Als sie meine Kinder raubte
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Gastautor: Vater ohne Kind
Wir lebten glücklich und zufrieden im eigenen Haus. „Wir“, das waren meine Kinder und ich, und diese Frau. Gut, es war ein anstrengendes Leben, denn es war ein altes Haus, an dem vieles noch gemacht werden musste, und wer machte das? Und ein Garten war auch dabei, und wer pflegte den? Insgesamt war das Leben vergnügt und auskömmlich, ich spielte viel mit meinen Kindern und erfreute mich am Dasein. Nebenbei musste ich auch arbeiten. Arbeiten ist eine Strafe Gottes, dem kann Mann sich nicht verweigern. Meist war ich mehrere Tage am Stück weg, wegen verschiedener Projekte, aber donnerstagabends kam ich zuverlässig heim und freute mich auf die Kinder, auf das Haus, auf den Garten.
Eines Tages waren sie weg. Die Kinder, meine ich. Das Haus stand noch da, und ein Garten ist so eine Art Immobilie, die kann gar nicht weg sein. Dazu fehlten auch etliche Möbel, Einrichtungsgegenstände, Geschirr, Spielsachen – nicht allzu viel – und diese Frau. Das einzig Positive. Ein leeres Haus ohne Kinder – das war gruselig. Keine süße Maus, eine tote Ratte im Regenwasserauffangbehälter war das einzige Zeichen von Leben, das noch blieb. Das war traurig.
Sehr traurig sogar.
Mein Lieblingslied wurde „House Carpenter“, ein altes schottisches Lied mit der Strophe „… I would give all the gold in this round world just to see my babes once more“ … „Well, if you had all the gold and the silver, too. That ever did cross the sea. You never would be at land anymore. And your babes you will never more see“ … und außerdem ist sie am Ende des Liedes zur Hölle gefahren!
Wo sind meine Kinder, und wie krieg’ ich sie wieder? Nichts anderes war mehr wichtig!
Freitag war ich an der Schule, die Kinder abfangen. Hat geklappt. Ich hab von ihnen erfahren, was los war, und wir verbrachten ein, zwei Stunden zusammen. Leider wollte die Große, die den Ton angab, nicht mit mir kommen und die Kleine traute sich dann auch nicht. Also begleitete ich sie zu ihrer neuen Unterkunft, eine kleine enge Wohnung in einem Mietblock, in der zudem noch die verkrachte Tante wohnte.
Freiwillig ging da nichts, also brauchte ich einen Rechtsanwalt. Aber welchen? Mir fiel einer ein, der gerade eben von seiner Frau komplett ausgeraubt worden war und weder Haus noch Kinder behalten hatte. Also die totale Pflaume. Vorteil: er musste zumindest wissen, wie man es genau NICHT macht. Nun, er wollte die ganze Zeit gegen den Unterhaltsbescheid klagen (der eher war, und überhaupt nicht mein Problem), während es mir eigentlich vor allem darum ging, meine Kinder wiederzuhaben. Immerhin gab er mir einen entscheidenden (und richtigen) Tipp: solange gerichtlich nichts anderes festgelegt ist, hat der Vater dieselben Rechte auf die Kinder wie die Mutter. Selbst wenn ich also vor Gericht etwas erreichte, es konnte nur schlechter sein. Denn so, wie es war, hätte ich jederzeit mit den Kindern nach Island fliegen können (die erkennen angeblich die Gerichtsurteile deutscher Familiengerichte wegen Grausamkeit nicht an) oder besser gleich in den Iran.
Wieso Iran? Deshalb: erinnert euch an das Buch „Nicht ohne meine Tochter“. In der Geschichte heiratet eine Amerikanerin einen Iraner und folgt ihm in sein Heimatland. Er will dort bleiben, sie will wieder weg. Er stellt seiner Frau frei, die Familie und ihn zu verlassen – aber die Kinder bleiben bei der Familie. Nach iranischem Recht ist das nun mal bei der Familie des Vaters. Ganz normal. Welche Aufregung das in Amerika und in Europa gab! Das Buch wurde ein Bestseller, und in den Kinofilm gingen 14,8 Millionen Zuschauer, die sich alle darüber aufregten, dass der Mutter das Kind weggenommen werden sollte.
Dabei geschieht genau dieses millionenfach im regel-basierten freien Westen – nur eben den Männern!
Frauen im Westen dürfen das, den Kindern die Väter und den Vätern die Kinder wegnehmen. Solche Frauen, die ihren Kindern eiskalt die Väter rauben, seien schlimmer als Folterknechte, las ich mal.
Zumindest tun sie sowohl ihren Kindern damit etwas Übles an, als auch – sehr Schlimmes – den Vätern. Weil, sich von einer Frau trennen hat vielen, wenn nicht fast allen Männern letztendlich gutgetan. Aber seine Kinder verlieren? Die Kinder sind vom eigenen Blut! Das ist eine andere Nummer, das tut weh, wirklich weh. Sie lebend zu wissen, aber sie dennoch nie sehen zu können, ist vielleicht noch schlimmer als wenn die Kinder stürben. Denn was gibt es Schlimmeres, als seine Kinder lebend zu verlieren?
Aufgrund dieser Sicht der Dinge ist es gut verständlich, wenn getrennte und andere Männer mit Alleinerziehenden nichts zu tun haben wollen. Abstand halten. Witze über sie reißen. Wer will mit einer Frau, die zu so etwas fähig ist, zusammen sein? Das nächste Opfer könnte er selbst sein. Mit der bösen Frau aus der Geschichte hielt ich anfangs noch Kontakt, der Kinder wegen. Aber seit ich das Männermagazin lese, lege ich darauf echt keinen Wert mehr. Einmal wollte sie sogar viel Geld von mir leihen, das war sehr lustig, hahaha, und sie ging kurz darauf in die Privatinsolvenz. Wer sich von meinem Kühlschrank entfernt, kann sich daraus nicht mehr bedienen. So ist das.
Zurück zum leeren Haus
Wie ging die Geschichte weiter? Mit der Kleinen hielt ich daraufhin engen Kontakt, und sie verbrachte erst viele Tage, war dann fast immer bei mir, wenn ich da war. Bis sie dann erwachsen wurde und ihre eigenen Wege ging.
Wenn ich mal sterbe, soll meine Kleine die alte Bruchbude haben. Wir reisten auch viel zusammen in der Welt herum, mal mit, mal ohne die Große, und einmal waren wir sogar in Norwegen, das ist kurz vor Island (aber weit weg vom Iran). Zu einem Gerichtsprozess kam es nie. Da hätte ich eh nur verlieren können. Ich lebe weiterhin und bin wieder glücklich und zufrieden, mehr als je zuvor.
Weiterführende Infos:
Lyrics House Carpenter (Pentangle)
Lied auf Youtube: /watch?v=MFFcxxIgOMI
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