• 12.04.2024

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Der Freie Mann im Kryptozeitalter

krypto

» Artikel vom

Gastautor: Brenzlberger

Zu den vielen angenehmen Dingen im Leben eines Freien Mannes zählt insbesondere die wirtschaftliche Unabhängigkeit. Als grundsätzlicher Frauenfreund ist es ihm zuwider, irgendwelche Damen in persönlicher Abhängigkeit zu halten und so gibt er notgedrungen seine schwer – oder nicht so schwer – verdiente Kohle nur für sich aus. Das könnte alles sehr schön sein, wenn... ja wenn es da nicht doch noch eine ganz besondere Frau in seinem Leben gäbe. Die übermächtige Mutti, Mama Staat, vor der es kein Entrinnen gibt, hat immer ein wachsames Auge auf jede verdiente Münze und mittels ihrer willfährigen Büttel auch stets ihre Griffel an seinem Portemonnaie. Ihr komplexes System von direkten Abgaben und indirekter Geldentwertung durch die Notenbanken stellt zu jeder Zeit sicher, dass einmal mehr seine Arbeitsleistung am Ende doch zum allergrößten Teil in ihre Schatztruhe wandert. Daneben verdienen ganze Industriezweige wie das Banken- und Versicherungswesen an seiner Ausplünderung gut und gerne mit. Dieser Ausbeutungsmechanismus einer Minderheit durch die Mehrheit garantiert die Wohlfahrt des modernen Staatswesens.

Da ist es umso empörender, dass es nun schon seit einigen Jahren neben dem gut durchregulierten und überwachten Goldmarkt auch eine freie unregulierte Alternative gibt, mittels der sich das eigene Vermögen heute mit nur einem Mausklick wie eine E-Mail frei über das Internet rund um die Welt schicken lässt. Nur der Benutzer allein verfügt über den exklusiven Zugriff auf seine Finanzmittel; keine Bank, Behörde oder Aufsicht kann eine Überweisung an wen auch immer verhindern, sodass sich der Schländer augenreibend fragt: ja, darf der denn das?

Die Antwort liegt auf der Hand: selbstverständlich nicht! Genauso wie es höchst schändlich ist, sich vor gerichtlich angeordneten Unterhaltspflichten an die Ex scheu zu drücken, verwendet ein seriöser Schländer und treuer Staatsbürger zur Vermögensaufbewahrung natürlich ausschließlich das ihm von seiner geliebten Mutti zu treuen Händen anvertraute einzig wahre und seriöse Zahlungsmittel. Daher sind die folgenden Überlegungen zum Vorgehen eines fiesen Haters selbstredend rein theoretischer Natur und ausdrücklich nicht zur Nachahmung empfohlen.

Als Erstes braucht es für die neuen „Münzen“ einen Aufbewahrungsort, die sogenannte Wallet. Diese kann auf dem Desktop oder auf dem Schlaufon installiert werden. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund kaufen sich viele Neunutzer gerne für teures Geld den „Ledger“ Stick eines französischen Herstellers und vertrauen sich damit dessen geschlossener (disclosed) Software an. Vielleicht bevorzugen sie es, ihr Vermögen mit Franzosen zu teilen, weil sie es von der EU ohnehin so gewohnt sind? Wer weiß. Die Nutzerdatenbank dieses Herstellers wurde jedenfalls bereits gehackt und viele Ledger Kunden können sich nun über tägliche Spam- und Phishingmails bis zum Lebensende freuen.

Der auf Privatsphäre bedachte fiese Hater geht da lieber etwas schlichter vor. Für den PC installiert er sich beispielsweise „Electrum“, einen Lightweight-Client, der nur wenige MB groß ist, für das Android-Schlaufon etwa „Mycelium“. Die Vorgehensweise ist bei beiden die gleiche. Nach der Installation wird die eigentliche Wallet angelegt, dazu wird ein „Seed“, eine mehrzeilige Liste von Wörtern angezeigt. Diese kann der fiese Hater sich sichern, wie er mag. In einer Textdatei auf einem USB-Stick, ausgedruckt unters Kopfkissen oder als verschlüsselte Textdatei mit Namen „tolle Urlaubsfotos“ in die Cloud gestellt, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Hauptsache man kommt später wieder ran, denn dieser Seed generiert den „Private Key“ und es gilt: not your key, not your coins.

Außerdem wird für die Wallet ein Passwort festgelegt, falls der PC oder das Schlaufon in falsche Hände gerät, kaputtgeht oder ähnliches. Das darf dann alles ruhig passieren. Auch das Internet und der Strom darf ausfallen. Solange der fiese Hater seinen Seed aka Private Key hat (und niemand sonst) kommt er an seine Kohle.

Nachdem das erledigt ist, wird es ernst, denn jetzt will der fiese Hater endlich den feierlichen Akt begehen und Muttis seriöse Scheine für Funny Money aus dem Internet billig verramschen. Wer nicht gerne bei (Un)bekannten über P2P-Marktplätze wie Localbitcoins persönlich vorsprechen möchte, benötigt ein Konto auf einer handelsüblichen Börse. In Europa empfiehlt sich für Anfänger, die nur ein einfaches buy/sell Interface wollen und keine erweiterten Funktionen wie Margin Trades oder Funding benötigen, die vormals slowenische und nunmehr in Luxemburg beheimatete Börse Bitstamp, nicht dagegen der einzige schlandsche Handelsplatz bitcoin.de, der ebenso serviceunfreundlich und überflüssig kompliziert desorganisiert ist wie das Schland, das ihn umgibt. Für Fortgeschrittene empfiehlt sich etwa der US-Anbieter Kraken, der mittlerweile auch Offices in Berlin und London hält. Das Interface ist hier leider etwas komplizierter und hakeliger, dafür gibt es sowohl Marginhandel, als auch Futures. Erwähnenswert ist weiterhin der wohlbekannte Platzhirsch aus Hongkong, Bitfinex, der außer über einen gewissen Ruf auch über die wohl beste Trading-App aller Börsen für Schlaufons verfügt. Aber auch mit Binance oder Coinbase macht man wohl nicht zu viel falsch.

Entgegen dem von aller Sachkenntnis befreiten Schwarzgeldgestammel von Fachfrauen wie Frau Yellen und Frau Lagarde ist für die Kontoeröffnung bei Bitcoinbörsen ein KYC (Know Your Customer) / AML (Anti Money Laundering) Verifizierungsverfahren zu durchlaufen. Das bedeutet: Übermittlung von Ausweis, Passfoto, Wohnsitznachweis und lustigen Selfies. Auch die Bankanbindung darf nicht vergessen werden. Da derzeit ein Run auf Bitcoinbörsen besteht, kann das im Einzelfall schon mal etwas länger dauern. In der Zwischenzeit installiert sich der gewiefte Hater Google Auth, aktiviert 2FA in den Security-Settings (Kopie vom QR-Code sicher offline verwahren!), trägt seine neue Walletadresse in der Whitelist ein und aktiviert zum Schluss das Global Settings Lock. Damit muss ein potenzieller Angreifer nicht nur einen sich alle 30 Sekunden ändernden Code knacken, sondern kann auch, wenn er das schaffen sollte, jedes Guthaben lediglich in die gelistete Wallet des fiesen Haters transferieren, nicht aber in seine eigene.

Da nun ferner der kryptoaktive User für die neugierigen Botnetzwerke gelangweilter Hackergruppen so interessant ist wie ein alter Mann mit goldener Rolex am Handgelenk für eine junge Dame, sollte außerdem unbedingt das eigene System gesichert werden. Für Windows empfiehlt sich „Shut Up“, ein gutes VPN mit NAT-Firewall und ein sicherer Mailprovider, der PGP anbietet wie etwa Protonmail. Die letztgenannten Dienste können mit Bitcoin pseudonym (nicht anonym!) bezahlt werden und so schließt sich der Kreis wieder.

Ist das alles erledigt und der fiese Hater endlich zum Handel freigegeben, überweist er den gewünschten Betrag an seriösem Geld von seinem Bankkonto auf das finstere Spekulantenkonto der Börse. Bei SEPA-Überweisungen dauert es in der Regel höchstens 2 bis 3 Tage, bis der Eingang bestätigt wird. Daraufhin genügt ein Klick auf „kaufen“ zum Marktpreis, und unter Funds -> Withdrawals wird das neue Kryptoguthaben sofort in die eigene sichere Wallet transferiert. Oder bei Bedarf gibt man es auch einmal ins Funding, wo es dann zwar nicht ganz so sicher wie in der eigenen Wallet liegt, dafür aber statt der lächerlichen 0,1 % p.a. wie bei der Hausbank stattliche 5% bis 8 % feste Zinsen pro Jahr generiert. Bei variablen Zinsen je nach Marktlage sogar noch etwas mehr. Übrigens funktioniert das auch mit Fiat-Währungen wie Euro, Dollar oder britischem Pfund und auch mit sogenannten „Stablecoins“ wie USDT oder USDC, die dank ihrer Preisbindung an den US-Dollar nicht an der gefürchteten Volatilität von Kryptowährungen teilhaben, dafür aber auch nicht von Preissteigerungen im Bitcoinmarkt profitieren. Manche Börsen wie Bitfinex haben hierfür eigene Funding-Wallets, die sich mit einem Funding-Bot wie coinlend.org bequem steuern lassen, andere Anbieter wie nexo.io haben gar ihr komplettes Kerngeschäft hierauf spezialisiert.

Jetzt endlich heißt es für den Hater: zurücklehnen, mal den Rechner ausschalten, mit einem guten Longdrink in der Hand das Leben genießen und sich über die zurückgewonnene finanzielle Freiheit freuen. Endlich ist er auch auf finanziellem Gebiet Herr seiner selbst geworden, statt Verwaltungsobjekt für die Bankenwelt. Nackt kann er nun in ein Flugzeug steigen und weiß doch jederzeit überall auf der Welt ohne Dritte an sein Geld zu kommen. Wieder einmal hat ein Freier Mann das sinkende Schiff verlassen, die auf der Plantage zurückbleibenden Männern müssen dafür freilich umso härter arbeiten. Das ist gemein und unsolidarisch, weswegen ich diese theoretischen Überlegungen an dieser Stelle verlasse und dem geneigten Leser zurufe: Denke an Schland und an deine Verantwortung! Sie brauchen jeden. Tu es nicht!

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