• 24.04.2024

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An Nutten habe ich nie gedacht (Teil 1)

schlamp

» Artikel vom

Gastautor: Senftube

„Als Nächstes bist Du dran!“, sagte sie mir. Sie war in den Sechzigern zum Niederknien schön, in ihren Sechzigern - nicht mehr. Meine Tante sagte es, zu mir gewandt und auch alle anderen blickten mich auffordernd an. Es geschah auf einer dieser unsäglich langweiligen Familienfeiern. In irgendeinem beliebigen Gasthaus wurde wieder mal ein ‚runder’ Geburtstag gefeiert. Und nun hatten sie sich ausgerechnet, wer den nächsten ‚runden’ haben wird.

„Als Nächstes bist Du dran!“ Natürlich ging es nicht um mich, sondern nur darum, dass ich zahlen kann, dass ich allen diesen nichtssagenden Gesichtern ein Essen spendiere. Die kaum aneinander interessiert sind - an mir schon gar nicht - und sich die paar Male im Jahr treffen, während denen man sich so trifft. Geburtstage, Weihnachten, Muttertag, Hochzeitstage, so es sie denn noch gab. Weil man das so tat.

„Als Nächstes bist Du dran!“ 35 Jahre wollte ich dazugehören, von einem Heim ins nächste geschoben. 35 Jahre lang wollte ich zu einer Familie gehören, weil in der Schule auch alle eine Familie hatten. Wollte ich daheim sein - zumindest, wenn ich Ausgang hatte und am Wochenende heim fahren durfte.
35 Jahre lang wurde nichts gefragt: „Wie geht es Dir?“, „Wie war die Schule?“, „Welchen Stoff nehmt ihr gerade durch?“, „Hast Du eine Freundin?“, „Wie läuft es in der Lehre, im Beruf, Karriere?“, „Was machst Du beruflich?“ „Wieso habt ihr keine Kinder?“. Kein Schwein hat sich dafür interessiert, dass meine damalige Freundin einen Abgang hatte, und es dann aus war, mit dem Kinder kriegen.

Daheim gab es dann als Begrüssung: „Du brauchst die Schuhe gar nicht ausziehen, Du kannst gleich den Müll runtertragen.“. „Gut, dass Du da bist. Ich habe hier Formulare, kannst Du die ausfüllen?“, „Jetzt, wo Du eine Wohnung hast, kannst Du doch Deinen Bruder zu Dir ziehen lassen.“ „Verstehst Du die Briefe von der Behörde?“ Natürlich habe ich jede Rechnung im Restaurant bezahlt. Senftube wollte beitragen, wollte dazu gehören - und hat sich doch nur zum Affen gemacht.

In den Heimen war Senftube der einzige Gymnasiast. Im Gymnasium war Senftube das einzige Heimkind. Senftube gehörte nie dazu, Senftube war immer anders. ‚Professor‘, ‚Senftube‘ und ‚Dummschwätzer’ waren noch die harmloseren Begriffe, die man über Senftube sagte, wenn man ihm nicht mit Schlägen oder mit einem Würgegriff gezeigt hatte, dass ihm sein ganzes Wissen nichts nutzt, wenn der andere der Stärkere ist.

Jedoch war Senftube früher dran. Mit Breakdance, Funk und Rap hatte Senftube plötzlich Platten (USA Import) und einen Plattenspieler, Dinge, die auf Partys begehrt waren. Im letzten Heim gab es einen Partykeller, in dem Senftube seine Geburtstage oder Fasching gefeiert hat und bei denen alle dabei sein wollten. Die Gelenkigkeit durch das Breakdance hatten ihm beim Fussball als Vorstopper geholfen, der Französischunterricht bei den Flüchtlingen aus Somalia. Die Isolation bei den Computerkenntnissen.

Plötzlich war Senftube nicht mehr der Letzte, den man im Team haben wollte. „Du, Senftube. Ich habe jetzt auch einen 64er.“ Natürlich hat Senftube geholfen, Senftube hatte den 64er schon jahrelang und hatte Senftube alle Spiele. Natürlich wollte Senftube beitragen, wollte dazu gehören - und hat sich doch nur zum Affen gemacht.

Für die Mädchen im Heim war Senftube völlig uninteressant. Senftube war der Loser, der Nerd - derjenige, der geschlagen wurde. Sie liebten den, der zuschlägt, denn sie haben auch zugeschlagen. Die Mädchen wollten die Brutalen, die Macher, die Alphatiere - von denen sie auch geschlagen wurden.

In der Wohngruppe kam sie dann zu Senftube. Dicke Brillengläser, aber geil - eine Schlampe, wie sich herausstellte. Die immer mit den Schlägern rummachte, immer mit der geilen Chinesin aus der Gruppe um die Häuser zog. Und beide haben sie gerne mal allen anderen die neuen Bikinis vorgeführt, genau wissend, dass sie für harte Schwänze sorgten.
„Hallo Senftube. Meine Mutter hat in den Sommerferien eine Wohnung im Ferienhaus ihrer Firma ergattert. Ich dachte, dass Du vielleicht mitfahren möchtest.“ Ihre Mutter, schwerste Alkoholikerin, bis hin zur gespaltenen Persönlichkeit. Häufiger kam sie weinend zu Senftube, wenn sie wieder mal von ihrer Mutter geschlagen wurde. Wir waren alle verlorene Seelen.

Natürlich kam Senftube mit. Senftube hatte nichts vor.
In den Ferien ging es dann los, erst mit Neckereien, dann mit Raufereien auf dem Bett - sie im hautengen, schwarzen Stretchanzug, bis sie mit rotem Gesicht sagte: „Ich bin nun schon sechsmal gekommen. Ich möchte wissen, ob es Dir ernst ist?“
Geil, wie jeder junge Mann, sagte Senftube natürlich … nun ihr wisst es selbst. Sie hätte eine Überraschung für Senftube - am nächsten Tag, würde sie in sein Zimmer kommen.
Und dann wurde sein harter Prügel gelutscht. Täglich, mehrere Monate lang, bis zu seinem Geburtstag. Erst dann gab es den ersten Sex für Senftube, als Geburtstagsgeschenk. Und zu Weihnachten den ersten Analsex.

Natürlich half Senftube ihr beim Lernen. Sie musste die 10. Klasse wiederholen - und hatte nichts gelernt. Ihr Abschluss für die Mittlere Reife war gefährdet, eine dritte Chance gab es nicht. Als die Prüfungen durch waren, war es vorbei, kein Blowjob mehr, kein Sex mehr, keine Zeit mehr. Sie hatte ihr Ziel erreicht - lange geplant und vorbereitet. Und - wie sich später auch herausstellte - so berechnend waren sie (die Frauen) alle. Danach hatte sie wieder andere - ihre alten - Freunde, die sie immer hatte, auch wenn Senftube dachte, sie wären zusammen, sie wären ein Paar. Geahnt hatte es Senftube aber, dass er wieder nur gebraucht wurde. Aber der Schwanz war härter, als die Realität.

Und als sie den anderen geholfen hat, Senftubes Platten und dessen Geld zu klauen, lernte Senftube, dass es keine Freunde gibt, sondern nur Interessen.

„Als Nächstes bist Du dran!“ Dieser Satz seiner Tante kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. In der Firma hatte Senftube ein Riesenprojekt mit mehreren Unterprojekten aufs Auge gedrückt bekommen. Office 365 musste eingeführt werden und alles, was dazu gehört - Infrastruktur, Architektur, AADS, SSO, usw… Zeitgleich auch noch dieselbe Umstellung für die Adobe Creative Cloud und die Adobe Dokument Cloud. Und die Umstellung auf Microsoft Office 64-Bit. Weltweit musste für alle Standorte und Tochterunternehmen ein User- und Lizenzmanagement implementiert werden. Niemand hatte eine Ahnung davon, was ein Abonnement von Software anstelle eines Kaufs für Konsequenzen hatte. Mehrere Millionen Euro Budget hat Senftube genehmigt bekommen, während vielen anderen ihre Projekte gestrichen wurden. Kein Problem für Senftube, keine Diskussionen, Senftube kennt sich ja aus. Bis zu 25 externe (zum Glück) Mitarbeiter - alles Experten, die Senftube selbst aussuchen konnte. Das Consulting-Unternehmen wusste genau, wen es mir schicken konnte. Kein SCRUM, kein agiles Vorgehen, kein Projektmanager, keine Stand-up Meetings. Auf das alles hat niemand in der Firma bei diesem Thema Wert gelegt, wo doch die Vorschriften sonst immer einzuhalten waren. Entscheidungen wurden beim Kaffee getroffen, von Senftube, jedoch immer mit gemeinsamer Lösungsfindung. Senftube macht das, Senftube kann das. Natürlich zusätzlich zu den täglichen Aufgaben, denn es gibt auch keinen Ersatz für Senftube.
Das beste Projekt, das Senftube je hatte.
Und wieder hat sich kein Schwein für Senftube als Mensch interessiert. Senftube macht den Horst. Senftube kann das. Senftube macht das schon.

„Als Nächstes bist Du dran!“ Alle wollten nur etwas von Senftube. Niemand war an Senftube interessiert. Es ging immer nur darum, was Senftube zu bieten hat.

„Als Nächstes bist Du dran!“ Senftube, nun schon Mitte 40, hatte die Schnauze voll.

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