• 16.11.2024

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Kampf und Sieg

klarerkurs

» Artikel vom

Gastautor: Doktörchen

Es ist nicht Recht, dass die Menschen belogen und betrogen werden und ausgequetscht wie eine reife Zitrone von einer graichen Clique milliardärsgesteuerter Ideologen im Verein mit flachköpfigen Parteikarrierepolitiker*ienchens. Aber was tun?

So spendete ich vor einiger Zeit am Stand der Opposition – es war Wahlkampf in Wakadukuhabeckland – einen Parteimitgliedsjahresbeitrag in bar. Herr K., zuständig für die Finanzen des örtlichen Kreisverbands der wahren Opposition, von dem wir im folgenden als Freund U. wieder hören werden, bestand darauf, dass alles richtig und ordentlich gemacht würde und dass ich eine Spendenbescheinigung erhalten müsse. Weil nämlich nach dem derzeit gültigen Parteiengesetz die Partei für jede Spende nochmal denselben Betrag aus der Staatskasse erhält. Prima, natürlich wollte ich da eine Spendenbescheinigung. Diese brachte er mir zwei Wochen später persönlich vorbei. Herr K. ist ein netter kluger Herr im besten Alter, also im Rentenalter, und interessiert sich so sehr für Geschichte, dass er einst als Geschichtslehrer seine Brötchen verdiente. Ich bat ihn rein und zeigte ihm meine Bibliothek mit vielen alten Büchern. Es ist nämlich so, dass ich sehr häufig bei Altpapiersammlungen des Roten Kreuzes geholfen habe, und im Gegensatz zu meinen (fast ausnahmslos männlichen) Mithelfern zog ich keine Pornos aus dem Sammelgut, sondern etliche alte Bücher, die sich dort fanden. Schöne Sachen: Goethe aus dem 19. Jahrhundert, mit Ledereinband, oder „Unternehmen Barbarossa“ von Paul Carrell. Dieses und mein „Farbatlas Zweiter Weltkrieg“ sowie etliche andere alte Atlanten hatten es Herrn K. besonders angetan, und er lieh sich ein halbes Dutzend Bücher aus. Ist ja ne Bibliothek. Ausserdem gingen wir zusammen essen und redeten viel miteinander. Dabei stellten wir fest, dass das eine angenehme Sache war, daher wurde aus Herr K. Freund U. Und Freund U. sorgte dafür, dass ich auf dem Email-Verteiler der AfD landete und von da an zu den Treffen eingeladen wurde. Diese Treffen fanden an wechselnden geheimen Orten statt und wurden sonst nirgends angekündigt. Was ich doof fand und kontraproduktiv. Man erklärte mir, das sei eine Vorsichtsmassnahme und notwendig, da in Habeck’s Stammland die Gastwirte fertiggemacht werden, wenn sie die Opposition beherbergen. Zudem wurden von der Sozial“demokratisch“en Partei Deutschlands auch schonmal Antifa aus Hamburg eingeladen, um Radau zu machen, damals, als die Treffen noch in der Zeitung angekündigt wurden. Dazu gibt es auch noch das EDEKA-Prinzip: Ende der Karriere für jeden, der mit oder bei der AfD gesehen wird, neudeutsch auch Cancel Culture genannt. Das erinnerte mich an den Gründer des MMs und sein Schicksal. Deswegen also geheim.

Ich gehe da eigentlich fast nie hin, weil das unter der Woche ist, aber einmal war ich doch da und nahm vier- bis fünfhundert Flyer mit, zum Verteilen im nahenden Wahlkampf, und die Liste mit den Ständen an Markttagen, wer, wo, wann. Übrigens gibt es bei der AfD keine Nahtsies. Es gibt einen Spätmonarchisten und welche Sozialpatrioten wie die von der dänischen SPD, die meisten aber sind Unternehmer, Handwerker und Händler, also aus der Gruppe der Nettosteuerzahler, und mit freiheitlich-liberaler Gesinnung. Was eigentlich nicht verwundert, da die AfD eine Abspaltung von der freiheitlichen Partei Deutschlands F.D.P. ist und nicht von den Sozialisten der linken SPD oder der PDS.

Vier Wochen vor der Wahl war so ein Stand in meinem Kaff, und nach einem ordentlichen Frühstück ging ich mal hin. Da war ein Tisch mit Werbegeschenken und Flugblättern, darüber ein grosser Sonnenschirm in Blau, und drumherum ein halbes Dutzend AfD-Parteimitglieder. Da Markttag war, war auch schwer was los. Erstaunlich viele Bürger kamen vorbei, um richtig heftig auf die Regierung und ihre wirren Pläne zu schimpfen. Herr Doktor Habeck ist ja nicht nur Holsteiner, sondern auch der derzeitige Energie- und Wirtschaftsminister. Die seinetwegen hohen Strom- und Gaskosten sowie der geniale Plan, alle existierenden Heizungen durch Stromheizungen zu ersetzen, erregen die Gemüter. Natürlich gab es auch viele skeptische Gäste, und manche waren so vollständig indoktriniert, dass sie nichts als „Ihr seid Nahtsies“ sagten. Das ist ja eigentlich Holocaustleugnung, so nette und komplett harmlose Menschen wie die Pia, den Frank oder gar mich, also das Team am Stand, mit den blutrünstigen, bösen, eiskalten Massenmördern von damals gleichzusetzen. So nett und lieb wie wir waren die nämlich nicht, die Nahtsies! Jedenfalls nicht immer. Dennoch, mir gefiel die Vorstellung, und so antwortete ich: „Ja, und wir sind säääähhhr gefährlich!“ Die süsse Pia und der kleine Frank kicherten. Der Besucher war leicht verunsichert. „Doch, ihr seid Nahtsies!“. – „Ja, und wen ich antippe, der wird auch einer“ – mit drohend vorgestrecktem Finger. Der schwer indoktrinierte Besucher schreckte tatsächlich zurück, und Pia, Frank sowie alle umstehenden und ich lachten laut los. Und so machten wir das immer, wenn einer den Holocaust leugnete und (National-)Liberalismus mit (National-)Sozialismus verwechselte: uns selbst als gefährlich bezeichnen und laut loslachen. Doch, war sehr lustig. Insgesamt war das ein Tag mit vielen neugierigen Besuchern, und wie der geneigte Leser später feststellen wird, sehr erfolgreich.

Das mit den 500 Flugblättern hatte ich mir so vorgestellt: Ich nehm die und geh in die armen Arbeiterviertel, wo die Russlanddeutschen in Wohnblocks und Hochhäusern wohnen, und steck die dort in die Briefkästen, 20 oder mehr je Haus, und das nächste grosse Haus gleich nebenan. Denkste: der örtliche Vorsitzende der Opposition hatte sich nämlich 5600 Flugblätter auf eigene Rechnung kommen lassen, und hatte so ziemlich genau den gleichen Gedanken. Nach einiger Diskussion über die verschiedenen Gebiete der Stadt und wer wo verteilen würde, schlug ich vor, er solle halt die ganze Stadt machen, und ich die Dörfer aussenrum, denn ich habe ja ein E-Bike, gell? Nun hört sich 500 Flyer nicht nach viel an, aber erstens bekamen grüne Vorstadt-Snobs von mir nichts, und zweitens bediente ich auch grundsätzlich nur Briefkästen, die mit dem Fahrrad bequem zu erreichen sind. Ich war nämlich in meinen jungen Jahren Briefträger gewesen und weiss nur zu gut, wie lästig das ist, wenn der Briefkasten 50 m weit weg von der Strasse und erst nach 30 Treppenstufen erreichbar ist, schlimmstenfalls noch mit zwei scharfen Hunden auf dem Weg dahin, derweil das Fahrrad unbewacht und weg ist. Mit mir nicht – von mir kriegen solche Egoisten gar nichts. Ich hatte also nach der ersten Tour noch immer 450 Flyer, und es folgten zahlreiche weitere weite Fahrten in die näher und entfernter gelegenen kleinen Dörfer des Nordens. Wunderschön, übrigens.

Zwei Tage vor der Wahl waren alle Flugblätter verteilt, da klingelte es überraschend und unangemeldet morgens an der Tür. Freund U. stand da und brachte die Bücher zurück! Und fragte, ob ich Zeit und Lust hätte für noch einen Stand am Marktplatz, spontan und nicht auf der Liste. Ich zögerte, da es als Nichtparteimitglied eigentlich nicht meine Aufgabe ist, so einen Stand zu betreuen, und was, wenn mich jemand sieht???

So what, ich zog mein T-Shirt mit der Aufschrift „Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut - Perikles“ an, holte meinen Klappstuhl und ging mit Freund U. zum Marktplatz. U. hatte – übrigens auch auf eigene Kasse – Devotionalien und Werbestücke der AfD dabei, sowas wie Feuerzeuge in Blau, Kugelschreiber in Blau, geniale Flaschenöffner in Blau, Gummibärchens in Blau, und einen Stoss Flugblätter mit den Ideen der Opposition. Dazu einen Tisch mit AfD-Aufschrift und zwei Leberkäsbrötchen mit Senf. Mehr braucht es nämlich gar nicht, um Wahlkampf zu machen. Unter anderem kam ein voll cooler Handwerksgeselle vorbei, Geschenke abstauben und über Grüne lästern, und auch der Wahlkandidat der CDU für den Kreistag, ein sehr ordentlicher, sehr steifer, geschniegelter junger Mann („aalglatt“, „Karrierist“) schlich sich unauffällig am Stand vorbei, kaum seinen Augen trauend wie cool und lustig die AfD im Vergleich zu seiner Partei war. Höhepunkt des Tages war ohne Zweifel, als U. die Parkscheibe seines Autos nachstellen ging und ich ganz alleine die gesamte wahre Opposition in Deutschland vertrat. Auf meinen Schultern lastete also wahnsinnig viel Verantwortung, und ich war auch sehr stolz. Habe ich damit nicht auch so einen Staatssekretärs- oder Referentenposten verdient, wie die Parteien sie an ihre treuen, braven, korrupten und fügsamen Gefolgsleute vergeben? Natürlich versprach mir U. so einen Posten. Was haben wir gelacht!

Wahlergebnis: Bei der Kommunalwahl Schleswig-Holstein 2023 erhielt die AfD 94687 Stimmen, das waren 33538 mehr Stimmen als bei der letzten Wahl 2018, also ein Anstieg um 55 %. In dem von mir umworbenen Wahlkreis war das Ergebnis der AfD um 10 % besser als im Landesdurchschnitt.
Kampf und Sieg im Habeckland!

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