Gewalt
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Gastautor: Gärtner
Jeder kennt diesen Satz: Leben und Leben lassen.
Primär ist damit gemeint, dass man einander nicht auf die Nerven geht, eine gewisse Toleranz und Akzeptanz an den Tag legt. So funktioniert die Gesellschaft im kleinen, als auch im großen. Ein anderer Leitsatz ist, dass Gewalt schlecht ist und vermieden werden soll. Ist im Grunde dem ersten Spruch sehr ähnlich.
Die heutige Fragestellung dreht sich um das Thema, was Gewalt ist. Ich selbst denke da zuerst an die körperliche Gewalt, und meiner Einschätzung nach, ist das bei vielen anderen auch so. Das bedeutet, dass wohl die meisten erfolgreich sozialisierten Leute Gewalt, d. h. die körperliche Form, ablehnen. Wir sind ja keine Barbaren, sondern zivilisiert, modern, erwachsen und reif. Aber was ist Gewalt sonst noch außer jemanden körperlich zu schaden? Ein Blick in ein zufälliges Wörterbuch sagt uns Folgendes:
Gewalt ist,
1) Macht und Befugnis, Recht und die Mittel, über jemanden und über etwas zu bestimmen, zu herrschen
2a) rücksichtslos angewandte Macht; unrechtmäßiges Vorgehen
2b) körperliche Kraft; Anwendung physischer Stärke
3) gehoben elementare Kraft
Neben dem bereits erwähnten Punkt 2b ist Gewalt außerdem alles rund um Naturkatastrophen sowie bestimmte Formen der Machtausübung und Herrschaft über andere. Diese Punkte wollen wir in diesem Text untersuchen.
Ich übe also Gewalt aus, wenn ich in sozialen Strukturen Macht ausübe und bestimme, wo es lang geht.
Ist diese Gewalt nun gut oder schlecht und wo ist die Grenze zwischen 'Leben und Leben lassen', 'Auge um Auge' und 'Zahn um Zahn'?
Das Land, in dem ich lebe, nennt sich vom System her Demokratie. Das bedeutet, dass in diesem Herrschaftssystem die Leute gewählt werden. Klingt erstmal gut. Der einfache Bürger kann also aktiv eingreifen, wenn ihm etwas nicht passt. Und dennoch wird Macht über ihn ausgeübt, aber nur so weit, wie er es eben bestimmt. Dieses Herrschaftssystem übt also Gewalt aus, aber keine, die wir aus den Medien über Tyrannei kennen. Niemand kommt zu Schaden, jeder kann klagen und sich somit wehren.
Das Gegenstück wäre die Diktatur, die immer wieder herhalten muss, wenn es um schlechte Gewalt geht, bezüglich Herrschaft. In Diktaturen wird auch körperliche Gewalt auf das Volk ausgeübt, ohne dass es sich wehren kann.
Bei uns ist das anders.
Das schlimmste, was einem passieren kann, ist Sanktionierung und somit Geldentzug sowie Gefängnishaft. Geldentzug wiederum kann zu Obdachlosigkeit führen, und das wiederum im schlimmsten Falle zum Tod durch Erfrieren, Verdursten oder Verhungern.
Es scheint also, als ob unsere Demokratie in bestimmten Situationen bestimmte Gewalt ausübt, die letztlich das Leben eines Menschen genauso schnell beenden kann, wie eine Diktatur.
Aber wir sehen nirgends große Massen, die sich beschweren. Vielleicht bedeutet das ja, dass dieser Extremfall praktisch kaum erfolgt. Wenn ich mit Leuten spreche, so wird dieses System gelobt. Gepriesen. Eine Alternative scheint es nicht zu geben. Aber darum geht es erstmal nicht.
Thema dieses Textes war ja Gewalt. Wir haben also ein System, das äußerst friedlich ist, aber potenziell gewalttätig werden kann. Sind solche Fälle bekannt?
Obdachlose sieht man ja oft in der Stadt. Wenn sie nicht gerade betteln oder nach Flaschen suchen, schlafen sie. Für das Leibeswohl ist also ein wenig gesorgt, direkt verhungern, das sieht man praktisch nicht. Welche Möglichkeiten haben diese Leute, sich zu wehren? Da ein Obdachloser ja nichts mehr zu verlieren hat, kann er quasi in seinem Wirkungskreis bis zum äußersten gehen. Diebstahl, körperliche Gewalt und Betrug. Ist alles möglich, um zu überleben. Aber die Peiniger, sofern sie für den Staat selbst arbeiten, zu treffen, das wird schon nahezu unmöglich. Wie soll er auch einen Sachbearbeiter bestrafen, wenn der sich hinter seinem Schreibtisch versteckt, nach Recht und Gesetz handelt und irgendwo anders wohnt, abseits seines Arbeitsplatzes? Dafür sind Polizei, Sozialarbeiter, sog. Streetworker oder auch Anwälte da, die man in bestimmten Situationen über das System bezahlen kann, wenn man arm genug ist. Für Leute in Not, die ganz unten angekommen sind, ist also gewissermaßen gesorgt.
Warum also, gibt es immer noch Obdachlose? Sind sie zu reich, um diese Angebote nutzen zu können, oder zu arm, um an diese Angebote irgendwie heranzukommen? Oder zu unwissend, diese Angebote zu kennen und zu nutzen? Diese Frage überlasse ich dem Leser und den Kommentatoren.
Was aber passiert mit einem Menschen, damit er dort landet? Kriminalität, auf die falsche Bahn gelangt zu sein, ist einer der Gründe. Nicht jeder kommt aus einer Kinderstube, die eine positive, möglichst problemfreie Entwicklung ermöglicht. Abseits dieser Extremfälle existiert die breite Masse. Inwiefern sind diese von Gewalt betroffen?
Wir haben gelernt, dass Gewalt neben der körperlichen Komponente auch bedeutet, Macht und Herrschaft auszuüben. Aber wir sehen, dass es „funktioniert“, d. h. es beschwert sich im Großen und Ganzen niemand und wir sehen, bis auf Ausnahmen, auch keine besonderen Umstände, die uns alle aufs äußerste herausfordern. Wir haben zu essen, ein Dach über dem Kopf, gewisse Privatsphäre, können uns relativ frei bewegen und unseren Interessen nachgehen. In dem einen Punkt sind wir mehr eingeschränkt, in dem anderen weniger. Dieser Zustand ist das Resultat unseres Politik- und Wirtschaftssystems, das nun schon einige Dekaden lang existiert.
Könnte an der öffentlichen Meinung, dieses System wäre das beste, etwas dran sein? Wenn wir zurückschauen, sehen wir, dass die Menschen früher härter arbeiten mussten. Dafür waren sie auch selbstbestimmter, was heißt, dass sie im Gegensatz zu heute sich viel mehr selbst versorgen konnten und mussten. Da man als Kind schon früh arbeiten musste, blieb die Kindheit teilweise auf der Strecke.
Im Vergleich zu heute, müssen Kinder dafür in die Schule gehen und lernen und haben somit Zeit sich zu entwickeln. Der Nachteil der heutigen Zeit ist der, dass wir zwar vieles im Supermarkt kaufen können und alles Mögliche von jemanden gegen Bezahlung erledigen lassen können, aber dafür auch abhängiger sind als die Menschen früher. Dies wiederum macht uns leichter manipulierbar durch Politik und Wirtschaft.
Die Zeiten haben sich dahingehend verschlechtert, als dass Menschen früher Land und Haus hatten, was heute schon Luxus ist. Deutschland ist ein Land mit einer sehr geringen Eigentumsquote einerseits und andererseits ist die Sparquote auch nicht allzu gut. Wir haben heute sehr hohe Steuersätze und sind als Staat extrem abhängig von anderen.
Bei Gesprächen mit Älteren stellt sich heraus, dass die Menschen früher zwar ein körperlich härteres Leben hatten, aber dafür auch weniger Langeweile und Depressionen. Dieser Zustand heute hat sich schleichend entwickelt. Es gab Zeiten, da wurde jede Generation wohlhabender als die Eltern, konnten auf deren Grundlagen sich entwickeln und etwas aufbauen. Während wir jetzt in einer Zeit leben, wo das Gegenteil einkehrt.
Die meisten jungen Leute heute werden sich kein Eigenheim mehr leisten können, trotz Job. Und auch wenn bei Paaren beide arbeiten, so ist dennoch die Steuerlast so hoch, dass am Ende wenig angespart wird.
Die unsichere Wirtschaft und Politik tut ihr Übriges. Grundsätzlich kann man sagen, dass eine negative Entwicklung stattfindet, die immer offensichtlicher wird. Und das, obwohl wir doch in der Öffentlichkeit keine Klagen wahrnehmen. Der kritische Zeitgenosse wird erkannt haben, dass man nicht alles glauben darf und die Wahrheit nicht unbedingt einem vor die Füße fällt. Doch zurück zum Thema Gewalt.
Wir haben also herausgefunden, dass unser System im Grunde das Beste ist. Wir haben verschiedene Formen der Gewalt besprochen. Und wir haben festgestellt, dass es eine schleichende Abwärtsspirale gibt, die in der Öffentlichkeit nicht besprochen wird. Außerdem haben wir gesehen, dass vom Volke her keine Gegenmaßnahmen getroffen werden.
Ist diese Form der Gewalt, die von der Regierung ausgeht, wirklich die beste Form? Wenn nein, was bedeutet das für den einzelnen? Was bedeutet das für alle? Was muss getan werden, damit es besser wird? Ist eine Veränderung überhaupt möglich?
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