Kleider machen Leute
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Meist schaue ich abends mal kurz in Facebook vorbei. Ok, viele Facebook Freunde habe ich nicht. Es sind nur 132. Da sind einige Frauen dabei, einige meiner LKW-Kumpels und zwei engere Freunde. Von ein paar Brummi Geschichten abgesehen tut sich in meinem Facebook Account eigentlich recht wenig, wenn da nicht die lästige Werbung wäre. Ich möchte jetzt nicht auf jeden Dreck eingehen, aber wenn es um Klamotten geht, schaue ich meist etwas genauer hin.
Da habe ich so eine harte und grimmige Männerfresse gesehen, bei der es 2 Hemden für den Preis von einem geben soll. Der Preis mit knapp unter 70 Euro klingt nicht schlecht, aber normale Hemden bekomme ich woanders auch. Da brauche ich meine Gewohnheiten nicht zu ändern.
Und manchmal erscheinen auch Klamotten, die zum Teil in Deutschland, gerade in öffentlichen Behörden, nicht erwünscht bzw. sogar verboten sind. Nein, ich rede nicht vom klassischen Wehrmachtsmantel aus Büffelleder. Der ist überall erlaubt, denn diesen Mantel trug der Friedensheld Oberst Graf Stauffenberg und was der Graf getragen hat, ist freilich nicht verboten. So sind alle Afrikakorps Klamotten bei der Antifa praktisch Kult. Es ist eh erstaunlich, dass alle Wehrmachtsklamotten keinen Einschränkungen unterliegen. Nun komme ich zum Punkt. Ich habe die Werbung von Thor Steinar in Facebook gesehen und im Onlinekatalog etwas gestöbert.
Thor Steinar sollen angeblich alle Nazi-Jünger tragen und laut den linksradikalen Webseiten sollen diese Klamotten ein Erkennungszeichen für Rechtsradikale sein. Nun will ich nicht abstreiten, dass nationalistische Männer und Frauen eher zu diesen Markenklamotten greifen und nicht zu Jesuslatschen und einem Regenbogen T-Shirt. Nun ist ein Katalog das eine und sich in einem Verkaufsladen ein Bild zu machen, die andere Seite der Medaille.
Aber zurück zum Modelabel Thor Steinar. Ich habe mir einige Schimpftiraden im Internet durchgelesen und die einhellige Meinung dieser Schmierfinken ist, dass die Träger dieser Klamotten, also von Thor Steinar, alles Nazis sind. Das ist eine sehr gewagte These. Die Frage lautet, ob Kleider tatsächlich Leute machen. Und die Wissenschaft, wer auch sonst, gibt klare Antworten. Kleider machen eben nur oberflächlich Leute und zeigen nicht den wahren Charakter eines Menschen. Eigentlich weiß das jeder. Erstklassig angezogene Leute können Pfeifen, Massenmörder oder einfach nur Idioten sein. Mit Kleidern kann man andere Mitmenschen täuschen. Nun will ich das nicht weiter ausführen, denn eins ist glasklar. Der Träger von Thor Steinar Klamotten muss kein Nazi sein. Es wäre auch zu blöd, wenn alle Nazis Thor Steinar tragen würden. Da hätte es der Verfassungsschutz ziemlich leicht.
Ich bin kein Nazi. Oft kann ich Linksradikale von Rechtsradikalen nicht unterscheiden. Beide extreme Seiten haben gleichermaßen große Lust, anderen Menschen eins in die Fresse zu hauen und wenn nicht, dann machen sie Randale. Sie zerstören Geschäfte, demolieren Autos und leben ihre Lust an der Gewalt aus.
Und ich wollte es einfach mal genauer wissen. So gibt es in Deutschland einige wenige Verkaufsshops von Thor Steinar. Leider ist keiner in meiner Nähe. Als ich dann mal eine Tour nach Polen hatte, packte ich die Gelegenheit am Schopfe. So fuhr ich nach Dresden und mein kapitalistisches Navigationsgerät führte mich schnurstracks in die Nähe des angeblichen Naziladens.
Nun rechnete ich damit, dass der Laden von Thor Steinar voller Nazis ist. Zu allem bereit betrat ich mit festem Schritt den Thor Steinar Laden. Und ich war überrascht. Niemand drin. Weit und breit kein Nazi zu sehen. Da war ich doch etwas enttäuscht, denn ich wollte einen Nazi schon immer mal live und in voller Größe erleben. Hat wieder nicht geklappt.
So war ich nun alleine im Laden und stöberte durch die Sachen. Die Verkäuferin, eine gut gebaute Frau Anfang 40, sie könnte durchaus mein Geschmack sein, hielt sich diskret zurück, bis ich sie ansprach. Ich habe mich für eine Jacke, eine Jeans und ein Hemd interessiert. Die Sachen von Thor Steinar haben eine richtig gute Qualität und sitzen wie angegossen. Verdammt nochmal. Das sind wirklich schöne Sachen. Und in meinem Hirn spukte immer der Gedanke herum, dass ich nun ein Nazi sei. Aber vielleicht gefällt mir auch das Image des etwas Verbotenen. Ja, das spielte für meine Entscheidung eine Rolle, aber eine untergeordnete. Aber was solls. Mir gefielen diese Sachen und ich habe sie gekauft. Das war eine gute Entscheidung.
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