Morgen tobt das Meer. Ich mache mir erstmal einen Kaffee, da meldet sich schon der Kumpel und meint, dass ich nicht mit dem Dinghy an den Strand kann. Die Wellen sind zu stark und wenn ich einen Fehler mache, dann überschlage ich mich. Ich sehe es entspannter, aber widerspreche nicht. Bin eh noch am Kaffeetrinken, also warten wir noch eine Weile. Nach einer Stunde sieht es keinen Deut besser aus, Kumpel meint, dass ich nicht hin kann, habe aber inzwischen Hunger. Schreibe zurück, dass ich keinen Strand brauche. Ich nehme den Pier, das müsste problemlos gehen und genau so ist es dann auch.
Wir frühstücken ausgiebig und überlegen, wie es weitergeht. Alle ursprünglichen Pläne sind längst dahin. Wetterinfo sagt, dass es noch eine Weile so bleibt, also bleiben wir vorerst hier. Die Massage war gut, also wird das wiederholt. Zu unserer Freude ist heute „Promotion“. Gleicher Preis für 90 statt 60 Min. Gesagt, getan, es sind aber auch andere da, so viel Masseure haben sie nicht, also gehen Kumpel und seine Maus vor, Gast und ich entscheiden uns die Wartezeit mit Mani- und Pediküre zu überbrücken. Wenn ich mir die Füße vom Gast ansehe, dann hat er es dringend nötig. Ist eher der urige Typ und scheint auf sowas sonst nicht weiter Wert zu legen.
Es fängt mit der Pediküre an. Für den Gast wird das schwere Gerät hervorgeholt und ich scherze noch, dass gleich eine Flex zum Einsatz kommt. Die Stimmung ist gut. Meine Pediküre ist längst beendet, beim Gast wird noch gekämpft. Maniküre startet. Hey, was treibst Du, das tut weh und das sollte es nicht, sage aber nichts, will ja kein Jammerlappen sein. Es tut mehrfach weh, irgendwann ist es vorbei, es geht zur Massage und die war wieder top. Mit schmerzendem Zeigefinger geht es raus, ansonsten ist alles prima. Wir spazieren noch etwas herum, das Wetter verschlechtert sich, also zurück zum Hotel, wo wir bei Cocktails den kurze Zeit später folgenden Schauer entspannt zusehen.
Irgendwann lässt der Regen nach und der Hunger meldet sich. Auf dem Weg gestern war da ein Restaurant mit Isaan-Gerichten. Wie wäre es damit? Kumpel ist in seinem Element, wenn es ums Kochen geht und erklärt bis ins Detail die Besonderheiten der Isaan-Küche. Haide, ist doch längst beschlossen. Er hat es wohl dem Gast verkauft und schmackhaft gemacht. Das Restaurant Isaan Fine ist recht leer und kaum beleuchtet, aber offen. Kurzes Zögern … Wir wollen es wissen und machen das. Gute Entscheidung, denn wie sich herausstellt, ist das Essen hervorragend und – wenn ich dem Kumpel glauben darf – tatsächlich Isaan-like. Wie üblich bestellen wir die Karte rauf und runter, stellen alles in die Mitte und jeder bedient sich, wie er möchte.
Während wir essen, kommt der nächste heftige Schauer. Wir essen in Ruhe auf, bestellen noch ein paar Runden Bier, bis sich das Wetter beruhigt hat. Dann geht es zurück. Bei Nine Laden machen wir einen Zwischenstopp. Himmel ist die Maus süß. Bin schwer versucht, lasse es aber sein – wird aufwändig und ist es nicht wert –. Stattdessen schaue ich mich im Laden um und finde in einem Grabbeltisch etwas, was ich der süßen COL Maus 2 mitbringen werde. Eine Kleinigkeit, kostet nicht mal einen Euro und ich weiß, sie wird begeistert sein. Es sind die kleinen Aufmerksamkeiten, die zählen und als ich es ihr später erzähle, bestätigt es sich.
Der Gast hätte noch gerne was zum Einschlafen, da er schlecht schläft. Wie es der Zufall so will, ist direkt daneben der passende Shop. Heute schlafen alle im Boot. Wir kommen an, verdammt, ich Trottel habe die Luke von meiner Koje aufgelassen und entsprechend ist alles nass. Egal, das ist Standard und passiert jedes Mal mind. 1x. Ist kein Problem, morgen Kissen und Decke in die Sonne legen, es trocknet alles schnell. Der Abend ist nett, der Gast probiert seine Einschlafshilfe. Ich nehme nur zwei Züge und mir geht es prima. Es wird noch reichlich Cola-Rum getrunken, gescherzt und dann geht es in die Heia, da wir mogen früh weiterziehen wollen. Da meine Koje nass ist, nehme ich die noch freie vierte Bugkoje. Praktisch, dass wir vier volle Kojen haben (häufig sind die vorderen Bugkabinen eher ... mies. Das Boot ist gut durchdacht und der Platz optimal ausgenutzt, die Ausstattung top. Gut gewartet wäre es mit der besten Boote, die wir je hatten. Sagte auch der Kumpel, der das alles schon viel länger macht und etliche Boote hatte. Neupreis in der größten Variante über 700k. Stolzer Preis. Nach nur sieben Jahren ist so ein Boot nur noch rd. 250k wert. Es bestätigt sich wieder einmal, was Felix Dennis sagte (zumindest wird es ihm zugeschrieben): „If it flies, floats, or fornicates, always rent it; it's cheaper in the long run.“
Fortsetzung folgt …
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