• 27.09.2024

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Die Færøerne – ein Reisebericht

faeroeer

» Artikel vom

Gastautor: Master Chief

Als zukünftiger Neu-Däne sollte man sein Königreich (übrigens das Älteste in Europa) kennenlernen. Außerdem war die beste Freundin von allen vor circa 10 Jahren auf Island und hatte keine Puffins gesehen, meine Wenigkeit hingegen Tausende davon eine Dekade zuvor.
Die näherliegende Alternative zu Island um diese putzigen, rotschnabeligen Wonneproppen zu beobachten sind die Faröer-Inseln, 300 km nordwestlich von den Schettland-Inseln und auf Breitengradebene mit Ålesund/Trondheim, allerdings ohne Vulkane und Gletscher.
Also hin mit uns, und zwar erstmal zum Schnuppern: 1 Woche Kurzurlaub.
Die Inselgruppe ist recht klein, sodass man in dieser einen Woche relativ viel davon erkunden kann (im Vergleich zu Island).

Die Färöer wurden schon 1948 unabhängig von Dänemark, mit eigener Amtssprache und Währung (die aber im Alltag heute keine Rolle mehr spielt).
Während das Königreich (zurzeit geführt von einer kommunistischen Massenmörderin mit Hang zur Freundschaft mit kaukasischen Neonazis und Veruntreuung von Volksvermögen zur Finanzierung von weltweitem Krieg und Terror) also formal ausgespielt hat, nimmt sich der Inselbewohner trotzdem gerne einen großen Schluck aus der königlichen Steuerpulle, um Unterseetunnel zu bauen. Zwei Abgeordnete sind zudem im Folketinget (dem dänischen Parlament) vertreten.
Da die Dänen EU-Rosinenpicker reinsten Wassers sind (z. B. Sondersteuern auf Autos), treiben es die Färöer also nochmals Extra-Bunt, denn die sind nicht mal in der EU!

Wir kamen auf dem Flughafen Vagar kurz vor der Sonnenwende an und sofort fällt einem die Touri-Zusammensetzung auf: Haufenweise Chinesen, danach erst Engländer und Franzosen. Ich hatte ein Cosi-Apartment in der naheliegenden Stadt Sørvagur gebucht, nahe dem Fähranleger für die Insel Mykines, dem Hotspot für Puffins schlechthin.
Vorausgeschickt sei an dieser Stelle: Wir haben diese Insel nie erreicht. Da noch Zeit bis zum Check-in war, haben wir gleich die Umgebung gescannt und nur 6 km vom Apartment lag schon die Erste Attraktion quasi vor der Haustür: der Skardsafossur Wasserfall.

Das mit den Wasserfällen aber ist so eine Sache wie auf Island. Du siehst den Ersten und bist vollkommen fasziniert. Nach dem Zehnten wird es dann schnell langweilig. Und wenn Du dann noch realisierst, dass jedes Dorf und jede Stadt seinen eigenen hat, ist das nicht mehr als Lokalkolorit. Alle 10 m hat es hier einen Wasserfall. Die Berge bestehen quasi nur aus Wasser. Der Grund dafür ist die Lage mitten im Atlantik. Die Wolken bilden sich auf Meereshöhe, werden an den steilen Klippen aufgefangen und regnen sofort ab.

Zurück zum ersten Wasserfall:
Auf dem Weg dorthin wurden wir gleich mit den zwei markantesten Aspekten einer Tour auf den Inseln konfrontiert: Wind und Tunnel. Für Letzteres braucht man relativ gute Nachtsicht und man sollte frei von Klaustrophobie sein, für Ersteres hilft hingegen fast gar nichts, außer einer sturmsicheren Kleidung.
Sie kann zwar die empfindlichen Ohren schützen, ist hingegen aber wirkungslos was die schiere Gewalt der Winde anbetrifft. Die Autotür ist wie verriegelt, sobald man versucht sie gegen die Windrichtung zu öffnen und wird aus den Angeln gerissen, sobald man sie windwärts öffnet.

In Dänemark musste ich vor langer Zeit mal den Aufstieg über eine Düne an der Nordseeküste abbrechen, weil der Wind zu stark war, aber da hatten wir Orkan. Auf den Färöer ist das Normalzustand. Vergesst alles, was ihr über Wind jemals erfahren habt. Das hier ist das Ragnarøk des Windes!

Auf dem Rückweg nochmals kurz im Supermarkt eindecken. Mineralwasser kostet im aller günstigsten Fall 2 EUR (ohne Pfand), mit Blasen 4 EUR. Den Rest des Trips haben wir ausschließlich Bergwasser getrunken. Und das geht so: Rechts ran fahren, Flasche unter den Wasserfall halten, weiterfahren, 0 EUR.
Pro-Tipp: Die Bäche/Wasserfälle mit Steinbett nutzen. Die, die durch Grasflächen fließen haben einen etwas torfigen Geschmack. Zum Abendessen beim Inder am Flughafen Tandoori Chicken und eine Dinner Plate mitgenommen (empfehlenswert, Preis, nun ja: Insel halt, EUR 50,–).

Am nächsten Morgen auf dem Weg zur Hauptstadt Torshavn. Den ersten Trip hatte ich zur Insel Nolsoy geplant, dem Geheimtipp zur Puffin-Beobachtung. Die 11 führt uns durch den ersten Unterseetunnel von vielen. Der Faröer-Mann plant, baut und eröffnet sowas innerhalb von 10 Jahren (mit dänischem Steuergeld natürlich) und kassiert dann nochmal Extra. Macht dann schlaffe 15 EUR für jede Passage. Aber das sind 7 km lang mit dem kompletten Atlantik darüber, gebaut für ungefähr 200 Mille. Bei dem Spruch „zweite Elbquerung“ muss ich dann immer lachen. Das kriegen die Pfeifen in D niemals hin. Hätte ich gewusst, dass dieser Tag der einzige wurde, wo Sonnenschein von morgens bis abends frohlockte, hätte ich sicherlich die Ausfahrt nach Mykines geplant, aber es war halt so und es wurde ein wunderschöner Ausflug. Das Beste war aber: nur ca. 30min nach dem Anlegen der Fähre gab es die ersten Puffins für die beste Freundin von allen zu bestaunen.
Vögel findet Sie halt gut.

Die Insel hat ca. 2 km asphaltierte Straße und trotzdem steht vor fast jedem Haus ein Auto. Die einzige WKA stand still und im Hafen lag eine ausrangierte Gondel vom selben Hersteller. Scheint wohl nicht so gut zu laufen mit der Windenergie hier. Komisch.Beim Warten auf die Rückfahrt haben die Kinder der Schulklasse aus Torshavn im Atlantik noch gebadet, bei ca. 10 Grad Wassertemperatur.
Hier ist der Atlantik übrigens glasklar, wie in der Karibik. Ich hatte mir übrigens einen Sonnenbrand eingefangen, den ersten in diesem Jahr – und das ausgerechnet hier.

Auf der Fährfahrt zurück nach Torshavn konnte man übrigens auch noch viele Puffins in Ihrem natürlichen Element beobachten, die uns bei der Hinfahrt so gar nicht aufgefallen sind. Vielleicht waren auch gar keine zu sehen, aber trotzdem der zweite Pro-Tipp für Faule und Geizige: Torshavn Frachthafen, äußere Schutzmauer aufsuchen und von dort aus Puffins gucken.

Fast hätte ich noch vergessen zu erwähnen, dass wir auf der Insel zum ersten Mal mit einer weiteren Spezialität der Inselgruppe in Kontakt traten: den Klippen. Auf Nolsoy sind diese ca. 30 m hoch und wer schonmal auf dem 5 m Turm im Freibad gestanden hat, der weiß wovon ich hier spreche. Hier gibt es auch keine klare Kante oder einen Handlauf. Die Grasnarbe ist irgendwann zu Ende und danach bist Du halt tot, wenn es dumm läuft.

Den Wind hatte ich schon erwähnt, oder? Es ist schon einigermaßen schwer sich auf einer Ebene gegen die Böen zu erwehren, da stellt so eine 90 Grad Klippe doch eine gewisse zusätzliche Herausforderung dar, so man keine Todessehnsucht in sich trägt. Im Vergleich zu dem, was am nächsten Tag folgen sollte, war dies aber nur ein kleiner Gruß aus der Küche.

Nach einem morgendlichen Snack an der Tanke (eine Tüte Chips dort kostet übrigens 7 EUR) folgte nämlich schon die schwer zu verdauende Hauptspeise. Ein Foto-Blogger hat es so ausgedrückt: Du willst unbedingt da hin, um es zu sehen. Wenn Du erstmal da bist, willst Du so schnell wie möglich wieder weg:
Trælanipan oder auch die slave cliffs genannt. Warum sie so genannt werden kann jeder für sich selbst nachlesen, aber der Name kommt nicht von ungefähr, soviel sei gesagt. Wir sprechen jetzt jedenfalls über 150 m hohe Klippen.

Der Landbesitzer macht sich den Spaß, jedem Besucher erstmal EUR 26,80 für das Betreten seines Grundstückes abzunehmen. Dann folgt ein 3,5 km langer Trail mit einer Topologie von 150 Höhenmetern. Alltrails gibt dessen Schwierigkeit mit moderat an, was auch stimmte – im Gegensatz zur Angabe am vorletzten Tag unserer Reise. Es feuchtete und blies gewaltig. Vom See, an dem wir entlang spazierten war wenig zu sehen. Nach etwa 1000 Wasserfällen kamen wir an die Klippen bzw. standen kurz davor. Unten tobte der Atlantik und die Wellen brachen mit einer Urgewalt in den Fels. Selbst hier, 150 m darüber konnte man in seinen Eingeweiden spüren, welche Naturgewalt in der Tiefe dort unten brodelte. Es ist physisch spürbar, und das sollte sich am naheliegenden Wasserfall bestätigen. Wir gingen nochmals etliche Höhenmeter herunter zum See, der ganz im Gegensatz zum Meer an der Oberfläche spiegelglatt war, der Regen hatte nämlich nachgelassen und er lag in einem Tal.

Durch jenes flog ein Hubschrauber auf das Meer hinaus und ich dachte noch so bei mir: Wenn der bei dem Wetter fliegt, warum ging unsere geplante Fähre nach Mykines heute nicht. Die Antwort dazu folgte auf dem Fuß. Der See mündet quasi in den Atlantik und ergießt sich in diesen über einen 30 m hohen Wasserfall (was auch sonst). Direkt an der Ausflusskante hielten wir Rast und blickten von dort auf die 10 m hohen, tosenden Wellen. Kein Wunder, das heute keine Fähre geht. Plötzlich wurde die Gischt der brechenden Wellen so hoch, das sie kurz vor uns niederregnete. In Minutenintervallen grollte es im ganz, ganz tiefen Frequenzband. So tief, dass man es wieder im Bauch spüren konnte. Es war unheimlich und faszinierend zugleich.
Zurück über Stock und Stein zu den Klippen. Da kamen unsere Kandidaten für den Darwin-Arward (chinesische Liga) gerade an und es wurde geposed, was das Zeug hielt. Nur 1 m fehlte bis zum freien Fall über mehr als 5 Sekunden. Der Regen wurde stärker, daher nichts wie weg. Wir kamen erschöpft, aber glücklich wieder auf dem Parkplatz an. Die besten Burger der Insel gibt es keine 500 m weiter von dort, nämlich bei Smutjes.

Hier regnet es im übrigen 300 Tage im Jahr und es herrscht quasi permanent Nebel. Das bedeutet für die wenigen Tage mit klarem Himmel: Man sollte alle möglichen Aussichtspunkte anfahren/erklimmen, um die malerischen Panoramen auszukosten, denn die Chance ergibt sich von Natur aus sehr selten. Nochmals zum Thema Wind: Hier werden 40ft Container gerne als Lagerraum benutzt, ein Einziger davon wiegt netto 4 t. Damit dieser nicht das Fliegen anfängt wird er zusätzlich an allen 4 Ecken mit Wassercontainern abgespannt, das macht nochmal 4 t.

Fast jedes Dorf hat einen gediegenen Fußballplatz, meistens zentral gelegen. Alle Siedlungen liegen am Wasser, also hat fast jeder Fußballplatz Meerblick. Man kann direkt mit dem Auto an das Spielfeld heranfahren und zugucken. Die meisten haben auch Tribünen und Flutlicht.
Zwei Dörfer haben einen Handballplatz, ein Dorf einen Basketballplatz. Direkt neben den Sportstätten befindet sich die Kirche und der dazugehörige Friedhof.
Alle Teenager arbeiten in Ihrer Freizeit, z. B. im Supermarkt. Eine hat uns mal abkassiert und wir beide waren uns nicht sicher, ob die überhaupt schon älter als 10 Jahre war.

Zurück zum Trip.
Heute wieder Regen, Wind und keine Fähre nach Mykines.
Also erstmal im Bett die Latte gerichtet und munter drauflosgev …

Soll ich weiterschreiben? 2ter Teil? Es geht noch nach Kvikvik, Klaksvik, Leirvik und anderen Viks.



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