• 16.11.2024

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Goldschniedel 9

klappe

» Artikel vom

Gastautor: Megatherium

Während alles Witze über Suppafly reißt, tritt ein neuer Besucher ein. Dieser ist leger gekleidet und macht einen ganz anderen Eindruck als Assi-Toni, zumal er keine Plastiktüten schleppt.

„Guten Tag, ich bin der Quotsch“, stellt er sich vor, „und will Ihren Chef.“
„Der Quotsch? Das ist aber mal ein komischer Name, hihihi“, kichert die Tresenpomeranze.
„Was ist daran komisch?“, gibt der Quotsch ernst zurück. „Quotsch ist eine Abkürzung für Quotenschwuler. So wie Quotze die Abkürzung für Quotenfrau ist. Sie haben wohl was gegen Schwule?“
„Nein, ganz gewiß nicht“, beteuert die ledrige Schöne, „meine besten Freunde sind alle schwul. Ich scheine Schwule geradezu magisch anzuziehen. Wenn ich mich blind verabrede, stellt sich schnell heraus, daß der Mann ja eigentlich schwul ist. Ich verstehe nicht, was da los ist.“

Der Quotsch läßt seinen Blick über sie gleiten. „Ich verstehe das schon. - Aber genug davon! Ich brauche dringend Ihren Chef!“
„Zu dumm“, sagt Jane Leatherskin, „ich weiß gar nicht, wo der Chef sich gerade rumtreibt. Am besten, ich rufe ihn aus.“

Sie ist immer noch verschnupft wegen der kürzlichen Vorfälle, drückt die Sprechtaste und legt los:

„Cheeef! Hier ist ein Homosexueller, der will was von Ihnen!“

Die Freien Männer lauschen voll des Rums mit breitem Grinsen im Gesicht.
„Das hätte ich von Pöbel-Lerby aber nicht gedacht!“, ruft PlatzPatrone. „Immer nur Saftschubsen und Hupentesten ist ihm auf die Dauer wohl zu langweilig!“

Im Büro fällt Pöbel-Lerby der Kugelschreiber aus der Hand, als die Schwabenmeersirene mit ihrem Lockruf loslegt.

„Hat die enner renne?“, fragt er unwillkürlich in seiner Muttersprache. „Baß bloß uff, du bleedi Sau!“ Er läßt alles stehen und liegen und eilt ins Foyer. Der kürzeste Weg führt durch das Buen Retiro, wo er mit lautem Gegröle und anzüglichen Sprüchen empfangen wird.

„Ist aus der Saftschubse jetzt ein strammer Saftschubser geworden?“, rätselt Pissköter anzüglich.
„Die Operation ist wohl gelungen?“, fragt El Dorado.
„Die Klöten jetzt so groß wie vorher die Möpse?“, grölt PlatzPatrone.
„Wer ist denn bei der Hochzeit die Braut?“, will Don Pancho wissen.
„Ist doch klar, der gute Pöbel-Lerby fühlt sich von nun an als Frau!“ verkündet der Hobbyimker.
„Wird sind doch zur Hochzeit eingeladen?“, fragt der Jägersmann, der seiner Besitzerin und ihrem Sonnenschirm entwischt ist, sich hierher geflüchtet und als „Simkarte“ vorgestellt hat.
„Ich häute die Hochzeitsfllocken“, lallt Assi-Toni, „pam pam!“
„Ein passendes Hochzeitsgeschenk brauchen wir natürlich auch!“, ruft Topflop.
„Wie wäre es mit einem großen Faß Gleitcreme?“, schlägt Spassi vor.
„Die Hochzeitsnacht können wir uns doch im Livestream ansehen?“, will Der Schuft wissen.
„Die Sendung heißt Gleitcreme im Livestream!“, schlägt der Strandläufer vor.

So geht es weiter, alle überbieten einander an Lautstärke und Ideen.
Pöbel-Lerby ist peinlich berührt.
„Bande von Idioten!“, mault er. „Die Alte fliegt auf der Stelle, und wenn ich sie eigenhändig auf die Straße prügeln muß!“

Der Quotsch hat ihn schon draußen entdeckt und fängt ihn an der Tür ab.

„Goldschniedel kommt!“
„Das interessiert mich nicht. Wann trifft er denn endlich hier ein?“

Pöbel-Lerby wirft wütende Blicke auf die Tresenpomeranze, die sich sehr beschäftigt gibt.

„Noch zu dieser Stunde. Es gibt da aber ein Problem.“
„Welches? Wollen sie den Kampfköter nicht ins Land lassen?“
„Die Kampfemanzen haben Wind davon bekommen und sind in der ganzen Stadt unterwegs, belagern Bahnhof, Flugplatz und Hafen. Gewiß werden sie Goldschniedel verfolgen. Sehen sie ihn hier hereinfahren, werden sie deine schöne Villa stürmen. Deshalb müssen wir sie ablenken und in die Irre schicken.“

Das leuchtet Pöbel-Lerby ein. „Hoffentlich hat er genug Vorsprung. Wie ich ihn kenne, kommt er in seinem blauen Lada samt Wohnwagen. Jemand muß sofort damit weiterfahren, nachdem er ausgestiegen ist.“
„Hast du jemanden, der das übernehmen kann?“
Pöbel-Lerby denkt an die Gäste im Buen Retiro und winkt ab. „Die sind alle viel zu besoffen!“
„Sag mal, der Hobbyimker trinkt doch keinen Alkohol?“
„Seit der mitbekommen hat, daß der Rum kostenlos ist, säuft er, als wäre er in seinem früheren Leben Pirat gewesen.“
„Einer, der drinnen bei einem der Mädels ist und gleich fertig wird?“
„Der Preller Alfred ist bei der Massage. Falls ich ihn dort loseisen kann, hätten wir schon mal einen. Vielleicht noch Vailson, sofern die fesche Rittmeisterin ihn nicht zu sehr die Kosakenpeitsche spüren ließ.“
„Wenn es nicht geht, werde ich mitfahren“, schlägt der Quotsch vor. „Für mich hast du ja nichts im Angebot?“
„Nein, bisher nicht.“

Einige Stunden nach Sichtung des Rumfasses läuft der Bananendampfer in den Zielhafen mit dem poetischen Namen Puerto Ciruela (Pflaumenhaven) ein. Die Passagiere machen sich zum Landgang bereit, während die Gang schon bereitsteht, die Zementsäcke zu löschen.

„Aha, der Ladekran ist mal wieder im Eimer“, kommentiert der Kapitän, als er sich von Bödi verabschiedet.
„Was hast du denn so vor? Bis zur Bremerhaven-Bar sind es nur dreißig Kilometer. Bestimmt wissen die, wo die Rosa zu finden ist.“
„Mal sehen“, weicht Bödi aus, „zuerst schau ich mich mal hier um. Ich habe ja Zeit.“

Ein breiter Laufsteg wird gelegt, die muskelbepackten Neger kommen an Bord und nehmen sich der Säcke an. Goldschniedels Echsen verlockt dieser Anblick zum Verweilen, und sie wünschen sich im halblaut geführten Gespräch, von diesen kräftigen Händen gepackt und weggeschleppt und ihren bestimmt gewaltigen Schniedeln gespießt zu werden. Bödi geht wie die vier Deckstewards von Bord. Das Gedränge ist groß, viel Weibsvolk treibt sich herum. Mit Mühe bahnt er sich einen Weg.
Da hört er hinter sich die Worte: „Das ist doch der Bödi, der alte Ficker!“

Er dreht sich um und erstarrt. Ihm gegenüber erkennt er die Rosa, merklich gealtert, aber noch immer gut in Form. Während Bödi gafft, fragt sie mit lüsternem Unterton: „Kennst du mich nicht mehr? Ich bin’s, die Rosa.“
„Äh, ähem“, stottert Bödi. „Wirklich?“

Verzweifelt sucht er einen Fluchtweg.
Wieder einmal bewahrheitet sich Hölderlins Wort: „Wo aber Gefahr ist, da wächst das Rettende auch.“

Die Rettung kommt vom Schiff. Die Neger arbeiten schnell, der Zementberg wird immer kleiner.
Plattenbaubratze sagt auf einmal:

„Hört ihr das auch? Was ist das für ein Geräusch?“

Die anderen horchen und hören nun auch ein leises Schnurren, das von Zeit zu Zeit für einen Moment lauter wird.

„Könnte das ein Auto sein?“, fragt die Venus von Wakanda.
„Schau mal nach, ob dein Vibrator ausgeschaltet ist“, stichelt der Zierfisch und weicht quiekend zurück, denn die Gefoppte geht sie mit dem ganzen Gewicht ihrer Person an.
„Ich schieb’ dir gleich deinen Vibrator ins dreckige Maul und schalte auf die höchste Stufe, daß dir alle Zähne rausfliegen, du Miststück!“

Die Preßwurst hat sich unterdessen beim Kapitän erkundigt und meldet:
„Das ist der Schiffsmotor.“

Während sie weiter den Arbeitern lüstern nachgaffen, gibt der Kapitän diesen eine Anweisung in der Landessprache. Die Neger räumen rasch noch die vorderste Lage der Säcke beiseite und machen eine Pause. Die vier Echsen bekommen einen Synchronschreikrampf. Das weckt die Aufmerksamkeit aller anderen. Sie sehen zwischen den Zementsäcken einen blauen Lada, am Steuer Goldschniedel mit einer brennenden Zigarette im Mundwinkel, auf dem Beifahrersitz den Kampfhund (angeschnallt) und nach hinten hinaus einen endlos langen Wohnwagen.

„Dieser Dreckarsch“, schreit die Preßwurst, „schnappt ihn euch!“
„Macht den Sexsklavenhalter fertig!“, quäkt der Zierfisch.
„Jetzt gehören seine Millionen uns!“, brüllt die Plattenbaubratze triumphierend, und die Venus von Wakanda keift schrill:
„Mir gehören sie, ich habe die Kinder!“

Goldschniedel grinst nur und gibt Gas. Die vier können gerade noch zur Seite springen, dann rast er über Deck und die Laufplanke hinunter. Die Kampfemanzen unten, die von Goldschniedels Anwesenheit gehört haben und sich anschicken, das Schiff zu stürmen, stieben angstvoll kreischend auseinander. In diesem Gewühl wird Bödi von Rosa getrennt und kann ihr glücklich entwischen.
Die Kampfemanzen aber schreien rachelüstern:

„Hinterher, der entkommt uns nicht!“
Sie eilen zu ihren Autos und nehmen die Verfolgung auf.

Vor der Villa Pornoma lungern Alfred Preller, der Quotsch und Pöbel-Lerby herum, als hätten sie sonst nichts zu tun. Vailson konnte sich nur mit Mühe zu den Freien Männern schleppen, wo ihm das Allzweckheilmittel Rum eingeflößt wird. Statt dem erwarteten Goldschniedel fährt Suppafly vor.

„Nanu“, fragt Pöbel-Lerby erstaunt, „wolltest du nicht ins Teenie-Camp?“
„Eine innere Stimme befahl mir, umzukehren.“
„Ah, läßt du endlich die Finger vom jungen Gemüse! Besser spät als nie.“
„Für Sally & Ally würde ich alles tun“, beginnt Suppafly wieder zu schwärmen.
Der Quotsch unterbricht ihn. „Da kommt er!“

Pöbel-Lerby tritt einen Schritt vor und gestikuliert wild mit den Händen. Goldschniedel tritt hart auf die Bremsen und kommt direkt vorm Tor zu stehen.

„Schnell raus und rein, damit sie dich nicht sehen“, ruft Pöbel-Lerby, „wir lenken sie ab!“
Goldschniedel steigt aus, packt den Kampfhund und verschwindet im Eingang. Alfred Preller und der Quotsch schwingen sich ins Auto. „Erst langsam, damit die Weiber uns auch sehen“, mahnt der Quotsch.
„Ich bin ja nicht von gestern“, versetzt der Preller und gibt Gas. Um ein Haar fährt er gegen die Mauer.
„Nein, aber von vorgestern.“
„Betrachte dich als gewarnt!“

Der Preller setzt ein Stück zurück und fährt los. Diese Verzögerung bringt sie in Sichtweite der Verfolgerinnen, die in lautes Gekreische ausbrechen, das den Motorenlärm übertönt. „Gleich haben wir ihn!“

Mehrere Autos rasen an der Villa vorbei, dem in eine Staubwolke eingehüllten Lada nach. Niemand achtet auf Pöbel-Lerby, der betont gemächlich das Zufahrtstor schließt.

„Die sind wir los“, meint er zufrieden, als er im Foyer zu Goldschniedel tritt.
„Ich schlage vor, du machst dich erst einmal frisch, und dann treffen wir uns alle im Orgiensaal zum Kriegsrat. Nur, wo bringen wir den Kampfhund unter? Wenn das Vieh nur nicht an meinen Mädels rumsabbert!“

„Petty ist kein Kampfhund“, korrigiert Goldschniedel. „Machen wir es so, wie du vorgeschlagen hast. Im Übrigen hat Petty schon Gesellschaft gefunden.“

In der Tat. Petty watschelt derweil hinter den Empfangstresen, wo Jane Leatherskin ängstlich die Beine hoch- und das Gesicht verzieht.

„Iiiih, was ist das?“
„Gesellschaft, damit Sie sich nicht so einsam fühlen!“

Goldschniedel ist barmherzig und nimmt Petty mit sich nach drinnen. Suppafly macht im Buen Retiro Meldung von Goldschniedels Ankunft. Im Rumrausch haben sie davon nichts mitgekriegt.
Großer Jubel bricht aus, die Becher geleert und neu gefüllt und wieder geleert.

„Sind jetzt alle Freien Männer da?“, fragt Eisfreak nach einem Rundblick.
„Da kommt noch wer“, meldet Luduque, „im E-Auto. Irgend so ein alter Sack.“
„Ein Fossil hinter dem Volant eines E-Autos? Das kann nur der Unzerstechliche sein“, mutmaßt HansWurst.

Nun ist Goldschniedel endlich eingetroffen.

Welches Ergebnis hat der Kriegsrat?
Und was hat der Unzerstechliche zu erzählen?
Das alles und einiges mehr erfährt der geschätzte Leser in der nächsten Folge dieser packenden Saga.



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