Goldschniedel 10
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Gastautor: Megatherium
Der uns bereits bekannte Unzerstechliche tritt ein, grölend und lallend heißt man ihn willkommen.
„Paßt bitte mal auf meine Poseidonplatte auf“, sagt er und stellt diese ab, „ich muß noch mal kurz weg, gerade eben habe ich eine reife Stute gesehen, die mich überaus interessiert.“
„He, jetzt mal langsam“, hält der Teilzeiter ihn zurück, „der alte Zossen läuft dir schon nicht weg! Erzähl erst mal, wie du hergekommen bist.“
Mit einem Becher Rum versehen berichtet der Unzerstechliche:
„Meine Symbiontin wollte lieber Goldschniedels 150 Millionen als die 1500 monatlich samt Zulagen von mir. Der Versuch, ihr das auszureden, endete damit, daß sie mit dem Küchenmesser auf mich losging. Glücklicherweise traf sie nicht. Sie packt ihre Sachen, verkündet, daß sie ihre warme Seite in sich entdeckt habe und machte sich davon. Dabei hat sie auch meine komplette Briefmarkensammlung 'Deutsche Schutzgebiete' mitgehen lassen. Bald ruft mich ein Kumpel an, der bei den Bullen arbeitet, und verrät mir, daß sie mich angezeigt hat. Bevor die Blauen Jungs anrückten, machte ich mich davon, samt der gerade vom Griechen gelieferten Poseidonplatte. Gut, daß ich das E-Auto kurz zu vor aufgeladen hatte!“
„Und die Poseidonplatte hast du mitgeschleppt?“, fragt eisfreak. „Das Zeug ist doch bestimmt längst ungenießbar.“
Der Unzerstechliche: „Merkwürdig, das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Ich habe jeden Tag davon gegessen, und trotzdem ist noch alles da. Was hat das wohl zu bedeuten?“
„Ein Wunder“, lallt Brenzli, als wäre er noch auf dem Faß im Meer, „ein Zeichen des HERRN, daß wir Freien Männer auf dem rechten Weg sind! Zwei Gorinder fünfelf!“
„Bevor ich an ein Wunder glaube, will ich als Atheist das erst einmal überprüfen“, wendet Don Pancho ein und langt zu. Andere folgen seinem Beispiel.
„Falls ihr euer Geld vor den Weibern in Sicherheit bringen wollt“, sagt der Unzerstechliche und legt einen Stapel Blätter auf den Tisch, „hier sind Testamentsvordrucke. Ihr braucht nur noch euren Namen einzutragen und zu unterschreiben. - Jetzt aber ran an die reife Stute!“
Er verschwindet.
„Reife Stute? Wen kann er damit meinen?“ fragt der Frauennichtversteher. „Doch nicht die Schwabenmeersirene, diesen abgeranzten Gaul?“
„Wie denn“, entgegnet Kongo-Müller (Tua), „er hat ja gerade einen Becher Rum gekippt. Damit kann er sich die nicht schönsaufen!“
„Oha“, ruft Zahlesel Max, „der Unzerstechliche ist schon so verstrahlt, daß er das gar nicht nötig hat!“
Tatsächlich: Der Unzerstechliche betritt das Foyer und marschiert mit verzückter Grinsefresse entschlossen auf Jane Leatherskin zu. Diese ist zuerst mißtrauisch ob der schlechten Erfahrungen des Tages.
„Welch Augenweide unseres Zeitalters entzückt mich mit ihrem berückenden Anblick?“, ruft der Unzerstechliche. „Solch reife Schönheit sah ich nie!“
Jane Leatherskin, noch frustriert von den Tagesereignissen, fragt zurückhaltend nach den Wünschen des Besuchers.
„Seit ich von Ihrem wonniglichen Angesicht erquickt ward, habe ich keinerlei Wünsche mehr, Sie Sehnsucht meiner schlaflosen Nächte“, balzt der Unzerstechliche. „Am Ziel aller Wünsche bin ich bei Ihnen angelangt, nichts kann mich mehr locken; Dein ist mein ganzes Herz!“
Langsam wird die Tresenpomeranze warm. „Wie poetisch und romantisch! So hat noch kein Mann zu mir gesprochen, alles waren nur grobe Kerle ohne Benimm, die nicht wussten, was einer einsamen Frau gefällt.“
„Das sind doch alles Schwachköpfe hier, die die erlesene Reife einer schönen Frau nicht zu schätzen wissen. Bei mir finden Sie alle Erfüllung deiner geheimen Sehnsüchte.“
Der Unzerstechliche erklärt ihr das symbiotische Modell. Das gefällt ihr besser als die Arbeit hier, und nachdem der Unzerstechliche noch die Kosten für Kippen und Eierlikör zu übernehmen verspricht sowie ihr genug Zeit fürs Shittern einzuräumen, hat sie keine Bedenken mehr, auf das Angebot einzugehen.
„So einen Glücksgriff hätte ich nicht mehr erhofft“, säuselt sie beglückt.
Der Unzerstechliche beugt sich zu ihr vor und fragt in vertraulichem Ton: „Den Geschlechtsverkehr ausüben?“
„Ja! Ineinanderknien! Wikinger-Kamasutra! Nordische Kombination und so!“
„Stehend-Anschlag!“
„Liegend-Anschlag!“
„Einer-Verfolgung!“
„Rodel Zweisitzer“
„Eisstockschießen!“
Etc. pp.
Die Begeisterung der beiden kennt keine Grenzen.
„Sofort kündige ich“, verkündet die Schwabenmeersirene, „hier weiß ja keiner meine Künste zu würdigen!“
„Was haben Sie denn sonst noch auf Lager?“
„Auch Altenglisch habe ich studiert.“
Der Unzerstechliche ist begeistert. „Richtig altenglisch, so in Leder mit Peitsche und Stöckchen für unartige Schüler?“
„Aber ja doch! Spanking the Unstabable!“
„Oho, Sie gehen aber ran! - Wo ist Ihr Chef, daß wir ihm die schlechte Nachricht beibringen?“
Jane Leatherskin drückt auf die Sprechtaste und flötet: „Cheeef, ich kündige!“
Im Nu ist Pöbel-Lerby zur Stelle. Im Buen Retiro kommt Suffi mit dem Füllen der Becher nicht mehr nach.
Pöbel-Lerby aber muß sich Gewalt antun, um betroffen dreinzuschauen.
„Kündigen wollen Sie? Jetzt gleich? Aber warum denn?“
„Ich habe deiner Empfangsdame ein viel besseres Angebot unterbreitet“, sagt der Unzerstechliche, während Jane Leatherskin schon ihre Sachen packt. „Ich brauche dringend eine Speakerin für die Öffentlichkeitsarbeit, denn ich gedenke mir in der Nähe eine Zebufarm aufzubauen.“
„Da kann ich wohl nichts mehr machen?“, fragt Pöbel-Lerby verzweifelt. „Wer soll denn nun die Besucher empfangen und beraten?“
„Da wird sich schon jemand finden.“ Die beiden verschwinden. Lorenzo der Portier hält ihnen die Tür weit auf und verneigt sich besonders tief.
Kaum sind die beiden fort, als Pöbel-Lerby auch schon vergnügt im Foyer herumhüpft. „Endlich bin ich sie los, und das auf so gutem Wege. Der Unzerstechliche braucht sie später nicht mehr anzuschleppen! Rückgabe ausgeschlossen!“
Während er so mit geschlossenen Augen durchs Foyer tänzelt, fühlt er sich plötzlich an den Händen gepackt und herumgewirbelt.
„Nicht so lahm, junger Mann, etwas mehr Schwung!“ hört er eine Stimme.
Pöbel-Lerby öffnet die Augen und sieht sich einer bereits betagten Frau gegenüber, die immer noch einen guten Eindruck macht. Der Zuschauer erkennt sogleich Rosa.
„Bist du sicher, daß du hier richtig bist, Großmütterchen?“, fragt Pöbel-Lerby vorsichtig. „Für deine Altersklasse habe ich bisher keine Anfragen vorliegen.“
„Deswegen bin ich nicht hier“, kichert Rosa und starrt Pöbel-Lerby lüstern in den Schritt, „obwohl ich da mit anderen gut mithalten könnte. - Nein, ich wollte nur fragen, ob Bödi, der alte Ficker, hier ist?“
Pöbel-Lerby geht ein Licht auf.
„Dann bist du also die Rosa, von der er so viel schwärmt? - Leider ist er noch nicht ge – äh, erschienen.“
„Das ist aber schade. Vorhin habe ich ihn im Hafen gesehen, aber wegen der liederlichen Weiber aus den Augen verloren. Wie ich ihn kenne, wird er nicht mehr lange auf sich warten lassen.“
„Dann laß dich nur nicht stören. Ich habe gerade ein unerwartetes Problem, das ich schnell lösen muß.“
Auf Rosas teilnahmsvolle Nachfrage erläutert er: „Meine Empfangsdame hat gerade fristlos gekündigt, und ich frage mich, wie ich schnell Ersatz schaffen kann.“
„War das die, die eben mit so einem alten Sack gegangen ist?“
„Genau die.“
„Die sieht ja zum Davonlaufen aus!“ Rosa schüttelt sich. „Aber keine Panik, junger Mann, da kann ich weiterhelfen.“
„Da wäre ich dir sehr verbunden.“
„Also, meine Enkelin, die Lisa, macht gerade eine Ausbildung im Tourismusbereich, die wäre genau die Richtige für dich. Dienstag hat sie Prüfung, dann könnte sie gleich anfangen.“
Pöbel-Lerby denkt an den letzten Reinfall und fragt nach: „Und sie sieht so aus, daß ich sie hier hinter den Tresen stellen kann?“
„Stell dir vor, wie ich vor fünfzig Jahren ausgesehen habe.“
„Ja, da hat Bödi reichlich von erzählt. Gut, das wäre ab Dienstag oder Mittwoch – vorbehaltlich, daß sie mir zusagt! Aber bis dahin kann ich mich schlecht selber hinstellen, ich habe gerade viel zu tun. Gleich beginnt eine wichtige Konferenz.“
„Das mache ich die nächsten Tage“, erklärt Rosa sich bereit. „Ich kenne mich in der Branche aus und kann Besuchern mit Rat aus meinem reichen Erfahrungsschatz zur Seite stehen. Mit dem Verwaltungskram komme ich auch zurecht.“
Das freut Pöbel-Lerby, er schlägt ein. „Natürlich muß du das nicht kostenlos machen, ich will da schon was auf den Tisch legen.“
Rosa starrt lüstern in seinen Schritt und sagt: „Da wüßte ich was.“ Pöbel-Lerby wird mulmig zumute. „Sobald Bödi, der alte Ficker, hier auftaucht, wird er zuerst von mir vernascht, bevor er an die jungen Mädels darf.“
„Einverstanden, abgemacht!“
Pöbel-Lerby erklärt Rosa noch einiges, dann verschwindet er ins Röhrarium.
„Ich muß den Gärtner losschicken, damit er Bödi warnt, sonst läuft er direkt Rosa in die Arme! Er soll in nächster Zeit ja den Lieferanteneingang nutzen, sonst garantiere ich für nichts. Na ja, eigentlich …“ Während des Monologs sind seine Schritte immer kleiner geworden, zuletzt bleibt er stehen und sinniert: „Es wäre gar nicht so übel, wenn Rosa ihn auf dem Empfangstresen vernaschen würde. Mit Direktübertragung für die Freien Männer. Den Film dann bei Xhamster reingestellt... Na, mal sehen. - Jetzt aber zu Goldschniedel!“
Der Orgiensaal der Villa Pornoma.
Ein großer Raum, in der Mitte eine lange Tafel. An den Wänden hängen Bilder mit unzüchtigen Themen. Paco der Barmann und seine Truppe haben bereits alles vorbereitet, auf den Plätzen stehen Gläser und Flaschen mit Bier und Whisky, Kisten mit Zigarren und was der Freie Mann sonst so braucht. Gerade ziehen die Zecher vom Buen Retiro das Rumfaß herüber, obenauf sitzt Brenzli und versucht sich in einer Predigt, von der aber außer „Bitcoins“ und „Dittus neunsiebzehn“ oder „Luggas zwanzig acht“ kaum etwas zu verstehen ist, denn alle anderen grölen ein würdiges Sauflied. Lautstark werden Goldschniedel und Petty begrüßt.
Die Plätze reichen kaum aus, denn weitere Freie Männer sind eingetroffen. So Texas-Sepp in Cowboy-Kluft mit Bullenpeitsche und den Mund voller Kaugummi. Auch der Advocatus ist da. Ohne den Knackarsch, der ohnehin längst keiner mehr ist. Bödi hat sich gegen ein fürstliches Trinkgeld von Lorenzo dem Portier einen Schleichweg zeigen lassen; er ignoriert souverän die anzüglichen Scherze.
Auch Alfred Preller und der Quotsch sind zurück. „Wir sind noch durch die Waschanlage gefahren“, berichten sie Goldschniedel, „und haben Lada und Wohnwagen bei einem Autohändler auf getrennten Plätzen abgestellt. Falls jemand nachfragt, ist beides schon verkauft.“
Goldschniedel belobigt sie ob ihrer Umsicht.
„Das alles hat natürlich gekostet“, deutet Alfred Preller an, „und den Rückweg mußten wir mit dem Taxi machen.“
„Von mir kann es nichts geben“, wehrt Goldschniedel ab.
„Wuff!“
„Halt‘s Maul, Petty!“
Pöbel-Lerby kommt herein, bittet alle zu Tisch und eröffnet die Sitzung.
Der Hobbyimker bittet ums Wort und überreicht Goldschniedel einige Unterlagen. „Es hat alles geklappt, das Geld ist bis zur weiteren Verwendung sicher auf einigen ausländischen Konten angelegt.“
„Was machen wir damit, damit diese penetranten Weiber nichts davon zu sehen bekommen?“
„Darüber hat der gute Suppafly schon nachgedacht und eine Lösung gefunden!“
Welche Lösung schlägt Suppafly vor? Ist sie narren- und weibersicher? Geht Bödi in Rosas Falle? Fragen über Fragen für die nächste Folge dieses größten Epos aller Zeiten!
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