• 16.11.2024

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Peru - Ein Reisebericht (Teil 2)

peru

» Artikel vom

Gastautor: Teilzeiter

Die Nazca-Linien sahen wir dann von einem extra errichteten Turm aus, der ich glaube auf Veranlassung einer deutschen Forscherin, schon vor Jahrzenten errichtet worden war. Amiga machte am nächsten Tag sogar noch einen Rundflug zur Linien-Sichtung. Mir reichten die Turmsicht und die bei Bedarf verfügbaren Fotos zu den Linien. Ich schwamm in der Zeit ein paar Runden im Hotelpool, der recht kalt war, und ging in einen nah gelegenen Supermarkt etwas einkaufen. Nach Nazca ging es mit dem Bus weiter nach Arequipa. Hier waren wir bei einer privaten Gastfamilie untergebracht, die sich dadurch etwas dazuverdiente. Arequipa war der Ausgangspunkt für eine Zusatz-Tagestour per Kleinbus in höher gelegene Gebiete (über 5.000m ü.NN), die wir vor Ort separat buchten. Eingedeckt mit Koka-Blättern zum Kauen und einer Schildmütze als Sonnenschutz, die ich in Arequipa ohne Preisverhandlung erworben hatte (ich wunderte mich im Nachgang, dass es gar keine Preisschilder in dem Laden gab und der Preis recht hoch war – man hätte herunterhandeln müssen) fuhren wir also die Berge hoch. Das Blätterkauen sollte gegen Unwohlsein in der großen Höhe gut sein, hatte man uns gesagt. Wirkung habe ich keinerlei gespürt außer einem komischen Geschmack im Mund, vielleicht aber auch nur der Blätter wegen die große Höhe problemlos vertragen. Na ja, wir haben auch keinen Sport dort oben gemacht, sondern die Terrassenlandschaften bewundert, an einem Aussichtspunkt Kondore im sehr nahen Flug beobachtet, in heißen Thermalquellen ein Bad genommen und noch verschiedene Kartoffelsorten angeschaut.

Amiga war in Arequipa noch beim Nägel machen und ich hatte etwas Zeit für mich. Die Gastfamilie haben wir noch in ein Restaurant (Touri-Qualität) eingeladen, wo ich gegrilltes Meerschweinchen gegessen habe. Geschmacklich nicht so mein Fall, aber ich dachte das musst Du mal gemacht haben, damit Du 14 Jahre später im Männermagazin darüber schreiben kannst. Sonst gab es in Arequipa noch gelbe Kleinwagen-Taxis mit Gasantrieb (man saß quasi über dem sichtbaren Gasbehälter bzw. der war im Kofferraum), die wir gerne genutzt haben.

Danach ging es nach Puno und von da an den Titicacasee. Der liegt über 3.800m ü.NN. Wir waren dörflich in einer Art selbst gebautem Klein-Resort untergebracht und es wurde nachts ohne Heizung knackig kalt, aber ich hatte ja Amiga zum Warmkuscheln dabei bzw. sie mich. Der Resort-Besitzer, ein etwas verpeilt wirkender Indio, hat sogar einen Tanzabend mit Einheimischen veranstaltet und es gab genug peruanisches Bier zu kaufen, das aber von Abend zu Abend unterschiedlich viel gekostet hat, weshalb ich auch geschrieben habe „verpeilt wirkender Indio“. Generell muss gesagt werden, dass es in Peru viele regionale Brauereien gibt und ich auch viele unterschiedliche Biere probiert habe und sehr zufrieden mit ihnen war. Sonst gibt es auch überall Inca Kola zu kaufen. Ein pissfarbenes Getränk, das man anstelle von Fanta, Spezi, Sprite trinken kann. Gesünder ist vermutlich das peruanische Bier, sodass ich auch eher bei dem geblieben bin. Auf dem Titicacasee haben wir eine Bootstour zu den schwimmenden Inseln gemacht. Das sind aus Schilfmatten zusammengeflochtene große, rundliche Flöße mit Hütten darauf, in denen einheimische Indios seit Jahrhunderten leben (inzwischen wahrscheinlich hauptsächlich von Touri-Einnahmen). Einer der Insel-Bewohner hat uns kurzerhand ein Blässhuhn geschossen (mit einem Karabiner, nicht per Pfeil und Bogen), das unsere Führerin mitgenommen hat und das wir abends im Resort zubereitet bekommen haben. Geschmack war etwas besser als das Meerschweinchen.

Danach ging es nach Cusco. Hier gab es auf jeden Fall eine ansässige Brauerei (bzw. das Cusqueña-Bier kommt daher) und ich glaube auch ein Menge alter Gebäude. Die ganz alten sind aus massiven Steinen erreichtet, die ohne Mörtel zusammenhalten, da nur ganz geringe Fugenbreite. Bis heute weiß man nicht wie sie es früher geschafft haben, die Steine unterschiedlicher Größe 3-dimensional zu bearbeiten, sodass sie exakt ineinander passen. Die spanischen Eroberer haben dann teilweise die alten Gebäude zu Kirchen umgebaut. Man sieht unten den Ureinwohner-Altbau (erdbebensicher) und oben geht es dann wie in Europa üblich mit Mörtel weiter. Spannend ist, dass der San Pedro Markt in Cusco von dem Bauleiter des Eiffelturmes, Gustav Eiffel, vor ca. hundert Jahren entworfen und konstruiert wurde. Es ist ein schöner alter Metallträger-Bau, in dem ein großer Markt ist.

Auf dem Plaza de Armas (Altstadt-Zentrum) hat mich ein Einheimischer angequatscht, ob ich Bedarf an Kokain oder Gras hätte, was ich dankend abgelehnt habe. Ein Angebot für eine Ganzkörper-Massage konnte ich jedoch nicht ausschlagen. Amiga lag krank im Hotel, vermutlich wegen einem Einheimischen-Restaurant, wo sie das Essen nicht vertragen hat. Und ich ging in das Massage-Haus. Ganzkörper-Massage war ausziehen bis auf die Unterhose und dann wurde alles außerhalb des Unterhosen-Bereiches bearbeitet. Sie fragte mich noch, ob „soft“ oder „hart“ und ich meinte „hart“. Das war ein Fehler, denn „hart“ war wirklich hart. Zu hart, sodass beim Massieren und danach alles weh tat. Aber ich wollte den starken Kerl raushängen lassen und ich habe während der Massage keine Umstellung auf „soft“ gefordert (würde ich heutzutage sofort machen). Jedenfalls tat mir danach alles weh und ich musste mich erst mal neben der kranken Amiga im Hotelzimmer erholen.

Weiter ging es nach Machu Picchu. Genauer gesagt mit dem Zug nach Aguas Calientes. Das Dorf oder besser die Kleinstadt direkt beim Machu Picchu. Im Reiseführer stand „Es grassiert der Nepp.“ So war es auch. Es gab allen möglichen Plunder zu kaufen. Peruanische Liedergruppen, die musizierten und ihre CDs feilboten. Amiga hat natürlich eine gekauft. Und Bars mit Außenbereich mit Aperol Spritz wie am Gardasee. Am nächsten Morgen haben wir dann Machu Picchu besichtigt. Man hätte auch hochlaufen können, aber wir haben lieber den Bus genommen. Oben konnte man dann die alte Siedlung besichtigen. Ein Indio hat auf einmal mit der Trillerpfeife gepfiffen und wir brauchten eine Weile bis wir kapiert haben, dass wir in einem Bereich herumgelaufen sind, den man hätte nicht betreten dürfen. Der Trillerpfeifen-Peruaner war keiner von einer Liedergruppe, der ein bisschen Musik machen wollte.

Nach Macchu Pichu ging es vom nächsten Flughafen nach Lima zurück. Davor aber noch ein paar Begebenheit, die ich nicht mehr genau räumlich zuordnen kann. Auf den längeren Busfahrten hat man z.B. freilaufende Lamas bzw. Alpaccas gesehen, ähnlich wie bei uns die Schafherden, nur die Tiere etwas weiter auseinander. Ich glaube in Arequipa waren wir auch in einem Alpacca-Museum. Es gab eine Spinn- oder Webmaschine Bj. so ca. 1910 mit deutscher Beschriftung, da aus deutscher Produktion. In den Städten haben vor allem Inka-Frauen Strickwaren oder Brot oder anders Kleinzeugs verkauft. Das Brot und Kleinzeugs nicht nur an die Touris, sondern auch an die Einheimischen. Wir haben eine Schule besucht und der Schulleiter hat uns kurz durch die Schule geführt. Sehr arme Kinder und daher mit Schul-Uniformen, damit jeder geeignete Kleidung hat. Ein Mädchen hat mir Kekse aus der Hosen-Seitentasche gezogen und dafür Schelte vom Schulleiter kassiert. Die Kekse hab ich ihr dann geschenkt. Auf einem Markt habe ich mir eine neue Batterie in meine Armbanduhr einsetzen lassen. Dachte sehr günstig und war auch erst zufrieden. Allerdings wurde beim Einsetzen nicht auf die Gummidichtung geachtet, sodass die Uhr beim nächsten Schwimmen hin war. Wir haben einer Parade beigewohnt und ich war sehr beeindruckt. Die ganze Stadt war vom Kindergarten über die örtliche Polizei und das örtliche Militär bis zum Rentnerverein in Reih und Glied auf den Beinen und ist stolz marschiert. Sowas kennt man bei uns gar nicht mehr.

Wieder in Lima war die organisierte Rundreise zu Ende. Wir haben in einer Art Hostel, aber mit eigenem Zweier-Zimmer, eingecheckt. Dort konnte man Filme ausleihen und im eigenen Zimmer schauen. Léon der Profi hat auch Amiga ganz gut gefallen; ist ja eine Art Liebesgeschichte mit dabei. Bei der Bezahlung des Hostels habe ich auf eine Quittung (lt. meinem Hosentaschen-Wörterbuch = recibo) bestanden, nicht dass ich nachher hätte zweimal zahlen müssen. Die am Empfang meinte, das braucht man doch nicht.

Wir haben mit meinem Freund und seiner Frau Kontakt aufgenommen und uns vor der Hochzeit noch ein paar Mal getroffen und gemeinsam etwas unternommen. Abends waren wir in einer Art Bar auch noch mit anderen deutschen angereisten Hochzeitsgästen. Einer meinte, die weiblichen Gäste wären von der professionellen Sorte, was ich allerdings nicht verifiziert habe. Beim Heimweg kam etwas Panik auf, da die einheimischen Verwandten der Braut meinten, es wäre eine unsichere Gegend. Wir sind aber alle unüberfallen in die Quartiere gekommen. Für die kirchliche Hochzeit selbst habe ich meinen 50€-Anzug vom real (100 % Polyester) ganz unten aus dem Reiserucksack gezogen und er sah recht gut aus. Amiga war noch beim Frisör und wurde von 2 Peruanern gleichzeitig bearbeitet. Ich habe aufgepasst wie die Türken beim Frauenarzt, dass auch ja keine Lastenheft-/Pflichtenheft-Abweichung stattfindet - na ja, zumindest habe ich anfangs beim Frisieren zugeschaut, bin dann aber lieber spazieren gegangen. Abends wurde in einem schönen, angemieteten Gebäude mit großer peruanischer Familie gefeiert (gutes Essen, Salsa,…). Ein, zwei Tage danach ging es wieder über Miami – New York – Zürich nach Hause. Eine schöne Reise, danach war ich aber auch wieder froh in der Heimat zurück zu sein.



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