Wenn die Frau drogensüchtig wird – Teil 2
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Gastautor: Strandläufer
Zu oft hatte sich mein Bauchgefühl im Nachhinein als falsch erwiesen, ein Grummeln nehme ich allenfalls noch zum Anlass, vorsichtiger als ohnehin schon zu sein.
Vor meinem Urlaub hatte ich mich intensiv darüber informiert, wie das in Pattaya so läuft. Mir war klar, dass es dort nicht um Liebe, sondern allenfalls um Illusion von Liebe gegen Bezahlung geht, Abzockerei, Betrug und Diebstahl nicht ausgeschlossen. Die Nacht mit Noi war fantastisch, kein Vergleich zur deutschen Hausmannskost, aber sie war eine Nutte und ich ihr Business-Case. Am Morgen übernahm mein Kopf wieder die Kontrolle, vorbei die Liebeskasperei. Ich war hier, um Spaß zu haben und den hatte ich bis zum Ende meines Urlaubs, kreuz und quer durch alle Sois. Wenn ich spätnachts zurück zum Hotel kam, dann nahm ich noch einen Absacker in der Bar gegenüber und wenn Noi da war, dann kam sie über Nacht nur allzu gern zu mir. Einerseits, um noch etwas Geld zu verdienen, andererseits, um sich nicht ein heißes stickiges Zimmer mit drei Arbeitskolleginnen teilen zu müssen. Im Vergleich dazu war meine Suite das Paradies für sie, die mit sieben Schwestern und zwei Brüdern auf der Reisfarm ihrer Eltern in bescheidensten Verhältnissen aufgewachsen war. Sie ist übrigens Legasthenikerin, kann also weder lesen, noch schreiben. Mein Urlaub war zu Ende und Noi verabschiedete mich tränenreich mit der Bitte, ihr monatlich etwas Geld zu überweisen, für ihre Tochter und ihren angeblich kranken Vater, was ich jedoch ablehnte. Ohne Leistung keine Kohle, aber ich versprach, vielleicht bald wiederzukommen.
Damals arbeitete ich freiberuflich für Kundenprojekte eines großen US-Unternehmens rund um den Globus und wenn es sich anbot, dann plante ich meine Flugrouten nun über Bangkok, wo ich jeweils ein paar Tage mit ihr verbrachte. So ging das ungefähr ein Jahr. Zwischenzeitlich hatte meine Exfrau wieder geheiratet und spielte heile Familie mit dem Kasper, zu dem sie warm gewechselt war. Da störte ich natürlich nur, meine Kinder sah ich immer seltener. In mir reifte zunehmend der Gedanke, Deutschland zu verlassen und mich dauerhaft in Thailand niederzulassen. Finanziell hatte ich damals bereits ausgesorgt, aber das Visum für Thailand war ein Problem. Fürs Rentnervisum war ich noch ein paar Jahre zu jung, es kam eigentlich nur das Heiratsvisum infrage. So machte ich nun Noi zu meinem Business-Case.
Ein Jahr später haben wir in Bangkok geheiratet, zogen zur Miete in ein kleines Reihenhaus und ich genoss, von Noi bestens rundumversorgt, mein Leben voller süßem Nichtstun. Auch ihre mittlerweile 8-jährige Tochter, ein mich verachtender Kotzbrocken, lebte bei uns, pflegte aber mit mir zum Glück stillschweigend eine Art friedlicher Koexistenz, während zwischen ihr und ihrer Mutter regelmäßig die Fetzen flogen. So sind sie eben, die Thais, Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Nicht mein Problem, aber etwas anderes nervte. Unser Vermieter verdoppelte die Miete jedes Jahr, bis mir das zu blöd wurde und ich ein gerade fertiggestelltes Haus kaufte, natürlich auf den Namen von Noi, weil Ausländer in Thailand kein Land besitzen dürfen. Mir war klar, dass ich das Geld nie mehr wiedersehen würde, aber der Kaufpreis betrug damals 50.000 Euro, gerade Mal der Wert eines Mittelklassewagens. Wenn ich den besoffen gegen den Baum fahre, ist das Geld auch weg.
Irgendwann hatte ich genug vom Nichtstun, das hatte ich mir deutlich befriedigender vorgestellt. Und je mehr ich Sinn und Aufgabe in meinem Leben vermisste, umso mehr quälte mich eine Geschäftsidee, eine Nischenlösung für größere Unternehmen weltweit, mit nicht allzu großem, aber mehr als genügendem Bedarf, skalierbar auf hohem Preisniveau bei großer Kundenbindung, das war genau nach meinem Geschmack.
Ich schleppte Noi zum Government und ließ sie dort eine Company Limited gründen, mit ihr als Hauptgesellschafterin zu 98% sowie als alleinige Geschäftsführerin und dazu zwei ihrer Schwestern als Mitgesellschafterinnen zu je 1%. Entscheidend ist nicht, wem eine Firma gehört, sondern wer die Geldflüsse steuert. Und das war ich, ausgestattet mit dem Wissen, wie es große Unternehmen machen. Das funktioniert im Großen wie im Kleinen und ganz besonders gut in Thailand mit seiner Territorialbesteuerung. Anschließend besorgte ich mir die thailändische Arbeitserlaubnis und nach zwei Jahren war unser Produkt fertig. Wir hatten mittlerweile fünf Mitarbeiter angestellt, eine Steuerkanzlei machte Buchhaltung und Steuern, den Vertrieb hatte ich an ein weltweit operierendes Unternehmen mit Zugang zu unseren potenziellen Kunden ausgelagert. Die Verkaufszahlen übertrafen von Anfang an die Erwartungen und die Geldflüsse nahmen ihren Weg, vor allem zu mir als Lizenzgeber. In der Firma kam noch genügend an, um die Kosten zu decken und ein angenehmes Leben zu führen. Meine Noi tat das, was sie am liebsten tat, bei ihren nichtsnutzigen Freundinnen rumhängen. Mir war es recht, so konnte ich ungestört arbeiten. An der Firma hatte sie keinerlei Interesse, aber sie platzte fast vor Stolz, weil sie nun von ihren immer mehr werdenden Freundinnen in Würdigung ihres für jeden sichtbaren Status als erfolgreiche Unternehmerin mit „Madame“ angesprochen wurde. Status und Ansehen sind das Allerwichtigste für die Thaiweiber, weitaus wichtiger als alles andere im Leben. Perfekt für mich, sie bekam den Status und ich die Kohle.
Alles perfekt, wäre da nicht die Tochter, der Kotzbrocken, die sich in der Pubertät als Lesbe entpuppt und die Schule geschmissen hat. Noi versuchte alles Mögliche, um ihren Tom-Boy wieder umzupolen, doch weder Familie, noch Mönche, noch Geisteraustreiber hatten Erfolg. Entsprechend viel Streit gab es zwischen den beiden und mehrfach haute der Kotzbrocken ab, war tagelang nicht aufzufinden. Mir war‘s egal, ich hatte besseres zu tun, lernte die thailändische Sprache und schaffte es, die begehrte, aber sehr selten vergebene Permanent Residency zu erlangen. Fortan brauchte ich keine Visa mehr, konnte mich dauerhaft in Thailand aufhalten, ohne mich alle 90 Tage bei der Immigration melden zu müssen.
Unser Produkt verkaufte sich acht Jahre lang wie geschmiert, doch unser Erfolg hatte natürlich auch die Aufmerksamkeit von Konkurrenten erregt, die nun zunehmend in unsere Nische drängten, um sich ein Stück vom Kuchen zu holen. Obendrein zeichnete sich eine Sättigung unseres Marktes ab, wir hatten den Tümpel nahezu leergefischt. Es war der richtige Zeitpunkt, die Firma herunterzufahren. Nachdem alle Verpflichtungen erfüllt und die Mitarbeiter in neue Anstellungsverhältnisse überführt waren, wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt, aber das blieb nicht ohne Folgen.
Noi verlor dadurch natürlich ihren Status und musste von ihren Freundinnen viel Häme einstecken. Nichts mehr mit „Madame“ und auch ihre Tochter gab ihr einen finalen Tritt in den mittlerweile fetten Hintern, indem sie im Streit auszog zu ihrer lesbischen Freundin und sich nur noch blicken ließ, wenn sie Geld brauchte. Noi suchte Trost zunächst im Alkohol und dann bei Yaba, einer in Thailand weit verbreiteten Designerdroge, ähnlich wie Crystal Meth. Den Alkohol bekam ich mit, die Drogen nicht. Ihre Freundinnen wendeten sich zunehmend von ihr ab, bis sie nur noch zu Hause saß und mir den ganzen Tag auf den Sack ging. Tagsüber pflegte sie allerlei Wahnvorstellungen und die Nächte zockte sie auf ihrem Handy durch, weil sie dermaßen unter Strom stand, dass sie keinen Schlaf mehr fand. Zudem war sie rasant aufgedunsen und hässlich geworden, keine Spur mehr von der einstigen Traumfrau. Ich begann, meine Rückkehr nach Deutschland in Betracht zu ziehen und allmählich die notwendigen Vorbereitungen dafür zu treffen. Mein langjähriger bester Freund in Deutschland wurde bereits aktiv, um eine Wohnung für mich zu finden, in Zeiten der Wohnungsknappheit nicht einfach.
Heute Nachmittag war die Ziehung der thailändischen Lotteriezahlen. Noi hatte zwei Lose und hoffte wie immer auf den großen Gewinn, doch es wurde wieder nichts daraus, was sie extrem wütend machte. Und ihre Wut entlud sie direkt auf mich, indem sie ernsthaft drohte, mich mit Rattengift umzubringen, weil ich an allem schuld sei. Ich fragte mehrfach nach, ob sie das ernst meine mit dem Vergiften, was sie bejahte. Sie fragte, ob ich nun Angst vor ihr habe, was ich ebenfalls bejahte. Gut so, antwortete sie und stürmte davon. Wer die Thaifrauen kennt, der weiß, dass so etwas keine leeren Drohungen sind. Die Zeitungen bringen hier fast jeden Tag einen Bericht, wo eine Thaifrau ihren Liebsten gemeuchelt oder ihm nachts sein Schwänzchen langgezogen und mit der Machete beherzt vom Körper getrennt hat. Oder beides. Mit der Machete können Thaifrauen virtuos umgehen, sie verwenden sie, um Papayas in ihrer Hand haltend zu schnetzeln für den Somtam-Salat. Darauf wollte ich es nicht ankommen lassen. Ich packte meinen Computer sowie meine vorbereiteten Dokumente zusammen und flüchtete unerkannt ans Meer, wo ich nun in dem Strandbungalow untergetaucht bin.
Sechs Tage habe ich noch bis zu meinem Abflug nach Deutschland. Wenig Zeit, um alles zu erledigen. Es kann noch so viel passieren, bevor der Flieger mit mir abhebt und ich in Sicherheit bin. Was passiert, wenn sie realisiert, dass ich weg bin? Wird sie bei der Immigration eine Ausreisesperre für mich bewirken oder mich von der Polizei suchen lassen? Wie bekomme ich mein Geld aus Thailand raus? Fragen über Fragen. Wir werden sehen. Es ist spät geworden. Gute Nacht.
Fortsetzung folgt…
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