COL (6) - Palomino (1)
» Artikel vom
Gastautor: Pancho
Samstag früh. Ab zum Flughafen. Aus Sicherheitsgründen früher losgefahren, weil man die Verkehrssituation schlecht einschätzen kann. Frühstück ausgelassen, machen wir am Flughafen. Wir nehmen ein Uber, kommen gut durch und sind bald am Flughafen. Alle Inlandsflüge habe ich bei Avianca gebucht. Online Check-in habe ich am Vorabend erledigt, Tickets und Gepäckaufkleber lassen wir uns an einem Automaten ausdrucken, gehen zur Gepäckausgabe und da passiert es: Die Dame fragt nach den üblichen Dingen (Batterien, Feuerzeuge, usw.), die nicht ins aufgegebene Gepäck dürfen und die süsse COL Maus antwortet falsch. „WTF“, denke ich mir, da fragt die Dame von der Airline schon nach. Ich werfe der süssen COL Maus einen vielsagenden Blick zu und gehe dazwischen. Sie kapiert es und sagt nichts mehr. „Das hat sie missverstanden. Sie hat nur das Ladegerät für ihr Handy im Koffer.“ Die Ausrede ist bescheiden, auf die Schnelle ist mir nichts Besseres eingefallen. „Ach so, nur das Ladegerät, ja, das geht in Ordnung“. Ich atme auf und freue mich, dass die Dame offensichtlich kein Interesse hat und die billige Ausrede schluckt. In Gedanken habe ich uns schon den Koffer der süssen COL Maus dort aufmachen sehen. Dabei hatte sie wirklich nichts dabei. Mein Koffer kommt gar nicht mehr zu Sprache und das ist gut so. Security-Check geht schnell und problemlos. Es muss nichts ausgepackt werden.
Wir haben massig Zeit, erstmal in Ruhe frühstücken. Bei einem Restaurant sagt sie, dass diese Kette guten COL Kaffee hätte. Perfekt, COL ist für seinen Kaffee bekannt und den möchte ich natürlich probieren. Dazu bestelle ich meine erste „Arepa“. Was den Mexikaner ihre Tortillas sind, das sind den COLs ihre Arepas. Es gibt sie in mehreren Typen und etliche Varianten. U. a. auch gefüllt. Der Kaffee ist sehr gut, die Arepa ein Graus. Einmal abgebissen, strohtrocken und mehr oder weniger geschmackslos. Lasse den Rest davon liegen. Gut, dass ich noch ein Schinken-Käse-Croissant dazu bestellt hatte.
Der Flug hat Verspätung, stört nicht, wir haben ja keinen Anschlussflug. Erfreulich, dass es im Flieger USB-Buchsen zum Laden gibt. Sogar USB-C. Die funktionieren zwar – im Gegensatz Flügen in BC – erst wenn man oben ist, aber ok.
Ankunft Santa Marta.
Dem Fahrer, der uns abholt, schon vorher über die Verspätung Bescheid gegeben. „Kein Problem, er wartet.“ Ausserhalb vom Flughafen, gerade die Zigarette angezündet, da ist der Fahrer schon da.
Verdammt warm hier. Wir sind – in Bogotá ist es ja nachts saukalt – mit langen Klamotten unterwegs. Kein Ding, im Auto läuft die Klimaanlage auf Hochtouren und es ist angenehm. Die Fahrt wird etwas dauern, also machen wir kurz Stopp an einem kleinen Laden in dem ich noch Getränke – auch für den Fahrer, was ihn völlig überrascht – und ein paar Snacks kaufe.
Mit dem Fahrer verstehe ich mich sofort. Die süsse COL Maus schläft schnell ein, die Fahrt über unterhalte ich mich mit dem Fahrer und versuche alle Eindrücke der fremden Umgebung im Kopf zu speichern. Von Santa Marta habe ich nicht viel gesehen. Schnell sind wir aus der Stadt. Die „Autobahn“ ist einspurig und in gutem Zustand. Sie führt, je näher wir an Palomino kommen, durch etliche kleine Dörfer. „Topes“ gibt es hier auch, diese Hubbel auf den Strassen, damit man langsam fährt. Wenigstens nicht so brutal, wie in Mexiko. Die haben welche, da zerreisst es einem das Auto, wenn man zu schnell drüberfährt. Auffällig ist, dass es in jedem Kaff eine Schule gibt. Die Dichte an Schulen ist beeindruckend. In irgendeinem Dorf, an dem wir vorbeifahren, ist der Schultag gerade vorbei. Ein Haufen Kinder – alle in Schuluniform – machen sich auf den Weg nach Hause. Die Lehrer wohnen häufig weit weg und stehen an der Strasse, um mitgenommen zu werden. So sparen sie das Geld für Taxi/Uber. Sagt zumindest unserer Fahrer.
Endlich, wir sind da. Coconuco Beach Palomino. Was ich sehe, gefällt mir sehr. Wunderschöne Anlage, einzelne Bungalows, alles andere als ein Touri-Bunker. In der Rezeption ärgere ich mich ein wenig. Die Dame ist beschäftigt. Wir warten und warten. Es geht nicht weiter. Wir schwitzen wie verrückt. Was soll das? Wir waren angekündigt. Das Zimmer ist bezahlt. Kein Problem, wenn sie beschäftigt sind, dann gebt mir halt mein Zimmer und wir machen später den Rest. Nein, ich spreche das nicht aus. Ich warte. Für ein 4-Sterne-Hotel ist das unwürdig. Wir schwitzen wie blöd. Immerhin, es lassen sich irgendwelche Getränke organisieren. In anderen Hotels kommt sowas unaufgefordert. In meinem Lieblingshotel in Playa del Carmen (Mex) reicht es zu sagen, dass man durch ist, gibt kurz Pass und Kreditkarte und kann schlafen gehen. Den Rest macht man am nächsten Tag.
Während wir warten, schaue ich mich etwas um. Die Anlage ist wirklich hübsch. Toller Pool, daneben ein grosser Whirlpool, ein wunderschöner Strand und dort sehe ich … wie nennt man das? Keine Ahnung, siehe Artikelbild. Sofort ist klar, da möchte ich ein romanisches Abendessen. Etwas ganz besonderes. Direkt am Meer, abends, nur wir beide. Ein Plan ist geboren. Auf die To-do-Liste kommt ein Eintrag: klären, machen. Die süsse COL Maus darf davon nichts erfahren. Soll ja eine Überraschung werden.
Endlich sind wir dran. Es geht schnell. Immerhin. Das Zimmer ist toll. Es befindet sich im Haupthaus im ersten Stock. Toller Balkon mit direktem Blick zum Pool und zum Strand. Das Zimmer ist groß, sauber. Die Ausstattung? Geht so. Ein Kühlschrank ist vorhanden, aber leer. Egal, schauen wir mal. Wir richten uns ein, werden die langen Klamotten los und weihen erstmal das Bett ein. Brechen erschöpft zusammen und ruhen uns erstmal aus. Anschließend geht es zur Erkundung. Der Whirlpool gefällt uns. Damit lässt sich was anfangen. Der Strand ist traumhaft. Es sind wenig Gäste da, es geht beschaulich zu. Wir essen zu Abend. Bin wenig begeistert. Das Essen überzeugt null. Nun gut, abwarten. Die Speisekarte ist lang und ich nehme mir vor, mich da durchzuprobieren. Es ist Abend und die Anlage wie ausgestorben. Der Whirlpool hat es uns angetan. Auf, bei der Rezeption noch Drinks bestellt und ab in den Whirlpool. Herrlich. Es ist dunkel, der Whirlpool beleuchtet und wir plätschern stundenlang darin. Sie in diesem knappen Bikini zu sehen … Rrrrrrr … Es kommt, wie es kommen muss und wir werden rollig. Muss mich etwas beruhigen, um aus dem Wasser steigen zu können. Schnell ins Zimmer, wo wir endlos Sachen machen, bis wir müde zusammenbrechen und einschlafen.
Am nächsten Morgen verschlafen wir. Frühstückzeiten sind längst herum, man zeigt sich freundlich und ermöglicht uns doch noch ein Frühstück. Es überzeugt nicht, aber ok. Immerhin haben wir was bekommen. Den Tag lassen wir ruhig angehen und machen nicht viel. Na ja, doch ein bisschen. Eine Freundin hat Kontakte. Wir melden uns bei einem „Lieferanten“. Er sagt, er wäre in der Nähe, hätte nichts dabei, komme aber vorbei, um die Lage zu checken. Er kommt, befindet uns für ok und sagt, er komme gleich wieder. Macht er auch. Was wir bekommen, ist gigantisch. Bezahlt wird per Nequi und der Preis ist lächerlich. Ja, auch Spassmacher bezahlt man damit. Diesen Abend machen wir eine grosse Party. Hatte längst dafür gesorgt, dass der Kühlschrank gefüllt wird und die zusätzlich bestellten Drinks sind ok.
Nach der Bettenschlacht gehe ich auf dem Balkon zum Rauchen. Treffe den Nachtwärter. Wir kommen ins Gespräch. Frage, ob er was zu trinken besorgen kann. Ist nur ein Test, wir haben genug da. Ja, kann er. Gebe ihm 20.000 COP. Kurze Zeit später kommt er zurück. Tut ihm leid, alles zu, klappt nicht und will mir das Geld zurückgeben. „Nein, alles gut, behalte das Geld. Nimm’ es als Dankeschön für den Versuch“. Er ist sichtlich erstaunt. Wir unterhalten uns weiter und ich frage, ob es denn möglich wäre, nachts, mit der Süssen … an den Strand … „Überhaupt kein Problem“, sagt er. „Jederzeit. Ich schalte das Hauptlicht aus und sorge dafür, dass ihr völlig ungestört seid“. „Das war ja einfach“, denke ich mir. Ob es dazu kommt, weiss ich nicht, die Option haben wir aber jetzt. Ich liebe es, Optionen zu haben und damit zu überraschen.
Am nächsten Tag organisiere ich uns die Fahrt nach Palomino. Wir werden abgeholt und in so einer Art Tuktuk (wie aus Thailand bekannt; motorisiertes Dreirad) nach Palomino gebracht. Palomino als Stadt zu bezeichnen, wäre übertrieben. Von der Hauptstrasse geht eine Strasse – nicht mal asphaltiert – zum Strand. Dazu ein paar kleine Seitenstrassen. Die Strasse zum Meer ist gesäumt von kleinen Läden, einfachen Ständen und alternativen, kleinen Hotels. Das Publikum besteht hauptsächlich aus Backpackern. Es sind auch nett gestaltete Partyhotels dabei. Alle preislich sehr günstig. An irgendeinem Stand kaufen wir zwei Armbänder. Sie können auf einen 50.000 Schein (entspricht etwa 10,– Euro) nicht herausgeben. Finden auch keinen, der wechseln kann. Bevor sie aber auf die Einnahmen verzichten, geht auf einmal Nequi. Die süsse COL Maus bezahlt per Nequi, weiter geht’s zum Strand. Dort kaufen wir noch Mangos. Es gibt in COL mehrere Varianten davon. Die, die am Strand verkauft werden, sind grün, leicht säuerlich und lecker. Gereicht werden sie mit Zitrone und Salz. Damit bestückt laufen wir am Strand entlang bis zum Hotel zurück. Ja, das geht. Dauert ca. 15–20 Min. War ein schöner Spaziergang. Die Sonne geht langsam unter, die in dem warmen Licht getauchte Umgebung ist ein Traum.
Zurück im Hotel verziehen wir uns ins Zimmer. Vorher bestellen wir noch Cocktails, sollen aber nicht warten, bis sie fertig sind. Komisch. Es ist absolut nichts los. Nein, kein Problem, sie werden ins Zimmer gebracht. Nun gut, sei’s drum. Im Zimmer sortieren wir uns, die Cocktails kommen, schmecken säuerlich, vom Alkohol keine Spur. Ah, verstehe, wie das läuft, sage aber nichts. Wir gehen zusammen duschen und geniessen die Zweisamkeit.
Habe noch ein paar Ideen. Als wir auf den Check-in gewartet haben, habe ich mir einen Ordner mit angebotenen Ausflügen angesehen. Quad fahren. Mag ich. Besonders am Strand und in Dünen. Daraus lässt sich was machen. Auch weitere Ausflugsziele reizen mich. Sprechen es kurz an, der süssen COL Maus gefällt es. Sie würde gerne auch einen Reitausflug machen. Ist jetzt nicht etwas, was ich unbedingt haben muss, mache ich aber mit. Am Strand stelle ich es mir nett vor. Morgen mal klären.
Am nächsten Morgen schaffen wir das reguläre Frühstück. Ich bin enttäuscht. Es gibt Eier in vier Varianten, bisschen Müsli, etwas Früchte (die sind ok), frisch gepresster Fruchtsaft (auch ok), Kaffee, Trinkschokolade und Teebeutel. Wir sind die einzigen beim Frühstück, es dauert, bis wir bedient werden und die Eier kommen nicht so, wie wir sie bestellt haben. Ich ahne immer mehr, dass ich mit dem Essen in COL nicht wirklich warm werden werde. Nicht zu früh urteilen, denke ich mir, schauen wir mal. Fest steht aber jetzt schon. Dieses Hotel hat alle Voraussetzungen, ein echt tolles Hotel zu sein. Es müsste nur jemand mal aufräumen und denen Service beibringen.
Diskutiere über diesen Artikel und teile Deine Erfahrungen mit anderen Lesern!
Beachte bitte die Kommentarregeln!
Wenn Du selbst spannende Themen oder interessante Erfahrungen hast, dann schreib doch einen Gastartikel darüber, natürlich völlig anonym. Unser Gastartikelportal mit weiteren Informationen findest Du hier.
Hast Du auf dieser Seite einen Fehler entdeckt? Auf unserer Fehlerhinweisseite kannst Du uns darauf aufmerksam machen und eine Korrektur vorschlagen.