• 15.03.2024

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Die Sonne lacht

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Investitionsschutz, Lärmschutz, Saalschutz, Rostschutz, Tierschutz, Rechtsschutz, Frostschutz, Mutterschutz, Kopierschutz, Verbraucherschutz, Vollstreckungsschutz, alles wird geschützt. Der wichtigste Schutz aller Zeiten ist seit gar nicht so langer Zeit jedoch der Klimaschutz. Es ist das böse CO2, das alle heiß macht, besonders die Arktis. Weniger CO2 in die Atmosphäre blasen heißt die Parole in den fetten Überschriften.

Die Diskussion darum ist seit Jahren exzessiv und soll hier nicht wiederholt werden. Die Politik hat mit der Begründung, den CO2-Ausstoß zu senken, vor allem bei der Stromversorgung die Parole ausgegeben, Strom aus „regenerativen Quellen“ zu erzeugen, vor allem aus Sonne und Wind. Das ist weithin bekannt, ob man an die Begründungen nun glaubt oder nicht, ob man die Technik für Deutschland für sinnvoll hält oder nicht.

Als vorbildliche Bürger haben wir dem entsprochen und auf unserem Häuschen (Altbau, der teilweise noch der Bank gehört, vor Jahren halbwegs renoviert) eine Photovoltaikanlage installieren lassen. Das Dach ist dafür gut geeignet, mit etwa 20° eine etwas flache Neigung, aber eine Hälfte fast genau nach Süden ausgerichtet. Der Grund war allerdings auch ein Schutz, nämlich Einkommensschutz. Die Strompreise sind mittlerweile so irre hoch geworden, dass eine überschlägige Rechnung einen absolut eindeutigen Befund ergab: Die Anlage amortisiert sich überraschend schnell nach etwa der Hälfte der garantierten Laufzeit, die Gesamtrendite liegt besser als bei allen anderen risikoarmen Geldanlagen. Die Rechnung habe ich mit Leuten diskutiert, die schon eine Anlage haben (darunter auch zwei Langzeitfälle, deren Anlagen in den nächsten Jahren aus der Förderung fallen) und man sagte mir, sie wäre stimmig. Eingerechnet sind dabei auch Risiken, Versicherungskosten, Folgen auf Steuerlasten, all die Dinge, die man gerne übersieht. Und einzurechnen sind auch lokale Wetterdaten. So leben wir zum Beispiel in einer sonnenreichen Region, aber die Verteilung der Sonnenstunden ist ungünstig: Im Sommer viel mehr als der Durchschnitt, im Winter aber weniger dank mehr Hochnebel. Man bekommt damit mehr vom Dach, wenn sowieso alles reichlich fließt und noch weniger, wenn Mangel herrscht.

Also los und Angebote eingeholt. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung in den Angeboten entsprach im Ergebnis in etwa meiner eigenen Rechnung. Dann einen erwiesen soliden örtlichen Betrieb mit langjähriger, selbst nachprüfbarer Erfahrung beauftragt. Anlage war irgendwann auf dem Dach und läuft seither störungsfrei, nur die WLAN-Anbindung des Wechselrichters zickte, was aber lösbar war. Strom wird wie vorgesehen produziert. Viel Strom. Verdammt viel. Wir sind überrascht, wie hoch die Ernte ist. Ein Wermutstropfen war die Anlagengröße, das Süddach hätte für Panels mit 15 kWh (Spitzenleistung) statt 10 kWh ausgereicht, was nicht so viel mehr gekostet hätte, weil die Hardware unglaublich billig geworden ist und der Gesamtarbeitskostenaufwand nicht linear mit der Anlagengröße steigt, sondern deutlich weniger. Sinnvoll waren dann aber trotzdem nur 9,7 kWh. Dafür verantwortlich ist der weise klimaschützerische Staat. Der hat verfügt, dass bei Anlagen größer als 10 kWh, der selbst erzeugte und dann sogleich selbst verbrauchte Strom bezahlt werden muss. Wenn also die eigenen Panels Sonnenstrom produzieren und der die eigenen Kabel zum eigenen Wechselrichter und dann zur eigenen Waschmaschine hinabgleitet, kostet uns das Geld für jedes selber finanzierte, selber erzeugte und selber verbrauchte Kilowatt. Nicht so viel wie aus dem Netz, aber trotzdem. Die Sonne schickt keine Rechnung? Stimmt. Aber der Staat schickt eine. Das ist natürlich eine Strafe und hirnrissig. Wer (fett besteuerte) Zutaten kauft und dann sein Brot für den Eigenverbrauch auf eigene Kosten selber backt, soll dann nochmal für jede Scheibe was zahlen, die er davon isst? Nun soll diese Grenze nach langen Jahren angehoben werden, für uns kommt das aber zu spät.

Zur Debatte stand natürlich auch ein Akku, um selbst erzeugten Strom zu speichern und in Dunkelzeiten nutzen zu können. Schöne Sache, klingt gut. Und das haben wir nicht gemacht, weil uns nach Rechnung der Anbieterfirma damit nur der Break-even Point um zwei Jahre schlechter geworden wäre. Die Rechnung war garantiert solide, denn die Anbieterfirma hat sich damit ein Geschäft entgehen lassen. Anders gesagt, der Akku hätte die Anlagenrentabilität verschlechtert. Da wir rational denkende Menschen sind und nach Rechnung, nicht nach Ideologie entscheiden, haben wir folgerichtig darauf verzichtet. Sollten sich Technik und Kalkulation mal ändern, können wir den Akku zudem immer noch nachrüsten. Ein nicht in Euro umrechenbarer Plusfaktor wäre Notstromfähigkeit gewesen, ein Akku hätte uns im Sommer immer und im Winter teilweise unabhängig von der äußeren Stromversorgung gemacht. Können wir immer noch machen, wenn die Netzstabilität mal nachlässt.

Wie sahen nun die Leistungsdaten aus, was wurde produziert? An Sonnentagen im Sommer lieferte die Anlage regelmäßig 60 kWh Netto-Tageserträge. Wolkentage brachten es noch auf 20 kWh. Unser Gesamt-Stromverbrauch für unseren Haushalt liegt durchschnittlich bei 8,2 kWh pro Tag. Auch bei deutlichem Mehrverbrauch hätten wir schon mit einem kleinen Stromspeicher unseren Verbrauch mit Strom vom eigenen Dach komplett decken und trotzdem noch kräftig Strom verkaufen können. Im November änderte sich das wie erwartet, da reihten sich jahreszeitüblich trübe Tage, die leistungsschwächste Zeit geht von Mitte November bis Ende Januar, das sind die Monate um die Wintersonnwende. Ein voll bedeckter Tag brachte noch im Schnitt 5 kWh Ertrag, ein Sonnentag noch 30 kWh. Aber bereits Sonnentage wie Anfang/Mitte Februar heizten der Anlage mit 43 kWh Tagesleistung ein und erreichten über drei Mittagsstunden hinweg die Abnahmegrenze von 70%. Am 6.3. wurden wieder 50 kWh erreicht und damit 83% der Hochsommertagesleistung. Was ist eine Abnahmegrenze? Die Stromkonzerne nehmen immer nur 70% der installierten Maximalleistung ab, bei Anlagen mit Akku sogar nur 50%. Es gibt noch mehr Grenzen, zum Beispiel die Leistungsgrenze des Wechselrichters, auch sie liegt niedriger als die Maximalleistung der Panels. Zwischen all diesen Leistungs- und Kostenparametern gilt es, sich nicht auf ein kurzes Strommaximum zu konzentrieren, sondern die Optimallinie zu finden, ein örtlicher Betrieb mit Erfahrung ist da sehr hilfreich.

Hätten wir die Dachsüdseite ganz ausgenutzt, dann wären diese Leistungszahlen um 50% erhöht worden. Dann hätte uns ein mäßig großer Akku sogar in der sonnenärmsten Jahreszeit fast komplett autonom gemacht. Das war dann doch überraschend, dass selbst im trüben deutschen Winter so leicht Stromernten erreichbar sind. Sollten einmal Techniken wie Redox-Flow Akkus populär werden, die für den stationären Einsatz geradezu ideale Eigenschaften haben, dann wäre das Stromnetz für uns nur noch für Einspeisung, nicht mehr für Entnahme zuständig. Stromautonome Einfamilienhäuser, der Politik würde das nicht mehr gefallen, sie bevorzugt abhängige Bürger an der Abgabenkandare.

Auch die Kombination der eigenen Stromerzeugung mit einem Elektrofahrzeug kann man abschätzen. Da liegen wir bei 18000 km Fahrleistung im Jahr, im Schnitt 50 km pro Tag. Rechnen wir mit 20 kWh Stromverbrauch pro 100 km (VW ID.3 in der Praxis 18 kWh/100 km), wären das 10 kWh pro Tag, die so eine Kiste schlucken würde. In acht bis neun Monaten des Jahres wäre das rein rechnerisch mit Eigenstrom zu decken, in drei bis vier nicht. Die Quote ließe sich aber noch verbessern und die Strommangelzeit etwas schrumpfen, würde man nicht nur die Südseite ganz, sondern auch die Nordseite des Dachs nutzen. Eine weitere 15 kWh-Anlage liefert laut Leistungstabellen immer noch 70% einer Anlage in Optimalausrichtung. Die Rechnung ist natürlich vereinfacht und hat viele modifizierende Zu- und Abschläge, wie z.B. nur Streulicht im Winter, aber das Fazit lautet trotzdem: Die Solarstromernte vom eigenen Dach ist nicht zu unterschätzen, wenn auch mit jetziger Akkutechnik keine durchgehende Autonomie möglich ist. Vielleicht sollte man auch statt einer Riesenakkuentwicklung einfach drei deutsche Dunkelmonate im Jahr an der Algarve verbringen und dort Homeoffice spielen.

Probleme hat eher die nachgeordnete Technik. So gibt es seltsamerweise kaum intelligente Gerätekommunikation. Abhör-, Schnüffel- und Denunzierungstechnik, eigene und die unserer angeblichen „Verbündeten“, haben wir genug in Deutschland am Laufen, aber kein einheitliches Protokoll, nach dem ein Wechselrichter beispielsweise einem elektrischen Heizstab im Schichtwasserspeicher oder einem im Lademodus befindlichen Elektrofahrzeug mitteilen kann: Mach mal langsam! Die Dachpanels leiden gerade unter Bewölkung! Diese Geräte verbrutzeln ansonsten ungerührt den Strom, den sie wollen und holen ihn sich eben teuer (!) aus dem Netz, wenn die Eigenproduktion gerade nicht ausreicht. Dabei wäre es häufig kein Problem, den Verbrauch je nach aktueller Solaranlagenleistung herunterzuregeln. Dafür gibt es erst frühe Insellösungen wie den Smartfox, noch mit deutlichen Defiziten, das Größte ist die Abhängigkeit von einer Firma. Auch der Umgang mit Teilverschattung ist elektrisch schlecht gelöst, ein Anlagenstring leistet nur so viel, wie das schwächste Panel, was auch bei wenig Schatten deftige Ertragseinbußen mit sich bringt. Der Ertragsverlust ist viel größer als der tatsächliche Verlust der beschienenen Fläche. Etwas Abhilfe schaffen Module mit Leistungsoptimierer, die aber auch 20 Jahre nach der breiten Einführung von Solaranlagen längst nicht die Regel sind. Auch die dauernde Umwandlung ist befremdlich. Die Solaranlage liefert Gleichstrom, der Wechselrichter macht Wechselstrom draus, das Auto schluckt wieder am liebsten Gleichstrom. Jeder Umwandlungsschritt wird mit Verlusten bezahlt, Risiken von Defekten, Hardware, die teuer bezahlt und aufgestellt werden muss. Man merkt eben, dass Technik und Installationen unter ganz anderen Voraussetzungen entwickelt und geprägt wurden. Für den Staat wäre es sehr einfach, das voranzubringen. Normierung der Gerätekommunikation, Förderung innovativer Technik bei der Ausschreibung eigener Anlagen (die öffentliche Hand ist selbst im Besitz von quadratkilometergroßen Dachflächen), Aufgabe der schwachsinnigen Bezahlpflicht für eigenen Strom, Vereinfachungen im Steuerrecht.

Im großen Maßstab treibt die bisherige Förderung ohnehin seltsame Blüten. Riesige Freiflächenanlagen entstehen, in unserer Region sogar auf erstklassigen, vormals landwirtschaftlich genutzten Böden. Neue Stahlzäune sichern die Anlagen und schneiden sie aus der ohnehin schon restlos vernutzten Landschaft heraus. Direkt daneben werden ebenfalls riesige Industriehallen gebaut, Industriegebiete fressen sich ungehemmt durchs Land, auf den leeren Dächern und über den Parkplätzen glüht die Sonne, jedoch ohne ein einziges Solarpanel. Eine virtuelle Reise mit Google Maps über deutsche Industriegebiete ist sehr frustrierend. Dieser Irrwitz hat sehr viele Sympathien gekostet und nicht nur ein paar vormalige Befürworter regenerativer Energien auf die Barrikaden getrieben, allen voran die Naturschutzverbände.

Leuten, die ein Dach haben, ist trotzdem zu raten: Rechnet es durch. Spätestens bei einer ohnehin anstehenden Renovierung sollte man dann ohne zu zögern eine Anlage kaufen, wenn sie Rendite bringt. Diese Schwelle ist sehr niedrig geworden.

P.

Weiterführender Link: TrennungsFAQ

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