• 23.04.2024

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Wenn die Frau drogensüchtig wird – Teil 4

drogen

» Artikel vom

Autor: Strandläufer

Fast drei Jahre sind nun schon seit meiner Flucht aus Thailand vergangen. Zwischenzeitlich hat sich viel ereignet und auch einen Trauerfall gibt es zu vermelden. Meine langjährige Freundschaft zu dem Kumpel, der mich in Deutschland anfangs bei sich aufnahm und mir eine Wohnung besorgte, ging in die Brüche. Ich wollte seinen unverbesserlichen Zynismus mir gegenüber und sein ständiges Herumkritisieren an meinem Lebensstil irgendwann nicht mehr ertragen und habe ihm vier Monate nach meiner Ankunft die Freundschaft gekündigt. Ein Jahr später bin ich zurück in meine alte Heimat ins Allgäu gezogen und konnte dort fast alle früheren Freundschaften wiederbeleben. Nach langer Suche im extrem angespannten Wohnungsmarkt fand ich dort schliesslich eine kleine bezahlbare Erdgeschosswohnung mit Terrasse in einer Neubau-Seniorenwohnanlage. Das Mindestalter für die Bewohner ist 60 Jahre, was ich kurz zuvor erreicht hatte. Dort ist es herrlich ruhig. Sobald es dunkel wird, herrscht Grabesstille. Keine lärmenden Kinder, keine bunte Gesellschaft und als Nesthäkchen werde ich von den zahlreichen älteren alleinstehenden Nachbarinnen mit allerlei leckerem Selbstgebackenen verwöhnt.

Ursprünglich wollte ich ja thailändischen Boden nicht mehr betreten und alles auf sich beruhen lassen. Doch irgendwie waren die ungeklärten Themen wie eine offene Wunde, die ich mit mir herumtrug. Manchmal träumte ich nachts von Szenarien, teils horrorhaft, teils mit Happy End, was zeigte, wie sehr das Thema mich noch immer umtrieb. Es wurde mir immer klarer, dass ich meine Ehe geordnet zum finalen Ende bringen musste. Das weitere Vorgehen konnte ich glücklicherweise ohne Zeitdruck reifen lassen, weil eine Scheidung ohne klar beweisbare Verfehlung des Ehepartners in Thailand erst nach drei Jahren möglich ist. Vielleicht hätte ich ein paar vage Beweise zur schnelleren Scheidung zusammenbekommen, aber auf eine gerichtliche Schlammschlacht mit dem hohen Risiko, damit nicht durchzukommen, hatte ich keine Lust.

Anfangs hatte ich noch versucht, meine Liebste zur einvernehmlichen Scheidung samt meinerseits grosszügiger Zugewinnteilung zu bewegen, doch ohne Erfolg. Ich bekam von ihr nur unsachliche Antworten. Von meinen thailändischen Kontakten erfuhr ich, dass meine Liebste noch immer, präziser, zunehmend drogensüchtig sei. Daraufhin kappte ich alle Kommunikationskanäle und hatte seitdem keinen Kontakt mehr mit ihr.

Anfang dieses Jahres, zweieinhalb Jahre nach meiner Flucht, beschloss ich die offene Wunde zu heilen und die reguläre Scheidung in Thailand anzugehen. Mein Ziel war ein gerichtliches thailändisches Scheidungsurteil, weil nur das in Deutschland anerkennungsfähig ist. In Thailand ist die standesamtliche Scheidung üblich, die wird in Deutschland aber nicht anerkannt. Darüber hinaus wollte ich mir als Beifang den mir gesetzlich zustehenden hälftigen Anteil des ehelichen Zugewinns holen, bestehend aus vier Häusern auf drei verschiedenen Grundstücken und einem weiteren Grundstück, rund ein Hektar erschlossenes Bauland in städtischer Randlage. Weil Ausländer in Thailand kein Land besitzen dürfen, stand alles auf dem Namen meiner ehemals liebsten Ehefrau, ich war jedoch mit einem sogenannten Usufruct in den Grundstücksurkunden eingetragen. Das ist ein lebenslanges, vom Grundstückseigentümer unabhängiges Nutzungsbestimmungs- und Verwertungsrecht.

Ich nahm Kontakt zu meinem langjährigen thailändischen Anwalt auf, der mich in allen Rechtsfragen stets kompetent beriet, doch hatte der sich inzwischen zur Ruhe gesetzt und seine Kanzlei an einen Rotlichtbaron aus Pattaya verkauft. Der war für mich keine Option, deshalb suchte und fand ich eine neue Anwaltskanzlei 150 km entfernt. Ich wollte keinen Anwalt vor Ort, zu gross das Risiko, dass Informationen von einer Anwaltsgehilfin an meine Ex durchgestochen werden. Die Weiber in Thailand sind unglaublich gut vernetzt. Ein Freund von mir, passionierter Hobbyfotograf, flog mal getarnt als Fotoreise nach Bangkok zum Fremdficken. Noch vor seiner Rückkehr war seine Alte über jedes Detail seiner amourösen Aktivitäten informiert. Irgendein Huhn hatte ihn in Bangkok erkannt und alles brühwarm nach Hause berichtet.

Nach einem ersten Zoom-Meeting vereinbarte ich mit meinem neuen Anwalt einen persönlichen Termin in seiner Kanzlei und begann mit den Reisevorbereitungen. Zuerst war da die Frage der Einreisemodalitäten zu klären. Ich habe die Permanent Residency (PR) für Thailand, wie die Green Card in den USA ein dauerhafter Aufenthaltstitel, aber nur wenn ich das Land nicht länger als ein Jahr verlasse. Vor der Ausreise muss man eine Wiedereinreiseerlaubnis besitzen und vor deren Ablauf wieder eingereist sein. Meine Wiedereinreiseerlaubnis war vier Monate nach meiner Ausreise abgelaufen. Gesetzlich war ich verpflichtet, in diesem Fall meine dadurch ungültig gewordene PR an die Immigration zurückzugeben. Ich kontaktierte die Zentralimmigration in Bangkok per E-Mail, um einen persönlichen Rückgabetermin für den Tag nach meiner Ankunft in Bangkok zu vereinbaren. Einreisen wollte ich mit der generellen 30-Tage Visa Exemption für EU-Bürger. Daraufhin forderte die Immigration die Übermittlung einer Kopie aller Seiten meines Reisepasses und meiner PR an. Flugs alles eingescannt und zurückgeschickt, zwei Tage später erhielt ich folgende Antwort.

Weil ich das Land mit zum Zeitpunkt meiner Ausreise gültiger Wiedereinreiseerlaubnis verlassen habe, wird mir erlaubt, mit meiner PR ohne deren Verlust bis 30.09.2023 wieder einzureisen. Hammer, das eröffnete mir völlig neue Perspektiven. Im immer besser werdenden besten Deutschland aller Zeiten ist es nicht schlecht, sicherheitshalber eine Fluchtburg ausserhalb der EU zu unterhalten. Ob ich im Ernstfall da noch hinkomme, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Um mir auch künftig meine PR zu erhalten, muss ich halt einmal jährlich nach Thailand reisen und mir dort jeweils eine neue für ein Jahr gültige Wiedereinreiseerlaubnis holen. Und ich kann jederzeit länger oder auch für immer in Thailand bleiben.

Schnell kam der Reisetag, mit dem Zug nach München und von dort über Doha nach Bangkok. Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl, erneut eine Reise ins Ungewisse anzutreten. Schliesslich stand ich in der Ankunftshalle des Bangkoker Flughafens an einem der zahlreichen Einreiseschalter. Welch ein krasser Unterschied zu meiner Abreise, als der Flughafen wegen Corona menschenleer war. Der Beamtin der Immigration legte ich meinen Pass, meine PR und meinen ausgedruckten E-Mail-Verkehr mit der Zentralimmigration vor. Sie studierte meine Papiere, scannte meinen Pass, guckte auf ihren Computerbildschirm, beriet sich mit dem Beamten am Nachbarschalter und drückte schliesslich den berühmt-berüchtigten Knopf, um Verstärkung zu rufen. Da wusste ich, jetzt gibt es Ärger.

Ein kleiner untersetzter Mann mit zwei Bodyguards eilte heran, liess sich meine Papiere von der Einreisebeamtin geben und forderte mich auf, mitzukommen. Kaum waren wir ein paar Schritte durch die überfüllte Ankunftshalle gelaufen, kam ein Funkspruch. Offenbar musste ein weiterer Delinquent eingesammelt werden. Ich wurde inmitten der Warteschlangen geparkt, mit den gebrüllten Worten „YOU - STAY - HERE!“.

Die Blicke der wartenden Reisenden waren unbezahlbar. Schau an, da haben sie wieder einen Verbrecher erwischt. Der wandert nun sicher für lange Zeit ins berüchtigte Bangkok Hilton Gefängnis oder er wird direkt abgeschoben. Manche schauten statt triumphierend eher mitleidvoll zu mir rüber. Ich stand am Pranger, aber ich sagte zu mir, dass ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen. Alles war mit der Zentralimmigration abgestimmt.

Endlich kam meine Begleittruppe wieder, mit einer jungen hübschen Chinesin im Schlepptau. Und weiter ging es jetzt, quer durch die Ankunftshalle in ein Kabuff zur weiteren Befragung. Zuerst wurde die Chinesin behandelt, ihr Visum passte offenbar nicht zum von ihr bei der Einreise geäusserten Zweck ihres Aufenthalts. Das konnte indessen aber als sprachliches Missverständnis zu ihren Gunsten geklärt werden. Sie bekam ihre Einreisestempel und nun kam ich dran. Ich wurde an eine ältere Einwanderungsbeamtin übergeben. Sie bat mich, vor ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen und sagte unheilschwanger zu mir: „You have a problem!“.

Fortsetzung folgt ...

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