• 27.09.2024

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Erlebnisse, Beobachtungen, Hirngespinste (1)

wein

» Artikel vom

Gastautor: SenfInDerTube

Neulich beim Italiener.

„Ich hätte gerne einen trockenen Rotwein. Können Sie mir einen empfehlen?“

Das war meine Antwort auf die Frage des Kellners beim Italiener. „Nehmen Sie den!“, lautete seine Empfehlung. „Der wird Ihnen schmecken!“. Natürlich handelte es sich um den teuersten Wein auf der Karte. Ich kannte die Marke nicht. Natürlich nicht. Bei mehreren tausend Weine hier in Deutschland und ganz sicher auch in Italien, ist das keine überraschende Erkenntnis.
Was man so alles aus Weintrauben machen kann, z.B. Rum-Trauben-Nuss Schokolade.

Warum nicht? Wenn man immer nur Schweinsbraten bestellt, dann erhält man auch immer nur Schweinsbraten. Wie soll man von sich heraus auch auf etwas Neues kommen – man ist ja immer derselbe Mensch, also folgte ich seiner Empfehlung.

Und wartete … wir warteten …

Es schien, als hätte er uns vergessen. Man soll sich ja immer Zeit nehmen, wenn man in ein italienisches Restaurant geht. Und außerdem, wenn man es eilig hat, sollte man überhaupt in kein Restaurant gehen.

Da stand der Kellner dann auch schon. „Für wen ist der Wein?“. Wem die Ananas-Schorle gehörte, war klar, daher musste es sich bei dem Weißwein um meinen Rotwein handeln.
Ein unsicheres Zögern konnte ich in seinen Augen schon erkennen, als er meine Reaktion bemerkte. Aber wieder einmal zeigte sich mein Gehirn von seiner einmaligen Seite. „Das ist nicht mein Wein“ „Das ist ein Weißwein“ „Der ist für einen anderen Tisch“ „Die Ananas-Schorle stimmt aber“ „Soll ich das jetzt sagen?“ „Hmm. Vielleicht schmeckt der auch“ „Soll ich ihn trotzdem trinken?“ „Ich riskiere es“, „Warum nicht?“. In dieser Sekunde des Erkennens, ist es dem Gehirn möglich, viele Gedanken gleichzeitig zu denken. Und das praktisch in Lichtgeschwindigkeit. Ohne wahrnehmbaren Zeitverlust.

Der Kellner wartete.

Ähmm, ja. „Der ist für mich“, antwortete ich tapfer. Ich freute mich, dass ich so mutig war. Bereit für etwas Neues, Unerwartetes.
Das wäre das Schlimmste für mich. Nicht mehr neugierig zu sein, sich nicht mehr zu trauen, etwas Neues zu probieren. Nichts mehr zu lernen und keine neuen Erfahrungen zu machen. Und das, ohne es zu merken. Schließlich sagt ja niemand im Alter, dass er ab sofort alt und eingefahren sein möchte, nicht wahr? Trotzdem werden viele ältere Menschen von anderen so wahr genommen. Es muss sich also um einen Prozess handeln, den man selbst nicht wahrnimmt.

Also, der Weißwein schmeckte nun auch lecker. Super, dass ich mich getraut hatte. Eigentlich kommt es dann doch sehr selten vor, dass ich enttäuscht worden bin, wenn ich eine unerwartete Gelegenheit wahr genommen habe. Wie schon gesagt, wenn man immer nur Schweinsbraten bestellt, bekommt man auch immer nur Schweinsbraten.

Irgendwann erging es dem Weißwein so, wie allen anderen Weinen, die ihren Weg zu mir gefunden hatten. Ihr Weg endete bei mir und es gab kein Zurück mehr. Na ja, manchmal schon, wenn ich zu viel getrunken hatte … Aber das ist eine andere Geschichte.
Auch der Kellner merkte irgendwann, dass das Glas leer war und fragte mich, ob ich noch etwas trinken möchte?

Man soll ja immer auch bei einer Sorte bleiben. Wenn man mal einen Wein gefunden hat, der einem schmeckt. Wer weiß, ob ein anderer auch so gut schmeckt. Der Weißwein hat sich gut getrunken, also antwortete ich, dass ich denselben Wein noch einmal haben möchte.

Diesmal war er schneller zurück und brachte mir … einen Rotwein …



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