• 05.10.2024

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Miteinander reden

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Für einen netten Lacher hat letztes Weihnachten der Herr Steinmeier gesorgt, seines Zeichens oberster Grüßaugust mit einem Bundespräsidententitel. Er wurde wie alle seine Vorgänger parteipolitisch ausgeknobelt, in politischen Hinterzimmern vorgeschlagen und dann durch eine von Politikern ernannte Bundesversammlung ernannt. Nicht einmal für einen derart lächerlichen Laberjob traut unser politisches System dem Bürger eine Wahl zu. Sogar in der ansonsten nicht gerade musterdemokratischen Weimarer Republik durfte "El Presidente" von den Bürgern gewählt werden - heute nicht mehr. Stattdessen die Könige und Kaiser zu behalten, die das Brimborium, die Repräsentation und weise Schwafeleien amtlich erledigen, wäre uns billiger gekommen und besser begründet gewesen. Immerhin haben die mit so etwas viele Generationen Erfahrung.

Der weiße alte Mann Steinmeier sorgte sich an Weihnachten in seiner Ansprache um Zusammenhalt, Gesprächskultur und verkündete "Sprechen Sie mit Menschen, die nicht Ihrer Meinung sind", "Sprechen Sie ganz bewusst mal mit jemandem, über den Sie vielleicht schon eine Meinung haben, mit dem Sie aber sonst kein Wort gewechselt hätten". Schweigen dagegen sei keine Lösung: "Sprachlosigkeit heißt Stillstand“. Er meint "Wie gut, dass wir diskutieren; wie gut, dass wir miteinander reden! Wenn ich mir für unser Land eins wünschen darf, dann: mehr davon!". Sicher sind ihm die Sätze nicht leichtgefallen, nachdem sein Redenschreiberberater C. Relotius plötzlich in ein Ashram verschwand.

Dem Wunsche kann entsprochen werden, wir tragen unseren Teil dazu bei. Gerne sind die Sprachlosen eingeladen, hier eifrig mitzudiskutieren und von uns Männer-Schlingeln zu lesen und zu lernen, obwohl man uns öffentlich eifrig zum Teufel wünscht. Auch die schrägsten Vögel sind eingeladen, egal ob Finke oder Stare. Dient es doch dem höchsten aller Güter im Land: Der Unterhaltung. In eine ganz ähnliche Richtung gingen letztes Jahr Aktionen einiger Medien, darunter der öffentlich-rechtliche Rundfunk, wo Leute verschiedener Ansichten untereinander verkuppelt werden sollten. Ob diese Kupplertätigkeit etwas im Sinne der Erfinder bewirkt hat, darüber wurde allerdings kaum berichtet. Auch das ist ein Ergebnis.

Natürlich meinte Steinmeier nicht, dass man nun plötzlich mit politisch Unerwünschten reden solle. Im Gegenteil. Wer das tut, wer sich an politisch gebrandmarkte Personen heranwagt, wer Zeitschriften abseits der offiziellen Regierungsmeinung Interviews gibt, kommt natürlich auf alle schwarzen Listen. Geht ja gar nicht. Alles hat seine Grenzen. Einen reichen Erfahrungsschatz dazu haben viele Blogger angesammelt, die flugs zu Schmuddelkindern erklärt werden, wenn sie mal mit Schmuddelkindern geredet haben.

Viele Männer würden sich über Gesprächsangebote aber freuen. Ich mich auch. Jahrzehntelang habe ich so wie Viele ganz Bundespräsidentenartig ersucht, zu sprechen und zu diskutieren, tief eingepflanzt hat man uns den Glauben an die Macht des Redens. Geredet habe ich schon endlos:

  • Mit Politikern, allerlei Personen der Helferindustrie wegen diverser live erlebter Irrwitzigkeiten, zum Beispiel Vätern ohne Trauschein das gemeinsame Sorgerecht pauschal zu verweigern oder dass es gar kein Problem und völlig rechtens war, mir und anderen Vätern nach gemeinsamer Kinderbetreuung plötzlich das Kind auszuknipsen. Antworten darauf gab es keine. Der Querulant, soll er erst mal richtig Unterhalt zahlen, dann kriegt er vielleicht auch mal einen Kalenderspruch zum Dank.

  • Mit Freunden, Bekannten und Familie nach meiner Trennung, als sich mein ganzes Leben samt Kind in Rauch auflöste und ich nach Orientierung suchte. Häufigste Antwort: Da musste halt durch, such dir bald einen guten Job, das ist das Wichtigste, dann kannste auch zahlen. Meine Eltern: Dein Pech. Meine Geschwister: Schriftliche Beleidigungen mit nachfolgendem Kontaktabbruch. Zugegeben, langfristig war das äußerst positiv, denn es machte mir schnell klar, wer und was Zeitverschwendung ist.

  • Über viele Dinge, die mich als Mann bewegten. Warum ich für ein Taschengeld Zwangsdienst zu leisten hatte, während die Mädels aus dem gleichen Jahrgang in der Zeit auf Weltreise gingen beispielsweise. Die Antworten schwankten in der Regel zwischen Ignorieren und Hohn. Oft auch in einer Einordnung als politischer Radikalinski. Mal rechts, mal links.

Vor ein paar Jahren endete das, als ich erkannte: Lieber P., keine Sau will mit dir reden oder dir zuhören. Deine Meinung kannst du dir sonst wohin stecken. Entweder du funktionierst wie von der Macht gewünscht, dann beschäftigt sich wenigstens das Finanzamt mit dir, oder du sparst dir Termine, Mitarbeit, Papier, Atem, Formulierungsmühen.

Die Frucht dieser mühsamen Erkenntnisse (ich bin kein Schnellmerker, eher ein Tiefgräber) ist, sofern es nicht der lustigen Eigenunterhaltung dient: Männer sollten niemals etwas kostenlos erklären oder herumdiskutieren. Auch Steinmeier redet nicht kostenlos, er kassiert dafür 18.000 + 6.500 Euro Gehalt monatlich, eine schicke Dienstwohnung im Schloss, anschließend 16.800 Euro Ruhegehalt monatlich.

Auch im kleinen privaten Kreis ist das der einzig mögliche Weg. Wer hat schon jemals mit frauenbewegtem Dörrfleisch ein normales Gespräch führen können? Ich könnte kein einziges Beispiel nennen, wo das gelungen wäre. Natürlich geht es dabei nicht darum, sein Gegenüber zu überzeugen, sondern um eine gemeinsame Kommunikationsebene, die es ermöglicht, sein Gegenüber zu verstehen. Aber das funktioniert nie. Oft ist das schon beim ersten Wort klar, wenn man kein "geschlechtergerechtes Neusprech" benutzt hat und dafür gleich mal einen Giftpfeil erhält. Diesen Leuten in ihren Filterblasen kann man Produkte teuer verkaufen, sie reinlegen, man kann sie nach der Uhrzeit fragen, Spaß mit ein paar hingeworfenen Provokationsködern haben, aber ein Gespräch führen? Selbst bei scheinbar unverfänglichen Themen läuft man auf. Wer ideologisch verblendet ist, hat einen grundsätzlichen Dachschaden und kann bei keinem Thema mehr ein Gesprächspartner sein, ohne dass man sich hinterher ärgert, überhaupt etwas gesagt zu haben. Also besser von vornherein bleiben lassen. Sorry, Herr Bundespräsident.

Er hat es selbst gemerkt in seiner Ansprache, dass das auch andere gemerkt haben: "Ich habe den Eindruck, wir Deutsche sprechen immer seltener miteinander. Und noch seltener hören wir einander zu. Wo immer man hinschaut, erst recht in den Sozialen Medien: Da wird gegiftet, da ist Lärm und tägliche Empörung." Seine angebliche Sorge: "Und mehr noch als der Lärm von manchen besorgt mich das Schweigen von vielen anderen.". Dann mal keine Sorge, Finanzamt und Jugendamt haben sich immer zuverlässig gemeldet. Wenn es um Geld geht, das der Staat will, schweigt keiner.

P.

Weiterführender Link: TrennungsFAQ

Ratsuchende Väter finden im TrennungsFAQ-Forum konkrete Hilfe

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