• 16.03.2024

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Amateurfunk, ein nicht alltaegliches Hobby

funk

» Artikel vom

Gastautor: Der Alpenritter

Amateurfunk ist ein interessantes, aber durchaus nicht alltägliches Hobby. Über Kurzwellenfunk mit Leuten in Europa und dem Rest der Welt Kontakt aufnehmen, die auch dieses Hobby teilen, das ist einer der Reize des Amateurfunks. Seit über zehn Jahren bin ich lizenzierter Funkamateur.

Allgemein versteht man unter dem Begriff Amateurfunk den Betrieb eines nichtkommerziellen Funkdiensts durch Funkamateure. Reglementiert wird dieser durch nationales Recht sowie durch die Bestimmungen der Internationalen Fernmeldeunion ITU und der Europäischen Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation CEPT. Neben dem Selbststudium der Funktechnik soll der Amateurfunk auch zur Verständigung unter einzelnen Funkamateuren genutzt werden. Dabei erfolgt die Verbindung ausschließlich zwischen Amateurfunkstellen. Der Notfunk ist auch bei uns ein wichtiger Teil, nicht nur in Entwicklungsländern. Viele Funkamateure können auch dann noch Funkkontakte herstellen, wenn sonst nichts mehr geht.

Weiter vom sonstigen Funkverkehr abgegrenzt wird der Amateurfunk durch speziell zugewiesene Frequenzbänder, wodurch sichergestellt werden soll, dass Funkamateure anderem Funkverkehr nicht dazwischenfunken - im wahrsten Sinne des Wortes.

Zudem lässt sich der Amateurfunk vom CB-Funk abgrenzen, bei dem meist der praktische Nutzen und nicht das technische Hobby im Mittelpunkt steht. Während im CB-Funk vorgefertigte Geräte verwendet werden, die nicht weiter vom Endverbraucher modifiziert werden dürfen, sind Funkamateure nicht an derartige Regeln gebunden. So ist es möglich, selbst Funkanlagen zu konstruieren oder zu verändern, solange diese den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Umgekehrt ist jedoch im Gegensatz zum CB-Funk der Sendebetrieb im Amateurfunk lizenzpflichtig, um Missbrauch zu vermeiden. Im CB-Funk gibt es nur ein Frequenzbereich, der zur Verfügung steht. Im lizenzierten Amateurfunk stehen eine Vielzahl von verschiedenen Frequenzbereichen zur Verfügung. Jedes dieser Bereiche hat andere Ausbreitungsbedingungen.

Funkamateure sind ein eigenes Völkchen. Für ihr Hobby legen sie eine staatliche Prüfung ab. Für die Teilnahme am Amateurfunk ist eine Prüfung erforderlich, in der technische Kenntnisse, der Ablauf des Funkverkehrs und die relevanten Gesetze abgefragt werden.

In Deutschland gibt es etwas über 62.000 lizenzierte Funkamateure. In der Schweiz sind es etwa 4.500 und in Österreich rund 6.000. Weltweit besitzen etwa 2 Millionen Menschen eine staatliche Amateurfunklizenz. Nur wenige Frauen interessieren sich dafür, und so bleiben die Männer vorwiegend unter sich. Entsprechend gesittet geht es meistens auch zu und her. Und die paar Funkamateurinnen, die ich kenne, gehören auch nicht zu den Tussis und Prinzessinnen.

Allen Unkenrufen zum Trotz hat durch das Aufkommen anderer technischer Möglichkeiten die Zahl der lizenzierten Funkamateure in den letzten Jahren nur minimal abgenommen. Nur die Mitglieder in den Funkvereinen rasselten in den Keller, wie es auch in vielen anderen Vereinen zu beobachten ist.

Für den Amateurfunk existieren in vielen Ländern zwei verschiedene Lizenzen. Eine einfachere Einsteigerlizenz und eine anspruchsvolle, sogenannte CEPT-A-Lizenz. So ist es auch in Deutschland, Österreich und in der Schweiz geregelt.

Die Einsteigerlizenz umfasst ein abgespecktes technisches Kurrikulum und ermächtigt zur Nutzung einer beschränkten Auswahl an Funkbändern und einer stark beschränkten Sendeleistung. Somit eignet sich diese Lizenz primär für Neulinge im Amateurfunk. Fortgeschrittene sollten zusätzlich den Erwerb der A-Lizenz anstreben, wobei auch mit der Einsteigerlizenz viel möglich ist. Bei vorherigem Erwerb einer E-Lizenz muss dafür nur der erweiterte technische Teil neu abgelegt werden, der allerdings fachlich ziemlich anspruchsvoll ist.

Eine CEPT-A-Lizenz gestattet es Funkamateuren, auf allen für den Amateurfunk zugelassenen Frequenzbändern im Rahmen der sonstigen Verordnungen mit deutlich höherer Sendeleistung zu senden. Entsprechend anspruchsvoll ist die Prüfung. Sie entspricht etwa der schriftlichen Prüfung einer Berufslehre.

Jeder lizenzierte Funkamateur bekommt ein fest zugewiesenes staatliches Rufzeichen. Nach erfolgreicher Prüfung und Zulassung erhalten Funkamateure ein Rufzeichen zugeteilt. Dieses besteht aus einem länderspezifischen Präfix und einem Suffix und ermöglicht so die eindeutige Identifikation einer Funkstelle.

Mein Rufzeichen beginnt mit HB9, gefolgt von drei Buchstaben. So erkennt man sofort, dass ich in der Schweiz (HB) wohne und die volle CEPT-A-Lizenz (9) besitze. Funkamateure mit Einsteigerlizenz erkennt man in der Schweiz am Rufzeichen, das mit HB3 beginnt. In Österreich und Deutschland ist die Regelung ähnlich, wenn auch mit anderer Kennung.

Zusätzlich wurde von der Europäischen Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation (CEPT) eine Grundlage für die internationale Anerkennung nationaler Lizenzen geschaffen. Dabei entspricht die A-Lizenz der "vollen" CEPT-Lizenz, während die E-Lizenz das Äquivalent der CEPT Novice Radio Licence darstellt.

So ist es in 31 Ländern bereits möglich, ohne Beantragung einer separaten Genehmigung mit dem eigenen Rufzeichen auf Sendung zu gehen. Dies verringert den bürokratischen Aufwand enorm, wenn im Urlaub im Ausland gesendet werden soll. So kann ich zum Beispiel als DL/HB9… einfach in Deutschland Amateurfunk betreiben.

Um mit anderen Funkamateuren in Kontakt zu kommen, empfiehlt sich der Beitritt zu einem Amateurfunkverband. Diese bieten Kurse zur Prüfungsvorbereitung an und liefern Informationen über Wettbewerbe und Diplomprogramme für Funkamateure.

In Deutschland ist der größte Amateurfunkverband der Deutsche Amateur-Radio-Club (DARC), der deutsche Funkamateure neben seiner Lobbyarbeit auch international in der Vereinigung von Amateurfunkverbänden (IARU) vertritt. Durch ihre Öffentlichkeitsarbeit in Form von Kursen und Workshops sind die Ortsverbände des DARC stets darum bemüht, Technikinteressierte an das Hobby Amateurfunk heranzuführen. Ähnliche Verbände existieren in der Schweiz in Form der Union Schweizerischer Kurzwellen-Amateure (USKA) und in Österreich als Österreichischer Versuchssenderverband (ÖVSV), die als Dachverbände für regionale Verbände fungieren. Ich selber bin Mitglied in der USKA und in deren Sektion Aargau.

Die Ausrüstung eines Amateurfunkers variiert stark. Mindestens werden jedoch eine Antenne, ein Funkgerät, ein Koaxialkabel und eine Stromversorgung benötigt. Hinzukommen, je nach Verwendungszweck, weitere Geräte wie ein Computer mit Soundkarte und entsprechender Software für digitale Übertragungsverfahren. Preiswerte, neue Ausrüstung für den UKW-Bereich ist ab ca. 100 € zu haben, für Kurzwellenübertragungen muss jedoch deutlich tiefer in die Tasche gegriffen werden.

Genutzt werden nicht nur unterschiedliche Frequenzen, sondern auch unterschiedliche Verfahren. Einerseits der normale Sprechfunk. Andererseits aber auch digitale Signale für Sprache oder für Text. Viele Enthusiasten pflegen auch die Telegrafie, also das Morsen.

An erhöhten Standorten wie Berge oder Hochhäuser hat es von Funkamateuren ehrenamtlich betriebene Umsetzer, Relais oder Repeater genannt. Diese empfangen ein Funksignal auf einer Frequenz und strahlen es auf einer anderen Frequenz und mit erhöhter Leistung wieder aus. Dadurch lässt sich die Reichweite selbst kleiner Handfunkgeräte deutlich erweitern. Viele dieser Umsetzer sind mit dem Internet verbunden, wodurch ein Funksignal auch an andere vernetzte Repeater verbunden werden kann. Damit ist es tatsächlich möglich, mit kleinen Handfunkgeräten und der Einsteigerlizenz weltweit zu funken.

Amateurfunk heißt zudem längst nicht mehr nur, in einer staubigen Bude vor einem Funkgerät zu sitzen und Signale zu senden. Neben dem reinen Hobbybetrieb existieren zahlreiche Wettbewerbe und Diplomprogramme, die Funkamateure dazu anreizen, ihre Fähigkeiten auszubauen und auf die Probe zu stellen.

Ich zum Beispiel bin bei SOTA aktiv. SOTA steht für "Summits On The Air", also Gipfel auf Sendung. Dabei geht es darum, mit tragbarer Funkausrüstung Berggipfel zu besteigen und von dort zu senden. Eine ideale Mischung zwischen Wandern und Funken.

Funkamateure, die vom Gipfel senden, werden als "Aktivierer" bezeichnet, während diejenigen, die im Tal oder vor dem heimischen Gerät versuchen, Signale aufzufangen, "Jäger" genannt werden. Ziel der Aktivierer ist es, mit vier Funkstationen Verbindung herzustellen und so den bestiegenen Gipfel zu "aktivieren". Gelingt dies, erhalten alle Beteiligten Punkte je nach Höhe und Schwierigkeitsgrad des bestiegenen Gipfels. Ferner existiert ein separates Diplom für Summit to Summit Übertragungen, bei denen Sender und Empfänger von verschiedenen Gipfeln miteinander in Kontakt treten und dadurch sowohl als Aktivierer als auch als Jäger fungieren.

Um als SOTA-Gipfel qualifiziert zu sein, muss ein Berggipfel mindestens eine Schartenhöhe von 150 Metern aufweisen. Diese bezeichnet die Höhe, die das Gelände vom Gipfel aus zu allen Seiten hin abfällt, bevor es wieder ansteigt. Somit bietet das Besteigen jedes SOTA-Gipfels den zusätzlichen Reiz einer einzigartigen Aussicht, die den Aufstieg in jedem Fall wert ist.

Zusätzlich zum SOTA-Programm existieren weitere Diplome für besondere Leistungen wie das DXCC-Diplom für Verbindungen zu Funkamateuren in 100 verschiedenen Ländern. Diese werden von den Amateurfunkverbänden selbst herausgegeben und erfordern den Nachweis der entsprechenden Leistung.

Dieser Facettenreichtum macht den Amateurfunk weiterhin zu einer faszinierenden Freizeitbeschäftigung. Kaum ein anderes technisches Hobby kann mit der schieren Vielfalt an Möglichkeiten mithalten, die Funkamateuren zur Verfügung stehen - ganz gleich, ob Bastler, Sammler, Wanderer oder Leistungssportler. Und vor allem ist Amateurfunk kein Massenphänomen. Nicht immer das tun, was alle anderen auch tun.

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