• 30.11.2024

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Die Schatztruhe in der Krise

geldbrenn

» Artikel vom

Autor: P.

Die Schatztruhe in der Krise

In Hobbys lernt man mitunter mehr als in Berufen oder sonst im Leben. Im Imkereihobby ist mir das besonders aufgefallen. Der ganze Blick hat sich damit verändert, der Blick auf die Umgebung, Biologie, Natur, Wirtschaft und einiges mehr. Viele Erfahrungen macht man selber, andere bekommt von den Leuten, die dasselbe betreiben und schon weiter sind, in meinem Fall Imkerkollegen. Fachlich, aber auch menschlich lernt man ständig dazu, es höret nimmer auf.

Imkerei ist ein Hobby, das man von der Kindheit bis manchmal bis ins hohe Alter ausüben kann, später in kleinerem Umfang, aber immer noch produktiv. Es hält auch fit. Somit treffe ich auch auf Leute jenseits der 80 und da mache ich besonders gerne, was heute absolut unzulässig, unkorrekt und vorgestrig ist: Ich höre alten weißen Männern zu. Im Imkerverein haben wir zum Beispiel immer noch einen Adolf, vor ein paar Jahren waren es noch drei. Einer war für mich ein faszinierender Mensch. Leider "war", er starb vor zwei Jahren. Er hatte keine besondere Bildung, arbeitete bis zur Rente in einem handwerklichen Beruf in einer Firma, nebenher hatte er eine kleine Landwirtschaft mit Weinberg, so wie das in der Nachkriegszeit bis in die 1970er Jahre üblich war. Aber er wirkte immer unglaublich offen, kannte jeden, hatte einen herrlichen, lokal geprägten Humor, er war auch mit über 80 geistig so jung, frisch und unvoreingenommen wie es heutzutage 20jährige nicht mehr sind. Er war nie verbissen, immer gelöst trotz allerlei Beschwernisse des Alters. Einmal besuchte ich ihn mit meinem Sohn nach Ankündigung in seinem Haus, legte das Handy zur Tonaufnahme auf den Tisch und redete mit ihm, stellte Fragen, endlos Fragen und er erzählte mir Dinge, die bei mir präsent blieben. Es ging um Imkerei früher, aber davon abgeleitet auch um viele andere Dinge, sogar um gelungene Unterhaltsprellerei in alten Zeiten. Am Ende fragte ich mich, wieso das heute alles vergessen ist und wieso man all diese Erkenntnisse mit den Menschen sterben lässt, sich lieber stattdessen erneut hereinlegen und manipulieren lässt, besserwisserisch das Rad neu erfindet, jeden Reinfall wiederholt und nicht zuletzt auf die Errungenschaften der eigenen Kultur scheißt, sie lächerlich machen lässt und sich selber lächerlich macht.

Geboren wurde dieser Adolf vor dem Krieg, aufgewachsen ist er im Krieg. Er erzählte auch von Passierscheinen für Imker nach dem Krieg, um über Brücken gehen zu dürfen, von Zwangsabgaben pro Bienenvolk, von den Taktiken dagegen, von den Problemen den (vergällten) Zucker für Bienenfutter zu bekommen, den damaligen Honigsorten von denen heute Dank der "Umgestaltung" in Natur und Landwirtschaft die Beste komplett verschwunden ist und vielem mehr.

Eindrücklich war seine Beschreibung echter Krisenzeiten und wie die Leute da durchgekommen sind. Damals gab es nicht nur Überlebensanstrengungen, sondern auch Imker, die reich geworden sind. Er zeigte mir ein Haus, vom dem er sagte, das sei aus Honig und Schnaps gebaut worden. Von einem patenten Mann gebaut, der viele Bienen hatte und der im Keller Schnaps brannte, beides so trickreich, dass nichts aufgeflogen ist. Das hatte beides viel Wert in den langen, bitteren Jahren bis etwa 1950. Das Haus baute er für seinen Sohn, am Hausbau halfen Viele mit, die auch in Naturalien bezahlt wurden, so wie manche Materialien. Zu allen Zeiten waren Urpoduzenten und Menschen mit sozialem Kapital die, die am besten durch Krisen kamen. Aber Urproduzent zu werden oder zu sein und Ressourcen zu haben nutzt überhaupt nichts, wenn nicht ein wesentlicher Faktor dazukommt: Genaue Kenntnisse über das, was man macht, ein flexibler Geist, Anpassungsfähigkeit, soziale Fähigkeiten.

Heute wird oft soziales Kapital, soziale Intelligenz und Emotion als bestimmende Faktoren ignoriert. Wer heute vorsorgen will, konzentriert sich oft nur aufs Materielle, er will die "richtige" Anlage, krisenfest soll sie sein, vor staatlichem oder sonstigen Zugriff geschützt soll sie sein. Und so dreht sich die Diskussion oft immer um dieselben Stichworte. Goldmünzen, Bitcoin & Co, Grundstücke, Ackerland, Wertpapiere, diversifizieren/konzentrieren? Mit was soll man sich eindecken, um Steuer- und krisengünstig zu bleiben? Welches Material wo aufstapeln? Virtuell oder zum Anfassen? Auf welchen Kaufbutton klicken? Übersehen wird regelmäßig, was in Krisen tatsächlich passiert, wie das wirtschaftliche Handeln dann tatsächlich aussieht.

Die sozialen Verbindungen werden in diesen Erwägungen in ihrem Wert fast grundsätzlich ignoriert. Vor allem die Deutschen haben sich Familie, Verwandtschaft, das Miteinander in einer Gruppe gründlich nehmen und vergiften lassen. Die Familie wurde beispielsweise verstaatlicht, Privates völlig verrechtlicht, "geregelt". Das ist Einigen erst aufgefallen seit massenhaft Leute ins Land kommen, die vieles davon nicht mit sich machen lassen, die einfach in Parallelstrukturen bleiben. Die bilden seither eigene Netzwerke und widerstehen damit auch dem Staat, während sie gleichzeitig alle Vorteile abholen und abkassieren, die derselbe Staat bietet. Ganz besonders bewähren sich solche Strukturen in schweren Zeiten, sie stützen und halten innerhalb des Clans zusammen. Das ist wertvolles Kapital jenseits von Sachwerten.

Und was sind Sachwerte wirklich wert gewesen, wenn es großen Ärger gab? Unter den Goldmünzensammlern wurden in Wirklichkeit Wenige satt. Gold, Silber, Platin, Platinmetalle und ausländische Währungen aus Privatbesitz waren seit 1923 verboten, einschließlich Ablieferungsfrist. Die Strafen waren drakonisch, die Erwischten wurden öffentlich gemacht, Durchsuchungen in Restaurants, Häusern und auf Märkten waren an der Tagesordnung. Nach einer kurzen Phase erneuter Freiheit kam das Gold- und Edelmetallverbot ab 1933 bereits wieder, die Ablieferungspflicht folgte 1936, alles wie gehabt. Beschlagnahme, Meldepflicht, alles kam wieder,nach dem Zusammenbruch nur mit der kleinen Änderung, dass all das jetzt durch die Sieger umgesetzt wurde. Erst 1955 wurde die Ablieferungspflicht abgeschafft. In den angeblich so freien USA dauerten Restriktionen sogar noch sehr viel länger. Die jeweiligen Machthaber führen in allen Krisen und sogar in Friedenszeiten sehr hart und rücksichtslos einen Zugriff auf alle Werte durch, von der Münze bis zur Immobilie. Von solchen Werten wurden letztlich nur Wenige satt, viel mehr wurden verraten, betrogen, erwischt, sie unterschätzten die Kraft sozialer Möglichkeiten im Guten wie im Schlechten und überschätzten ihre eigenen Möglichkeiten.

Gut gelebt hat in der Krise nicht der, der Goldmünzen im Garten vergraben hat, sondern der mit Kenntnissen und Anpassungsfähigkeit. Etwa ein Imker, der es beispielsweise verstand zwei Völker statt einem unerkannt in einem Kasten zu führen, und so den Polizeidiener täuschte, der auf seiner Kontrollrunde die Bienenkästen zu zählen hatte, nach denen die Höhe der Abgabepflichten festgesetzt wurden. Gut gelebt hat nicht unbedingt der Großackerbesitzer, sondern der Kleinackerbesitzer oder auch nur Pächter, der heimlich dem Feldschütz, dem Bruder seines Schwagers, eine Flasche mit Lebenswasser zustecken konnte, damit der auf seinen Runden mit der Büchse auf dem Rücken oft am Kartoffelfeld vorbeiging und so Diebstahl wirksam verhinderte, während der Großacker von hungrigen Dieben abgeräumt wurde. Aufbauen konnte der, der ein begehrtes Produkt fertigen konnte und das geschickt an der Macht vorbei einsetzte.

Die Staatsmacht wusste das. In Deutschland wurde deshalb sehr viel unternommen, um soziales Kapital zu vernichten. Man hat familiär-regionale Verwurzelung und Identität mit Gewalt und vor allem Tricks beseitigt. Dialekte wurden absichtlich geschliffen, am Ort bindendes Grundeigentum wurde klein gehalten (Deutschland hat anhaltend eine der niedrigsten Eigentumsquoten in Europa), ein Mobilitätsfetisch wurde aufgezogen um Leute wie selbstverständlich unter Zurücklassung ihrer sozialen Beziehungen quer durchs Land jagen und sie wie Schrauben in eine Ausbildungs- oder Arbeitsplatzmaschine einsetzen zu können. Von der Familie wurde schon gesprochen, auch dort sollen keine störenden Wurzeln und Beziehungen die staatliche richterliche Kontrolle und wirtschaftliche maximale Vernutzung behindern.

Da all das entwertet und vergessen ist, glauben viele, dass als vermuteter Wertträger nur Gegenstände und Rechte wichtig sind. Wer aber nur hinter Objekten des Reichtums herjagt, verliert in jeder Krise. Es ist das soziale Netz und das Ich, die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse, das Agens, das einen über Untiefen hinwegbringt. Schätzt soziales Kapital, lernt, lebt, bleibt geistig flexibel jenseits staatlicher Zwänge und Wünsche. Das ist das beste Kapital, das man anhäufen kann.

Weiterführender Link: TrennungsFAQ

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