• 27.09.2024

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Freuden und Vorzüge des Lastenrades

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» Artikel vom

Gastautor: Fffaultier

Ich begebe mich des morgens hinab in die Tiefgarage.
Vorbei am Porsche Carrera, Aston Martin und Ford Fiesta – die gehören allerdings auch den Nachbarn und nicht mir – gehe ich zielsicher auf die Krönung der Transportmittel zu, die ich mein Eigen nennen darf.
Das Lastenrad mit elektrischem Hilfsantrieb.

Die Vorteile dieses modernen Transportmittels liegen auf der Hand.
Mangels Bedarf und aufgrund der damit verbundenen horrenden Kosten u.a. wegen eines Stellplatzes bin ich nicht im Besitz eines Automobils und lege gleichzeitig Wert und individuelle Mobilität.
Die Reichweite ist kürzer gegenüber dem Auto, für meine Zwecke jedoch ausreichend.
Andernfalls stellt das Lastenrad eine perfekte Ergänzung des Autos für den Nahbereich dar. Kurzstrecken sind kein Problem für das Lastenrad, während der Motor des Autos bei ständiger Belastung für kurze Zeit schnell verschleißt.
Der Weg zur Arbeit ist mir auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich, was ich vereinzelt in Anspruch nehme, um dabei stets erneut festzustellen, wie schön doch Fahrradfahren ist.
Es dauert etwas länger und gerade auf der Rückfahrt, werden Erinnerungen an eine Geräuschkulisse wie auf dem Basar wach. Die kurze Strecke im Bus ist ebenfalls nicht frei von Überraschungen.

Wie transportiert man am besten eine Ziege im Bus? Ich wäre nicht darauf gekommen, man stellt das Tier in den Einkaufswagen, der schon lange keine Blicke mehr in dieser Linie auf sich zieht, und bindet das Tier mit dem Hals an der Haltestange fest. Ob die anschließende Schlachtung auf dem Balkon oder im Badezimmer der Plattenbauwohnung stattfindet, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ich wohne in einer der besseren Gegenden der Stadt, Ziegen fahren hier nicht im Bus mit, und Parkplatzprobleme sind allgegenwärtig.
Bei der Fahrt zum Einkaufen oder für sonstige Anlässe gibt es mit dem Lastenrad keine Sorgen, man kann es einfach auf dem Bürgersteig abstellen.
Ein Fahrrad ohne Hilfsantrieb böte theoretisch die gleich Vorzüge, doch fahre ich nicht langsam und wäre daher schon nach wenigen Metern verschwitzt. Für sportliche Aktivitäten gibt es das Rennrad oder Mountainbike.

Kommen wir zur Spezifikation des Lastenrades.
Es gibt Ausführungen mit zwei oder drei Rädern, wobei die Achse mit zwei Rädern vorne unter dem Transportkorb liegt. Ausführungen mit dem Transportkorb hinten sind ein Nischenprodukt, das gelegentlich noch in größeren Produktionsbetrieben Verwendung findet.
Die naheliegende Annahme, dass man mit drei Rädern nicht so leicht umkippen kann, ist leider falsch. Ganz im Gegenteil neigen diese Räder in Kurven zum Überkippen, da man sich nicht wie auf zwei Rädern in die Kurve legen kann.
Es gibt Alternativen mit Neigetechnik, die technisch anfällig und teurer sind, daher bevorzuge ich die zweirädrige Variante.
Für den Transport kleiner Lasten, ist es möglich, den Lastenkorb über dem Vorderrad anzuordnen, wie es z.B. der Hersteller Omnium praktiziert. Dies hat den Vorteil einer geringen Länge des Fahrrads und den Nachteil eines hohen Schwerpunktes.
Der Standardtyp für zweirädrige Lastenräder ist die Bauform „Long John“, bei dem der Lastenkorb zwischen einem kleinen Vorderrad und der Lenkerstange positioniert wird.
Diese Bauform ermöglicht einen tiefen Schwerpunkt und hat den Nachteil eines relativ langen Fahrrades.
Die Länge des Lastenkorbes ist durch die Abmessungen des Fahrradrahmens vorgegeben, die Breite des Korbes ist ggf. noch anzupassen.
Erwachsene ab 170 cm lassen sich erfahrungsgemäß nur zum Spaß auf Kurzstrecke transportieren, Kinder können bei einem ausreichend breiten Korb sogar zu zweit nebeneinander sitzen.
Wenn der Korb nicht breiter als der Lenker des Fahrrades ist, hat man keine Einschränkungen gegenüber einem normalen Fahrrad im Straßenverkehr.
Sofern es sich beim Korb nicht um die Bauform eines geschlossenen Koffers handelt, ist eine Plane als Abdeckung sinnvoll.
Ohne Hilfsantrieb bietet sich das Lastenrad nur im Nahbereich ohne Steigungen an, wenn man nicht ernsthaft Sport betrieben möchte.
Die Standardausführung der Antriebe regelt bei 25 km/h ab, was für mich ausreicht, da ich auf zwei Rädern im Stadtverkehr mit Schlaglöchern, die Menschen verschlingen können, ohnehin keinen Wert auf höhere Geschwindigkeit lege.
Wer es rasanter mag, kann sich für die Variante, die erst bei 45 km/h abregelt entscheiden, benötigt dann eine Versicherungsplakette am Rad und darf nicht mehr auf dem Fahrradweg fahren.
Hydraulische Scheibenbremsen sind aus gutem Grund Bestandteil der Standardkonfiguration, denn das Lastenrad mit Fahrer und Transportgut bzw. Passagieren kann bis zu 200 kg wiegen.
Die Schaltung erfolgt mittels Ketten- oder Nabenschaltung, wobei ich die Nabenschaltung bevorzuge, auch wenn dies in der Anschaffung teurer ist, da diese langlebiger und praktisch wartungsfrei ist. Zudem lässt sich eine Nabenschaltung mit einem praktisch wartungsfreien Riemen statt einer Kette kombinieren, was auch Öl am Hosenbein verhindert.
Üblich ist es, dass Motor und Schaltung in separaten Modulen verbaut werden.
Wer Wert auf gute Qualität legt, kann sich daran orientieren, mit welchen Lastenrädern Kuriere im Dienst sind.
Die Firma Babboe ist zuletzt wegen mangelnder Qualität in den Medien gewesen, weil es analog zu Boeing zu Strukturschwächen im Betrieb gekommen ist.

Die Versicherung des guten Stückes soll nicht vergessen werden, da es sich um erhebliche Werte handelt. In meinem Fall war es deutlich günstiger, die Hausratsversicherung zu erweitern, als eine separate Fahrradversicherung abzuschließen.
Da das Gewicht bei einem vorhanden Hilfsantrieb weniger zu beachten ist, habe ich mich für ein stabiles Motorradschloss mit gehärteter Kette entschieden, das lang genug, um Rahmen und Hinterrad mit einem festen Gegenstand zu verbinden.
Der Akku ist zwar mit einem Schloss gesichert, kann aber trotzdem im Vorbeigehen mit einem stabilen Schraubenzieher aus der Halterung gebrochen werden.
Da der Akku einige hundert Euro kostet, sollte man diesen bestimmten Gegenden niemals unbeaufsichtigt am Rad lassen.

Schnee und Eis sind hier im Norden relativ selten, sodass Regen als meteorologische Herausforderung verbleibt.
Was ist zu beachten, um dennoch trocken das Ziel zu erreichen?
Der vor dem Fahrer platzierte Transportkasten dient für die Beine während der Fahrt einigermaßen als Regenschutz und ein über den Lenker und Fahrer geworfener Poncho, den man leicht mit sich führen kann, deckt den restlichen Bereich ab.
Bei Starkregen und Sturm schützt eine Regenhose gegen Regen von der Seite und unten.
Lederschuhe, die regelmäßig gefettet werden, halten die Füße trocken. Im Winter ziehe ich gefütterte Stiefel und Fausthandschuhe aus Lammfell an, und komme ohne zu frieren ans Ziel.

Der Transport des Lastenrades ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Falle einer Panne nicht zu bewältigen, d.h. man sollte Pannenspray für die Reifen dabei haben, um nach Hause oder in die Werkstatt fahren zu können. Ansonsten bleibt nur die Abholung mit dem Lieferwagen.

Einfache Reparatur und Wartungsarbeiten können selbständig ausgeführt werden.
Die korrekte Kontrolle und Einstellung des Reifendrucks erfolgt via Standpumpe mit eingebauter Druckanzeige.
Mäntel mit Stahlnetz und einer Polymerschicht, die verhindern, dass spitze Gegenstände in den Mantel bzw. bis zum Schlauch gelangen, sind Stand der Technik. Die Bezeichnung plattenfrei kann man dabei getrost vergessen, es handelt sich um plattenarme Reifen. Kleine spitze Partikel, die sich mitunter im Streugut befinden, sorgen noch regelmäßig für platte Reifen.
Falls Schlauch oder sogar Mantel zu tauschen sind, lässt sich das Vorderrad mittels Schnellspanner mit einem Handgriff ausbauen. Wenn man es einmal gemacht hat, gestaltet sich auch der Ausbau des Hinterrades, das u.a. von einem gespannten Riemen gehalten wird einfach.
Die Bremsbeläge der hydraulischen Scheibenbremsen lassen sich nach erfolgter Anleitung selber tauschen, ohne das einem das Hydrauliköl über die Finger läuft.
Für den Rest inklusive regelmäßiger Softwareupdates, bei denen es sich um die gleiche Seuche wie bei Automobilen handelt, beauftrage ich die Werkstatt.

Es ist mir unklar, warum andere Steuerzahler dafür aufkommen, mein Fahrrad zu bezahlen.
Die staatliche Förderung von etwa einem Drittel, die ich der linksgrünversifften Landesregierung zu verdanken habe, habe ich dankend in Anspruch genommen, es geht schließlich ums Geld.

Kritische Kommentare zu diesem Artikel sind herzlich willkommen.
Der Akku ist voll geladen und das grüne Lastenrad holt euch gerne ab.



Weiterführender Link: TrennungsFAQ
Ratsuchende Väter finden im TrennungsFAQ-Forum konkrete Hilfe

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