• 29.11.2024

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Früher war alles besser...

oeko

» Artikel vom

Gastautor: Pisskater

(Dieser Artikel ist eine gänzlich satirische, völlig überzogene und nicht ernst zu nehmende Antwort auf den MM-Artikel: Massenwahn. https://das-maennermagazin.com/blog/massenwahnurlaub )

"Komm, Claudia, pressen, immer schön pressen!"
Claudia blieb stehen, presste kurz und liess direkt vor dem malerischen Rathaus des kleinen Allgäuer Bergdorfes einen riesengrossen Haufen unter sich. Was für eine Sauerei! Die wenigen Touristen aus Fernost sperrten die Mäuler auf, quietschten vor Lachen, zückten Ihre Handys und umringten Claudia und ihren Begleiter mit grossem Geschnatter.
Claudia, das war eine von drei Milchkühen, die P. sich zur Selbstversorgung zugelegt hatte und die er täglich am späten Nachmittag einmal als Touristengaudi durchs Dorf führen musste. Während die Touristen lachten, öffnete sich unter lautem Gekreische im ersten Stock des Rathauses ein Fenster.

"Eine Unverschämtheit! Müssen Sie Ihre Methanviecher immer vors Rathaus scheissen lassen? Das wird noch Konsequenzen haben!"
"Zurück zur Natur!", rief P. und lachte.
Die "Gute-Nachbarschafts-Beauftragte", eine fünfzigjährige hässliche Beamtenschabracke mit blauer Kurzhaarfrisur und Goldrandbrille, lief rot an und knallte das Fenster wieder zu.

P. Lachte immer noch. Sie hatten es doch so gewollt! "Zurück zur Natur! Zurück zu den Ursprüngen!", unter diesem Motto wollte die Bundesregierung auch den Innenstädten zu noch mehr Natürlichkeit verhelfen. Mit dem "grossen Sprung nach vorn" wollte die Bundesregierung der Natur insbesondere in den Innenstädten zu noch mehr Klimagerechtigkeit verhelfen. Gepflegte öffentliche Parks und Rasenflächen wurden als "Grüner Beton!" verunglimpft und endlich wieder sich selbst überlassen. Fussgängerzonen und Nebenstrassen wurden aufgerissen und wurden wieder zu Sandwegen und Trampelpfaden. Den Innenstädten sollte so Abkühlung verschafft werden. Lediglich wenige Hauptverkehrsstrassen waren noch asphaltiert und sorgten mühsam für den allernötigsten Verkehrsfluss.

Der Weg, der P. und seine Kühe zurück zum Bauernhof führte, war für Autos kaum noch passierbar. Auch in seinem Dorf hatte die "Zeitenwende" ganze Arbeit geleistet.

"Wie war es damals bloss möglich?", dachte P. Dabei lag das "damals" doch kaum fünf Jahre zurück. Im grossen Freiheitskampf gegen Russland hatte die Bundesregierung endgültig die von Bundeskanzler Olaf Scholz beschworene "Zeitenwende" eingeleitet. Die Industrie wurde wie 1914 unter Walter Rathenau und wie 1939 in Grossbritannien auf Kriegsplanwirtschaft umgestellt. Um den Bedarf nicht nur der Rüstungsindustrie, sondern auch der Bevölkerung festzustellen, wurde gleichzeitig auch der von der letzten Generation geforderte "Gesellschaftsrat" eingerichtet. Seinen Vorgaben wollte die Bundesregierung in allen Belangen mit grösster Konsequenz folgen. "Die jetzt beste Demokratie aller Zeiten, die wir je hatten, wird der Forderung der blaubraunen Partei nach direkter Demokratie den Wind aus den Angeln Segeln äh heben.", jubelte die Aussenministerin und der Gesetzentwurf des GDG, "Gute-Demokratie-Gesetz", wurde mit wenigen Gegenstimmen von rechts mit donnerndem Applaus des Parlaments angenommen. Der pseudo-oppositionelle Gegenentwurf der CDU, die sich unter Friedrich März noch kurz zuvor in "Clima Diverse Union" umbenannt hatte, scheiterte kläglich und die AfD war kurz vor ihrem Verbot zur Abstimmung erst gar nicht mehr angetreten.

Dann ging alles Schlag auf Schlag.

In den erweiterten Fassungen des Gute-Demokratie-Gesetzes wurde das Grundgesetz "ergänzt", "vereinfacht", "lebendig" gemacht, um "die Menschen dort abzuholen, wo sie gerade stehen". Der Gesellschaftsrat nickte alles ab, was ihm "die Experten" rieten.

Art. 1 GG wurde ergänzt: "Die Würde des Menschen, der Umwelt und des Klimas ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."
Art. 2 - 19 GG wurden zusammengefasst: "Jede* Mensch* in Deutschland hat das Recht, das Geschlecht, die Religion, die Staatsangehörigkeit, den Wohnort, die Wohnung, die Schule, den Beruf, die Partei, das bedingungslose Grundeinkommen und den Internetprovider frei zu wählen. Eigentum und Erbrecht sind gesellschafts- und klimagerecht zu gestalten. Alles Weitere regeln die Bundesgesetze".
Art. 22 II wurde insbesondere unter Applaus der Religions- und Umweltverbände völlig geändert: "Die Bundesflagge ist grün."

Und so ging es munter weiter. Einwände von längst pensionierten ehemaligen Bundesverfassungsrichtern wurden von Justizminister Buschtrommel scharf zurückgewiesen. Der ständige Verweis auf den Wesensgehalt der Grundrechte und die Forderung nach Rechtsstaatlichkeit sei übertrieben, zu eng in der Auslegung, kleingeistig und nicht klimagerecht, lediglich buchstabengetreu und dadurch in gewisser Weise als Grundrechts-extrem zu betrachten. Das mit dem Gute-Demokratie-Gesetz einhergehende Verbot aller "rechten" Parteien war dann nur noch eine logische Folge und die Kulturstaatsministerin Klaudia Koth prägte unter dem Jubel der Bevölkerung die griffige Formel "Endlich sind wir kein Rechts-Staat mehr!"

Die "grosse Zeitenwende" versetzte Jung und Alt in eine fast religiöse Aufbruchsstimmung und die Grüne Garde, die sich aus den Jugendverbänden der ehemaligen politischen Parteien und der letzten Generation rekrutierte, raste durch Deutschland und erfüllte ihr Credo "Macht kaputt, was uns kaputtmacht!". Niemand wagte es, sich ihnen in den Weg zu stellen. Es war ja auch niemand da, der diese Aufgabe hätte übernehmen können. Die Bundeswehr war in der Ukraine als Blauhelm beschäftigt, die Polizei wollte ihre Pensionsansprüche nicht gefährden und malte ihre Polizeiautos einfach regenbogenfarben an, und die Beamtenschaft in allen Teilen der Verwaltung schlief einfach weiter. Die wenigen, die sich doch wehrten, machten anschliessend in staatlich verwalteten "demokratie- und klimapädagogischen Einrichtungen" erstaunliche Erfahrungen ...

Alles, was das Klima nach Aussagen grüner "Experten" auch nur im entferntesten Ansatz hätte gefährden können, wurde nun zerstört, verboten oder so weit wie möglich eingeschränkt. Sofort lahmgelegt wurde der private Individualverkehr, denn alles, was zum Leben nötig sei, sei in den Städten innerhalb von 15 Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen. Flugverbote, astronomische Benzinpreise, digitale Bewegungseinschränkungen und zerstörte Autobahnauffahrten liessen danach den Tourismus total zusammenbrechen. Die Feriengebiete verwaisten, die Hotels schlossen, Parks und Parkplätze blieben unbenutzt, die Skilifte standen still, im See verfaulten die Ruderboote, im Wald brachen die Klettersteige zusammen und die privaten Ferienwohnungen verwaisten. Als die Tourismusbranche am Ende war, hofften die Einheimischen im Ort noch für kurze Zeit, dass die Belegung der Hotels und Ferienwohnungen mit Kriegsflüchtlingen die Wirtschaft am Laufen halten könne. Aber die Noch-nicht-so-lange-hier-Lebenden schlugen sich aus Langeweile gegenseitig den Schädel ein und flohen nach wenigen Wochen wieder in die Grossstädte und Ballungsräume zu ihresgleichen. Dann kam der Winter. In den Hotels und Ferienwohnungen erfroren und platzten die Wasserleitungen. Undichte Dächer, defekte Heizungen und Wassereinbrüche erledigten den Rest. Was dann noch stand, nahmen die Plünderer. Die Strassen zerfielen und in den Aussenbezirken der kleinen Bergstadt breitete sich wieder das Grün aus. Sobald die Sonne sank, herrschte im Ort Totenstille und bei sternklarer Nacht konnte man mit blossem Auge Sterne der 6. Grössenordnung erkennen. Als wenige Monate später die ersten Wölfe am Ortsrand gesichtet wurden, beschloss die Landesregierung, wenigstens ein Minimum an Strassenverkehr und Tourismus in den ländlichen Regionen zuzulassen, um die Ernährungsversorgung und die verwaisten Äcker und Dörfer nicht völlig absterben zu lassen.

Die wenigen Touristen, die jetzt noch nach Deutschland kamen, waren verdiente Parteikader aus dem Fernen Osten, meistens aus China, Vietnam, ja sogar aus Nordkorea. Gefördert vom "Bundesministerium für Diverse, Frauen, Jugend, Alleinerziehende, Natur, Bildung und klimagerechten Ökotourismus" wurden die staatlich überwachten Touren durch die Klima-Musterdörfer als "International Workshops for empowering ecological justice and climate socialism", also als staatliche überwachte Bustouren für die Erfolge des angewandten Klimasozialismus angeboten. Die Asiaten, insbesondere die Chinesen, lachten sich über die Zustände in Deutschland innerlich schlapp, zeigten nach aussen aber höflich interessierte Aufmerksamkeit. "Wie in China vol 70 Jahlen! Del gloße Splung nach voln! Sehl elfolgleich! Sehl elfolgleich!", sagte der chinesische Übersetzer und die chinesischen Gäste im Bus quietschten vor Vergnügen und applaudierten.

Endlich war P. wieder zu Hause. Die Kühe waren gerade im Stall, als er eine seine Töchter rufen hörte: "Papa, komm schnell! Ein Verbrenner!"

P. stöhnte. "Nicht schon wieder eine Regierungsdelegation!", denn nur hohen und höchsten Staatsbeamten war der Betrieb von benzingetriebenen Fahrzeugen überhaupt noch erlaubt. Aber er hatte Glück. Aus der schwarzen Luxuslimousine stieg A. "Damals", vor der Zeitenwende, war A. einer jener reichen Unternehmensberater-Arschgeigen aus der Hauptstadt, die mit ihren Ferienzweitwohnungen und ihren Zweitwagen die ländliche Region touristisch nachhaltig versaut hatten. Aber das war ja alles Vergangenheit. A. kannte P. von den Urlauben früherer Jahre und war schon damals ein begeisterter Käufer von P's Honig. Jetzt, nach der Zeitenwende, hatte A. beim Staat eine verschlungene Karriere beim Staat hingelegt und die Urlaubsbekanntschaft mit P. zu einem blühenden Tauschhandel ausgebaut.

"Wie läuft es in der Hauptstadt?"
"Beschissen wäre geprahlt. Und hier?"
"Beschissen wäre geprahlt. Sterbenslangweilig. Der Ort ist so gut wie tot. Ohne Tauschhandel und ohne meine Töchter könnte ich den Betrieb sofort dichtmachen."
"Wie üblich?"
"Ja, gerne."
"Mein Gott! Echter Honig! Dass ich das noch erlebe! In Berlin gibts nur noch Kunsthonig ..."
"Mein Gott, ein nagelneues Solarpanel. Wo hast Du das her?"
"Frag nicht. Ist vom Laster gefallen ..."

Plötzlich stand P.s Tochter neben den beiden Männern.

"Papa, schau einmal, was ich heute im Keller gefunden habe!" und hielt den beiden ein Buch hin.

A. und P. grinsten.

"Um Gottes willen! Kind, bring das bitte schnell wieder zurück. Und erzähle im Dorf niemandem etwas davon. Versprichst Du mir das?"

Die Tochter nickte und ging zum Haus zurück.
A. grinste immer noch.

"Erstaunlich, was es im besten Deutschland aller Zeiten noch für Literatur gibt. Ganz erstaunlich. Aber keine Sorge. Das bleibt natürlich unter uns. Wir alten weissen toxischen Männer müssen schliesslich zusammenhalten ..."

P. nickte erleichtert, denn auf dem Buch stand in grossen Lettern:

Rainer Zitelmann. Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung.

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