• 27.09.2024

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Goldschniedel 5

klappe

» Artikel vom

Gastautor: Megatherium

Die Schwabenmeersirene ist eifrig am Tippen, während der Besucher mit dem Portier einige Worte wechselt.
„Wo kann man denn diese Ergüsse lesen?“ fragt der Frauennichtversteher. „Auf Fratzenbuch?“
„Nein, sie hat ein Konto bei Shitter“, entgegnet SenfInDerTube, „es heißt: MutterSchuftet.“
„Danach sieht sie auch aus!“
Der Besucher schreitet würdevoll zum Empfangstresen. Jane Leatherskin drückt hastig auf eine Taste, merkt, daß sie statt „Senden“ „Löschen“ erwischt hat, wird unwillig und sieht den Störenfried mißmutig an. Dann entsinnt sie sich ihrer Pflicht, lächelt verbindlich und fragt, nachdem sie ihn willkommen geheißen hat, mit rauchiger Stimme: „Was darf es sein, Fremder?“
Der Besucher, dem man auf den ersten Blick ansieht, daß er aus dem Lande der Gauchos angereist kommt, hebt ob dieses Empfangs nur ein wenig die Augenbrauen und verzieht sonst keine Miene.
"¡Dos Paraguayas con mopsas mas grandes, por favor!"
Sie schaut irritiert drein. "Dos - wie bitte?"
"¡Dos Paraguayas con mopsas mas grandes, por favor!" wiederholt der Besucher geduldig.
"Dosenpapageien? Ich glaube, da sind Sie bei uns falsch. Was wollen Sie denn damit?"
Der Besucher erklärt, unterstützt von den Händen, sein Begehr.
"Ach, die beiden!" Jane Leatherskin schaut auf ihrem Bildschirm nach. "Das ist momentan leider nicht möglich. Die beiden sind gerade beim Chef zur monatlichen Qualitätskontrolle. - Wieso hat der Chef da Hupentest eingetragen?" rätselt sie und reicht dem Besucher ein Tablet. "Hier können Sie alle sehen, die gerade frei sind. Vielleicht findet sich ja etwas für Sie."
Während er die verfügbaren Schönen durchsieht, meint der Besucher beiläufig: „Ich vermisse hier Ihr holdseliges Angesicht.“
„Ich arbeite als Empfangsdame und sonst nichts.“
„Das ist bedauerlich, denn sie könnten mit Ihrer zarten Haut den Mann nach getaner Arbeit auf Hochglanz polieren.“
Die Tresenpomeranze weiß nicht, was sie davon halten soll. „Wie meinen Sie das?“
„Na, als Schniedelschmirglerin sozusagen. Ihre Haut ist dafür vortrefflich geeignet. Die Rinder meines Nachbarn haben eine ähnliche Haut, und die gibt ein vortreffliches Polierleder ab.“
„Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen?“ ruft sie empört.
„Spass muss sein“, entgegnet der Besucher und trifft seine Wahl. „Hier ist ja etwas für mich: Las Habaneras, die höllischen Zwillinge aus Havanna. Schärfer als jede Habanero.“ Nachdem die Formalitäten erledigt sind sagt Spassi noch: „Halten Sie sich von denen fern, die würden Ihnen mit Ihrer Schärfe die schöne Lederhaut verätzen!“ Er schreitet durch die protzige Tür, über welcher dieAufschrift „RÖHRARIUM“ prangt.

Jane Leatherskin nimmt verdrossen ihr Schlaufon zur Hand und beginnt wieder zu shittern. Sie ist im schönsten Zuge, der Text wird immer länger, da wird sie durch ein lautes „RÖÖÖÖÖÖÖHR!“ aufgeschreckt. Rasch drückt sie auf eine Taste und schaut auf. Da naht vom Eingang her ein Mann in Handwerkermontur, der das Röhren nochmals wiederholt, bis er vor ihr steht.
„Sie haben mich aber erschrocken!“ sagt sie und fragt nach seinem Begehr.
„Ich bin Meister Röörich, der röööhrende Rohrverleger und will hier bei Ihnen ein Rohr verlegen.“
„Bei mir?“
Meister Rööörich mustert sie aufmerksam. „Nein, dazu ist die Bausubstanz zu alt. Viel zu gefährlich. Rost, Schimmel und dergleichen. Sie verstehen?“
Jane Leatherskin ignoriert die Anspielung und durchsieht verdrossen ihre Unterlagen. „Da muß ein Irrtum ihrerseits vorliegen, es ist kein Handwerkstermin vorgemerkt.“
„Ich weiß, aber das ist ein Notfall. Eine Ihrer Damen braucht dringend eine Rohrverlegung, und dafür bin ich der richtige Mann!“
„Ach so. Dann schauen Sie, welche dafür in Frage käme.“

Meister Rööörich sieht sich das Angebot an und ruft schließlich: „Das haben wir ja genau die Richtige: Safftzahn das Haremsflittchen, die schönste Blüte des Orients. Reitet jeden Kamelhöcker platt und jeden Pfahl zu Sägemehl. - Ob sie auch mein Stahlrohr, das ich bei ihr zu verlegen gedenke, zu Spänen zerlegt? Da muß sie sich aber ranhalten!“
Nach Erledigung der Formalitäten samt Bezahlung verschwindet er mit einem lauten„RÖÖÖÖÖÖÖHR!“ im Röhrarium.
„Was da heute für Leute aufkreuzen!“ Die Tresenpomeranze wendet sich wieder der Shitterei zu. „Verflixt, da habe ich vorhin schon wieder die Löschtaste gedrückt! Also noch einmal alles von vorne!“ Sie legt los.

Nach einer kurzen Weile tritt ein Besucher ins Foyer, dem man schon von weitem den Hobbyimker ansieht.
Er lehnt eine Auswahl aus dem Damenkranz höflich ab und fragt nach dem Chef. Jane Leatherskin informiert diesen über die Sprechanlage und kommt dann auf die Gefahr zu sprechen, daß Imker von den Bienen gestochen werden und womöglich daran zugrunde gehen. „Das wäre nichts für mich“, schließt sie und schüttelt sich.
„Ach was“, winkt der Hobbyimker galant ab, „für Sie wäre das ideal. Ihre Haut schützt Sie sogar vor Hornissenstichen.“
„Wie meinen Sie das?“
„Die Stacheln kommen durch das Leder gar nicht durch. Ich wette, selbst die berüchtigten brasilianischen Mörderbienen würden daran scheitern!“
Die verschnupfte Tresenpomeranze will antworten, da tritt Pöbel-Lerby hinzu Er kommt gerade vom Hupentest und ist daher locker und entspannt.
Der Hobbyimker nimmt ihn etwas beiseite und fragt leise: „Ist Goldschniedel schon gekommen? Ich habe eine wichtige, vertrauliche Nachricht für ihn.“
„Das weiß ich nicht, ob er gekommen ist. Hier eingetroffen ist er jedenfalls noch nicht.“
„Das ist dumm! Ich wollte meinen Aufenthalt nutzen, um im Regenwald die brasilianischen Mörderbienen zu studieren.“
„Ja, da haben wir seit geraumer Zeit eine Plage, aber in der Nähe der Stadt haben sie sich noch nicht sehen lassen. – Willst du dir jetzt eine Bienenzucht einrichten und brauchst sie für Kreuzungen?“
„Ja, habt ihr denn nichts davon gehört, was der böse Putin, dieses Potentatenarschloch, vorhat? Sogar in eNTeVau gab es einen langen Bericht darüber!“
„Nein, wir haben hier davon nichts mitgekriegt. Was ist denn los?“
„Der böse Putin richtet persönlich die russischen Bären ab. Bald wird er sie mit dem Befehl losschicken, den deutschen Hobbyimkern ihren Honig wegzunehmen!“
Pöbel-Lerby sagt nicht, was er denkt (man sieht es ihm an), sondern entgegnet: „Da fällt mir ein, daß hier auf meinem Anwesen auch eine brasilianische Mörderbiene haust.“
„Eine einzelne?“ fragt der Hobbyimker ungläubig. „Das kann doch nicht sein!“
„Es ist aber so. Sie ist mit mir im Flugzeug aus Brasilien gekommen, vor einem Monat etwa. Bisher hat sie noch niemanden umgebracht, sie ist recht umgänglich. Am besten siehst du sie dir selber an. Da kannst du die Zeit, bis Goldschniedel eintrifft, nutzbringend verwenden.“
„Gerne“, stimmt der ahnungslose Hobbyimker zu. „Da bin ich aber neugierig!“
Pöbel-Lerby will vorangehen, während die Schwabenmeersirene bereits wieder nach ihrem Schlaufon greift.
„Was ist denn das? Sie shittern private Nachrichten während der Arbeitszeit? So etwas will ich hier nicht sehen!“ Er nimmt das Schlaufon an sich und löscht die bereits getippte Nachricht. „Machen Sie das gefälligst nach Feierabend!“
Die beiden verschwinden ins Röhrarium, Jane Leatherskin bleibt eingeschüchtert zurück und wagt vorerst nicht mehr zu shittern.

Im Buen Retiro geben die Freien Männer ihrer Enttäuschung lautstark Ausdruck. „Bekommen wir denn endlich mal was von der alten Schachtel zu lesen?“

„Pöbel-Lerby verdirbt uns aber auch jeden Spaß!“
„Wann fliegt die Alte endlich? Ich habe einen Hunderter gewettet, daß sie bis Samstagabend vor die Tür gesetzt wird.“
„He, da kommt der Dinosaurier angekeucht“, sagt einer, der einen Platz mit Blick auf die Terrasse hat. „So wie der läuft, ist die Drachennachbarin hinter ihm her und will ihn notzüchtigen, hähä!“
„Toll, und das live und kostenlos. Laßt ihn nicht entkommen!“
Die Tür geht auf. „Hallo, Leute, wißt ihr schon das Neueste? WOOOOOOOOOOOOOCHENENDEEEEEEEEE!!!!!! SAAAAAAAAUUUUUUUUFFFFEEEEEEEENNNNNNNNN!!!!!!!“
Gelächter antwortet ihm. „Anfänger! Wir saufen schon die ganze Woche!“
„Und jetzt ist euch der Sprit ausgegangen und habt Nachschub bestellt?“
„Was für Nachschub?“
„Draußen auf dem Weg zum Strand bringen Fischer ein ganzes Faß angekarrt.“
Die Neugier treibt die Anwesenden auf die Terrasse. Tatsächlich: Auf einem Handwagen ein klassisches Rumfaß, zwei Mann ziehen, einer schiebt. Die drei stecken in der landestypischen Kleidung der Fischer. Ihre Gesichter sind gerötet, die Augen blicken seltsam glänzend – von der Anstrengung kann das nicht kommen. Auf dem Faß klammert sich ein offenbar volltrunkener Mann fest und lallt unverständliches Zeug vor sich hin.
„Wer ist denn das?“ fragt Ali Mente fassungslos. „Ein Alimenteflüchtling?“
„Gallada schechs acht!“ stößt der Betrunkene mal wieder etwas halbwegs deutlich hervor.
„Ja, so richten einen die Weiber zu, wenn man nicht den dummen Pudel macht“, philosophiert Igel, „dem armen Kerl wird nicht einmal sein Auto als Schlafplatz gegönnt!“
Pöbel-Lerby hat den Hobbyimker zur brasilianischen Mörderbiene gebracht und kommt heraus auf die Terrasse. Verwundert betrachtet er die Szene und fragt sodann die Fischer: „Wen bringt ihr denn da an?“
„Ja also, Chef, den haben wir vor ner Stunde am Strand aufgefischt“, sagt einer mit etwas schwerer Zunge, der wie seine Kameraden auch nicht mehr ganz sicher auf den Beinen ist. „das Faß kam mit der Strömung so von Barbados her getrieben. Der Kerl lallt und faselt allerhand Zeug vor sich hin, das wir nicht verstanden haben. Der Pfarrer meinte, es wäre Deutsch und hat uns heraufgeschickt. Vielleicht können Sie was aus ihm rausholen?“
„Wir kümmern uns darum“, erwidert Pöbel-Lerby mit einem interessierten Blick auf das Faß. Die Fischer, mit einem guten Trinkgeld versehen, torkeln zufrieden von dannen.
„So wie die unterwegs sind, haben sie das Faß natürlich vorher leergesoffen“, vermutet der Pissköter, „und das ganze Dorf liegt besoffen am Strand!“
„Meine Bitcoins kriecht ihr nischt!“ lallt der Mann auf dem Faß. „Alles meins! Römer acht acht!“
„Moment mal!“ ruft der eisfreak. „Der labert von Bitcoins und Kryptos und kommt voll des Rums vom rumreichen Barbados her angeschwommen? Ich gehe jede Wette ein, das ist der Brenzli!“
„Ja, und die Bibelsprüche passen auch dazu. Wie schön von ihm, daß er uns das volle Faß mitbringt; das wollen wir auf ihn austrinken.“
„Vielleicht haben die Fischer ja noch etwas dringelassen.“ Der Suffkopp (liebevoll Suffi genannt) untersucht das Faß genauer und ruft erfreut: „He, das ist ja noch voll bis oben hin!“
„Dann rein damit!“
„Wartet“, sagt Pöbel-Lerby. „Erst einmal muß der Suffkopp vom Faß!“
„Wieso ich?“ fragt der Suffkopp erstaunt und tritt einen Schritt zurück.
„Ich meine doch den Brenzli!“
Die Freien Männer packen an, ziehen und zerren an Brenzli herum, doch der hält sich verbissen fest und lallt: „Nein, meine Bitcoins geb ich nicht! Hebräer drei zehn! Gehört alles mir!“
„Kann mir jemand sagen, was das für Bibelsprüche sind?“ fragt Kongo-Müller (der sich aus Geheimhaltungsgründen unter dem Pseudonym „Tua“ vorgestellt hat). „Der will uns doch verarschen?“
„Ach, der faselt nur dummes Zeug“, winkt Max der Zahlesel ab. „Der Rum gehört auf jedenfalls uns!“

Pöbel-Lerby hat den rettenden Einfall.

Welchen Einfall hat Pöbel_Lerby? Gelingt die Erweckung von Brenzli, und wie kam er auf das Faß? Wie ergeht es dem Hobbyimker mit der brasilianischen Mörderbiene? Und welche Besucher sieht die Villa Pornoma an diesem Tage noch? All das und noch viel mehr erfährt der geschätzte Leser in der sexten Folge dieses Heldenepos der Freien Männer!



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