• 08.11.2024

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Goldschniedel 3

klappe

» Artikel vom

Gastautor: Megatherium

Irgendwo in der Provinz. Goldschniedel sitzt der Terrassentür zugekehrt müßig auf dem Sofa und vertreibt sich die Zeit mit Murmelspielen. „Es dauert noch eine Stunde, bis der Jungrammler zum Betonieren kommt“, sinniert er, „die Zeit will ich sinnvoll nutzen.“ Da springt draußen eine Frau förmlich gegen die Scheibe, kratzt daran und krakeelt. Es ist die AE, die den Pudel von der Lottogesellschaft abserviert hat. Sie presst das Gesicht gegen die Scheibe, die Augen starr auf Goldschniedels Spielobjekt gerichtet. „Das gehört mir! Ich habe ihn zuerst gefunden!“ schreit sie so laut, dass es auch drinnen deutlich zu hören ist. Goldschniedel, dessen Murmelei sich ihrem Höhepunkt nähert, richtet das Geschütz aus, nimmt Maß und spritzt das Lebenselixier direkt auf ihr Gesicht – die Scheibe ist dazwischen, wohlgemerkt! Die AE rastet ob dieser Vergeudung wertvollen Spermidins vollends aus, leckt an der Scheibe und krächzt: „Alles meins, alles gehört mir!“ Dann verdreht sie die Augen und sackt mit heraushängender Zunge langsam zu Boden. Goldschniedel ist empört. „Die blöde Kuh leckt die Fensterscheibe ab, das ist ja widerlich. Da muss ich gleich nachher gründlich putzen!“ Nach dem Duschen reinigt Goldschniedel die Scheibe. Die Frau liegt immer noch auf der Terrasse, sie ist mausetot. Goldschniedel kümmert das erst einmal nicht, er macht seine Arbeit.

Kurz später trifft Jungrammler mit dem zugesagten Bier ein, vom Kampfhund lautstark begrüßt. „Halt‘s Maul, Petty!“ „Was ist denn mit der Alten los?“, fragt Jungrammler erstaunt. Goldschniedel erklärt es ihm. „Die betonieren wir gleich mit ein, dann gibt es keine Fragen und keinen Ärger. Die Kampfemanzen würden mir sonst was anhängen.“ „Die finden die Bullen doch gleich, wenn sie nach der Leiche suchen“, gibt Jungrammler zu bedenken. „Keineswegs. Das wirst du bald sehen.“ Es folgt eine längere Szene unter dem Motto „Die erlegte Goldschniedeljägerin fachgerecht einbetonieren“.

Während dieser Arbeit kommt der Unzerstechliche hinzu. „Ich bin gerade auf dem Weg zu einer Beerdigung, um die Trauerrede zu halten. - Nanu, was ist denn mit der alten Schachtel los?“ Goldschniedel erklärt es und fügt hinzu: „Da kannst du gleich mal üben, ob du die Rede auch richtig drauf hast.“ „So lange kann ich nicht bleiben. Aber mal was anderes! Hast du schon dafür gesorgt, dass die Millionen nicht in die falschen Hände, also die deiner Echsen und deiner Kinder, geraten? Ich habe einige Testamentvordrucke dabei, du brauchst nur noch deinen Namen einzutragen und zu unterschreiben.“ „Von mir kann es nichts geben!“ „Na, war einen Versuch wert.“ Der Unzerstechliche empfiehlt sich.

Wie gut die beiden daran getan haben, sich mit dem Einbetonieren zu beeilen, zeigt sich bald. Kaum haben sie nach getaner Arbeit das zweite Bier aufgemacht, als die Kriminalpolizei anrückt. „Rufen Sie sofort den Kampfhund zurück!“, ruft der Kommissar, als Petty sich ihm nähert. Die anderen Polizisten ziehen ihre Knarren, entsichern sie und richten sie auf Petty. „Petty ist kein Kampfhund“, erwidert Goldschniedel, kommt dem Wunsche aber nach. „Und ob, das sieht man auf den ersten Blick“, widerspricht der Kommissar, „wir haben selbst Kampfhunde bei der Polizei, ich kenne mich da aus!“ „Und ich habe es schriftlich, vom Bürgermeister persönlich unterschrieben!“ Goldschniedel sucht schnell den Schein heraus, in welchem bestätigt wird, dass Petty kein Kampfhund ist. „Na gut“, sagt der Kommissar nach der Lektüre des Schriftstücks. „Dann wollen wir das mal gelten lassen. Aber wenn es Ärger gibt, hat der Bürgermeister ein Problem!“ „Weshalb haben Sie mich denn eigentlich aufgesucht?“, fragt Goldschniedel.

„Wir haben einen Hinweis von einer Anwohnerin bekommen, dass Sie hier eine Leiche auf der Terrasse liegen haben. Sie hat alles genau beobachtet und ist absolut glaubwürdig.“ „Ja, ich weiß, wie glaubwürdig Frauen sind. Aber wie Sie sehen können, ist hier keine Leiche.“ Während Goldschniedel gelassen bleibt, beschäftigt Jungrammler sich intensiv mit seinem Bier und zündet eine neue Zigarette an der alten an. „Sie gestatten, dass wir danach suchen?“, fragt der Kommissar. „Sie wissen, dass wir keinen Durchsuchungsbefehl haben, Sie können also Einspruch erheben.“ „Durchsuchen Sie nur, ich werde Ihnen gerne alles zeigen.“ So geschieht es, und als die beiden wieder auf die Terrasse treten, sagt der Kommissar: „Soweit ist alles klar, aber es besteht der Verdacht, dass Sie die Leiche einbetoniert haben. Es ist ja verdächtig, dass Sie ausgerechnet heute hier gearbeitet haben.“ Jungrammler öffnet mit zitternden Händen das nächste Bier und zündet die nächste Zigarette an. „Was soll man machen?“, erwidert Goldschniedel. „Vor drei Monaten habe ich saarländische Handwerker beauftragt, und bisher ist kaum was geschehen. Da dachte ich mir, ich mach’ es besser selber.“ Dafür hat der Kommissar Verständnis.

„Saarländische Handwerker hatte ich auch mal. Nach einem halben Jahr habe ich mit einigen Kollegen die Arbeit selber gemacht. Die Saarländer wären bis heute nicht fertig!“ „Sehen Sie, das dachte ich mir auch. Und ich weiß, dass die Arbeit solide gemacht ist.“ „Die Leiche könnte unter dem Beton liegen.“ „Wollen Sie alles aufbrechen und nachsehen?“ „Nein, keine Sorge. Wir haben neueste Technologie, damit können wir erkennen, was in und unter dem Beton ist.“ „Na, dann suchen Sie! Schließlich kam der Hinweis von einer Frau, also muss was dran sein.“ Goldschniedel schlägt dem käseweißen Jungrammler auf die Finger und schnappt sich die letzte Bierdose. „Die ist für mich!“ Wie von Goldschniedel erwartet, finden die Polizisten nichts.

„Was erwarten Sie vom Hinweis einer Frau?“, kommentiert er. „Freuen Sie sich nicht zu früh“, entgegnet der Kommissar, „wir geben nicht auf!“ „Da können Sie sich mit den Kollegen vom Jugendamt und Familiengericht zusammentun, die geben auch nicht auf.“ Die Polizisten rücken ab, man kann den Felsblock förmlich hören, der Jungrammler vom Herzen fällt. „Noch mal gutgegangen!“ „Ja, vorerst“, sagt Goldschniedel, „doch die Kerle sind zäher als eine Horde Exfrauen. Ich mach’ mich jedenfalls dünne. Wohin, ist meine Sache. Sobald alles klar ist, schicke ich dir Nachricht, dann komm nach!“ Goldschniedel verschwindet ohne Hinterlassung einer neuen Adresse.

[Szenenwechsel]

Am nächsten Tag schon rückt eine ganze Abteilung Kampfemanzen an, den Lottogewinner zur Strecke zu bringen. Doch sie finden das Nest leer. „Der war doch immer mit dem Jungrammler zusammen“, ruft eine, „der weiß bestimmt, wo unser Goldschniedelchen ist!“ Die Falle ist bald aufgestellt, und als Jungrammler ahnungslos nach Hause kommt, wird er von der Meute eingesackt. „Wo ist der Arsch?“, lautet ihre erste Frage. Jungrammler: „Hinten, gleich unterm Rücken. Und jetzt verschwindet!“ Daran denken die Besucherinnen nicht. Unter Führung der körperfülligen Schwestern Frau Fettarsch-Klötenschaukler und Frau Faularsch-Klötenschaukler fesseln sie ihn aufs Bett, zerren ihm die Kleider vom Leibe und machen sich an die peinliche Befragung. Jungrammler beteuert ein ums andere Mal, nicht zu wissen, wohin Goldschniedel enteilt sei. Frau Faularsch-Klötenschaukler bringt Jungrammlers Rüstzeug in Kampfbereitschaft. „Sobald ich ihn zugeritten habe, singt er wie eine Nachtigall“, prahlt sie und schwingt sich drauf.

„Das ist ja wie eine Salami in die Turnhalle werfen!“, ächzt Jungrammler. „Werd’ nicht frech, Freundchen“, warnt Frau Fettarsch-Klötenschaukler und lässt die Hüllen fallen (die Kamera zeigt dezent etwas anderes). „Vielleicht wirst du ja willig, wenn du was Süßes zum Schlecken hast.“ Sie platziert sich über Jungrammlers Gesicht und reibt sich eifrig daran. Jungrammler würgt und wehrt sich mit Händen und Füßen. Die Weiber kreischen und johlen. Die Lautstärke nimmt immer mehr zu, Jungrammler würde sich längst die Seele aus dem Leib kotzen, wenn er es denn könnte. Es wird schließlich so laut, dass die Anwohner die Polizei alarmieren. Diese befreit den vergewaltigten Jungrammler von seinen Peinigerinnen, die unbestraft abziehen.

„Dem haben wir es gegeben!“ „Viel hat nicht gefehlt“, verkündet Frau Fettarsch-Klötenschaukler, „und ich hätte ihm in die Fresse geschissen.“ „Wie schade, dass du es nicht gemacht hast!“ Die schweren sexuellen Übergriffe der Kampfemanzen hinterlassen im Opfer ein schweres Trauma. Nach einiger Zeit rücken die Goldschniedeljägerinnen erneut an, um doch noch etwas über den Aufenthaltsort des Lottogewinners aus ihm herauszupressen, doch Jungrammler ist und bleibt verschwunden.

[Szenenwechsel]

Das bekannte Chinarestaurant am schönen Schwabenmeer. Die Kinder von Jane Leatherskin sind vergnügt beim Tafeln und loben die Frühlingsrollen mit Yakgeschnetzeltem über den grünen Klee. Der Wirt bedankt sich höflich lächelnd und tritt zu seinem Landsmann, der eben eingetreten ist und ihn zu sich heranwinkt. „Glunzochse ist sehl geflagt, hihihi“, sagt er, „blauchen bald Nachschub.“ „Kein Ploblem, hihihi, habe da was entdeckt.“ „Sein teuel?“ „Übelhaupt nicht. Flauen in Dachgeschosswohnungen halten viele Katzen. Mit etwas Geschick ist da leichlich zu holen, hihihi.“ „Du machen“, sagt der Restaurantbesitzer. „Wieviel du wollen?“ „Mach’ ich aus Spaß, hihihi. Du Fleisch, ich Fell. Velkaufe es als Lheumadecke, hihihi.“ „Ja, Lheumadecken helfen immel, hihihi. Wohel du das wissen mit Katzen in Dachgeschoßwohnungen?“ „Aus Intelnet, von Seite, wo weise Männel schleiben. Heißt das-maennelmagazin.com. Flauen landen ilgendwann in Dachgeschoßwohnung, mit Lotwein und Katel, heißt es da.“ „Sein wilklich sehl weise Männel, die dolt schleiben!“

[Szenenwechsel]

Der dem geschätzten Leser bereits bekannte Herr Bödi hat in Geschäften in Rotterdam zu tun und will aus der Schweiz mit seiner Yacht hinfahren. Nach einigen Tagen erfährt er, dass der Kanal, den er gerade langschippert, eines weiter vorne erfolgten Unfalls wegen für längere Zeit gesperrt wird. Eine weitere Passage ist nicht mehr möglich. Das verdrießt Bödi, sieht er doch von Deck aus in kaum hundert Meter Entfernung einen anderen Kanal, von dem aus er bequem weiterfahren könnte. „Hier gibt es leider keine Indios“, sinniert er, „die wie im Film „Fitzcarraldo“ dieYacht über den flachen Hügel hier ziehen könnten.“ Nach einer Weile fährt er fort: „Warum eigentlich nicht? Wir sind hier doch schon in deutschen Landen, da gibt es doch so was wie Bürgergeld. Es wäre doch gelacht, wenn ein paar wohlgenährte Bürgergeldler nicht mit links schaffen würden, was ein paar hundert halbverhungerte Rothäute hinbekommen haben!“ Bödi spricht im nächsten Jobcenter vor. Der Sachbearbeiter zeigt sich entgegenkommend. „Ja, wir freuen uns, wenn unsere Kunden Arbeitsgelegenheiten angeboten bekommen. Woran haben Sie denn gedacht?“
Etwas verlegen rückt Bödi mit der Sprache heraus. „Ich würde es mir auch etwas kosten lassen“, schließt er, „einen Euro pro Stunde und Riecher wäre doch angemessen?“ Der Sachbearbeiter weiß nicht, was er zu der Sache sagen soll und beschließt, seinen Chef zu fragen. Der Verfasser dieser Zeilen weiß es auch nicht und gibt die Frage an den geschätzten Leser weiter: Soll Bödi die Bürgergeldler erhalten, damit sie seine Yacht über den Hügel ziehen?
Wie auch immer: Bödi erreicht zuletzt glücklich Rotterdam. Was er dort erlebt, erfährt der geschätzte Leser in der nächsten Folge.



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