Auswandern nach Thailand (1)

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Gastautor: Andyka
Meine Geschichte fängt schon viel früher an.
In den 90er Jahren hatte ich einen sehr guten Freund. Man kann sagen den Besten. Wir teilten dieselben Hobbys, zu denen Musik und Elektronik gehörten. Wir waren beide begeisterter Hobbybastler und verbrachten viel Zeit damit, zusammen nostalgische HiFi Geräte herzustellen und ständig zu verbessern. Männerhobby eben.
Mein Freund hatte eine weitere Leidenschaft: Er fuhr sehr gerne in Urlaub, aber nicht so wie die meisten, sondern er packte seine Tasche mit einer Zahnbürste, dem Fotoapparat, etwas Wäsche, fuhr zum Flughafen und schaute, wo der nächste Last-Minute-Flug hinging. So besuchte er die ganze Welt unter anderem Kolumbien, Kuba, Indien, Indonesien, die Seychellen, die Malediven und auch Thailand. Zudem war mein Freund ein begeisterter und sehr guter Fotograf, er fotografierte die Menschen und die Länder so wie sie wirklich waren, keine Bilder von Traumstränden, sondern realistische Bilder aus dem Alltag der jeweiligen Länder. Immer, wenn mein Freund nach Hause kam, gab es einen sehr schönen und interessanten Diaabend mit mindestens 250 Dias und dazu gab es natürlich reichlich Bier, Rum und Zigarren. Jedes Dia erzählte eine eigene kleine Geschichte. Diese Abende waren einfach nur noch spannend und besonders der Reisebericht über Thailand hat mich sehr beeindruckt. Er schwärmte von der schönen Landschaft, den netten Menschen und ihre Gastfreundschaft, das leckere Essen und nicht zuletzt den attraktiven Damen. Damals entschloss ich mich bereits dieses Land einmal zu besuchen, hatte aber keine Ahnung, dass das mal meine Heimat wird.
Damals hatte ich keine Chance, weite Reisen zu unternehmen. Ich hatte Familie mit kleinen Kindern und war beruflich sehr stark eingespannt, sodass maximal ein Urlaub am Tegernsee drin war.
Die Jahre gingen ins Land und mein guter Freund verstarb 2008 von heute auf morgen. Das war eine meiner schlimmsten Erfahrungen. Der freie Mann weiß – wenn ihm das widerfahren ist –, dass sowas das Leben prägt und nachhaltig verändert. Auf der Beerdigung schwor ich mir, irgendwann mal seine Impressionen selbst mal zu erleben.
Auch die nächsten Jahre sollten bezüglich Fernreisen keine große Änderung ergeben. Aus der anfangs liebreizenden Ehefrau wurde ein unappetitlicher Landwal. Die Beziehung zerbrach, mein Arbeitsplatz ging verloren und es wurde eine eigene Firma gegründet.
Ich machte den großen Fehler und stürzte mich in ein Verhältnis mit einer Borderlinerin, was ich aber leider viel zu spät merkte. Auch da waren keine Reisen nach Südostasien möglich: Das Essen war zu scharf, die Reise zu weit und überhaupt … es ging nur dorthin, wo es Bordi so gefiel. Und so wurde das Thema Thailand erstmal verdrängt. Zum Glück schaffte ich den Absprung. Es hat mich zwar einiges an Geld und Nerven gekostet, aber ich war um eine Erfahrung reicher und würde diesen Fehler hoffentlich nicht nochmal machen.
Da war er wieder, der Gedanke, ich wollte doch noch so gerne mal nach Thailand reisen. Wir schrieben das Jahr 2020 und unsere Politiker wollten uns glauben machen, dass wir demnächst alle von Corona dahingerafft werden. Auch zu dieser Zeit hatte ich schon erhebliche Zweifel, ob das Land, in dem ich mich früher so wohl und sicher gefühlt habe, in dieser Form überhaupt noch weiter existieren kann. Steuern stiegen, insbesondere die Belastung für kleine Unternehmer, die Infrastruktur entwickelte sich zu einem einzigen Desaster und unser Land wurde mit Menschen die ein one Way Ticket auf einem Perserteppich buchten überrannt.
Da das Reisen zu der Zeit unmöglich war, machte ich mich erst mal im Internet schlau, was dieses Land denn überhaupt an Veränderungen bringen würde. Ich sah mir Unmengen Reiseberichte an und las in allen möglichen Foren, was man in Thailand zu tun und zu lassen hat. Hauptsächlich die deutschen Boards und deren Member waren stets darauf bedacht, einander anzupöbeln und auch auf simple Fragen falsche und unqualifizierte Antworten zu geben.
Es stellte sich später heraus, dass das Meiste davon, was man so liest, absoluter Blödsinn ist. Das Realistischste, was ich gelesen habe, waren die Berichte des sehr verehrten Mitglieds Strandläufer.
Nun bin ich nicht der typische Tourist, ich mag es weder faul am Strand herumzuliegen, irgendwelche Pauschalreisen zu unternehmen noch nachts durch die Bars zu ziehen. Ich hatte im Internet Berichte von Major Grubert gelesen und der Gedanke, mich in diesem Milieu zu bewegen, hat mich angewidert. Den kleinen Andy hineinzuschieben, wo Mister Dingong, Hantelhakan oder Rammel Rangar vorher abgeröhrt haben, war mir wenig sympathisch. Ich wollte lieber im Land herumreisen, mir Gegenden anschauen und die Menschen kennenlernen. Aber alleine nach Thailand reisen einfach mal so drauflos, da fehlte mir dann doch der Mut. Also was tun? Vielleicht wäre eine nette Reisebegleitung ja eine gute Idee. Also fix auf einem Dating Portal angemeldet, ein vernünftiges Bild eingestellt und einen ordentlichen Text geschrieben. Die Begeisterung war anfangs groß, denn schon nach wenigen Minuten hatte ich die ersten 10 E-Mails erhalten. Die Ernüchterung folgte allerdings recht schnell. Die Damen, die mir dort schrieben, hatten sich nicht die Mühe gemacht mein Profil anzuschauen, sondern schrieben wohl einfach jeden an. Heute weiß ich natürlich, dass das alles professionelle Nutten waren.
Nach einiger Zeit kam dann aber doch eine vernünftige Zuschrift, eine Dame, um die 40, sehr gut aussehend, aus Surin. Sie schrieb mich an: „Hallo Andy, wie geht es dir?“ Ich schrieb zurück und relativ schnell stellte sich raus, dass R. zwar in Thailand wohnte, aber lange mit einem Schweizer verheiratet war und auch in der Schweiz gelebt hatte. Der Typ hatte wohl früh das Zeitliche gesegnet, nicht ohne Madame einen vornehmen Palast im Isaan zu erreichten. Das war schon witzig, eine Thailänderin mit Schweizerdeutschem Akzent. Zunächst war das Reisen durch Corona nicht möglich, so beschränken wir uns auf Kontakt per Videochat. R. war eine nette Person, sehr attraktiv, wenn noch nicht die Hellste. Zu gerne stellte ich mir vor, hier mal ausgiebig zu, ach lassen wir das.
Dann lockerten die deutschen Behörden ihre Bestimmungen und für Thailänder war es möglich nach Europa zu reisen. Da sie einen Schweizer Pass besaß, brauchte sie kein Visum.
Dann kam der Hammer: Sie ging in ein Reisebüro und plante die Reise: Es sollte mit dem Bus nach Bangkok gehen, dort musste sie übernachten und am nächsten Tag ging dann der Flieger nach Frankfurt. Dass sie dafür keine Kohle hatte, war ja klar. Sie nannte mir den Preis für den Flug und bat mich es ihr zu überweisen, was für mich auch kein Problem gewesen wäre. Ich schaute dann nach, wenn ich den Flug in Deutschland gebucht hätte, wäre dieser 50 Euro billiger gewesen und so schlug ich ihr vor für sie das Ticket zu buchen. Dies lehnte sie jedoch kategorisch ab. Sie wollte unbedingt, dass ich ihr den Betrag überweise. Ich bin im Leben genug verarscht worden, weshalb ich dieses ablehnte. Ich bekam noch 2–3 wütende E-Mails, danach hab ich nichts mehr von ihr gehört. Bis heute habe ich es nicht verstanden.
Es folgten dann noch weitere Kontakte, die so oder so ähnlich verliefen, am Ende war immer klar, dass es Verarsche war und man das Blaue vom Himmel runter gelogen bekam. Das alles zu erzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Völlig frustriert legte ich das Thema Asien erst mal ad acta.
Mittlerweile hatten wir das Jahr 2021 und wegen Corona waren immer noch keine Reisen möglich. Trotzdem siegte die Neugier und ich meldete mich im März noch einmal an. Diesmal änderte ich meine Strategie und suchte nur nach Mädels, die sich neu angemeldet hatten. Es war vollkommen klar, dass sich auf thailändischen Seiten genauso viel Schrott an Frauen befand wie auf deutschen Seiten. Wer da langer als 3 Monate zugange war, diente als Spermamülltonne oder lebte auf Prinzessinnen Wolke 7. Darauf hatte ich wirklich keine Lust mehr.
Also neu angemeldet und schon klickte ich auf ein Profil von einer Frau aus Phuket. Mitte 40, gerade registriert, ihr Name war P. Sie hatte ein sehr schönes Foto und ausnahmsweise auch einmal ein richtig gut ausgefülltes Profil in sehr gutem Englisch. Ich schrieb sie an und bekam auch wenige Minuten später eine Antwort, schnell wechseln wir in den Online Modus.
P arbeite in einem großen Hotelkomplex als Buchhalterin und hatte 2 halbwegs erwachsene Kinder, war geschieden und musste, wie so viele thailändische Frauen, alleine für die Familie aufkommen. Die tägliche Kommunikation war einfach sehr angenehm, kein „Ich will“ „Du musst“ usw. Da sie perfekt Englisch sprach, war das ganze auch stressfrei. Ich frage mich ja wirklich, wie manche das mit der Sprachbarriere handeln, mit Gockel Translater? Habe da so meine Zweifel.
Was ich ihr bis heute hoch anrechne: Ich bat sie nach ein, zwei Wochen ihr Profil zu löschen, was sie auch umgehend tat. Andere Mädels logen da, dass sich die Balken bogen.
Auch ihr war natürlich an einem Kennenlernen in Natura gelegen. Dann überschlugen sich die Ereignisse: Die Thais führten den Thaipass ein, ein Dokument, welches man online beantragen konnte. Neben Reisekrankenversicherung, aktuellem Pass und Bratwurststatus braucht es noch ein Selfie und 5 Tage später hatte ich meine Einreisegenehmigung. P meinte, sie könne im Mai ein paar Tage wegen Überstunden freinehmen, also kurz Kalender gecheckt, 3 Wochen Urlaub eingetragen, Businessflug direkt nach Phuket und eine schöne Suite in KataBeach gebucht und kurz darauf saß ich im Flieger nach SOA.
Fortsetzung folgt....
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