• 16.03.2024

Das Männermagazin

Freie Männer kommentieren

Anti-Heros

soldier2

» Artikel vom

Gastautor: Nordmann

Ich muss noch mal eine „Message“ an die zukünftigen jungen Helden, die hier mitlesen und glauben, Hollywood wäre die Wirklichkeit, mitgeben. Von wegen Mondschein, Heckler & Koch, Helis, Feuergefechte, aus denen man wie im Film gerade noch so rauskommt. Es sterben nur die anderen, denn die sind alle zu doof mit ihren Langwaffen und Granaten umzugehen und man selbst ist ein Superheld.

Sowas findet man in US-Filmen und Serien, aber nicht da, wo es wirklich summt und knallt und kracht! US-Filme und Serien sind die vorzüglichen Beispiele, wie es nicht ist. Die anschaubare Reihung unzähliger Fehler und sind Anschauungsmaterial wie man es nicht machen sollte. Wir haben unseren Söhnen u.a. anhand der Serie "SEAL Team“ beigebracht, was man alles falsch machen kann. Jede Folge eine Reihe von suizidalem Verhalten.

Fünf aus unserer Truppe hier sind alte erfahrene Militärs (mehr oder minder im Ruhestand und bevor gefragt wird: Kein KSK, keine Légion étrangère). Drei Deutsche, ein Kanadier, ein Engländer. Wir sind seit unserer Arbeit als Contractors Buddies und haben in den Jahren viel gesehen, viel erlebt, gutes Geld verdient. Wir haben truppenspezifische und private Ausbildungen, noch mehr Erfahrung, waren mit vielen Kerlen aus aller Welt im Einsatz und haben in Camps Erfahrungen ausgetauscht.

Eines sagen wir Euch jungen Hengsten in ganzen Ernst: Wenn ihr unbedingt Hollywood nachspielen wollt, euch die Lust nach "Action“ treibt, ihr euch einen vermeintlichen Heldenstatus erarbeiten wollt, dann seid ihr beim Militär definitiv falsch! Denn es ist alles anders, als ihr euch vorstellt! In der Wirklichkeit braucht es harte Arbeit und Durchhaltewillen. Fleiß, Disziplin, Energie, Vernunft und kühlen Verstand in allen Lagen.

Wir kennen Leute aus der Delta, den SEALs, der SAS, viele andere Militärs und Contractors, die über Jahre Einsätze gefahren sind, und eines garantieren wir: die Körper sind meistens Wracks! Gerade die US-Kerle haben durch die Masse an Raids jeder eine lange Liste von Verwundungen, Verletzungen, Knochenbrüchen. Während der Dienstzeit haben die mehr Chemikalien zu sich genommen als die Mitarbeiter der fünf größten Chemiewerke zusammen. Sechs Monate Training, Einsatz, sechs Monate Reha, ist nicht selten für einen Operator.

Der Status des Combat Ready wird schwer erarbeitet und ist dann ganz schnell wieder weg. Wer ständig im Einsatz ist, der kennt eines noch besser als seinen Schwanz: die Schmerzen! Beim Training, bei der Verwundung, bei der Reha. Und irgendwann gehen die Schmerzen nicht mehr weg, sondern bleiben und werden vielleicht mit Chemie unterdrückt. Sei es das Narbengewebe, sei es irgendwas Unauffindbares oder nicht adäquat Behandelbares, weil Du Dir das Projektil eben doch genau da eingefangen hast, wo es gar nicht hätte landen dürfen. Oder einfach nur der berühmte Phantomschmerz.

Etliche dürften sich Mikrorisse eingefangen haben. Nicht, dass Du nicht weißt, welche Ladung welche Wirkungen hat, aber im Training vor der Tür und die Tür im Einsatz sind weit voneinander entfernt. Sicherheitsabstand? Geht hier nicht. Jetzt sind wir so weit gekommen, nur diese Tür und go for it! Ist bisher immer gut gegangen! Ein Meter an die Wand gepresst muss heute reichen! Dass die Wellen der Explosion sich nicht in Luft auflösen, sondern von den Wänden abprallen und man den Wirkungen auch im Seitengang ausgesetzt sein kann, okay, mal von gehört, aber ist ja verschwindend gering. Natürlich hat dir, wie so häufig, niemand die ganze Geschichte erzählt, dass Dein Körper eben doch unter der Wirkung der Sprengmittel leiden wird. Deine Organe, dein Gehirn. Für die militärische Führung bist Du nicht der Kamerad, sondern ein einsetzbares Mittel auf Zeit. Ein Nutztier!

Wenn du als Profi von einer im Volksmund sogenannten "TIER1“ kommst, kannst Du als Contractor 1000 Dollar am Tag verdienen. Bis dahin ist es aber ein verdammt weiter Weg als Werkzeug, dass nur als Werkzeug genutzt und verschlissen wird. Die Kameradschaft in den Kommando-Einheiten ist tadellos, davon träumen wir Männer, die Ausbildung und die Möglichkeiten, jeden Tag an sich zu arbeiten und weiterzukommen Potenzen besser als in der Wirtschaft, aber Du zahlst einen gewaltigen Preis! PTBS wird eher nicht Dein Problem sein, denn Du wurdest tausendmal gesiebt und überprüft, bevor man viel Geld und das Vertrauen in die zuverlässige Erledigung des Auftrages in dich investiert hat. Du wirst losgehen, ohne zu zögern durchziehen, und keine Alpträume bekommen. Dein Körper wird dein Problem sein! Für den Rest deines Lebens!

Würden die Spezialkräfte alles noch mal machen, wenn sie jung wären? Ehrliche Antwort: Die meisten Kerle würden nochmal starten, aber besser achtgeben auf das Drumherum. Nicht nur im Einsatz voll da sein, sondern auch auf der Basis. Nicht mehr alles glauben, was einem Dienstgrade, Mediziner, Techniker, Zivilisten so erzählen. Der Rat von uns Fünf ist, dass ihr euch alles tausendmal durchdenkt, bevor ihr eure Karriere startet. Die Möglichkeiten im Militär und als Contractor zu arbeiten sind und bleiben nahezu unbegrenzt, aber der Preis ist hoch. Die Konsequenzen aus den Entscheidungen, welche du triffst, brauchen breite Schultern und werden dich Dein Leben lang begleiten. Im Guten wie im Schlechten.

Diskutiere über diesen Artikel und teile Deine Erfahrungen mit anderen Lesern!

Beachte bitte die Kommentarregeln!

Wenn Du selbst spannende Themen oder interessante Erfahrungen hast, dann schreib doch einen Gastartikel darüber, natürlich völlig anonym. Unser Gastartikelportal mit weiteren Informationen findest Du hier.

Hast Du auf dieser Seite einen Fehler entdeckt? Auf unserer Fehlerhinweisseite kannst Du uns darauf aufmerksam machen und eine Korrektur vorschlagen.

Alle Artikel im Archiv lesen - Das Männermagazin

»Janine

arsch

Die letzten Monate und Wochen habe ich gerätselt, wer mir Blumen und Geschenke zukommen lässt. Und es waren nicht einfach nur…

»Die Einhornzucht

pbanner

Nachdem es in einigen früheren Beiträgen um die Eigenschaften und die Seltenheit des weiblichen Einhorns ging, stellt sich auch…

»Frei und gebunden?

flucht

Autor: p. Die meisten Ehemänner stöhnen früher oder später. Leider nicht deshalb, weil sie gerade einen einfühlsamen Blowjob…

»Es lebe der Hass

pbanner

Das Bestreben, missliebige Meinungen auszurotten, nimmt täglich zu und erreicht bereits auf einigen Feldern die Radikalität…

Das Männermagazin

Freie Männer kommentieren


Über uns
Impressum
Datenschutz