• 16.11.2024

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Bernd im Glück

happiness

» Artikel vom

Gastautor: ibamvidivici

Akt 1:

Bernd hatte eine einfache Kindheit, wenig Spielzeug, wenig Schokolade, aber immer genug. Stets ging er seinem Vater zur Hand, mit sieben Jahren konnte er bereits schwere Autobatterien an ihren Platz heben. Als er nach Abschluss der Schule sein Elternhaus verließ, gaben ihm seine Eltern zur Belohnung vier schwere Mühlsteine:

Der erste war: „Werde ein fleißiger Arbeiter, mach deinem Chef alles recht, dann wirst du Erfolg haben und reich werden.“

Der zweite war: „Finde eine schöne Frau, beglücke sie und erfülle ihr ihre Wünsche, denn dann wird sie dir die deinigen erfüllen.“

Der dritte war: „Hab viele Kinder, denn das kommende Deutschland ist das Beste aller Zeiten, besser als alle vorherigen und deine Kinder werden Glück haben, in der Zukunft zu leben und nicht in unseren Kleinstadtmief.“

Der vierte war: „Nur die Besten können Weltenlenker werden, deswegen vertraue den klügsten Männern der Welt, die ihr Leben in unermüdlicher Arbeit opfern, um weise das Land zu leiten. Halte dich an deren Gesetze, Regeln und vor allen an deren Erwartungen, ohne dass sie diese erst einfordern müssen“

Seine Eltern riefen ihm nach:
„Gib auf diese vier Mühlsteine acht, sie werden dich glücklich machen!“

Akt 2:

Bernd, jetzt auf sich allein gestellt, versucht nun, diese vier Mühlsteine ins Rollen zu bringen, damit sie ihm das versprochene Glück bringen mögen. Dabei muss er erst einmal feststellen, dass die Welt, die seine Eltern kennen, gar nicht mehr existiert, sondern sich schwer gewandelt hat.

Während er mit viel Herz – jedoch vorerst erfolglos – versucht, Mühlstein Zwei und Drei ins Rollen zu bringen, gelingt ihm das bei Mühlstein Eins sofort. Er ist fleißig und pfiffig und ein guter Job ergibt sich schnell, wo er nach wenigen Jahren bereits in den Sphären der 20 Jahre älteren Angestellten wandelt. Schnell merkt er, dass er dazu den Mühlstein Eins etwas schleifen muss. Nicht immer sollte man seinen Vorgesetzten alles recht machen. Was bringt es, wenn man verstanden hat, was der Chef jetzt wirklich braucht, wenn dieser Chef nicht verstanden hat, was sein Chef tatsächlich wollte und wenn dieser Chef nun wiederum den Markt völlig verkannt hat! Pfiffig in diesem vorgegebenen Fahrwasser navigierend schafft es Bernd schnell zu einem attraktiven Einkommen, bei gleichzeitig genügend Freizeit.

Derweil er Mühlstein Zwei versucht ins Rollen zu bringen, trifft er am Brunnen einen Frosch. Dieser erzählt ihn von der schönsten und besten Frau im Land – geradezu eine Prinzessin – genau das, was Bernd suche. Als diese Prinzessin mit ihrem goldenen Ball zum Brunnen kommt, stößt der Frosch den Ball heimlich in den Brunnen, sodass die Prinzessin ihr Spiel vergisst und zu Bernd hinüberschaut. Bernd hocherfreut, erzählt ihr von seinem ersten Mühlstein (der bereits hervorragend rollt!) und zeigt ihr Mühlstein Drei, den könne man doch zusammen zum Rollen bringen! Die Prinzessin ist hocherfreut und folgt Bernd in sein Bauernhaus, nachdem er ihr vorher die Randlage – direkt am Zauberwald, aber nahe genug für das Geläut der Dome – als Ort für das geplante neue Schloss gezeigt hat.

Doch oh weh! Wie die Prinzessin Nacht für Nacht bei Bernd verbringt, wird sie immer unerträglicher. Bernd schleppt Matratzen und Daunendecken ins Haus, doch jedes Mal wacht die Prinzessin auf und nörgelt, als habe sie auf Steinen geschlafen! Selbst zwanzig Matratzen und zwanzig Daunendecken können die Prinzessin nicht beruhigen, Bernd versteht die Welt nicht mehr! Manchmal, nachdem die Prinzessin des Morgens aus dem Haus ist, findet Bernd tatsächlich eine Erbse unter den Matratzen und wundert sich, wie jemand eine Erbse unter 20 Matratzen und 20 Daunendecken überhaupt noch spüren kann, geschweige denn, davon aufzuwachen als wäre sie von der Erbse gepiekst und gestochen worden! Auch sonst gibt Bernd sein Bestes, schaut sich das Badezimmer der Prinzessin an, ob vielleicht die Fliesen schief liegen könnten, um herauszufinden, was die Prinzessin nur immer so verärgert!

Doch Bernd hat Glück, die Prinzessin verlässt das Bauernhaus von selbst, als sie den nächsten Lancelot erblickt. Bernd im Glück hat nun ein paar Matratzen und Daunendecken zu viel, doch verloren hat er nichts!

Akt 3:

Immer noch mit den schweren Mühlsteinen Zwei und Drei bepackt, die er ja nicht zum Rollen bekommen hat, geht Bernd zurück zum Brunnen. Er legt sie auf den Brunnenrand. Da kommt der Kutscher mit seiner Frau vorbei: Er fragt Bernd, ob er ihn bei der Reparatur an der Kutsche helfen könnte, und Bernd holt wie selbstverständlich die Bohrmaschine raus und geht mit dem Kutscher ans Werk. Auf einmal fängt des Kutschers Frau an zu schimpfen und zu keifen, zuerst mit ihrem Mann, dem Kutscher, dann mit Bernd, weil der Staub vom Bohren ihre Ware (der Kutscher nennt es Tand) verdreckt hat. Bernd wundert sich, dass ihn die Schmählichkeiten der Kutschersfrau trifft, er wollte doch nur dem Kutscher helfen, da hat doch auch dessen Frau was davon! Bernd versteht es nicht, der Kutscher schaut ihn entschuldigend an und Bernd denkt: Erstmal eine Pause machen! Er lehnt sich an den Brunnen, und – oh weh – stößt dabei versehentlich die zwei Mühlsteine über den Rand in die Tiefe. Fassungslos guckt Bernd den Steinen beim Fallen nach und blickt dann entsetzt zu dem Kutscher. Doch der hat gar nichts gemerkt, weil er immer noch von seiner Frau zugekeift wird. Bernd ist kurz ratlos, was tun?! Doch wie er dem Kutscher und seiner Frau zusieht, wie sie mit halbfertiger Arbeit beide wütend in die Kutsche steigen und davon fahren, einen unschönen gemeinsamen Abend entgegen, stellt sich ihm ein sattes und zufriedenes Grinsen ein. Und lustig pfeifend geht er nach Hause, ohne den beiden verlorenen Mühlsteinen nachzutrauern!

Der 4. Akt handelt vom vierten Mühlstein, den gibt es in den Artikel-Kommentaren!

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