• 19.04.2024

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Wenn die Frau drogensüchtig wird – Teil 3

thailand

» Artikel vom

Gastautor: Strandläufer

Vier Monate sind vergangen, seit ich Thailand verlassen habe. Mein erster Winter seit vielen Jahren. Besonders an kalten und trüben Tagen vermisse ich mein Betonloch, das viele von Euch kennen, obwohl Ihr nie dort gewesen seid. Doch ich genieße auch viele Dinge, die ich in Thailand vermisst habe, beispielsweise kühles Trinkwasser aus dem Wasserhahn, statt immer nur lauwarme Brühe. Den Schlaf bei völliger Ruhe, ohne die Geräusche von Klimaanlage, Ventilator oder feiernden Nachbarn. Und natürlich das Essen. Im Gegensatz zu meinen ersten Jahren in Thailand gibt es zwar mittlerweile eine reiche Auswahl an deutschen Lebensmitteln, wen es interessiert, bei gourmetplaza.shop, aber dort schmecken die möglicherweise klimatisch bedingt längst nicht so gut wie in der Heimat. Wie der Wein, der im Urlaub fantastisch mundet und zu Hause allenfalls zum Kochen taugt.

Nun, wie waren meine letzten Tage in Thailand? Zunächst einmal liefen die Drähte heiß auf allen Kanälen. Wo bist Du? Wann kommst Du nach Hause? Love you so much! Die gesamte Großfamilie war in hellem Aufruhr, nachdem der Neger die Plantage verlassen hatte. Ich beruhigte, bräuchte nur etwas Zeit alleine, um über alles nachzudenken. Und diese Zeit war immens wichtig. Das Einfachste zuerst, Klamotten. Ich hatte nur das, was ich am Leib trug, als ich das Haus verließ. So kaufte ich, was ich in den nächsten fünf Tagen in Thailand, auf dem Flug und in den ersten Tagen im kühlen Deutschland brauchen würde. Den Flug hatte ich gleich nach meiner Ankunft im Strandbungalow gebucht, weil es wegen Corona nur noch wenige Verbindungen nach Europa gab. Dann das liebe Geld. Kleinere Summen von Thailand nach Deutschland zu überweisen ist meist kein Problem, aber Summen im größeren sechsstelligen Eurobereich sind kaum zu transferieren. Da machen die thailändischen Banken nicht mit und auch die deutschen Banken zicken, sogar schon bei kleinen Geldeingängen aus exotischen Ländern. Ich hatte einige Wochen zuvor wenige Tausend Euro auf mein deutsches Konto überwiesen und sofort bekam ich eine E-Mail meiner Kundenbetreuerin mit der Frage nach der Herkunft des Geldes und dem Hintergrund der Überweisung. Ich konnte das zufriedenstellend erklären, aber dieser Ermittlungseifer ist einfach nur ätzend und in meiner Situation war er alles andere als hilfreich.

Glücklicherweise beschäftigte ich mich schon einige Monate, mehr neugierig als ernsthaft, mit Kryptowährungen und hatte einen etablierten Account bei einer thailändischen Kryptobörse. Problem war das Tagestransferlimit meiner Bank. Das reichte bei weitem nicht, um in der verbleibenden Zeit meine Kohle aus dem Land zu schaufeln. So hob ich neben der Ausschöpfung des täglichen Überweisungslimits mein Geld tragtütenweise in bar von meinem Konto ab und zahlte es bei der Bank der Kryptobörse gleich wieder ein unter Angabe meiner Kundennummer. Ich wunderte mich, wie problemlos das ging, anfangs zwar noch jeweils mit telefonischen Rückfragen, dann aber automatisch. In Deutschland undenkbar. Auf die Idee kam ich nicht selbst, sondern das Mäuschen am Bankschalter hat mir das empfohlen, als ich mein Überweisungslimit erhöhen wollte, was aber rund eine Woche dauern sollte, weil es von der Zentrale genehmigt werden muss. Die Zeit hatte ich ja nicht und so riet sie mir, das Geld doch in bar mitzunehmen und bei der anderen Bank direkt auf das Konto des Empfängers einzuzahlen. Bei der Bargeldabhebung gab es zwar auch ein Limit, aber um ein Vielfaches höher. Zu meiner Freude hatte diese Bankfiliale stets genügend Bargeld im Haus. Im Gegensatz zu Deutschland dauern Banküberweisungs- und Einzahlungsgutschriften in Thailand generell nur Sekunden, auch zwischen unterschiedlichen Banken. So konnte ich, zurück in meinem Strandbungalow, jeweils gleich vom neuen Guthaben wieder Stablecoins kaufen und an meine Wallet transferieren. Ich kam mir vor wie in einer Geheimdienstoperation und Angst hatte ich natürlich auch, dass irgendwann irgendwo eine rote Lampe angeht, aber ich hatte keine andere Wahl. Und es ging gut.

Am Abend vor meinem Abflug floss die letzte Tranche, höchste Zeit, um von meinem Strandbungalow ins Novotel direkt gegenüber dem Flughafengebäude des Bangkoker Suvarnabhumi Airports umzusiedeln. Nur eine Hürde war noch zu nehmen, die Immigration. Zwar deutete nichts auf Schwierigkeiten hin, die Kommunikation mit Noi, Kotzbrocken und Großfamilie war noch immer auf meine baldige Rückkehr fokussiert, doch hat Noi eine, wenn auch entfernte, familiäre Verbindung zu einem hohen Tier bei der Immigration. Es wäre für sie nur ein Anruf bei ihm gewesen, um meine Ausreisesperre zu bewirken. Entsprechend angespannt war ich, als ich frühmorgens zur Ausreise vor der Immigrationsbeamtin stand. Der Flughafen war fast leer, nur ein Schalter war in meinem Bereich besetzt. Und ich war der einzige Kunde. Die Beamtin, sichtlich froh, von mir aus ihrer Langeweile befreit zu werden, beschäftigte sich intensiv mit meinen Papieren und blickte dabei immer wieder auf ihren Computerbildschirm. Ich demonstrierte Geduld, viel Geduld. Dann drückte sie einen Knopf, mit dem jeder Schalter ausgestattet ist, um bei Bedarf Verstärkung herbeizurufen. Mir rutschte fast das Herz in die Hose. Ich hoffte inständig, dass sie nur mit meiner Permanent Residency überfordert war. Und so war es auch. Ihr Vorgesetzter kam anmarschiert, die beiden berieten sich kurz und schon hörte ich den Stempel, wie er auf meinen Reisepass, auf mein Permanent Residency Book und auf meine Ausreisekarte niedersauste. Ratsch – Ratsch - Ratsch. Welch ein wundervolles Geräusch in diesem Moment! Sie reichte mir meine Papiere, ich verabschiedete mich freundlich mit einem Lächeln und schlenderte, nein, ich schwebte durch die menschenleeren Terminals zu meinem Gate. Ein weiteres Glücksgefühl kam auf, als der Flieger das Fahrwerk einfuhr und es war komplett, als wir Kalkutta überflogen. Nun würden wir bei einem technischen Defekt sicher nicht mehr nach Thailand umkehren, zumal es keine thailändische Airline war. Am frühen Abend landete ich in München, der Flughafen ebenfalls nahezu menschenleer. Der Zollbeamte am grünen Kanal döste auf seinem Stuhl vor sich hin, die Füße weit von sich gestreckt und die Hände auf seinem dicken Bauch gefaltet. Er blickte nur kurz lustlos auf, als er meinen Koffer vorbeirollen hörte. Ich war endlich in Sicherheit, noch immer voller Adrenalin, aber in Sicherheit.

Mein Freund holte mich ab und ließ mich die nächsten Wochen bei sich wohnen, bis meine Wohnung, die er mir besorgt hatte, bezugsfertig war. Dazu musste sie möbliert und ausgestattet werden, aber es gab unerwartete Probleme. Ich bestellte bei Amazon und eBay, doch meine Bestellungen wurden allesamt abgelehnt, egal ob ich eine meiner Kreditkarten, Bankeinzug oder Paypal als Zahlungsmittel angab. Die wollten mein Geld einfach nicht. Der Kundenservice wollte mir auch nicht weiterhelfen, Datenschutz und so. Nun, was war passiert? Weil ich so viele Jahre keinen Wohnsitz in Deutschland hatte, war meine Schufa-Auskunft jungfräulich, also ohne einen Eintrag. Deshalb war meine Bonität bei null. Erfahren habe ich das von meiner Bank, nachdem ich die in Verdacht und mich beschwert hatte. Gelöst werden konnte das Problem zunächst bei Amazon durch die Beantragung der Amazon-Kreditkarte. Die wird von Amazon immer akzeptiert, aber es dauerte natürlich eine Woche, bis ich die hatte. Und das monatliche Limit war nur 1.500 Euro, etwas wenig, um eine Wohnung auszustatten. Glücklicherweise konnte ich jederzeit Geld auf das Kreditkartenkonto überweisen, Problem gelöst. Irgendwann hat dann auch eBay funktioniert, nachdem mein Schufa-Konto die ersten positiven Einträge aufzuweisen hatte. In meiner aktuellen Schufa-Auskunft lässt sich das zeitlich genau nachvollziehen.

Einen Monat nach meiner Ankunft konnte ich meine Wohnung beziehen und, nachdem ich dort gemeldet war, auch endlich ein Auto kaufen und zulassen. Sämtliche Kommunikationskanäle mit Thailand habe ich gekappt nach dem Motto „Walk away and don’t look back!“.

Ich weiß, meine Geschichte hört sich an wie aus Grimms Märchen, doch es hat sich alles so zugetragen. Zum Abschluss möchte ich mich bei meinen Fluchthelfern bedanken. Bei meinem Schweizer Freund in Thailand für seinen Beistand und bei meinem Freund in Deutschland, ohne dessen tatkräftige Hilfe ich hier nicht so schnell wieder Fuß gefasst hätte.

Noi wünsche ich alles Gute, möge sie eine geeignete Therapie finden, die sie dauerhaft von ihrer Drogensucht befreit. Ich hatte in Thailand wundervolle Jahre und wollte eigentlich nie mehr weg von dort, aber man sieht, wie schnell sich das Glück wendet. Für mich persönlich ist das Thema mit meinem Bericht abgeschlossen und von der Seele geschrieben. Um die restliche Abwicklung vorort kümmert sich mein thailändischer Anwalt.

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