• 16.11.2024

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Praktikantinnen in Deutschland

bau

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Was ich bisher in den üblichen Zeitungen über Praktikanten gelesen habe, klingt nicht so gut. Praktikanten werden ausgebeutet, zu niederen Arbeiten eingesetzt und eigentlich lernen sie dabei nichts. Nach dem Studium und den beschissenen Praktikumsjobs wartet das berühmte Trainee Programm, wo die Ausbeutung fortgesetzt wird. Wer Glück hat, der schafft es mit Mitte 30 ein halbwegs normales Gehalt abzustauben.

In der Zeit habe ich einen schönen Artikel gelesen, wo Praktikanten ihre Erfahrungen mitteilten. Ob das nun die Regel ist, kann ich nicht beurteilen, aber wenn es die Regel sein sollte und das glaube ich tatsächlich, dann muss sich kein Betrieb über Fachkräftemangel wundern. Woher soll ein Absolvent einer Hochschule sein praktisches Fachwissen bekommen? Das kann und muss natürlich ein Betrieb leisten.

Nun gibt es auch eine andere Wahrheit. Ein Mitarbeiter, der für einen Praktikanten verantwortlich ist, muss sich neben seiner Arbeit intensiv um ihn kümmern. Ein Praktikant macht Arbeit, sehr viel Arbeit. Man muss die betrieblichen Abläufe und alle anderen Verfahrenswege zeigen, erklären und den Praktikanten dazu befähigen, größer und anspruchsvoller werdende Aufgaben alleine zu erledigen. Auch auf die Gefahr hin, dass etwas schiefgeht. Nur durch kleinere Desaster kann ein Praktikant die notwendigen Erfahrungen sammeln. Anders geht es nicht. Und nebenbei kriegt der Praktikant die ersten mittelschweren Einläufe. Es ist eine schöne Erfahrung, dass nicht immer nur die Sonne scheint.

Ich habe schon einige Praktikanten erlebt. Lustlos versuchen viele eine ruhige Kugel zu schieben. Welcher Student hat schon Bock jeden Tag pünktlich auf der Matte zu stehen. Da verliert auch der Verantwortliche schnell die Lust, sich um einen Praktikanten zu kümmern. Und der bekommt dann keine spannenden Aufgaben mehr, sondern nur die unbeliebten Hilfsjobs. Kaffeemaschine fit machen, den Tisch decken, Lieferscheine abheften und wenn nichts zu tun ist, dann eben blöd rumstehen.

Wenn es sich um Praktikantinnen handelt, sieht es vielleicht ein bisschen anders aus. Bei den Grünen ist die Arbeit besonders schön, denn aus dem Pool der Praktikantinnen hat Joschka Fischer seine vierte Ehefrau abgestaubt. Das klingt interessant, ist aber bestimmt nicht die Regel. Außer bei den Grünen, die sexuell zu allem fähig sind.

Nun zeigte ich mein durchaus weiches Herz, als eine Praktikantin eine interessante Arbeit suchte. Aber so richtig Lust hatte ich dazu nicht. Andererseits weiß ich nur zu gut, wie unheimlich schwer es ist, einen spannenden Job zu finden. Und ich dachte mir dann, warum es nicht mal mit ihr versuchen. Gesagt, getan. Klar ist eine junge Frau zu einem älteren Herrn wie mir sehr respektvoll. Doch das kann ich überhaupt nicht leiden. Ich stecke zwar in einem etwas älteren Körper, aber meine Frische ist noch wie mit 16. Ab diesem Alter habe ich mich praktisch nicht mehr weiterentwickelt.

Einer Praktikantin muss zuerst der übersteigerte Respekt ausgetrieben werden. Gerade auf dem Bau darf man keine Angst haben und der angemessene Umgang mit gestandenen Bauarbeitern ist sehr wichtig. Das ist für eine Praktikantin ein schmaler Grat und wenn sie den nicht exakt geht, dann machen sich die vor Kraft strotzenden Böcke lustig über sie. Nebenbei würde ich auch etwas doof dastehen. Wenn die Praktikantin nichts kann, dann dürfte ihr Chef ein Volltrottel sein.

Leider ist das Bauingenieurstudium kaum auf die Praxis ausgerichtet. Selbst die Theorie ist etwas dürftig und fehlende Grundlagen machen die Sache recht schwierig. Grundsätzlich erwarte ich von einer Praktikantin die totale Hingabe bei ihrer Pflichterfüllung. Sie muss sich zu ihren Aufgaben berufen fühlen. Alles andere sind Jobber, mit denen ich nichts zu tun haben will. Nach meinen tagelangen Einführungsreden und einer zweiwöchigen Schonzeit habe ich die junge Praktikantin voll ins kalte Wasser geworfen. Zeigen, erklären und dann selbst handeln bzw. agieren. Ausgestattet mit meinen Kenntnissen hat meine Praktikantin die Bauarbeiter geführt. Das war schon richtig gut und die Männer haben ihre Weisungen befolgt. Das machte mich durchaus etwas stolz.

Bei einer Pflichterfüllung kann es niemals um Geld oder um die Arbeitszeit geht. Die Satisfaktion ist immer das Ziel. Und ist eine Teilaufgabe gut erfüllt, dann wartet schon die Nächste. So lange, bis der Bau fertig ist. Ich bin durchaus überrascht, dass ich kein Gejammer von meiner Praktikantin hören musste. Im Gegenteil. Es macht ihr großen Spaß, weil sie eben nicht als Hilfskraft, sondern als vollwertige Mitarbeiterin eingesetzt wird.

Nun muss eine Praktikantin auf dem Bau wirklich etwas aushalten, aber es gibt auch jede Menge Vorzüge. Ich haue mich immer weg, wenn die vor Kraft strotzenden Baumänner Schlange stehen, um ein schweres Messgerät für die Praktikantin zu tragen. Oder die Betonprüfwürfel ins Auto zu schleppen oder die schweren Akten zu halten. Da wird gesäuselt und gesabbert. Einfach nur köstlich. Ich frage da immer nach, wie es denn der Ehefrau oder den Kindern geht. Da bin ich ein echter Spaßverderber.

Eine Praktikantin hat es bei mir sicherlich nicht einfach. Meine Kollegen halten mich für etwas schwierig und Frauen mögen mich meistens nicht so besonders. Wer es mit mir aushält, hat das Schlimmste im Leben erlebt. Zu mindestens aus Sicht meiner Praktikantin.

Meine größte Stärke ist das Nichtaufgeben, was ich auch der Praktikantin einimpfe. Wenn es schwierig oder eng wird, dann darf man weder aufgeben noch die Augen verschließen. Es muss gekämpft werden bis zum letzten Blutstropfen und genau das zeichnet einen erstklassigen Mitarbeiter aus. Mittlerweile sage ich etwas spöttisch, dass meine Praktikantin eigentlich ein Mann ist, der in einem Frauenkörper gefangen ist.

Warum ich mir eine Praktikantin überhaupt antue ist die Tatsache, dass ich die Hoffnung niemals aufgebe. Vielleicht ist mein Einsatz sinnlos, wenn die junge Dame in einigen Jahren ein Hausmütterchen wird. Vielleicht aber auch nicht. Ich habe jedenfalls eine gute Tat vollbracht und gebe ihr das Rüstzeug für eine prosperierende berufliche Zukunft. Wenn sie mit ihrem Studium fertig ist und einen Arbeitsplatz sucht, dann bekommt sie diesen mit Leichtigkeit. Ein Anruf genügt.

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