• 16.11.2024

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Donnerkuppel der Pädagogik

opfer

» Artikel vom

Gastautor: Quotenhomo

Es ist Freitagabend, ich bin bei einem Kumpel, seiner Madame, mit den Kindern und Hund eingeladen. Super, da freu ich mich. Wie ihr euch denken könnt, kann mich Madame auf den Tod nicht leiden. Ich bin halt ein Hater, kann und will keine Klappe nicht halten und neige dazu, meinen Freunden Ratschläge zu geben. Sei’s drum, ich fühl’ mich dort wohl und die Meinung seiner Dame ist mir zudem vollkommen egal …

Meinen Kumpel sehe ich entsprechend selten, bevor er mich treffen darf, muss er ein guter Vater, Ehemann und ein gutes Herrchen sein. Wie entwürdigend! Wenn ich dort bin, bleibe ich dafür umso länger. Es soll sich ja lohnen.

Der Junior ist mittlerweile 13 und besucht die 7. Klasse eines Gymnasiums. Er ist pfiffig, klug und voll in der Pubertät. In die Schule geht er gerne. Sein Vater erzählt ab und zu, dass es gut läuft, er selten Probleme habe, aber die Damen die Jungs bereits jetzt mächtig auf Trab halten. Unglaublich, was bei 13-Jährigen schon mit Intrigen, banalen Liebschaften, die bis aufs Messer verteidigt werden, Lagerbildung und Verrat abgeht. Allen voran das weibliche Geschlecht! Die Jungs haben es schwer, denkt der Lümmel schon kräftig mit, ohne, dass sie es wissen. Die Damen sind schon reifer und durchtriebener, haben gesellschaftlich akzeptierte Vorbilder, die ihnen zeigen, wie man die Männer aufs Kreuz legt, obwohl das Spiel unglaublich verwerflich ist. Oft können sie sich in Sicherheit wägen, bilden sie im Streitfall nur zu gerne und aus Prinzip eine Wand gegen das andere Geschlecht. Es ist wie wohl im echten Leben, nur ohne Kohle. Die Jungs schauen nur blöd aus der Wäsche, wenn sie logisches Verhalten zeigen. Temperamentvolles oder aufbrausendes Verhalten sind verpönt, obwohl das viele neue Testosteron nichts anderes zulässt. Daran mussten wir uns alle erstmal gewöhnen und waren auch im höheren Alter teilweise wenig erfolgreich.
Öfter höre ich solche Berichte aus meinem Bekanntenkreis. Umso überraschter war ich über den neusten Bericht von meinem Freund und Junior.

In der Schule kam es zu einem, für dieses Alter dramatischen Vorfall: Blunze macht mit ihrem Macker Schluss. Ohhje! Drama Baby, Drama! Der Junge war fertig, heulte vor Liebeskummer, der dumme Narr! Getröstet wurde er von einigen Freunden und unter großer Anteilnahme des Rests der Klasse. Das sah die neue Ex überhaupt nicht gerne. Wie darf es sein, dass ein Junge im Mittelpunkt steht? Schließlich ist sie die starke und emanzipierte Frau und wagt es, sich von ihrem Mann zu trennen. Solche Arschlöcher.

Der Mangel an Aufmerksamkeit muss kompensiert werden, am besten wird der Ex direkt erneut mit abgewatscht, damit er merkt, was er davon hat. Die Prinzessin schmiedet also einen Plan.

Der Sohn berichtet, dass einen Tag später ein längeres Krisengespräch stattfand, welches der Klassenlehrer (tatsächlich ein Mann!) in akribischer Manier führte, um herauszufinden, was passiert sei, denn: Der Ex soll Madame mit der Faust heftig ins Gesicht geschlagen haben. Mutter und Tochter sind außer sich gewesen und haben, unter Androhung von Lynchjustiz, die Höchststrafe für den armen Kerl gefordert. Vierteilt ihn, hängt ihn danach auf, um ihn zu ersaufen und anschließend zu verbrennen. Die Damen versuchten die Sau durch die Schule zu treiben. Vorab: nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der arme Kerl eine Lehrerin gehabt hätte.

Das Spiel nimmt also seinen Lauf: Lehrer ermittelt und ist der Wahrheit auf der Spur. Im Zentrum: das Opfer und drei Freundinnen, die alles penibel genau beobachtet haben wollen. Überfall auf dem Heimweg vom Ex, kurzes Wortgefecht, danach ein Schlag mit der Faust! Flucht, so ein feiges Schwein!

Die Damen werden einzeln und nacheinander vom Lehrer im Plenum der Klasse verhört. Jede gibt einen anderen Bericht ab, der Teufel liegt im Detail. Die drei Freundinnen knicken ein, geben zu, dass sie für das ‚Opfer‘ gelogen haben. Sie erzählen, dass sie alle nicht dabei waren.
Das Opfer betritt die Bühne, bereit für den Dolchstoß ins Herz des Ex. Die gleichen Fragen, der gleiche Bericht, den sie schonmal zu Protokoll gab. Der Lehrer lässt sie zu Ende erzählen, sie noch darauf schwören, die Wahrheit gesagt zu haben. Danach richtet er das Wort an die ‚Zeuginnen‘, die ihrer Freundin mitteilen, nichts mitbekommen, sogar zuerst für sie gelogen zu haben. Sie waren ja gar nicht dabei.

Amüsiert und aufgeregt erzählt der Sohn meines Freundes und ahmt die hemdsärmlige Gestik und Mimik nach. Köstlich! Mutter sieht es nicht gerne, ist aber machtlos ihre schwachsinnige Ideologie an diesem Punkt durchzusetzen.

In seiner Klasse macht sich Fassungslosigkeit breit. Das Opfer redet sich zuerst um Kopf und Kragen, verstrickt sich in Widersprüche. Dann merkt es, dass es kein Entkommen gibt und räumt ein, die anderen zur Unterstützung dazu gezogen zu haben. Geschlagen wurde sie trotzdem, das ändere nichts an den unerbittlichen Qualen, die sie erleiden musste, neben der Trennung auch noch die Verletzung. Sie fordert erneut eine drakonische Strafe. Schmeißt diesen Gewalttäter raus! Doof für sie, dass ihr Kartenhaus zusammengestürzt ist.

Sensationell, gerade zu Leuchtturmhaft finde ich die Reaktion des Lehrers. Freispruch auf allen Ebenen für den Schüler, Strafe für die Schülerinnen, Opposition gegen ihre Eltern, welche vehement die Schuld des Jungen betonen und versuchen alle Register zu ziehen, um ihre Tochter weiter als Opfer zu inszenieren.

Eifrig berichtet der Sohn meines Freundes, dass die Mutter bei einigen Freunden angerufen hatte, um eigene Ermittlungen anzustellen. Unter Manipulation und indirekter Drohung versucht sie die Kinder zu einem Bericht in ihrem Sinne zu bringen – und scheitert.

Für die Dramaqueen gibt es einen 3-tägigen Schulausschluss. Die drei anderen sind zu Sozialdiensten an der Schule verknackt worden. Der Lehrer hätte deutliche Worte gefunden. Belohnung für die Aufrichtigen: ein Ausflug auf die Eisbahn, natürlich ohne die vier Damen. Die Augen des Sohnes meines Freundes strahlen: ein Triumph über die Damen. Dass es das noch gibt? Er sagt selbst, dass das noch nie so gewesen sei und sich im Konflikt zwischen Jungs und Damen direkt eine devote Haltung einstellt, da man die eigenen Chancen vorab als nicht existent erkennt. Wie irre ist das denn?

Mein Kumpel berichtet kurz über die Eltern der Klasse, die das auch mitbekommen haben. Es zeigt sich auch dort zuerst ein Bild, wie wir es erwarten: die Eltern der Kinder schlagen sich auf die Seite des vermeintlichen Opfers. Nach den Berichten der Kinder zu Hause wendet sich das Bild. Gerechtigkeit an breiter Front.

Herausragende Pädagogik, ein Mann, der seine Ferien verdient hat! Was meint ihr?


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