Geld oder Leben! (Teil 3)

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Gastautor: Pissköter
"Leckt mich doch alle am Arsch!
Keinen Bock mehr!"
Pissköter hatte die Schnauze voll. Wenige Minuten zuvor hatte er mit einem hochriskanten Knockout-Zertifikat unwiederbringlich mehrere tausend Euro verloren. Die Enttäuschung war groß. Mit Vollgas war er auf die Schnauze gefallen, und die Gewinne, die er in einem ganzen Monat mit Spekulation an der Börse mühsam zusammengekratzt hatte, hatten sich in Luft aufgelöst. Das tat weh.
"Dieses Börsen-Spielcasino ist halt nichts für kleine Leute wie mich. Ich höre mit dem ganzen Scheiss wieder auf, lebe wieder bescheiden und kassiere einfach nur meine monatlichen Zinsen."
Nie wieder wollte er mit diesem Börsen-Casino je wieder etwas zu tun haben!
Gesagt. Getan. Börsengewinne und anschließender Konsumrausch hatten von Stund an ein Ende und Pissköter lebte wieder sein frugales Leben wie in alten Zeiten. Dabei hatte die ganze Geschichte zwei Jahre zuvor angefangen wie im Influenzer-Märchen:
"Leckt mich doch alle am Arsch!
Keinen Bock mehr!"
Als städtischer Mitarbeiter im Kulturbereich hatte Pissköter die Schnauze voll und fluchte unhörbar vor sich hin. Wenige Minuten zuvor hatte er den Einlauf seines Lebens kassiert. Der große Klavierflügel im geschmückten Festsaal klang wie ein Kneipenklavier, in das ein Besoffener reingekotzt hatte.
"Ich werde mich beim Oberbürgermeister beschweren! So etwas ist mir in meiner ganzen Zeit als Pianist noch nicht untergekommen! Eine bodenlose Unverschämtheit!!!"
"Ich bitte Sie, lieber Herr Klavierschinder, bitte, Sie können jetzt nicht gehen! Sie bringen sonst die ganze Preisverleihung in Gefahr!"
Pissköter redete mit Engelszungen auf den wütenden Musiker ein und schaffte es, ihn halbwegs zu beruhigen. Innerlich kochte er. "Diese Mist-Fotze hatte mir doch ausdrücklich zugesichert, dass sie sich um die Stimmung des Flügels rechtzeitig kümmern würde ...!" Diese Annahme erwies sich als falsch, denn die "Mist-Fotze", also seine Kollegin, Frau Mimose Faularsch-Klötenschaukler, arbeitete grundsätzlich nach "Schema F", soll heißen "fett, frech, faul, Frau". Die Belange anderer Kollegen waren ihr scheissegal. Als Frau und stinkfaule Halbtagskraft kam sie damit durch. Immer wieder. Man war ja im öffentlichen Dienst. Und als Beamtin wurde sie dafür auch noch befördert. Pissköter kotzte im Strahl.
Wenige Wochen vor diesem Vorfall hatte man ihm zusätzlich noch zwei weitere Kulturprojekte zum Bearbeiten gegeben. Und zu guter Letzt sollte er auch noch jeden Tag ein Zertifikat vorlegen, dass er als Ungeimpfter getestet war, denn es war die Zeit jener weltweiten Plandemie, die so gefährlich war, dass man sich testen lassen musste, um zu wissen, dass man sie hatte. Und die so gefährlich war, dass man Statistiker zum Berechnen der Übersterblichkeit brauchte.
Pissköter dachte nicht im Traum daran, sich jeden Tag von Döner-Ali ein Teststäbchen in die Nase rammen zu lassen und kündigte kurzentschlossen. In den folgenden zwei Jahren seiner Arbeitslosigkeit merkte er dann ganz schnell, dass er als alter Sack auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr den Hauch einer Chance hatte. Aber irgendwie musste er doch zu Geld kommen, denn das Arbeitslosengeld war knapp und seine Ersparnisse hielten auch nicht ewig.
Und wie alle Verzweifelten griff auch Pissköter schließlich zum letzten Strohhalm. Die Börse! Wie hatte schon der alte Börsenfuchs André Kostolany gesagt: "Wer viel Geld hat, kann spekulieren. Wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren. Und wer kein Geld hat, muss spekulieren!" Und ja, es musste unbedingt das Daytrayding sein! Pissköter wollte schnelles Geld. Nicht innerhalb von Jahren und Jahrzehnten. Dann wäre er ein uralter Mann. Nein! Innerhalb von Wochen und Tagen sollte es sein. Am besten noch schneller!
Der Teufel lachte!
Und er zeigte dem Pissköter alle Reiche dieser Welt! Die Influencer mit ihren Villen, Lamborghinis und blonden Boxenludern hatten es doch auch geschafft! Mit dem richtigen Mindset, Durchhaltevermögen und den Anlagestrategien der Experten würde auch er "consistent profits" machen.
Erneut lachte der Teufel und bescherte ihm ein Vierteljahr unverschämten Anfängerglücks!
"Hmmmm. Aaaah. Jaaaaa!"
Pissköter rammte seinen Gnadenhammer tief in das Schatzkästchen des blonden Boxenluders. Das kleine Bückstück hatte er auf der Einweihungsparty seiner neuen Strandvilla kennengelernt als sie ihn am Pool mit ihren großen Hupen "ganz versehentlich" gestreift hatte. Danach ging alles ganz schnell und sie trieben es völlig enthemmt auf der Motorhaube seines neuen Lamborghinis.
"Ja. Jaaa. Jaaaaa", das blonde Luder winselte unter seinen Stößen.
Schweissüberströmt hämmerte er seinen Gnadenhammer immer wieder tief in sie rein. Gleich würde er einen Saftladen in sie abspritzen, dass es für eine ganze Dynastie von Pisskötern reichen würde ...
Theoretisch zumindest.
Pissköter erwachte aus seinem Tagtraum.
Das einzige, was im Moment wie eine Eins stand, war der Goldkurs, der auf dem Monitor einen strammen Kurs nach Norden beschrieb. So ein steigender Goldkurs ist schon etwas Feines. Aber nur dann, wenn man nicht gerade auf fallenden Kurs gesetzt hat. Und Pissköter hatte ein Zertifikat auf fallenden Goldkurs gesetzt ...
"Das gibts doch gar nicht! Der Kurs muss doch endlich einmal wieder fallen!"
Der Kurs stieg erneut an.
"Immer ich! Wieso bin ich es, der immer wieder aufs Maul fällt? Scheisse!"
Dem Kurs war das egal.
"DIE wollen mich fertig machen! DIE wissen, dass ich gerade am Traden bin. DIE haben's auf mich abgesehen! DIE wollen nicht, dass ich gewinne. DIE Schweine!!!"
Der Kurs war davon unbeeindruckt.
"Ich will doch gar keine großen Reichtümer. Ich will doch nur ein bischen besser leben. Ist das denn zuviel verlangt?"
Beim Goldkurs stieß auch das auf taube Ohren.
"Leckt mich doch alle am Arsch!
Keinen Bock mehr! Ich verkaufe lieber, bevor ich noch mehr ins Minus rutsche!!!"
Pissköter hämmerte frustriert auf den "Verkaufen"-Button.
Schöne Scheisse! Wieder hatte er einen heftigen Verlust erlitten ...
An den europäischen Börsen ging es nun auf die Mittagszeit zu und die professionellen Händler und privaten Anleger wandten sich nicht mehr der Börse, sondern dem Mittagessen zu. Vor dem Mittagessen galt es jedoch, eben noch die Gewinne des Vormittags mitzunehmen.
Und auch der Goldkurs fand, dass es jetzt genug war und machte sich auf den Weg nach Süden ...
Wenige Stunden später waren die Gewinne des Vormittags den Verkäufen des Nachmittags zum Opfer gefallen. Pissköter war frustriert. Mit etwas mehr Geduld hätte er den Gewinn seines Lebens gemacht. Tja, hätte, hätte, Fahrradkette. Aber so ist das nun einmal im Leben und an der Börse: Gier frisst Hirn. Und: Gewinne macht man mit Geduld und Sitzfleisch. Letztlich muss man nur zur richtigen Zeit kaufen und wieder verkaufen und die Gewinne kommen an der Börse von ganz alleine.
Pissköter kratzte sein letztes Geld und all seinen Mut zusammen. Er würde sich jetzt ein paar Tage Pause gönnen, meditieren, in sich gehen und in der Zeit Evaluation betreiben.
"Pissköter", sagte er zu sich selbst, "Jetzt bloß nicht aufgeben! Dran bleiben! Ich habe jetzt doch schon jede Menge Erfahrung. Es wäre doch gelacht, wenn ich aus meinen Fehlern nicht lernen würde! Es warten consistent profits!"
Er atmete tief durch. "Wir schaffen das!"
Aus der Hölle kam wieder ein teuflisches Gelächter.
(Weiter geht es in Teil 4)
Nachtrag: Der Autor betont hiermit ausdrücklich, dass es sich hier um Satire handelt und jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen rein zufällig ist. Eine Mitarbeiterin namens Mimose Faularsch-Klötenschaukler gibt es im öffentlichen Dienst der Bundesrepublik Deutschland NICHT.
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