Was macht das Schild mit dir?
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Gastautor: A.M.
Schilder gibt es viele und es vergeht kein Tag ohne, dass wir an einem Schild vorbeigelaufen sind.
Es gibt Klingelschilder, Verkehrsschilder, Tischschilder, Warnschilder, Verbotsschilder, Wegweiser, Sicherheitsschilder, Hinweisschilder und noch viele mehr.
In Deutschland gibt es über 680 verschiedene Verkehrs-, Gefahren-, Vorschrift- und Richtzeichen. An den Straßen sind rund 20 Millionen Verkehrsschilder aufgestellt, dazu kommen noch 3,5 Millionen Wegweiser.
Dem ADAC zufolge sind rund 33 % der Verkehrsschilder in Deutschland überflüssig. Der Schilderwahn sorgt nicht nur für Verwirrung, sondern kostet den Staat auch hohe Geldsummen. Ein Drittel weniger der Schilder und man könnte 1,8 Milliarden Euro einsparen.
Die ersten Verkehrsschilder in Deutschland waren Warnungstafeln an Bahnübergängen, die 1877 durch Reichsgesetz vorgeschrieben wurden. Anfang des 20. Jahrhunderts stellten Automobil- und Radfahrervereine Warnungstafeln auf. Waren die ersten Schilder reine Texttafeln, wurden sie bald um Zeichen und verschiedene Farben der Schilder ergänzt. 1906 beschloss ein Kartell unter Führung des kaiserlichen Automobil-Clubs die Einführung von sieben Warnungstafeln: Kurve (rechts und links), Doppelkurve, Vertiefung, Höcker, Bahnübergang und Straßenkreuzung. Die 47 cm mal 57 cm großen Tafeln trugen weiße Symbole auf schwarzem Grund.
Soviel zum geschichtlichen Hintergrund.
Um nun auf das eigentliche Thema des heutigen Abends zurückzukommen.
Früh nach dem Aufstehen sind sie schon da, die Schilder. Gut, in diesem Fall ist es mein Stoiker Kalender, mit Zitaten von weißen, alten Männern, welche vor über 2 000 Jahren lebten.
Es ist ein selbstgewähltes Schild. Es ist ein Schild, das mich gleich nach dem bewusstlosen Zustand, der sich Schlaf nennt, positiv beeinflussen und mein Denken für den Tag entsprechend kalibrieren soll.
Ich stehe auf, ziehe mir kurz was drüber und dackel ins Bad. Noch nicht einmal im Bad ist da schon das nächste Schild: „Bad“, steht da an der Badtür. Warum, weiß niemand so genau.
Runter, erstmal Kaffee aufbrühen und chillig den neusten Hate im MM konsumieren. Auf dem Weg von der Küche ins Esszimmer hängt ein Spiegel, auch so ’ne Art Schild, nur halt flexibel in der Anzeige. Ich sehe mich, ich sehe das ich alt bin und ich bin noch nicht richtig wach und ich hatte noch keinen Kaffee.
Auf dem Weg raus zum Auto laufe ich an meinem Klingelschild und dem Namensschild auf dem Briefkasten vorbei und beim Blick aus dem Auto sehe ich das Parkplatzschild mit meiner Parkplatznummer und einem Warnhinweis zwecks Abschleppung bei unberechtigtem Parken darauf.
Kaum mit dem Auto auf der Straße geht der Schilderwald erst richtig los. Sämtliche Verkehrsteilnehmer haben jeweils vorne und hinten mind. 1 Schild. LKWs oft mehr.
Am Parkplatzschild biege ich ab, werde dabei von einer Kamera gefilmt und registriert. Ich merke mir das Schild Nummer 17 damit ich das Auto wiederfinde.
Vorbei an einigen Schildern gehts dann zum nahegelegenen Seniorentreff.
Nach leckerem Kaffee und Frühstück und ein bisschen Geratsche laufe ich in Richtung Auto und folge dem Schild, welches mich zum Bezahlen auffordert. Brav tippe ich das Nummernschild in das Computerterminal, bezahle 70 Cent und gehe den Hinweisschildern zum Auto nach.
Zurück durch den Schilderwald zum Baumarkt, des Mannes liebster Spielplatz.
Ein Glück, dass überall Schilder sind, sonst würde ich mich gar nicht zurechtfinden. Schnell ist der Stand mit den Schildern gefunden, auch ein Mitarbeiter ist schon vor Ort, das erspart lästiges Gerenne.
Den gewünschten Text habe ich schon vorbereitet, der Mitarbeiter druckt das Schild nach meinen Wünschen und schon gehts in Richtung entlang der „Kassen“-Beschilderung.
Einige aus der Verwandtschaft haben mir beim Bau eines Unterstandes geholfen und da sie gerade schwere Zeiten durchmachen, wollte ich sie mit dem gebaut-von-Schild etwas stützen und auch aufmuntern.
Wieder ins Auto und an das andere Ende der Stadt, das Ehrenamt ruft.
Auch im Ehrenamt jede Menge Schilder, Notausgang, Feuerlöscher, Fluchtweg …
Ab in das Büro auf dem außen auf einem Schild mein Name steht. Ich muss nur ganz kurz neue Schilder für unseren Sicherheitsbeauftragten bestellen.
Auf dem Rückweg nach Hause steht da plötzlich ein Schild mitten auf der Straße, Baustelle, Durchfahrt verboten, also den Umleitungsschildern hinterher bis auf meinen beschilderten Parkplatz.
Den Hund gefüttert und losmarschiert. Plötzlich sind da überall Verbotszeichen an den Einfahrten und mageren Rasenflächen. Ab in den Park, selbst da gibts Schilder zwischen den Bäumen „Eichhörnchen füttern verboten“, „Rasen betreten verboten“, das kennt man ja.
Durch das mit den Schließzeiten beschilderte Tor gings dann zurück nach Hause.
Der Tag endet für mich in Schildaland, wie er begann, mit dem Kalender der Stoiker.
Und wer mein nun von diesen ganzen Aussagen auf den Schildern, die uns tagtäglich begegnen, nicht beeinflusst zu werden, habe ich folgendes Gedankenspiel: An einem x-beliebigen Feld steht ein Schild „Minenfeld“, was denkst du?
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