• 04.10.2024

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Halbzeit?

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Gastautor: Supafly 2

Fast 39 Jahre sind um und gemäß der Statistik endet mein Leben kurz vor dem 70. Geburtstag. Ein thailändischer Mönch würde sicherlich noch ein paar Jährchen dazu geben, aber nur wenn ordentlich Baht gelöhnt werden, die dann anderweitig fehlen. Aus einem satten, langanhaltenden und befriedigenden Röhren (Long-Time), würde dann nur noch ein kurzes Röhrerchen (Short-Time) werden. Aus einem Flug in der Business-Class mit sechs Stunden Zwischenstopp in Norwegen, würde ein Direktflug in der Economy ab Frankfurt werden. Indiskutabel und auch nicht notwendig, wenn man Statistik kann. Zwar klingen 70 Jahre erstmal wenig, denn in Rente darf man nur kurz davor mit 67. Darf man die Rente wirklich nur drei Jahre genießen, für die einem das Leben lang saftige Beiträge abgepresst wurden? Wäre das so, ein Aufschrei der Presse wäre gewiss. Nein, nein und nochmals nein.

Ein erstes Nein, weil die meisten Männer nicht bis 67 durchhalten und so für jeden Monat, den sie früher in Rente gehen, satte Abschläge kassieren. Eigentlich sollte man meinen, dass die letzten Jahre unbedeutend wären, weil das spät eingezahlte Kapital in der verbleibenden Zeit nur wenig arbeiten kann. So ist es zumindest bei meinem Versorgungswerk, wo ich als Organ der Rechtspflege zwangsweise versichert bin. Bei der Rente ist es anders. Diese ist umlagebasiert und das muss als Erklärung reichen.

Nein auch deshalb, weil die Hälfte der Männer schon vor dem 70. Lebensjahr stirbt und so ein beträchtlicher Teil von denen nie in den Genuss kommt, überhaupt irgendetwas zu erhalten. Ein drittes Nein, weil man ja nur einen Teil der einbezahlten Beiträge herausbekommt. Von einem Genießen kann hier keine Rede sein. Es ist ja nicht so, dass man mit 67 Jahren die gesamten jemals einbezahlten Beiträge, die schön sauber in einem ETF angelegt wurden und über viele Jahrzehnte beträchtlich gewachsen sind, via Sofortauszahlung zusammen mit einem Blumenstrauß als Dank für die Arbeitsleistung erhält, obwohl dies natürlich die dreijährige Zeitspanne zwischen Rentenbeginn und Tod gut erklären würde. Der plötzliche Reichtum und das Leben als Millionär mit den obligatorischen Nutten und den harten Drogen zehren erbarmungslos an der Lebensuhr. Insbesondere, wenn man diesbezüglich ungeübt ist.

Die 129 Baht eingespart weiß ich, dass eine geschickte Wahl des Berufs der Schlüssel zu einem langen Leben ist, wenn wir Männer uns schon fürs falsche Geschlecht entschieden haben. Sich von Frauen aushalten zu lassen funktioniert nicht, denn die Weiber sind dazu nicht blöd genug, verdienen zu wenig oder leben zu lange. Witwerrente hat jeder mal gehört und irgendwo bei Chemnitz gibt es auch einen, der die bezieht. Die Norm ist sie aber nicht.

Und so war mir früh klar, dass eine gute Bildung der Schlüssel zum Erfolg sein wird und damit ein langes Leben einhergeht. Grundschule, Gymnasium für Hochbegabte und Studium. Der normale Weg und mit 14 ging es dann los mit Arbeiten. Dieser Weg wäre allerdings in der Grundschule fast jäh unterbrochen worden, als ich, wie immer in den Sommerferien, bei meinem Vetter übernachtete. Sein Nachbar, der es immerhin zum Kassenwart beim örtlichen Karnickelverein (vulgo Kleintierzüchterverein) gebracht hat, verreiste mit Familie und hat uns gebeten, den Hasen tagsüber das Wasser aufzufüllen. Die waren in einer Baracke mit ungefähr sechs Meter Länge und zwei Meter Breite untergebracht. Jeweils vier Ställe übereinander und somit gut 40 Hasen. Anstelle eines guten Hundekampfes mit zwei hässlichen Bulldogs und platzierten Wetten in sechsstelliger Höhe, haben wir einen gepflegten Hasenkampf veranstaltet und um Gummibärchen gewettet. Zwei männliche Karnickel fetzten sich richtig gut. Nur waren es nicht nur Männchen, sondern auch Weibchen. Und so wurde aus einem wilden Kampf schnell ein wildes Gerammel. Ohne Röhren versteht sich, denn Karnickel knurren nur. Obwohl total unwissend, was da passierte, fanden wir das alles witzig und hielten es den ganzen Tag im warmen Hasenstall aus. Anmerkung: Der Champion konnte viermal hintereinander. Danach hatte er keine Lust mehr.

Unwissend, was wir taten, folgte der erste und bisher einzige richtige Anschiss meines Lebens kurz nach Beginn des neuen Schuljahrs. Meine Eltern haben mich abends zum Nachbarn gefahren, wo Onkel und Vetter bereits warteten. Der Nachbar tobte, die ganze Zucht wäre hinüber. Mein Vater hat auch geschrien und ist dann wütend rausgegangen. Zehn Jahre später meinte er zu mir, dass er nicht mehr konnte und raus zum Lachen musste. Das Gerammel ging mir nicht mehr aus dem Kopf und so hatte ich mit 14 Jahren, außer einem Nebenjob in der Buchhaltung eines Unternehmens, noch einen Job als strenger Nachhilfelehrer.

Ein paar Jahre später war das Teeniecamp geboren bzw. der Teil ohne Internat. Mit 17/18 Jahren, immer spitz wie Nachbars Lumpi, mit witzigen und frechen Sprüchen die Weiber in der Schülerhilfe angemacht und anständig geröööööhhhrrrt. Der erste Röhrer fand allerdings zwei Jahre zuvor in den USA statt, was mich an das Schicksal hat glauben lassen. Ein vierwöchiger genialer Urlaub mit dem Wohnmobil durch Kalifornien, Nevada, Utah und Arizona. Wir wuchsen über uns hinaus und selbst mein Vater konnte in San Francisco ohne Englischkenntnisse einem Verkäufer im Supermarkt deutlich machen, dass die eben erst gekaufte Kaffeemaschine scheiße wäre, weil Teile fehlten, was in einen Umtausch mündete. An irgendeinem kleinen Campingplatz am Zion-Nationalpark sah ich sie dann zusammen mit ihrer Familie. Ein Mädel, zwei Jahre älter als ich, aus derselben Schule (!), die mich beim Kuchenverkauf in der siebten Klasse für das Schullandheim belagerte und schüchtern nach einem Rezept fragte, um irgendwie ins Gespräch zu kommen. Schlank, wie damals die meisten Weiber waren, und kurze lockige dunkelbraune Haare. Aufgefallen war sie mir bereits durch ihre Saxofon-Solos bei Aufführungen des Schulchors. Bereits am nächsten Tag täuschten wir Unwohlsein vor und so blieb uns der Ausflug erspart. Der Ur-Röhrer war geboren, wobei die Geburt in weniger als einer Minute erledigt war. Keine Ahnung, was die Weiber immer haben. Wie heißt es aber so schön, alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Und so fokussierte ich mich am Ende meines zweiten Jahrzehnts aufs Geldverdienen mit geilen Schülerjobs (32 DM/Stunde als Programmierer für die Homepage einer Unternehmensberatung und 1st Level Support), machte ein passables Abitur und half den Schülerinnen unermüdlich in Mathe, Physik und Südpoltheorie.

Im dritten Jahrzehnt nahm der Leistungsdruck spürbar zu. Schlechte Noten waren maximal noch in der Mittelstufe cool. Im Studium sicherlich nicht mehr. Welcher gefestigte Mann will sich schon mit 30 bei einer Bewerbung für eine vier im Zeugnis gegenüber einer 20-jährigen Personaltante rechtfertigen? Ja, liebe Annalena Baerbock, das ist die Realität in der Privatwirtschaft, wo man mit einem Vordiplom nicht einmal zum Putzen vorsprechen darf. Ein Freund hatte dieses zweifelhafte Vergnügen und antwortete auf die Frage nach dem „ausreichend“ in Synthese elektrischer Netzwerke damit, dass er nur knapp mehr als die Hälfte der Fragen richtig beantwortet hatte. Die Antwort, obwohl logisch und schlüssig begründet, kam nicht gut an und den Job bei Vodafone machte fortan ein anderer. Also hieß es büffeln. Was für eine Maloche? Hätte ich doch nur Elektriker gelernt oder besser noch: Klimatechniker. Brauchen Sie wirklich eine Rechnung, denn mein Drucker geht gerade nicht? Aber auch hier holte mich das Schicksal unerbittlich ein und so hörte ich eines Abends einen Assistenten am Kopierer zu einem Kollegen sagen, dass der Prof. mit der morgigen Klausur komplett übertrieben habe. Ein Bier um vier und ein Arztbesuch am Morgen vertreiben Kummer und Sorgen. Es war die einzige Prüfung, die ich geschoben habe. Und das war auch gut so.

Bei einem anderen Freund, einem Griechen, hat das Schicksal einen deutlicheren Wink gegeben. Ein Bienenstich während der Prüfung, beobachtet durch die Aufsichtsperson. Der Hörsaal war fensterlos mit einer zehn Meter hohen Decke und fasste rund 600 Personen. Deutlicher geht es nicht mehr. Ein No-Brainer. Und was sagte der Freund auf Nachfrage, ob er aufhören möchte? Alles OK, die Prüfung bestehe ich, alles easy. Juckt nur ganz wenig. Prädikat: Durchgefallen. Pro Tipp: Eine Biene beim Imker des Vertrauens erwerben, in einem Reagenzglas mitnehmen, bei Bedarf rausholen und zielgerichtet einsetzen.

Ein paar Semester früher hatte mein bester Kumpel einen florierenden Importhandel für gefälschte Produkte aus dem Hause Vuitton aufgezogen. Produziert irgendwo in der Türkei, verkauft bei eBay. Damals wurde der Markt noch nicht so streng überwacht. Plötzlich beschwert sich der Kumpel, dass sein Bankberater der Fürst Fugger Privatbank so neugierig fragen würde, was er denn verkaufe. Ein klarer Wink des Schicksals. Mein Kumpel konnte diesen Wink allerdings nicht deuten, war er doch zu vertieft in die Muschi seiner Freundin. Eine wirklich heiße Stewardess, die aber nur auf Luxus und Status aus war und ihm unabgesprochen zu Weihnachten ein Karnickel vom Dehner geschenkt hat, um gleichzeitig die Cartier-Uhr für 1.500 EUR in Empfang zu nehmen. Herrlich. Aber wenigstens denkt einer noch mit und so wurden die Restbestände seines „Summer-Sales“, ca. 30 Taschen, auf mein Insistieren hin in die Garage der Oma verfrachtet. Um sieben Uhr am übernächsten Tag: Razzia. Ergebnis: Unterdurchschnittlich. Das Verfahren wurde gegen Zahlung einer geringen Geldbuße eingestellt.

In Erinnerung geblieben ist mir ebenfalls das Mädel, welches ich jeden Tag am Bahnhof gesehen habe. Richtig geiler Body, nur das Gesicht war nicht so geil. Aber wozu gibt es Lichtschalter? Dennoch konnte ich nie bei ihr landen, jedenfalls nicht bis zu dem Tag, an dem ich nicht schnell genug aus dem Seminarraum flüchten konnte, als noch ein paar Aufpasser für eine Prüfung gesucht wurden. Und wer hat teilgenommen und mir ihre Prüfung am Ende mit einem Lächeln überreicht? Drei Tage später habe ich eingelocht, weil sie ein ungutes Gefühl hatte und hoffte, dass ich wohlwollend in die Korrektur eingreifen könnte. Logisch, dass ich hier überhaupt nichts machen konnte und auch nicht Willens war. Am Ende hatte sie sogar bestanden. Glück für mich. So musste ich mich keinen nervigen Diskussionen stellen und habe eine Auffrischung in das Wesen der Frau erhalten. Nicht, dass ich das nicht schon wusste, denn die Kinder der Geschwister meines Vaters sind fast alles Frauen und zehn Jahre älter als ich. Meine Cousinen haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie durch Männer nur versorgt werden wollen und Kinder hierzu eben das Mittel der Wahl seien. Alle sind sie geschieden und lebten ausgesprochen gut.

Wenig verwunderlich, dass ich auch in das dritte Jahrzehnt unbeweibt gegangen bin. Immer wenn es brenzlig wurde und ich die Befürchtung hatte, dass der nächste Röhrer in die blanke Muschi einen unangenehmen Brief vom Jugendamt zur Folge haben könnte, habe ich den Rückzieher gemacht, bin zurück auf Los und habe mein Schicksal neu ausgewürfelt. Keine Beziehung und keine Kinder bedeutet auch, dass man auf der Arbeit deutlich mehr auf Kette bekommt. Partner mit 35, seit drei Jahren in festen Händen und jetzt, mit Ende des dritten Jahrzehnts am Überlegen, ob ich nicht einfach was Eigenes hochziehen soll. Ohne Kredit mit satten Rücklagen steht bereits der halbe Business-Plan. Apropos Schicksal. Das Schicksal in Form meines Vuitton-Kumpels hat mich gestern gerettet, als die neue Nachbarin, die meine alte Wohnung bezogen hat (Krankenschwester, 48 Jahre (!), keine Kinder, schlank aber 3/10 in der Optik), mir in einem für mich surrealen Moment gestanden hat, dass sie sich in mich verliebt habe, weil meine alte Wohnung so „männlich riechen würde“. Danach küsste sie mich einfach so und just in dem Moment klingelte mein Handy, welches ich aufgrund des Vodafone-Internetausfalls auf laut gestellt hatte. Mein Kumpel war dran und rettete mich aus der Situation. Gepriesen sei der Herr. Auf die nächsten vier Jahrzehnte.

Auf Wunsch gibt es auch Teil 2 (kommt in 40 Jahren).

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