Das bisschen Haushalt
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Gastautor: A.M.
„… Ist doch kein Problem, sagt mein Mann“, sang Johanna von Koczian 1977 und beschwerte sich darüber, dass wir Männer die ‚kostenlose‘ „Care-Arbeit“ der armen Frauen nicht anerkennen. Doch damit hatte er absolut recht.
Wer kennt das nicht? Da kommt Mann von einem langen, harten Arbeitsalltag nach Hause zurück, freut sich auf die Familie und das Erste, was er zu hören bekommt, sind Dinge wie „Gut, dass du da bist, du musst jetzt mal die Kinder nehmen ich hab’ sie schon den ganzen Tag an der Backe, die regen mich schon den ganzen Nachmittag auf“ oder „Der ganze Haushalt bleibt immer nur an mir hängen, während du dir eine schöne Zeit auf der Arbeit mit deinen Kollegen machst!“ oder „Du könntest mich auch mal bei der Hausarbeit unterstützen, schließlich räume ich dir den ganzen Tag deinen Dreck hinterher …“ usw., usf. Ich könnte noch zig Beispiele bringen, aber ich denke, jeder weiß was damit gemeint ist. Kein „Hallo“, keine Freundlichkeit, keine Wertschätzung, der Alltag des deutschen „Durchschnitts-Bernd“-Sklaven.
Es ist ja nicht so, dass wir Männer, im Gegensatz zu Frauen, nicht kritikfähig wären. Lasst uns mal das Thema näher beleuchten. Dazu ein Blick in die Geschichte des Haushalts.
Die Technisierung der Haushalte in Westeuropa entwickelte sich mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Sie nahm nach dem Zweiten Weltkrieg stark zu und wurde ein sehr schneller und die Gesellschaft wandelnder Prozess. Vorbild dieses Prozesses war die hier führende Nation USA, welche einen solchen Prozess schon seit mehreren Jahren, ca. ab den 1920er Jahren vollzog.
Um diesen Prozess zu ermöglichen, wurden nach dem Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Städte, Fabriken und Straßennetze mit Gas-, Wasser- und Elektronetzen ausgestattet. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden vermehrt Wohngebäude in diese Leitungssysteme integriert, was einer Technisierung der Gebäude den Weg ebnete.
Hierbei wurde als Begründung der Komfort genannt, welcher sich durch Arbeitserleichterung und Zeitersparnis entwickeln sollte.
Noch nie vorher gab es in den Haushalten technische Geräte, wenn man mal vom Herd und den verschiedenen Kochstellen absehen will.
Die Arbeiten, welche im Haushalt verrichtet werden mussten, um ein geordnetes familiäres Zusammenleben zu ermöglichen, waren sehr vielfältig. Sie umfassen das Waschen von Wäsche, das Kochen, die Nahrungsmittelkonservierung, das Reinigen der Wohnräume und einiges weniges mehr. Diese Arbeiten waren zumeist sehr von körperlicher Arbeitskraft abhängig und kosteten viel Zeit, welche zu großen Teilen seit Mitte des 19. Jahrhunderts von den Frauen investiert wurde.
Eine der Grundvoraussetzungen, die das Interesse an Arbeitserleichterungen und Zeitersparnis bei der Hausarbeit anregte, war der Prozess, dass eine große Abnahme der Angestellten im bürgerlichen Haushalt ab dem 19. Jahrhundert zu verzeichnen war. Dieser Rückgang veranlasste auch zuvor höher gestellte Frauen in größerem Maße dazu, im Haushalt zu arbeiten. Hieraus folgte nicht zuletzt ein Interesse an der Ökonomisierung der Hausarbeit, als Erleichterung für die Hausfrau!
Daraus folgten eine ganze Reihe von Erfindungen, welche übrigens hauptsächlich von Männern entwickelt und gewartet wurden und werden.
Da wäre zuerst die Waschmaschine zu nennen. Wäschewaschen kostete, vor der Erfindung der Waschmaschine, einen ganzen Tag. Weshalb es den „Wasch-Tag“ gab.
Wie sah denn das Wäschewaschen ohne Waschmaschine bis dahin aus? Verschiedene Quellen berichten, dass noch bis in das 18. Jahrhundert die Wäsche im Fluss an Steinen gerieben wurde, bis sie sauber war. Danach wurde das Waschen mit Lauge (aus Buchenasche und Urin) beliebt, da es effektiver und relativ günstig war. Später erst wurde die Seife für die meisten Haushalte erschwinglich.
Erfunden hat die elektrische Waschmaschine (US-Patent Nr. 966.677) Alva John Fischer, ein US-amerikanischer Ingenieur. Ein Mann.
Mit der Erfindung der heute bekannten Waschmaschine und eines Wäschetrockners benötigt die Frau nur noch 5% Arbeitsaufwand gegenüber dem herkömmlichen Wasch-Tag.
Fazit:
Wir nehmen als Grundlage eine moderne Ausstattung von Waschvollautomat und Wäschetrockner. Angenommen ein Wasch-Tag dauerte 12 Stunden, manche Quellen schreiben von 2 Uhr früh bis spät in die Nacht, wir nehmen mal aus Bequemlichkeit 12 Stunden an. 5% von 12 Stunden sind 36 Minuten. Die Frau braucht also anstatt einen ganzen Tag knapp über eine halbe Stunde, um die ganze Wäsche zu machen.
Die nächste große Errungenschaft im Haushalt war der Kühlschrank.
Die Konservierung von Lebensmitteln vor der Erfindung des Kühlschranks gestaltete sich äußerst aufwändig. Leicht verderbliche Ware musste schnell vom Feld, Stall oder vom Einkauf frisch verarbeitet werden. Manche hatten sogenannte Erdkeller oder tiefere Keller im Haus oder in der Scheune o.ä. In diesen Kellern herrschte meist eine gleichbleibende Temperatur von ca. 5-7°C, je nach Lage und Bauart etwas mehr oder weniger.
Um verderbliche Ware vor dem Verfall zu schützen, gab es auch die Möglichkeit sie einzumachen.
Beim Einmachen handelt es sich um eine aufwändige Prozedur, bei der die Lebensmittel zum Abtöten von Keimen und Mikroorganismen zunächst vorbereitet, verarbeitet, erhitzt und anschließend möglichst sauerstofffrei in Gläser abgefüllt wurden. Auf diese Weise wurden Früchte, Gemüse aber auch Fleisch für teilweise mehrere Jahre haltbar gemacht.
Vor der Erfindung des Kühlschranks gab es sogenannte Eisschränke. Hier wurde Eis eingelagert, um die Waren zu kühlen. Der große Nachteil war immer frisches Eis nachzufüllen und das Schmelzwasser zu entsorgen.
Carl von Linde entwickelte im Jahre 1895 die patentierte technische Methode zur Verflüssigung von Luft, genannt „das Linde-Verfahren“, der Urtyp des heutigen Kühlschranks. Übrigens wieder ein Mann.
Was die Arbeitszeiteinsparung betrifft, kann man davon ausgehen, sie ist ähnlich wie die des Wäschewaschens. Lebensmittel vorbereiten, zubereiten und einzukochen dauert auch den ganzen Tag. Es muss ja danach auch noch aufgeräumt und sauber gemacht werden. Der Arbeitsaufwand war zu Erntezeiten natürlich wesentlich höher als im Winter, wo es nichts zu ernten gab.
Fazit:
Hier können wir also die gleiche Rechnung aufmachen wie bei der Waschmaschine. Eine halbe Stunde anstatt einem ganzen Tag.
Das sind die grundlegendsten Alltagserleichterer. Dazu kommen noch einige hinzu:
– Spülmaschine
ca. 60% Zeitersparnis zum manuellen Abwasch, oft bis zu 3x am Tag
Erfunden 1866 von der Amerikanerin Josephine Cochrane, eine Frau
– Mikrowelle
ca. 85% Zeitersparnis gegenüber dem normalen Kochen
Erfinder war der US-amerikanische Ingenieur Percy Spencer (1950), ein Mann
– Staubsauger
ca. 50% Zeitersparnis gegenüber sonst üblichen Reinigungsarbeiten
Erfinder war der Engländer Hubert Cecil Booth (1901), ein Mann
– Küchenmaschine
je nach Anwendung bis zu 80%
Erfinder war Herbert Johnston ein Ingenieur aus Ohio (1920)
– elektrische Kaffeemaschine
Zeitersparnis bis zu 80%
Patentiert 1954 von dem Deutschen Gottlieb Widmann, ein Mann
Um den Frauen das Leben noch mehr zu erleichtern und ihnen noch mehr Mühen abzunehmen, gibt es noch viele unzählige weitere elektrische und mechanische Küchenhelfer in jeder Farbe und Ausstattung. Es würde den Rahmen sprengen, hier alles aufzuzählen. Was davon natürlich brauchbar und nützlich sowie sinnvoll ist, überlasse ich jedem selbst.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass den Frauen mit den Erfindungen der modernen Küchenhelfer viel mehr Zeit gegeben und Arbeit abgenommen wurde. Doch was machen Frauen mit dieser vielen, freigewordenen Zeit? Das dürften wohl einige Artikel über Konsum im Allgemeinen und Tinder-Apps im Besonderen werden. Leider fehlen mir dazu die nötigen Erfahrungen. Vielleicht hat die ja ein anderer … ;-)
Mit deutschem Gruß
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