• 23.04.2024

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Kolumbien aus Sicht eines Gringos

colstrand

» Artikel vom

Gastautor: Fritz

Kolumbien, das Land der süßen Mäuse, so weiß der Stammleser des Männermagazins. Nun muss man nicht zwingend jemanden vor Ort kennen, um eine Reise in das südamerikanische Land zu unternehmen.
Dies hier soll ein Reisebericht mit Tipps für alle Gringos und auch die, die es nicht sind, sein.

Die Idee für eine Reise nach Kolumbien hatte ich schon einige Jahre im Kopf, nur brauchte man für eine Reise dorthin lange Zeit, analog zu den USA, eine Bratwurst im Körper. Nachdem diese Hürde aufgehoben wurde, ging es an die Planung. Kolumbien ist ein Land mit relativ viel Niederschlag, so passt es super zusammen, dass die dortige trockene Zeit mit dem deutschen Winter übereinkommt. Flüge aus Deutschland bieten sich entweder mit der Lufthansa über Frankfurt oder mit KLM über Amsterdam an. Ich entschied mich für die letztere Variante, weil KLM einen Gabelflug durchführt, sodass man in Bogotá ankommt und von Cartagena zurückfliegt.

Da Cartagena ein lohnendes Ziel ist, entfällt damit ein Inlandsflug zurück nach Bogotá. Bevor die Reise beginnt, sollte man einen noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepass haben und sich regelmäßig auf der Seite der kolumbianischen Migration und der deutschen Botschaft informieren. Eine weitere Voraussetzung, die kein Muss ist, aber die Reise extrem erleichtert und verschönert, sind Kenntnisse der spanischen Sprache. Die meisten Kolumbianer, auch viele im Tourismussektor, sprechen praktisch kein Englisch. Außerdem sind diese beim Englisch Sprechen sofort im Gringomodus, was die zwischenmenschliche Kommunikation doch arg abkühlen lässt. Als weitere Vorbereitung sollte man schauen, ob das Smartphone die Frequenzen des kolumbianischen Mobilfunkes unterstützt.

Unterkünfte und Inlandsflüge bucht man am besten vorher, um sich auf der Reise nicht mit sowas abgeben zu müssen. Für inner-kolumbianische Flüge empfehlen sich LatAm oder Avianca. Auf Reiseimpfungen habe ich verzichtet, die großen Städte und die Hochlagen sind, was die diversen Tropenfieber angeht, sehr sicher. Im Zweifel trägt man abends DEET auf die blanken Stellen und achtet auf Moskitogitter an den Fenstern.

Geht die Reise los und man kommt in Bogotá an, sollte man mindestens einen Tag zur Erholung einplanen und sich für die kommenden zwei Tage nicht zu viel vornehmen. Die Höhe von über 2600 m macht sich stark in der Kondition bemerkbar, insbesondere wenn man noch das Pech hat, erkältet zu sein. Vor Ort besorgt man sich eine lokale SIM-Karte von Claro, die es an jeder Ecke unregistriert gibt, jedoch nach 30 Tagen gesperrt wird. Wer nicht länger bleiben will, greift zu dieser oder falls doch zu einer Registrierten aus einem offiziellen Shop in einer Mall. Am Flughafen sollte man ein paar Euro in kolumbianische Pesos für die ersten Beschaffungen tauschen, mehr aber nicht. Geld hebt man später generell entweder bei der Banco Social ab oder geht in eine seriöse Wechselstube in sicherer Umgebung. Euro Bargeld ist beim Wechsel stets gern gesehen und im Spread sogar günstiger als der USD.

Ansonsten braucht man für Bogotá als Tourist nicht sehr lange, um die Stadt zu sehen. Am schönsten ist der Ausblick vom Berg "Monserrate" bei sonnigem Wetter, den man per Seilbahn oder Zahnradbahn bequem erreicht. Aufpassen sollte man verstärkt ab Nachmittags, weil dem Gringo von nicht sehr vertrauenerweckenden Dealern Drogen auf der Straße angeboten werden und dies sofort eine unsichere Gegend signalisiert. Im Übrigen riecht es in der Stadt ganztägig an jeder Ecke nach Gras. Auf dem Monserrate sollte man sich eine Coca-Pola (ein Bier aus Kokablättern) mit einem herrlich kräuterartigem Geschmack gönnen.

Ist man mit der Hauptstadt fertig, ist ein weiteres Ziel auf einer Rundreise die Stadt Santa Marta an der Karibikküste. Anders als in Bogotá hat es hier tropisch schwüles Wetter. Als Übernachtung bieten sich die besseren Unterkünfte in Zentrumsnähe an, idealerweise mit Garten und Pool. Die Stadt hat man an einem halben Tag gesehen und kann sich danach dem Strand und dem Rrrööööhhrrren widmen. Die beste Möglichkeit ist, auf Milerotico eine Herzensdame seiner Wahl über WhatsApp zu kontaktieren. Unbedingt vorher nach Preis und (sicherem und erreichbaren) Standort fragen. Für umgerechnet 23€ bekam der Autor einen Service, der zu den Top 5% gehörte und mich nachhaltig versaute, was P/L anbetrifft. Mirella aus Medellín lernte ursprünglich das seriöse Massagehandwerk und erweiterte dann ihr Portfolio für bessere Einkünfte. Ich gab noch Trinkgeld und schon am nächsten Tag wurde ich rückfällig, sie zeigte noch ein paar weitere Tricks und Special Effects. Mirella aus Medellín wird auf jeden Fall im Langzeitgedächtnis bleiben.

Weiter ging es von Santa Marta mit dem Mietwagen nach Palomino. Das Autofahren auf dem Land ist machbar, wenn man sich defensiv, fließend und leicht hupend in den Verkehr integriert. Palomino selbst ist ein herrlich grünes, tropisches kleines Dorf am Meer zum Genießen und Entspannen. Der Ort sieht aus wie die tiefste dritte Welt, hat aber eine erstaunlich gute touristische Infrastruktur mit Unterkünften aller Art. Dazu einen ganz eigenen leicht hippihaften Charme. Wer hier Rrrööööhhrrren möchte, sollte eine Dame mitbringen oder sie vor Ort romantisch erobern. Der freie Mann kann sich da aber auch auf die Essenz des Seins fokussieren, am Strand den Wellen zusehen und das Schwirren der Kolibris genießen. Wer mehr Zeit in dieser Gegend verbringen will, kann sich noch den Tayrona Nationalpark ansehen, nach Minca fahren oder eine Expedition in das dahinter befindliche, nahezu undurchdringliche Bergmassiv mit 5000 m Höhe machen.

Nach den Tagen am Meer kommt ein weiteres Ziel, wenn nicht sogar das absolute Must-Have einer Kolumbien-Reise: die Stadt Medellín. Bekannt aus ihrer Historie der Drogenkartelle ist sie mittlerweile "relativ" sicher und hat sich dem Tourismus recht weit geöffnet. Als Gringo-Touri sollte man am besten im Stadtteil Poblado absteigen, dort ist es zwar teurer, aber auch sicherer. Medellín hat ein sehr gut ausgebautes und modernes Nahverkehrssystem mit Hochbahnen, Bussen und Seilbahnen, mit einer Sauberkeit, die in Berlin zuletzt vor sehr vielen Jahren herrschte. Die Metrocable (ein Netz aus Seilbahnen) ist absolut zu empfehlen, man kann so für je umgerechnet einen Euro mit sechs verschiedenen Linien quer über die Dächer der Stadt schweben. Als Nebeneffekt kommt man in den kleinen Kabinen mit den lokalen Bewohnern ins Gespräch und erfährt so noch einiges über das dortige Leben. Die bekannte Favela „Comuna 13“ sollte auch unbedingt ins Programm aufgenommen werden. Hinauf geht es über Rolltreppen zu einer schmalen Straße, die als Fußgängerzone unzählige kleine Shops, Bars und Straßenkünstler zu bieten hat. Überall bietet sich die Aussicht über die Wellblech-gedeckten Hütten, über die riesige Stadt, welche sich an beiden Seiten des Tals die Hänge hinauf zieht. Das Rrrööööhhrrren soll in Medellín nicht zu kurz kommen, auch da kontaktiert man über das bekannte Portal. Von den Damen auf der Straße lässt man besser die Finger. In Poblado verlangen sie das 3-fache des Normalpreises und in anderen Gegenden wird’s gefährlich. In den unauffälligen Stadtvierteln bekommt man zu 20 bis 30 Euro den Saft aus der Banane. Ist der Verstand wieder klar, gibt es weitere Attraktionen. Im Umland befinden sich feucht-grüne Bergwälder, die man auf einer sprichwörtlichen Kaffeefahrt zu einer Plantage mit Führung bewundern kann.

Neben Santa Marta und Medellín ist Cartagena eine von Besuchern beliebte Stadt mit einem sehr schönen historischen Zentrum. Wer mit KLM fliegt, genießt hier den Abschluss seiner Kolumbien-Tour bei feucht heißem Wetter in den schmalen Straßen der Altstadt, am Strand und auf der Matratze. Preislich ist es dort aber aufgrund der vielen US-Touristen teurer als in Santa Marta, dennoch immer noch viel günstiger als in Europa. Eine Dame, mit schon längerer Berufserfahrung, bot ihre Dienste, wie so viele andere, abends in der Altstadt feil. Auch für sprachlich Unbegabte war durch die schwungvolle slapstickartige Handbewegung zum Mund klar, was es sein sollte. Ich sparte mir die zehn Euro, die es gekostet hätte, denn ich war schon nachmittags in einer Wohnung bedient worden. Außerdem ist die Straßenaquise nichts für mich – zu unsauber, zu unsicher und in ihrem Falle zu alt. Den Lacher für ihre Darbietung nahm ich jedoch mit.

Kulinarisch hat das Land keine Highlights zu bieten, aber durchweg faire Preise und vernünftige Qualität. Bereits ab fünf Euro bekommt man ein Tagesmenü zum Mittag mit zwei Gängen und Saft in einer sehr guten Qualität – dort, wo auch überwiegend Locals essen. Abends kostet es mehr, beginnend ab zehn Euro inkl. Bier und Trinkgeld. In den meisten Hotels gibt es auch ein angeschlossenes Restaurant mit guter Küche, sodass man dort im Garten in entspannter Atmosphäre essen kann und nicht auf die Straße hinaus muss. Es empfehlen sich tendenziell eher kleinere, familiär geführte Hotels als größere Häuser.

Als Fazit ist Kolumbien auf jeden Fall eine Reise wert. Ich war positiv überrascht, denn es war nicht das, was ich aus YouTube-Videos und Streetview erwartet hatte. Je besser die Spanischkenntnisse, desto höher der Spaßfaktor bei einer selbstorganisierten Reise. Es würde aber auch ohne gehen, wie ich bei anderen Touristen sah. Als Reiseziel macht es das Komplettpaket aus Kultur, Natur, Strand, einem authentischen südamerikanischen Eindruck und auch den Chicas sehr attraktiv. Trotzdem ist es noch lange nicht so überlaufen wie andere Reiseziele, weil der billige Massenpauschaltourismus fehlt und es doch nicht so sicher wie beispielsweise Thailand ist.
Kolumbien – ein Land der Wunder, in dem nicht nur die Kolibris ihre Schnäbel in den süßen Nektar stecken.



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