Ich habe mich getraut
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Mein erster Artikel, der Grund: Ich bin Anfang letzter Woche nochmal Vater geworden.
Wer meine Geschichte aus dem TFAQ kennt, weiß, dass ich 2017, mit meinem erstgeborenen Kind und der Kindsmutter ziemlich auf die Schnauze gefallen bin. Ich habe damals in meinen dunkelsten Stunden das TFAQ und das Männermagazin für mich entdeckt, dort Antworten auf viele Fragen bekommen sowie unerwarteten Support gefunden, welcher mir sprichwörtlich und auch real das Leben gerettet hat. An dieser Stelle Danke an den Unbenennbaren und P.
Nichtsdestotrotz habe ich für mich nicht ausgeschlossen, noch einmal Vater zu werden. Denn die damalige Erfahrung hat mir gezeigt, dass sich das Einlassen auf die (gelebte) Vaterschaft ein unumkehrbarer mentaler Entschluss für mich war. Auch wenn der Himmel ohne Kinder genauso blau und das Leben mit Kindern nur einer von vielen möglichen Lebensentwürfen ist, war die kurze Zeit mit meinem erstgeborenen Kind eine prägende Zeit für mich und der darauffolgende Verlust dementsprechend katastrophal. Ich habe Jahre gebraucht, um über den damaligen Verlust hinwegzukommen. Viele der Kommentatoren hier werden diese Ohnmacht leider auch allzugut kennen. Kontakt zum Kind gibt es bis heute nicht, Unterhaltsforderungen allerdings glücklicherweise auch nicht.
Nun, vier Jahre später, ist erneut Nachwuchs entstanden. Vor ca. drei Jahren habe ich mein persönliches Einhorn kennengelernt. Vor zwei Jahren sind wir zusammengezogen, wir haben Schicksalsschläge und Corona-Lockdowns gemeinsam überstanden. Diese haben uns noch stärker zusammengeschweißt. Beide Familien verstehen sich sehr gut. Ja, auch die Schwiegermütter. Meine Vorgeschichte war meiner Partnerin von Anfang an bekannt und im Laufe der Zeit haben wir, ich sage hier bewusst "wir", uns für ein Kind entschieden.
Aufgrund meiner Vergangenheit und dem dazugehörigen Erkenntnisgewinn, waren für mich allerdings einige Faktoren für die Familiengründung Grundvoraussetzung, um weitere etwaige Katastrophen so weit wie möglich vorzubeugen. Diese waren für mich nicht diskutabel und das habe ich auch offen kommuniziert.
Meine Partnerin musste einen ähnlichen finanziellen sowie kulturellen Background haben; in meinem Falle ist die Partnerin die Besserverdienerin und in ihrem Metier sehr versiert. Die freiwillige Erklärung des gemeinsamen Sorgerechts vor Geburt war Pflicht, eine Heirat ausgeschlossen. Das Kind bekommt meinen Nachnamen. Die Betreuung des Nachwuchses erfolgt paritätisch, jeder nimmt den gleichen Anteil Elternzeit. Meine Partnerin ist in ihrem Beruf sehr zufrieden und wird daher ihre Karriere nach der Elternzeit weiterverfolgen.
Das Thema Heirat kam natürlich auf, von ihrer Seite wäre eine Heirat auch gewünscht gewesen, aber sie hat die Ablehnung meinerseits, nach meiner Erklärung, insbesondere über das Vertragsverhältnis mit dem Staat und Mithaftung für Unterhaltspflichten für das erste Kind, diskussionslos akzeptiert, wie auch sämtliche anderen Bedingungen.
Da ich allerdings keine Lust mehr auf das elendige Hamsterrad habe, erfolgt nach Ende der Elternzeit sukzessive mein Ausstieg aus dem Berufsleben und ich werde mehr und mehr zum „Hausmann“. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass dann eine Heirat sogar gegebenenfalls vorteilhaft für mich wäre und ich Unterhaltsansprüche aufbauen könnte. Dieses Verhalten lieg mir allerdings fern, bewusst und ohne Not Ansprüche gegenüber Dritten aufzubauen, ist für mein Verständnis des „freien Mannes“ unwürdig, dieser verdient sich seinen Lebensunterhalt immer selbst, sofern nicht durch Ansprüche Dritter unmöglich gemacht.
Nun war es letzte Woche soweit und ich war von Anfang an dabei. Was eine Erfahrung, schwer in Relation zu setzen, aber auf jeden Fall einmalig. Mutter und Kind sind wohlauf und ich Papa platze vor Stolz.
Warum ich euch das erzähle?
Um euch zu zeigen, dass es für einen „freien Mann“ unendlich viele Interpretationen gibt. Auch wenn das deutsche, und auch zumeist das europäische, Familienrecht für uns Männer widrig ist, warum soll man(n) keinen Nachwuchs haben, diesen formen, und sich an diesem erfreuen. Wenn morgen in Deutschland oder auch weltweit das Licht ausgeht, haben wir alle, und zwar als Individuum und auch als Gesellschaft, ganz andere Probleme als Familienrecht, bürgerverachtende (Corona)-Politik, Job und was auch immer. Risiken gibt es immer und überall.
Um nochmal auf den „freien Mann“ zu kommen. Für mich bedeutet dies so weit wie möglich finanziell unabhängig zu sein und mit dem Gesetzgeber so wenig Berührpunkte wie möglich zu haben. Mich um meine Familie kümmern sowie meinen Hobbies und Bedürfnissen nachkommen zu können - im Endeffekt nur noch das zu tun worauf ich Lust habe. Philosophisch betrachtet trifft es die Theorie des „Hedonismus“ ganz gut. Der Rest bekommt den Mittelfinger und diesen, wenn nötig auch deutlich. An allem arbeite ich und bin auf gutem Weg der Erfüllung. Dies bedeutet für mich meine individuelle Freiheit ergo die des „freien Mannes“. Erwähnenswert ist hier, für mich ganz persönlich, der Charackter des Mr. Ripley.
Ist nicht jeder von uns individuell und hat individuelle Träume seines Lebensentwurfes? Jeder ist doch zu großen Teilen seines eigenen Glückes Schmied, wie auch immer dieses individuell aussehen mag. Teilt doch nicht die Welt immer mehr in schwarz-weiß, macht die sicherlich verfehlte Corona-(Politik), negative, politische sowie gesellschaftliche, Veränderungen und einen immer dämlicheren Zeitgeist zum Mittelpunkt und strebt stattdessen konsequent eure persönlichen Ziele an und lebt diese. Brauchen wir nicht alle, gerade in heutiger Zeit, mehr positive Themen?
Mein Engagement für das Männermagazin bleibt selbstverständlich bestehen. Auch wenn uns ein bisschen mehr Nonchalance guttun würde - wir sind schon ein cooler Stammtisch!
Alfred Preller, 35, freier Mann.
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