• 17.11.2024

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Die Freuden des Rennradfahrens (1)

fahrrad

» Artikel vom

Gastautor: Fffaultier

Widmen wir uns der perfekten Kombination von Mensch und Maschine. Es handelt sich dabei um das Fahrrad und im Detail um das Rennrad, die Krönung des Fahrradbaus.

Die Vorteile dieses Herrensports liegen auf der Hand. Durch lange Touren verbrennt man signifikant mehr Kalorien als bei gleicher Kondition mit Laufen oder auch Schwimmen möglich wäre. Aus der Stadt heraus und in die Natur erlebt man dem Wohlbefinden gefällige Ausfahrten, sofern man die schönen Strecken nicht bereits direkt vor der Haustür hat. Meine Standardstrecke befindet sich vollständig im ländlich geprägten Stadtgebiet, was den Vorteil eines Tempolimits von 50 km/h mit sich bringt. Hautnah von einem Auto mit 120 km/h überholt zu werden, macht weniger Spaß. Nachdem das dicht besiedelte Gebiet verlassen worden ist, geht es auf der Hinfahrt am Deich entlang, während die Rückfahrt durch das etwas windgeschützte Binnenland erfolgt.

Für diese Tour werden etwas mehr als drei Stunden benötigt, wobei in der Pampa ein Schnitt von 30 km/h auf eine Wegstrecke von 80 km für einen Mann in den besten Jahren nichts Besonderes darstellt. Erfahrungsgemäß liegen diese besten Jahre eines Mannes um Mitte vierzig, da man nicht mehr so dumm wie in früheren Jahren ist und der Körper noch einigermaßen mitmacht.

Zu Beginn des Rennradsportes hatte ich im Taunus schöne Bergstrecken vor der Haustür, und bei harten Anstiegen auf den Feldberg ist man durchaus schneller erschöpft als bei Fahrten in der Ebene. Es ist ein erhabener Moment, einen anspruchsvollen Gipfel mit eigener Muskelkraft erklommen zu haben. Harter Gegenwind am Deich bedeutet die selbe Anstrengung, nur das Gefühl der Belohnung will sich nicht recht einstellen. Bergab sind auch für den ungeübten Fahrer Geschwindigkeiten von 70 km/h möglich, wenn es denn zusagt. Mir reichen 40 km/h pro Stunde vollkommen aus. Alles, was darüber liegt, ist für mich auch bei guten Straßenverhältnissen mit Stress verbunden.

Neben der körperlichen Fitness ist es mein Anliegen, mit diesem Sport den Kopf frei zu bekommen. Das Abschalten gelingt mit einer geraden Strecke am Deich und dem Rauschen der Natur in den Ohren. Downhill Mountainbiking ist ebenso ernstzunehmender Sport, jedoch hat dieser nicht mit Entspannung zu tun, da dort stets höchste Konzentration mehr noch als im normalen Straßenverkehr gefordert ist. Abkürzen lässt sich der Weg in die Pampa, indem man das Fahrrad mit in die S-Bahn nimmt oder mit Auto inklusive Rennrad, bei dem das Vorderrad mit einem Schnellspanner mit einem Handgriff ein- bzw. ausgebaut ist, anreist.

Der Rennradsport lässt sich hervorragend als Einzelgänger vollführen, auf dass man keine Rücksicht auf Pausenwünsche oder abweichende Leistungsfähigkeit seiner Sportkameraden nehmen muss. Das Fahren in Gemeinschaft erfolgt selbstverständlich als windschattengebende Kolonne, denn nur tratschende Weiber fahren nebeneinander und halten damit andere Verkehrsteilnehmer unnötigerweise auf. Handzeichen sind bei der Kolonnenfahrt, die mit minimalem Abstand zwischen den Reifen erfolgt, unerlässlich. Der erste Mann im Glied hat den Ausblick und gibt die erforderlichen Informationen mit Handzeichen, wie Hindernisse, allgemeine Gefahren (Glas, Schlagloch), Schienen, langsamer fahren bzw. anhalten, hinter dem Rücken weiter. Ansonsten ist das Schönste an einer gemeinsamen Ausfahrt das abschließende Auffüllen der Elektrolytspeicher.

An den mitunter stattfindenden Amateurrennen habe ich kein Interesse, denn die gesuchte Ruhe ist dort nicht zu finden und das Fahren mit anderen Amateuren im Pulk kann schnell zu gefährlichen Situationen führen, wenn der Ehrgeiz das fahrerische Können übersteigt.

An die Ernährung werden wegen der Dauer der Ausfahrten besondere Anforderungen gestellt. Zunächst merkt man gar nicht, wie sehr man schwitzt, da der Schweiß insbesondere im Sommer praktisch sofort im Fahrtwind verdunstet. Deshalb sei es angeraten, bereits vor Beginn der Fahrt viel zu trinken und zwei vollständig gefüllte Flaschen in Flaschenhaltern am Rahmen mitzuführen. Bei langen Fahrten und hoher Temperatur sind die Flüssigkeitsvorräte zwischendurch aufzufüllen. Andernfalls droht ein dehydratisierter Körper mit Kreislaufproblemen und bernsteinfarbenem Urin.

Der Autor schwört auf ein gut gekühltes Malzbier als schönste Belohnung und isotonisches Getränk der Wahl nach Ankunft. Wer lange in die Pedale tritt, verbraucht viel Energie, die in Form von Kohlenhydraten zuzuführen ist. Das klassische Gericht vor einer Ausfahrt ist Pasta zum Mittag oder Haferflocken zum Frühstück. Die Mengen sind großzügig zu portionieren, um nicht zwischendurch mit einem Schwächeanfall vom Rad zu fallen. Als Marschnahrung, die auch während des Fahrens konsumiert werden kann, empfehle ich Bananen mitzuführen. Diese geben viel Energie und enthalten wichtige Mineralstoffe, die mit dem Schweiß verloren gehen. Die übliche Alternative in Form von Energieriegeln kommt für mich geschmacklich nicht in Frage.

Es lässt sich nicht vermeiden, zum Freund spezieller Autofahrer zu werden. Erfahrungsgemäß geht von gutgelaunten Menschen in Cabrios und hochpreisigen Wagen, die nicht von Kleinkriminellen gesteuert werden, keine erhöhte Gefahr aus. Achtsamkeit ist geboten, sobald frustrierte Männer mit verbrauchten Frauen als Beifahrerin der schrottreifen Karre versuchen, ihre Minderwertigkeitskomplexe durch aggressives Verhalten im Straßenverkehr zu kompensieren.

Befassen wir uns nunmehr mit der Spezifikation des technischen Wunderwerkes.

Das Kernelement des Rennrades ist der Rahmen, an dem alle anderen Teile montiert werden. Der Rahmen ist praktisch das einzig herstellerspezifische Bauteil, denn praktisch alle sonstigen Komponenten werden zugekauft. Als Material des Rahmens sind die Werkstoffe Aluminium und Karbon die Platzhirsche, wobei Aluminium im unteren Preissegment angesiedelt ist und die Preisskala bei Karbon eine weite Spanne abdeckt. Aluminium erlaubt es, einen leichten Rahmen mit jedoch relativ großen Rohrdurchmessern, die für die Steifigkeit des Rahmens mit diesem Material erforderlich sind, zu fertigen. Das hochpreisige Karbon erlaubt mannigfaltige Rahmenkonfigurationen, die zudem das niedrigste Gewicht aufweisen. Das Fahrgefühl empfinden manche auf Karbon als angenehmer, da das Material Stöße besser abdämpfen soll. Ggf. handelt es sich hier nur um eine Rechtfertigung für den höheren Preis. Schöner anzuschauen ist der Karbonrahmen allemal, und dies mag dem einen oder anderen den höheren Preis rechtfertigen. Stahl war vor dem Aufkommen von Aluminium und Karbon der Standardwerkstoff der Rahmenfertigung. Die für das Rennrad verwendeten Rohre haben niemals etwas mit den Stahlkolossen, die als Hollandrad über die Straßen rollen, gemein gehabt. D.h., alte Rahmen aus Stahl sind gebraucht immer noch verfügbar und werden auf Grund der einfacheren Verarbeitbarkeit auch noch in Manufakturen neu zusammengefügt. Bei den neuen Stahlrahmen handelt es sich jedoch um Luxusartikel, die als Kleinserien mitunter von italienischen Meistern auf Maß angefertigt werden. Einen Sonderfall stellt Titan dar, das es schon länger als Rahmenmaterial gibt, sich aufgrund des Preises aber niemals über den Status eines Nischenproduktes herausentwickeln konnte. Titan ist das stabilste der hier genannten Materialien, leichter als Stahl und rostet nicht. Die Rahmen sind etwas schwerer als jene, die aus Karbon gefertigt sind. Bei den Rahmen aus Karbon und Aluminium kann es zu praktisch nicht wahrnehmbaren Rissen kommen, die dazu führen, dass das Material plötzlich seine Stabilität verliert.
Aluminiumrahmen lassen sich praktisch nicht reparieren, während Karbon sich ggf. kleben lässt. Stahl und Titan sind plastisch verformbare Werkstoffe, die diesen Nachteil nicht haben.

Bei neueren Modellen ist es aus Gründen der Ästhetik Standard geworden, die Züge innerhalb des Rahmens zu verlegen. Sieht schön aus. Arbeiten an den Zügen sollte man dann tunlichst der Fachwerkstatt überlassen, wenn man nicht gerade ein Wochenende überhat.
Als Material für die Gabel wird Stahl noch für Stahlrahmen eingesetzt, während Karbongabeln sich auch an Rahmen aus Aluminium und Titan befinden.

Weiter mit der Spezifikation des Herrenrades geht es im nächsten Teil.



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