Die Seilschaften der Männer
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Männer. Was für ein geiles Wort. Wir fühlen uns als Mittelpunkt im Universum und das sind wir auch. Die Welt dreht sich nur, weil wir Männer die Power haben. Natürlich gehören Frauen auch zur Gruppe der Menschen, aber Gott hat für Frauen andere Pläne gehabt. Das sind meist einfache Routineaufgaben, die nicht der Rede wert sind. Das verwundert nicht, denn Gott ist männlich.
Nun hat Gott uns Männer mit viel Wissen und jeder Menge Kreativität ausgestattet. Folgerichtig bestimmen Männer die Wirtschaft und bleiben natürlich am liebsten unter sich. Männliche Hirne ticken weitgehend gleich und lassen im Berufsleben keinen Platz für eine Frau. Erst nach der Arbeit erinnern wir uns, dass es da noch etwas anderes gibt, was uns jedoch mehr Probleme bereitet als der Beruf.
Männer unter sich sind meist schlimmer als die berühmten Tratschfrauen, die tagsüber im Café oder auf dem Balkon über alles Mögliche herziehen. Männer sind da unter sich nicht anders. Diese Zusammengehörigkeit nennt sich Netzwerk. Und ein Netzwerk funktioniert ganz einfach. Man lernt sich kennen, checkt die Funktion sowie das Fachwissen des Gegenübers und dann wird die Telefonnummer abgespeichert. Das geht über Jahre und weitet das Netzwerk stetig aus. Nach einigen Jahren kennt jeder jeden. Und da gibt es jede Menge zu erzählen. Wenn wir Männer unterwegs sind, dann plaudern wir aus Langeweile während der Autofahrt gerne mit den Kollegen aus dem Netzwerk. Und das kann mitunter ziemlich übel sein.
Mein Handy klingelt. Hey, servus, brüllt er. Ich schreie zurück, dass er den Fuß vom Gaspedal nehmen soll, sonst verstehe ich nichts. Er bremst leicht auf 190 km/h ab, wie er sagt, und schon verstehe ich ihn besser. Sag mal, hast Du gehört, dass der H. gekündigt wurde? Klar und ich plauderte drauf los und erzählte, was ich weiß. Der Anrufer ist ein jahrelanger Kollege von der schäbigen Konkurrenz, wie ich gerne sage. Er bedankte sich und sagte, dass er diese Null dann nicht einstellen wird. Gut, dass er die Wahrheit von mir erfahren hat. Jede Schlechtigkeit eines Kollegen spricht sich herum wie ein hartnäckiger Tripper. Gute Nachrichten verbreiten sich leider nicht so schnell. In diesem Fall habe ich einen Kollegen vor einem Desaster bewahrt und einem anderen Kollegen den neuen Job versaut. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille.
Nun darf man nicht daran glauben, dass man selbst nicht im Fokus steht. Die Meinung meiner Kollegen ist da eindeutig. Ehrlich, direkt, hilfsbereit, aber mit vielen menschlichen Defiziten. Das Letztere finde ich überhaupt nicht lustig, aber ich bekomme dieses Vorurteil einfach nicht ausgemerzt.
Ich habe letztens einige Akten aus einer Firma abholen müssen und die Sekretärin fertigte mich an der Eingangstüre ab. Draußen war es kalt und eigentlich wollte ich noch einen Kaffee zapfen. Nichts ging. Sie hat mich eiskalt abfahren lassen. Zwei Tage später traf ich den Niederlassungsleiter und beschwerte mich auf lustige Art, dass die Sekretärin wohl Angst vor einer Vergewaltigung hatte und mich deswegen wegtreten ließ. Er lachte und sagte mir, dass ich vor einigen Jahren eine Mitarbeiterin richtig abgefertigt hätte und das hält eben noch vor. Da sind sich alle Weiber einig und vergessen nichts. Gut, dass diese Hühner keine Entscheidungspositionen haben, so perlt bei mir alles ab.
In einer anderen Firma, wo mich wirklich keiner kennen dürfte, sprachen mich alle fließend und richtig mit meinem Namen an. Hallo, schön Sie zu sehn, wie geht’s Ihnen? Kaffee? Butterbrezel? In diesem Ton ging es weiter. Mir war die Freundlichkeit fast schon peinlich. Einige Tage später erzählte mir der Hausmeister, dass das Männermagazin die Runde gemacht hatte und sich alle Mitarbeiter köstlich amüsierten. Ich kann es natürlich nicht verhindern, dass man sich im Internet umschaut. Generell lasse ich das Männermagazin aus meinem Berufsleben heraus. Das ist meine Privatangelegenheit. Ich habe zu einem Kunden mal gesagt, dass es mir egal ist und es mich nichts angeht, wer in den Puff geht oder die Sekretärin beglückt oder welche Frau ihren Mann zu Hause misshandelt. Aber zurück zum Netzwerk.
Für mich ist ein Netzwerk sehr nützlich, wenn es um technische Dinge geht. Was funktioniert und was nicht? Da ist ein Erfahrungsaustausch mit vielen erstklassigen Informationen unbezahlbar. Es ist ein Geben und Nehmen. Ich bin bekannt dafür, dass ich eine umfangreiche Bibliothek an Vorschriften besitze und weiß, wo was steht. Ich werde angerufen, dann wird gesucht, der Passus aus der Norm eingescannt und gemailt. Zack, erledigt und gleichzeitig habe ich mein Konto bei diesem Kollegen im Plus. Und nebenbei lerne ich etwas hinzu, weil ich mich mit dem Problem des Kollegen auseinandersetze. Das ist ein positiver Effekt. Umgekehrt mache ich es nicht anders und über die Jahre weiß man, wer welche Spezialkenntnisse besitzt. Ein Anruf genügt und ich bekomme die begehrte Info. Natürlich übernehme ich einen technischen Hinweis nicht ohne weiteres. Ich belese mich anschließend, nicht weil ich es nicht glaube, sondern damit ich meine Argumente später belegen kann. Wer nur vom Hörensagen lebt, weiß meist zu wenig und erkennt nicht die Zusammenhänge.
Ein Netzwerk ist besonders für eine neue Arbeitsstelle wichtig. Das setzt einen guten fachlichen Ruf voraus. Damit sind Bewerbungen meist unnötig. Man kennt sich eben. Die heutigen Bewerbungsauswahlverfahren sind lästig. Telefoninterviews und umfangreiche Bewerbungsunterlagen sind notwendig. Dazu hat nun wirklich niemand Lust.
Letztlich zählt in einem Netzwerk die eigene Qualität und die muss über Jahre hart erarbeitet werden. Wer das schafft, dürfte immer auf der sicheren Seite sein, auch in einer Krise. Ich kenne das nur zu gut, als mein Arbeitgeber im Jahr 2015 die Bude geschlossen hat. Das war eine echte Überraschung und obwohl ich damals schon 48 Jahre alt war, habe ich nahtlos neue Arbeit gefunden.
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