• 16.03.2024

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Mein Soll ist erfüllt

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» Artikel vom

Gastautor: Der Ökonom

Vor einiger Zeit hatte ich bereits über meinen Plan geschrieben, auf die Seite der Nettotransferempfänger in diesem besten Deutschland aller Zeiten zu wechseln. Dazu zukünftig vielleicht noch mehr. Aktuell kann ich dazu nichts Weiteres sagen, da mein kleines Projekt diesbezüglich noch nicht abgeschlossen und dies somit noch nicht spruchreif ist. Nichtsdestotrotz möchte ich die Gelegenheit nutzen, um der versammelten Hatergemeinde noch einige weitere Beweggründe für meinen Entschluss mitzuteilen, die über die rein ökonomische Betrachtung, hinausreichen. Es ist zwar schon alleine eine schlechte Idee, in einem Land voller Transferempfängern und das auch noch den Rest der EU aushält, einer der wenigen Nettozahler sein zu wollen, aber es kommen noch andere Dinge hinzu, die mich zu meinem Entschluss geführt haben.

So wird z. B. seit geraumer Zeit wieder vermehrt über eine Anhebung des Renteneintrittsalters von 67 auf 69 Jahre diskutiert. Jedoch versterben bereits jetzt 17% der Rentenberechtigten vor dem 67. Geburtstag. Bei einer Anhebung auf 69 Jahre wären es bereits 20%. Sogar den Propagandisten von ARD aktuell (Tagesschau und & Co.) ist dies schon aufgefallen: https://www.tagesschau.de/inland/rentenalter-die-linke-anfrage-fraktion-101.html
Was sie jedoch nicht berichten ist, dass diese Zahlen für das Mittel aller Deutschen gelten, also nicht differenziert nach Männern und Frauen. Für Männer sieht es aufgrund der um ca. fünf Jahre geringeren Lebenserwartung noch einmal deutlich schlechter aus. Man darf davon ausgehen, dass hier der Anteil gegen 30% tendieren wird.

Warum soll man also eine Wette auf die Länge des eigenen Lebens eingehen, die man mit 30%-iger Wahrscheinlichkeit verliert und bei positivem Ausgang des Erlebens noch nicht einmal weiß, wie viel man dann unter den zukünftigen Bedingungen bekommen wird? Selbst wenn man das Renteneintrittsalter erreicht, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, nur wenige Jahre danach zu sterben und mit einiger Wahrscheinlichkeit wird man dann während des Rentenbezugs auch nicht mehr im besten gesundheitlichen Zustand sein. Nein, das wäre eine ziemlich dumme Idee. Da ist die erhöhte Lebensqualität jetzt und sofort ohne Arbeit einem aktuell höheren Einkommen und einer eventuell etwas höheren Rente zum Sankt-Nimmerleinstag eindeutig vorzuziehen. Dies gilt insbesondere auch deshalb, da man sich recht konkret ausrechnen kann, welchen Anspruch man als Empfänger staatlicher Leistungen derzeit hat, wohingegen es jedoch ausgesprochen unsicher ist, wie dies in der Zukunft aussehen wird. Vielleicht ist ja der Anspruch heute sogar noch höher, als die kaufkraftbereinigte Rente in der Zukunft? Man weiß es nicht. Natürlich besteht auch die Gefahr, dass die Parasiten in diesem System den Wirt so sehr auffressen, dass es irgendwann nichts mehr zu verteilen gibt. Aber dann ist die Rente ohnehin hinfällig und was man hat, das hat man und man kann sich wenigstens darüber freuen, einen Teil seiner Einzahlung zurückerhalten zu haben.

Wie man es auch dreht und wendet, für den Freien Mann in entsprechendem Alter und ohne Versklavung durch die Plantage wird die Option, aus dem Rattenrennen auszusteigen, immer interessanter. Dies ist zumindest dann der Fall, wenn man nicht einen Job hat, der einen voll erfüllt und in dem man 100%-ig aufgeht. In diesem Fall mag die Betrachtung anders aussehen. Aber wer kann das schon von sich behaupten? Auf einige wenige Freiberufler, die ihr Hobby zum Beruf geachtet haben, mag das zutreffen, aber bei abhängig Beschäftigten dürfte es kaum der Fall sein.

Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt, der mir gewaltig stinkt. Und dies ist das Thema Compliance, mit dem man jedwede Motivation von Mitarbeitern beliebig schnell ausbremsen und zum Erliegen bringen kann. Ich bin mir bewusst, dass kein Unternehmen sich diesen Wahnsinn selber auflädt, sondern dies nur unter dem Druck gesetzlicher Vorgaben macht. Das gilt insbesondere für den Mittelstand. Ich führe hier nur einmal einige dieser Bullshit-Tätigkeiten aus meiner täglichen Praxis auf, die so wichtig sind, dass dahinter alle anderen, wertschöpfenden Tätigkeiten zurückstehen müssen:
- Eine ausufernde Anzahl von Vorstandsrichtlinien für alles Mögliche, die es umsetzen und zu überwachen gilt
- Meldungen an die statistischen Landesämter, die zahlenmäßig immer mehr werden, in immer kürzeren Abständen zu liefern sind und an Detailierungsgrad und Komplexität kontinuierlich zunehmen
- Eine Vielzahl interner Finanzreportings und zugehöriger Kommentierungen mit der Erzeugung von Datenfriedhöfen, wo früher ein monatliches Reporting ausreichend war (Grund: die vielen Richtlinien, die jeweils die Erhebung spezifischer Informationen erforderlich machen)
- Umweltberichte
- ESG-Berichte (überschneidet sich zum Teil mit dem vorherigen Punkt)
- Risikomanagement (die dort angesprochenen Themen hat jeder anständige Kaufmann sowieso auf dem Schirm, dennoch müssen sie aufwändig aufbereitet und berichtet werden, während sich für die wirklich existenziellen, und nicht ohne Weiteres sichtbaren, Risiken niemand interessiert)
- Immer aufwändigere und detailliertere Planungen für die folgenden Geschäftsjahre, die immer weniger Sinn ergeben, weil in einem zunehmend volatilen Umfeld sowieso vermehrt auf Sicht gefahren werden muss (Fünfjahresplan der Planungskommission … – Nein, ich heiße weder Günther Mittag, noch bin ich Held der Arbeit)
- Dokumentation von Einkaufsaktivitäten (kein Bleistift darf ohne Vergleichsangebot beschafft werden)
- Datenschutz (teils völlig sinnlose Anforderungen, während an anderer Stelle offenstehende Scheunentore niemanden interessieren)
- Und so weiter und sofort – die Liste ließe sich beliebig verlängern

Das alles ist nichts anderes als das Aufblähen administrativer Tätigkeiten mit immer mehr Bullshit, also Dingen, die niemand braucht und die demzufolge als reine Beschäftigungstherapie bzw. moderne Form von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen betrachtet werden können. Ich kann davon aus meiner täglichen beruflichen Tätigkeit mit nunmehr fast 20 Jahren Konzernerfahrung (davor im Mittelstand) ein Lied singen. Zum Anfang dieser Zeit bei Anstellung in einem deutschen Großkonzern waren ca. 25 -30 % der Gesamttätigkeit derartiger Unsinn und ′mussten halt mitgemacht′ werden. Dieses Verhältnis hat sich seit einiger Zeit jedoch ins Gegenteil verkehrt. Es gehen heute mindestens zwei Drittel meiner Arbeitszeit für Derartiges drauf.
Wäre der Umfang solcher unsinniger Aufgaben nicht kontinuierlich angestiegen, so wäre mein Arbeitspensum zum Mittag erledigt, weil infolge immer leistungsfähigerer ERP-Systeme (SAP & Co.) viele ehemals händisch zu erledigende Tätigkeiten automatisiert werden konnten.
Oder anders gesagt: Ohne den Stress dieses täglichen Wahnsinns könnte ich meine ehemaligen Tätigkeiten bei vollem Gehaltsausgleich (Produktivitätssteigerung durch Automatisierung) in einem Halbtagsjob erledigen und das Arbeiten wäre deutlich entspannter und vor allem erfüllender, weil die Gewissheit bestünde, überwiegend sinnvolle Arbeit zu leisten.

Man kann den Eindruck erlangen, dass der Wegfall von Arbeitsplätzen infolge von Produktivitätssteigerungen durch die Flutung der bestehenden Jobs mit völlig unsinnigen Aufgaben verhindert werden soll. Nur auf die Idee, die Produktivitätssteigerungen für Arbeitszeitreduzierungen bei vollem Lohnausgleich und somit ohne Auswirkung auf Ergebnis und Gewinn zu nutzen, ist anscheinend noch niemand gekommen. Das wäre auf jeden Fall der freiheitlichere sowie markt- und anreizgerechtere Ansatz, z.B. im Vergleich zu einem wie auch immer geartetem „bedingungslosen“ Grundeinkommen, das niemals funktionieren kann.

Letztendlich wäre die Aussicht auf weniger Arbeit bei gleicher oder gesteigerter Wertschöpfung und vollem Lohnausgleich doch gar keine schlechte Perspektive. Auch wäre es dann sicherlich für ältere Arbeitnehmer einfacher, länger zu arbeiten. Womit wir wieder beim späteren Renteneintrittsalter wären. Alternativ könnte man die freiwerdenden Arbeitskräfte auch Jobs zuführen, in denen solche Produktivitätssteigerung strukturell bedingt nicht möglich sind – z. B. in der Pflege und somit dort für Entlastung zum Vorteil aller sorgen. Aber diese Überlegungen sind unseren Politikdarstellern ganz offensichtlich fremd. Lieber drangsalieren sie die einen mit frustrierendem Bullshit, während an anderer Stelle jede zusätzliche Arbeitskraft dringend benötigt wird. Und nein, das ist kein Marktversagen, sondern die direkte Folge staatlichen und regulatorischen Eingreifens. Und man hat den Eindruck, je mächtiger die EU wird, desto schlimmer wird es.

Zum Abschluss noch eine Anekdote aus der Baufirma eines guten Bekannten. Als ich ihn letztes Mal besuchte, sprachen wir über die Aktivitäten seiner Mitarbeiter im informellen Sektor. Für mich überraschend erzählte er, dass die Jüngeren kaum mehr nach Feierabend schwarz arbeiten gehen. Die ganz Alten täten dies zwar nach wie vor, aber die Jüngeren hätten daran kein Interesse mehr. Ich war erstaunt. Er erklärte dann, dass für die Jüngeren bei der derzeitigen Asset-Price-Inflation, ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung unerschwinglich sei, womit die Motivation, dafür zusätzlich zu arbeiten, weggefallen sei. Sie wohnten alle im eher ländlichen Bereich relativ günstig zur Miete. Junggesellen seien ebenfalls fast alle, weil sie bei ihrem Nettolohn mit einer Familie nicht mehr großartig besser als ein Hartzer dastünden. Als freie Männer hingegen reicht das Einkommen gut aus, um ein angenehmes und relativ stressfreies Leben mit Hobby und ein bis zwei Urlauben im Jahr zu finanzieren. Das Team von Bau – sympathisch und schlau. Vor allem hat es offensichtlich gesellschaftlich die Zeichen der Zeit erkannt.

Auch da stellt sich die Frage, wer ein Rentensystem im Umlageverfahren zukünftig noch finanzieren soll, wenn man es der nachkommenden Generation finanziell völlig unattraktiv macht, eine Familie zu gründen. Hantel Hakan und die zugereisten ‚Goldstücke‘ werden es sicherlich nicht sein. Daher gilt es meiner Meinung nach, beizeiten mitzunehmen, was (noch) zu bekommen ist, bevor es nichts mehr gibt. Vom Wahnsinn des Familienrechts erst einmal ganz zu schweigen. Aber den müssen die Handwerker meines Freundes erst gar nicht erkennen. Ihnen ist auch ohne vertieftes Wissen dieses famosen Rechtsgebiets klar, dass eine Familiengründung heutzutage keine Option mehr darstellen kann. Also kommen sie erst gar nicht mit dem Familiengericht in Berührung.

Ich fand seine Schilderungen bezeichnend für die Situation, in der sich dieses Land befindet. Und dafür soll ich mir noch den Buckel krumm schuften? Nein, mit Sicherheit nicht mehr! Ich habe jedenfalls zwei erwachsene Kinder und in den letzten Jahrzehnten schon viel zu viel an die Staatin überweisen müssen. Das muss reichen. Mein Soll ist definitiv übererfüllt.

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