Hauswirtschaftslehre im Wandel der Zeiten
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Gastautor: Tante Daisy
Im Männermagazin werden wir immer wieder mit dem Thema „Frauen“ konfrontiert – was ja eigentlich komplett out-of-topic ist. Aber entweder hat wieder jemand eine Tochter gekriegt, oder jemand schwärmt von seiner Amiga, die ja ganz anders ist, oder es sind neue Einhörner entdeckt worden, jedenfalls poppt das Thema immer wieder mal auf, obwohl Frauen ja gar keinen Zutritt haben und zuverlässig erschnuppert und rausgemobbt werden.
Dieser Artikel nun widmet sich der Frage was denn früher anders war, damals, als Ehen noch länger als zehn Jahre hielten, und die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau in der Familie noch existierte. Er enthält wertvolle Anregungen zur Leitung eines Teeniecamps, kann aber auch Hilfestellung und Input für den Unterricht an einer Berliner Sonderschule geben (gibt es dort denn auch andere Lehranstalten?) „Input“? Ich meine – Eingebungen halt. Auch bei Satzzeichen sowie bei wie/als bitte bedenken, dass der Autor kein deutscher Beamter ist und Deutsch schreiben darf so gut er es noch kann. Tut mir leid, liebe Leser*ienchen, äh, Lesende, so ist es.
Die grundlegende Frage, die in diesem Beitrag beantwortet wird ist: Wie konnte das denn sein, dass Männer und Frauen früher ein Leben lang zusammengelebt haben und das in den meisten Fällen auch überlebt haben. Waren die Männer früher anders? Oder gar die Frauen? Wurden sie nach dem Krieg von den Alliierten ausgewechselt, die guten Frauen mitgenommen und die schlechten kamen in die Besatzungszonen? Neeee, kann nicht sein, dann hätte ich ja gar keine Mutter gehabt – zumindest nicht diese. Allerdings ... hm. Jedenfalls kamen meine schicken Tantchen nach kurzer Zeit, so nach 1- 2 Jahren, von selbst wieder aus den Staaten zurück, wohin die GIs sie mitgenommen hatten.
Also muss es etwas anderes sein. Vielleicht nichts Physisches, sondern eher etwas in der Geisteshaltung? Die Erziehung? Ja, die Erziehung!
Zum Glück habe ich nicht nur Internet, sondern auch eine reichlich bestückte Bibliothek mit Büchern aus der grauen Vorzeit. Da bleibt das Wissen erhalten und frisch, und da fand ich ein Schulbuch für junge Frauen. Die Mädels haben damals in der Schule im Fach Hof- und Hauswirtschaft was ganz anderes gelernt als heute. Und nein, das war nicht in der bösen Zeit über die wir alle nicht sprechen dürfen (oder soll ich?), sondern das war die Bundesrepublik Deutschland, noch jung und unschuldig, und zur Zeit des beginnenden Wirtschaftswunders. Damals, als Deutschland erstmals Fußballweltmeister, und der VW Käfer das meistverkaufte Auto der Welt wurde. Aus der Zeit der Hochkultur, als Ludwig Erhard Bundesminister für Wirtschaft war (und nein Annalena, die SPD hat nicht die soziale Marktwirtschaft erfunden). Außerdem ist das Buch aus dem amerikanischen Sektor, also vollkommen rein und gut. Da das Internet sehr schnell vergisst, gerade das was rein und gut ist, möchte ich – auch für jetzige und zukünftige Historiker – daraus ein paar wichtige Grundlagen der Schulung der Mädels (heute: junge Frau*en) zitieren. Habt Freude, und vielleicht lernt ihr ja was über die Erzeugung von Einhörnern und Amigas und auch für das erwähnte Teeniecamp. Ihr dürft euch auch gerne Fotokopien von dem Buch machen, solange es nicht für kommerzielle Zwecke ist. Fragt einfach den Autor. Falls ihr ihn jemals findet, hehehe.
Ein paar erhellende Zitate aus dem Lehrbuch:
Vorwort (zur 1. Auflage): „Wenn es gelingt, den Willen unserer Mädchen auf ein gesundes und glückliches Familienleben zu richten, dann haben wir alles erreicht“.
Allererste Seite:
„Liebe Schülerinnen! Vergesst bei allem Schaffen nicht das innere Reich des Herzens; nur in der sorgenden Liebe der Frau kann das wirkliche Heim entstehen!“
Kapitel Familienpflege und Ehe:
„Unsere Welt voll Hetze, Betrieb, Lärm und Streit ist arm an Freude. Viele spüren das und stürzen von Vergnügen zu Vergnügen, von Gaudi zu Gaudi. ... Wer sich geliebt weiß vom himmlischen Vater und von guten Menschen, wer in tüchtiger Arbeit seine Kraft einsetzen kann, der kann von Herzen froh werden.“
Nur die Frau kann das Geheimnis der Ehe in seinem vollen Reichtum erleben, die rein in die Ehe kommt, denn: „Alle lebenserfahrenen, verantwortungsbewussten Menschen auf der ganzen Welt haben das gleiche Urteil: Das volle Glück in der Ehe hängt ab von einem sauberen Jugendleben.“
„Ehe ist keine Erwerbsgemeinschaft, dafür genügt eine GmbH.“
„Die Frau soll dem Mann gefallen. Der Mann soll die Liebe seiner Frau spüren. Die Liebe gedeiht nur im Licht der Wahrheit.“
„Nicht haben wollen, sondern geben wollen, nicht nur das eigene Glück suchen, sondern auch das der anderen, das ist eines der Geheimnisse der Ehe.“
„Es hilft der Frau, sich ganz zu schenken, auch wenn sie selbst nicht so sehr dazu gestimmt ist.“
Aus dem Kapitel Kinder:
„Wer seine Kinder liebhat, das heißt, ihr Bestes will, der schenkt ihnen Geschwister.“
„Gewollte und mit widernatürlichen Mitteln erzwungene Kinderarmut bedroht das Eheglück. Aus der Gemeinschaft von Leib, Herz und Geist fallen die Ehegefährten immer mehr heraus in die Herrschaft des Trieblebens.“
„Das Laufställchen (100 x 100 cm) nimmt der Mutter viel Arbeit ab, spart ihr manchen Schrecken und sichert dem Kind die Bewegungsfreiheit, die es braucht. ... Gut erzogene Kinder vergnügen sich stundenlang in ihrem Ställchen.“ Na ja, kann mich nicht daran erinnern, wird schon gestimmt haben. Meine Kinder haben sich da allerdings regelmäßig rausgebrüllt.
„Die Erziehung des Einzelkinds erfordert ganz besondere Sorgfalt. Gar zu leicht werden „die Einzigen“ Egoisten, die sich später schwer einfügen können.“
„So wird für die gesamte Entwicklung des Menschen in den ersten fünf Lebensjahren geprägt. Was die Erziehung bis dahin versäumt hat, lässt sich kaum mehr nachholen.“
Ach ja ...
Es gibt weitere hunderte Seiten mit praktischen Tipps zur Gesundheit, zur Haushaltsführung, wie man gewaschene Socken richtig aufhängt (an den Spitzen), für den Garten, und allgemein zum guten Leben. Hof- und Hauswirtschaftslehre nannte sich das Fach, soweit ich weiß, und das lernten viele junge Frauen vom Lande („Bauernmädels“) einst.
Das Buch selbst heißt „Das Reich der Bäuerin“, erschien im Eugen Ulmer Verlag Stuttgart, erste Auflage 1949, und es wurde zumindest bis 1970 neuaufgelegt, denn die 16. Auflage von 1970 ist noch im gutsortierten Antiquariatshandel zu erwerben (alle Zitate aus der 7./9. Auflage). Kann natürlich sein, dass der Inhalt sich mit der Zeit ein wenig gewandelt hat.
Ja, so war das mal, hilfreiche, gute und ganz praktische Dinge zur Ehe- und Familienführung wurden einstmals in der Schule gelernt. Das ist ja tatsächlich hilfreich im Leben, insbesondere, wenn geheiratet wird. Welches Mädchen kennt heute denn solch wertvolle Geschichten wie „die clevere Katja“? Heutzutage werden die armen Kinder alleingelassen mit solch eminent wichtigen Fragen, „Wie mache ich meinen zukünftigen Ehemann für immer glücklich?“, und müssen sich das Wissen bei ungebildeten Peers, bei ihrer demnächst erfolglosen Mutter oder gar bei dubiosen Quellen im Internet aneignen. Das kann schon mal erklären, warum es früher längere Ehen gab als heute, und auch mehr Kinder. Es ist natürlich nur ein Teil, es gab auch noch andere Gründe – die Pille, der Kindesmord, das Scheidungsrecht ... siehe einschlägige Artikel in der Fachliteratur MM und TrennungsFAQ.
Meines Wissens haben Männer (z.B. mein Vater) dergleichen Dinge allerdings nicht gelernt – entweder lernten die ein Handwerk, oder sie gingen auf „die höhere Schule“ und lernten dort Latein. Und wie ist das eigentlich heute, weiß das wer? Ich selbst bin schon seit Jahrzehnten nicht mehr auf eine Mädchenschule gegangen, genaugenommen noch nie, und kann deswegen nicht wirklich Vergleiche anstellen.
Ein bisschen Internetrecherche. Den Beruf des/r/ Hauswirtschafterin gibt es heute noch, z.B. hier kann Mann* eine werden:
https://www.ausbildung.de/berufe/hauswirtschafterin/
Ich habe wenig bis nichts zum Thema Ehemann, Kinder und Familie in dieser Ausbildung gefunden. Das ist offenbar nicht mehr vorgesehen. Aber Umweltschutz! Nämlich da: https://www.schulwissen24.de/hauswirtschaft.html
„Neben dem immer wieder genannten Kochen, also der Nahrungszubereitung gehören folgende Themenbereiche ebenso zur Hauswirtschaft: Kundenorientierung und Sozialkompetenz; Betriebsorganisation; Einkauf inklusive Lagerhaltung und Inventur; Investitionsmittelplanung; Arbeitsschutz; Umweltschutz“. Aha. Investitionsmittelplanung. Die arme Familienkasse.
Und es gibt den Bachelor Studiengang Ernährungs- und Hauswirtschaft. „Du lernst die Welt der Nachhaltigkeit in Verbindung mit Ernährung, Lebensmittellehre und Haushaltswissenschaft kennen.“ (https://www.studycheck.de/studium/ernaehrungs-und-haushaltswissenschaften).
Tja, es ist halt alles besser heutzutage, professioneller, kostenbewusster, unpersönlicher, atheistischer und vor allem „nachhaltiger“. Ob das dann auch zu einem besseren und glücklicheren Leben führt, mit Familie und Kindern? Kann sein, kann auch nicht sein, darum geht es heute ja gar nicht mehr. Und vielleicht ist genau das das Problem?
Weiterführender Link: TrennungsFAQ
Ratsuchende Väter finden im TrennungsFAQ-Forum konkrete Hilfe
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