Gastautor: ibamvidivici

Auf der iberischen Halbinsel gab es am 28.4. gegen 12.30 Uhr einen Stromausfall. Die Gründe sind hier jetzt irrelevant, sagen wir einfach, dass dergleichen in Zukunft auch für Deutschland zu erwarten ist und dies wahrscheinlich öfters. In Spanien und Portugal war für die meisten nach 12 Stunden der Strom wieder da, aber er könnte auch mal länger ausbleiben. Für dieses Beispiel nehme ich mal 72 Stunden an, und außerdem, dass die komplette Infrastruktur ausfällt, also auch Wasser, Telefone, Internet, Ampeln, Straßenlampen, U-Bahnen, Anzeigetafeln, Kartenzahlungen. In Spanien sind die Ampeln auch ausgefallen, es kam aber nicht zu größeren Unfällen, aber zu vielen Staus.

Ich gehe mal davon aus, dass du zwar kein Prepper, aber ein Vorbereiteter bist. Also im Keller stehen Kanister mit ca. 40 Liter Frischwasser, ein paar Flaschen Trinkwasser (Flaschenwasser ist in solchen Situationen zuallererst ausverkauft), Campingutensilien wie Gaskocher und Gaskartuschen zum Kochen, zusätzlich ein kleiner Vorrat an üblichen Tagesbedarf für so eine Situation, wie Klopapier, Feuchttücher, neue Lappen. Ebenso ein Erste-Hilfe-Täschchen. Jedenfalls willst du jetzt nicht in den Schlangen der Einkaufsmärkte stehen.

72 Stunden ist nicht so lang, dass es gefährlich werden könnte. Es geht aber darum, für diese Zeit Gestank, Dreck, Durchfall, Hunger, Durst oder Kälte für dich und deine Kinder zu vermeiden. Ich gehe außerdem davon aus, dass du eine Durchschnittsfamilie, also 4-Personen-Haushalt hast, der in einem üblichen Mehrfamilienhaus wohnt.

Während des Stromausfalls in Spanien waren die Supermärkte in Panik leer gekauft worden, ich gehe hier aber einfach davon aus, dass die auch Lebensmittel für ca. 4-5 Tage für deine Familie im Keller hast und dich nicht an den Panikkäufen beteiligen musst. Bargeld hast du sowieso genug für einen Monatseinkauf im Haus, oder?

Alle deine Lebensmittel in Kühlschrank und Tiefkühlschrank werden die 72 Stunden Stromausfall nicht gekühlt bleiben. Koche sie vor dem zermatschen auf deinem Gaskocher, Frischfleisch am besten sofort, um es ein paar Tage haltbar zu machen. Schreibe alle Kühlschrank-Lebensmittel gedanklich nach 12 Stunden Stromausfall ab. Was länger hält, um so besser. Ein paar Packungen H-Milch oder Eier hast du immer im Haus, so kannst du weiterhin gesund gemischte Mahlzeiten haben: Reis kochen und danach mit Ei und bisschen Restgemüse anbraten, fertig, ist alles drin, was man braucht. In 72 Stunden Szenarien musst du nicht auf eine Haferflocken-Wasser-Diät ausweichen.

Todesfälle während des Stromausfalls in Spanien gab es nur wegen Kohlenmonoxidvergiftungen durch im Innenraum betriebene Notstromaggregate. Kurz: hab einfach kein Notstromaggregat, wenn du kein Grundstück hast, um es im Freien zu betreiben. Camping-Solarzellen liefern genügend Strom für USB, damit kannst du zumindest Taschenlampen laden.

In Spanien ist die Wasserversorgung nur an manchen Orten ausgefallen, in der Fläche kam es aber dennoch zu erheblichen Druckabfällen im Leitungsnetz, höher gelegene Orte oder Wohnungen sind dann schnell ohne Wasser. Ein Stromausfall merkst du eigentlich sofort, lass in so einem Fall die Badewanne mit Wasser volllaufen, solange noch Wasser aus der Leitung kommt. Dazu muss der Stöpsel natürlich dicht verschließen. Lass also jetzt deine Badewanne volllaufen und messe, ob das Wasser für 72 Stunden in der Wanne bleibt oder langsam durch den undichten Stöpsel abfließt.
Wenn du gerade auf Arbeit bist und der Stromausfall einsetzt, ruf deine Frau an und sag ihr, sie soll die Badewanne volllaufen lassen, sag ihr auch, sie soll den Stöpsel ganz fest in den Abfluss drücken, denn Frauen drücken in der Regel nur mit Frauenpower, also nur mit ein Viertel der Kraft. Dann ist die Badewanne leer gelaufen, bevor du es nach Hause geschafft hast.

Nimm generell aber jetzt besonders für den Heimweg immer die Treppe, so bleibst du nicht im Fahrstuhl stecken, der vorerst mittels Notstromaggregate deiner Firma vermutlich noch funktioniert. Busse sollten vorerst noch fahren, dein Auto oder deine Füße sowieso. Achtung, Verkehr ist ohne Ampeln.

Kleine Kinder holst du jetzt nach Möglichkeit von Schule und Kindergarten ab, überlass die Situation nicht dicken Ü50-Weibern, die nur selten in ihrem Leben über den Tellerrand oder ihr Sekretariat hinaus nachgedacht haben.

Das wichtigste, was du noch an Vorbereitung treffen musst: habe jederzeit eine saubere Wohnung! Ein nicht abgewischter Küchentisch muss erst noch abgewischt werden, den Lappen auszuwaschen verbraucht im Falle eines Netzausfalls locker 1 Liter deines wertvollen Wasservorrats. Nicht abgewaschene Töpfe und Pfannen ebenso. Oder willst du mit dreckigem Geschirr auf deinem Gaskocher kochen?
Putzutensilien wie Kehrschaufel/Besen oder Eimer, die so dreckig sind, dass du dir jedesmal nach dessen Nutzung die Hände waschen musst, verbraucht auch dein gespeichertes Wasser. Da der Staubsauger nicht geht, wirst du diese aber brauchen! Schmeiß sie einfach mit in deine zum Testen gefüllte Badewanne, damit das alles jetzt gleich mal gereinigt wird. Verzichte für die Zeit des Leitungsausfalls auf chemische Reiniger (Chlor u.ä.), du kannst sie nicht mit Wasser wieder abspülen.

Eine Ehefrau, die nicht putzt und Abwasch immer um eine Woche verschiebt, ist nicht Doomsday-tauglich! Spätestens wenn das Wasser ausbleibt, wird dir das auf die Füße fallen, weil du ihr dann mangels Wasser nicht hinterherputzen kannst wie sonst. Ausgerechnet jetzt sind sauberkeitsbedingte Magenverstimmung absolut zu vermeiden.
Wenn deine Frau jetzt wegen Ausfall des Handynetzes plötzlich doch zu einer Hausfrau wird und sich am Putzen nun beteiligen will, halte sie von unnötigem Wasserverbrauch ab. Fenster kann sie putzen, wenn das Wasser wieder da ist. Lenke sie auf Kehren und oder Kleiderschrank sortieren oder Nähen um.

In einem 4-Personen-Haushalt werden bei einem 72-Stunden-Ausfall 12 Haufen Scheiße in deiner Kloschüssel landen, das gespült werden muss. Daher sind deine 40 Liter Wasser knapp bemessen und eine gefüllte Badewanne eine enorme Erleichterung.
Habe kleine und große Eimer im Haus, um das Wasser aus der Badewanne oder deinen Kanistern besser dosieren zu können.
Zum Händewaschen nimm bspw. einen asiatischen Getränkespender mit Dreh-Zapfhahn:
https://i.ebayimg.com/images/g/BykAAOSwtIpmTvC~/s-l1600.webp
Das verbraucht weniger Wasser, als aus Bechern über die Hände zu schütten.

Während eines 72-Stunden-Ausfalls gibt es keine Bürgerkriege vor denen du flüchten musst, aber du wirst trotzdem lokal Bewegungsfreiheit brauchen. Vielleicht musst du einen alten Verwandten Decken bringen, weil es im Winter ohne Heizung schnell kalt wird in seiner Bude. Oder du musst dich mit Freunden am anderen Ende der Stadt mit Lebensmitteln oder Brennstoff austauschen. Im Winter wäre es gut, im Auto den Tank nie leerer als halbvoll zu haben. Das reicht für lokale Besorgungstouren, also immer rechtzeitig nachtanken. Im Sommer kannst du den Tank auch leer fahren, nimm im Sommer einfach das Fahrrad! Wer Platz hat, kann für diese Fälle einen Cargo-Fahrradanhänger anschaffen. Rad und Zubehör muss natürlich funktionstüchtig sein, auch das Licht (keine Straßenlampen!), genauso deine Camping- oder Putzutensilien, damit du es nicht erst reparieren musst, wenn du es brauchst.

Pass im Verkehr auf, die Ampeln sind aus! Draußen immer eine Taschenlampe mitnehmen, auch um von anderen gesehen zu werden, nachts ohne Strom ist es überall stockduster. Unfälle solltest du in so einer Situation unbedingt vermeiden. Nichts wäre schlimmer, als in ein Krankenhaus zu müssen, in dem sie gerade selbst Probleme mit ihren Notstromaggregaten haben und wo haufenweise Frauen arbeiten, die mit Stresssituationen nicht vernünftig umgehen können. Deswegen meidest du jetzt auch konsequent alle von Diversity bereicherten No-Go-Areale wie Innenstädte oder Bahnhöfe. Die Neubürger dort wissen natürlich auch, dass das Telefonnetz gerade nicht geht und es länger dauern wird, bevor die Polizei überhaupt informiert ist. Wahrscheinlich rücken die dann eh nicht aus und du bleibst alleine und verletzt liegen.

Und jetzt nicht handwerken, auch wenn der Akkubohrer voll geladen ist, einfach um Unfälle und Staub (kein Wasser!) zu vermeiden. Hingegen kannst du jetzt endlich deine ganzen reparaturbedürftigen Erzgebirge-Schnitzereien kleben oder den Keller aufräumen und die Garage ausmisten.

Für Stadtbewohner gibt es noch die Möglichkeit, statt bei sich daheim, draußen im Dorf bei den (Schwieger-) Eltern Vorbereitungen zu treffen und im Fall des Falles einfach zu denen aufs Land zu fahren. Bedenke aber, dass v.a. die Nicht-Prepper dieselbe Idee haben werden und aufs Land zu den Eltern flüchten, der innerstädtische Verkehr gerade ungeregelt ist, und fahre dann wenigstens zu Zeiten, wo du nicht in Stadtflucht-Staus hängen bleibst.

Das Überfall-Risiko ist in diesen ersten 72 Stunden tagsüber eigentlich nicht höher als sonst. Weil der Strom ja wieder kommt und damit die mögliche Bestrafung. Nachts solltest du flink wie ein Windhund oder nur in Gruppen kruppstahlharter Jungs unterwegs sein. Hilfe holen ohne Telefonnetz dauert. Und wenn man wegen der Dunkelheit nichts sehen kann, kann auch niemand verfolgt werden, wenn der Strom wieder da ist. Da gibts dann gegebenenfalls nur Survival of the Fittest!



Diskutiere über diesen Artikel und teile Deine Erfahrungen mit anderen Lesern!

Beachte bitte die Kommentarregeln!

Wenn Du selbst spannende Themen oder interessante Erfahrungen hast, dann schreib doch einen Gastartikel darüber, natürlich völlig anonym. Unser Gastartikelportal mit weiteren Informationen findest Du hier.

Hast Du auf dieser Seite einen Fehler entdeckt? Auf unserer Fehlerhinweisseite kannst Du uns darauf aufmerksam machen und eine Korrektur vorschlagen.